Ahmose schrieb:Seltsames Argument. Putin will die Ukrainer doch gar nicht vertreiben. Ganz im Gegenteil: Er will alle Ukrainer zu Russen machen. Die sollen doch gar nicht fliehen sondern brave Moskowiter werden und dem Kreml loyal dienen.
Es ging bei dem Beispiel ja auch nicht um die Sicht von Putin, sondern um die der aufnehmenden Länder. Wenn die argumentieren würden, dass sie keine ukrainischen Flüchtlinge aufnehmen, weil sie dagegen sind, dass Putin die Ukrainer durch die Kampfhandlungen vertreibt, wäre das genau das Niveau, auf dem andere sagen, dass sie keine Flüchtlinge aus Gaza aufnehmen, weil sie dagegen sind, dass Israel sie durch die Kriegshandlungen vertreibt.
Da bestehen aber aus der Sicht der aufnehmenden Länder merkwürdigerweise Unterschiede, obwohl es doch in beiden Fällen rein um Humanität gehen sollte, nicht um längerfristige politische Absichten oder Ziele, die man selber hat oder anderen unterstellt.
Bei Israel unterstellt man ohne weiteres (bzw. man schiebt es vor, um nicht tätig werden zu müssen), dass Israels Kriegsziel tatsächlich die endgültige Vertreibung der Gazaner sei bzw. zumindest dass, sobald die Gazaner erst mal weg (geflüchtet) sind, sie nie wiederkommen können, weil Israel sie nicht wiederkommen lässt. Bei Putin unterstellt man offenbar bereitwillig, dass der die ukrainischen Flüchtlinge „zurücknimmt“ oder diese irgendwann zurückkehren können, was auch immer dann aus der Ukraine geworden ist.
Nur ist eben durchaus nicht ausgemacht, dass Israel alle Gazaner auf Dauer „vertreiben“ will und sie nicht zurückkehren lässt. Ein paar Knallköppe im israelischen Regierungslager mögen davon zwar laut und feucht träumen, aber die offizielle Regierungslinie ist das bisher nicht, genausowenig, wie es bisher Putins offizielle Linie ist, die geflüchteten Ukrainer nicht wieder zurückzulassen.
Und damit noch mal: Wenn es ums Humanitäre geht, bekleckern sich die umliegenden Staaten nicht gerade mit Ruhm, was die Aufnahme von Flüchtlingen aus Gaza angeht.
Ahmose schrieb:Ich wäre auch nicht scharf darauf in einem nicht geräumten und nicht gesicherten Gebiet eine Zeltstadt zu errichten.
Ist wurscht. Wenn niemand die Menschen aufnehmen will, geht es ums Überleben im Binnenland, und da gibt es zum Norden keine Alternative.