SomertonMan schrieb:Die KZ wurden einfach aufgegeben, als die Alliierten näher kamen. Die Nazis sind abgehauen und haben die Häftlinge sich selbst überlassen.
Gut. Aber auch das war dann auf Druck von außen und nicht etwa, weil jemand ihnen das freundlich erklärt hätte, wie manche User sich das anscheinend vorstellen würden.
Carl138 schrieb:Würde man auch z. B. in englischen Schulen über die Gräueltaten, die sich in vergangenen britischen Kriegen ereignet haben, aufklären, so wären auch die Engländer heute, ähnlich wie wir auch, nicht so stolz auf ihre „Empire“.
Und du glaubst, die hören in der Schule nichts davon? Sind die Briten denn stolz auf ihre Kolonialgeschichte?
Carl138 schrieb:Weil ich, meine Mutter und mein Vater (so wie Deine auch) in der Schule gelernt haben, dass das, was unsere Vorfahren getan haben, absolut falsch, unmenschlich und barbarisch war, mit Bildern des Holocausts und sonst allem Leid, den die Nazis verursacht haben, sowas prägt und brennt sich ein, vor allem erst recht dann, wenn man noch heranwächst ... würde dieser Part fehlen, dann bin ich mir sicher, hätten wir eine andere Sicht auf die Geschehnisse von damals.
Auch wir haben das in der Schule rauf und runter davon gehört. Zu Hause dagegen hätte ich meine Großeltern niemals fragen dürfen, wie das im Dritten Reich war. Mein Vater wollte das nicht, weil ihnen solche Fragen vielleicht unangenehm gewesen wären. Also ließ ich es lieber, obwohl der Lehrer dazu aufgefordert hatte. Ich weiß es noch immer nicht, meine Großeltern sind jetzt auch alle tot, vermute aber, dass sie Mitläufer waren. Nur einer meiner Großväter hat irgendwann unter Tränen gesagt, wie schlimm es gewesen wäre, "was sie mit den Juden gemacht haben". Ich weiß bis heute nicht, wen er meinte (wie gesagt: nachfragen durfte ich nicht), es klang aber, als ob er von den anderen Soldaten sprach, wahrscheinlich irgendwann beim Überfall eines Dorfes oder so.
Ich persönlich hätte nicht irgendwelche Bilder von KZs gebraucht. Ich bin selbst in der Schule massiv gemobbt worden und wusste darum aus eigener Erfahrung, was es heißt, jeden Tag Angst haben zu müssen, dass jemand seine Langeweile damit vertreiben will, mich zu quälen. Wie das bei meinen Klassenkameraden war, weiß ich nicht. Einige waren wohl so erschüttert wie du und deine Eltern, bei anderen vermute ich, dass es ihnen eher auf die Nerven ging.
Gut war aber ein Buch, das wir in der Schule lasen. Nicht das "Tagebuch der Anne Frank", sondern ein Buch über Anne Frank. Da ging es nicht nur um ihre persönliche Lebensgeschichte, wozu der Autor viele Freunde und Bekannte befragte, sondern es wurde auch immer wieder herausgestellt, dass das nur ein Schicksal unter vielen anderen war. Das fand (und finde) ich eindrucksvoller, als wenn ein einzelner so herausgehoben wird, dass die Millionen andere Leute fast unter den Tisch fallen.
Aber viele andere Menschen werden wohl eher durch die Schilderung von Einzelschicksalen bewegt, von Personen, mit denen sie sich identifizieren können, so dass Bücher, Romane und Spielfilme über den Holocaust sicher eine Menge Positives (in der Hinsicht, dass die Leser/Zuschauer von selbst denken, dass das nie wieder passieren darf) bewirken können. Mit Anne Frank können sich eben viele Jugendliche identifizieren, weil sie in ihrem Tagebuch eben auch "normale" Vorkommnisse beschreibt wie z.B. Streit mit ihrer Mutter, was praktisch jeder andere in ihrem Alter auch erlebt und kennt.
Andante schrieb:Jedenfalls hätte der UN-Generalsekretär den Mund halten sollen
Schwierig, denn sein Amt ist es ja gerade, eben nicht den Mund zu halten. Aber er ist ja nicht der erste, der sich bei einem solchen extremen Verbrechen unglücklich verhält. Sein Vorgänger Khofi Annan hat damals beim Völkermord in Ruanda versagt (und mit ihm der Rest der UNO) und sogar (wie auch die UNO selbst) den Friedensnobelpreis bekommen.
Wahrscheinlich dachte Guterrez, er könne besser vermitteln, wenn er für beide Seiten Verständnis zeigte. In Wirklichkeit fällt er damit den Opfern des Massakers natürlich in den Rücken. War also vermutlich eigentlich gut gemeint.
Andante schrieb:Als Vermittler taugen die UN (als Organisation) da kaum, die Rolle müssen andere übernehmen, so weit das überhaupt möglich ist.
Das ist leider so, weil eben viele islamische Staaten, die auch dort drin sind, eher gegen Israel eingestellt sind.