Afghanistan, die Luft wird dicker

fischersfritzi schrieb:Daher hatte mich interessiert, wie genau die Erhebung durchgeführt wurde.

Das steht dort unter "Methodology".

In all countries, surveys were administered through face-to-face interviews conducted at a respondent’s place of residence. All samples are based on area probability designs, which typically entailed proportional stratification by region and urbanity, selection of primary sampling units (PSUs) proportional to population size, and random selection of secondary and tertiary sampling units within PSUs. Interview teams were assigned to designated random routes at the block or street level and followed predetermined skip patterns when contacting households. Within households, adult respondents were randomly selected by enumerating all adults in the household using a Kish grid or selecting the adult with the most recent birthday.

Quelle: https://www.pewforum.org/2013/04/30/the-worlds-muslims-religion-politics-society-appc/

fischersfritzi schrieb:Wie kann Anonymität gewährleistet sein bei einer extrem hohen Rate von Analphabeten.

Meinst du, die Anaphabeten in Afghanistan sind eine Bevölkerungsgruppe die besonders gegen die Scharia eingestellt ist?

Wenn man sich die anderen Fragen anschaut, ist Afghanistan häufig unter den Ausreißern. Nur in den Palästinensergebieten z. B. halten mehr Menschen Bombenattentate und andere Formen von Gewalt gegen Zivilisten für "oftmals" (beide 18%) oder "manchmal" (21% bzw. 22%) gerechtfertigt. Frage 89 auf Seite 216.

parabol schrieb:Meinst du, die Anaphabeten in Afghanistan sind eine Bevölkerungsgruppe die besonders gegen die Scharia eingestellt ist?

Ich meinte dass es schwer ist, mit Analphabeten eine anonyme Befragung durchzuführen.
Das erschließt sich eigentlich aus dem.Gesprächsverlauf.

VanDusen schrieb:Das steht dort unter "Methodology".

Ja, genau das hatte ich gesucht.
Also Face to Face Interviews, das bedeutet natürlich eigeschränkte Anonymität.
Und ein Gender Bias, überproportional viele männliche Befragte.

Wird ein bisschen klarer, wie es zu den unrealistischen 99% kommt.

fischersfritzi schrieb:Ich meinte dass es schwer ist mit Analohabeten eine anonyme Befragung durchzuführen.

Wieso sollte unter den Analphabeten es weniger Fans von Scharia geben als im Rest der Bevölkerung?
Natürlich ist da die Zustimmung noch höher, das weiß ich auch so.
Genauso wie ich weiß, dass unter Rentnern die Zustimmung für Rentenkürzungen geringer ist als im Rest der Bevölkerung.

schluesselbund schrieb:Richtig. Aber nicht das koordinieren ist das Problem. Das könnt durchaus noch klappen. Wer von den EU Staaten würde sein Bevölkerung in den Krieg schicken? Wer tut sich das an? So ist es stimmig. Wohl an ehesten noch Frankreich. Und da sprechen wir von der Legion.

Wieso Bevölkerung?

parabol schrieb:Der Flughafen Frankfurt hat z.B. tägliche Passagierzahlen von 200000 Passagieren, die Bundeswehr schafft aber aus
Kabul höchstens 1000 Leute pro Tag raus.

Ähem ernsthaft jetzt... Und da ist auch noch die Ankunft mit drin

Wie bescheuert der Vergleich ist... Weißt du selbst.

Fedaykin schrieb:Ähem ernsthaft jetzt... Und da ist auch noch die Ankunft mit drin

Ok, dann 100000 am Tag

parabol schrieb:Wieso sollte unter den Analphabeten es weniger Fans von Scharia geben als im Rest der Bevölkerung?

Du hast es nicht verstanden. Egal.

VanDusen schrieb:Wenn man sich die anderen Fragen anschaut, ist Afghanistan häufig unter den Ausreißern

Ich habe mir die Datei mal abgespeichert und gucke mir die mal in Ruhe an.
Ich finde das ganz spannend.

parabol schrieb:Ok, dann 100000 am Tag

Da ist nach einem Jahr Afghanistan leer :D

parabol schrieb:Ok, dann 100000 am Tag

Mmhh und jetzt darfst du nochmal nach unterscheiden suchen.

Zwischen einem riesen Flughafen zivil in Frieden und dem in Kabul in dem jetzigen Zustand..

Fedaykin schrieb:Wieso Bevölkerung?

Also ich bitte dich. Hast du meine Beitrag nicht verstanden. So blöd kann man doch nicht sein.

schluesselbund schrieb:Also ich bitte dich. Hast du meine Beitrag nicht verstanden. So blöd kann man doch nicht sein.

Wenn wir unsere Streitkräfte schicken, schicken wir Bürger unsere Bevölkerung in den Einsatz

So wie du es formuliert klingt es seltsam.

"die Bevölkerung"

In Afghanistan bahnt sich eine Hungersnot an:

Mehr als 13 Millionen der rund 32 Millionen Menschen im Land befinden sich in akuter Ernährungsunsicherheit, haben also nicht zuverlässig ausreichend zu essen; im Welthunger-Index belegt Afghanistan Rang 99 von 107 Ländern. Die Lage war also schon vorher schlecht. Seit Monaten leben Binnenflüchtlinge in informellen Lagern rund um die Hauptstadt in desaströsen Verhältnissen, zwischen Müllhalden und ohne medizinische Versorgung, stabile Unterkünfte und Schulbildung für die Kinder. Nun verschärft sich die Situation weiter. So haben zum Beispiel Regierungsmitarbeiter seit Juni, spätestens seit Juli kein Gehalt mehr bekommen. Keiner von ihnen wird im August Geld erhalten. Zudem sind die Preise extrem gestiegen. Vor allem im Norden können sich viele Menschen schlicht keine Lebensmittel mehr leisten. Das bedeutet, dass Mahlzeiten gestrichen werden und Familien sich kein Gemüse oder Obst mehr leisten können, sodass die Mangelernährung der Kinder zunimmt. Hinzu kommt: Dürren haben Ernten geschädigt, und Häuser von Kleinbauern wurden durch die Kämpfe zerstört.

https://www.spiegel.de/ausland/ngos-in-afghanistan-die-taliban-haben-uns-aufgefordert-unsere-humanitaere-arbeit-wieder-aufzunehmen-a-9dc9f9da-0b7d-4573-a868-935d9ba6d793

@VanDusen
Flüchten wollen verständlicherweise Frauen und Mädchen. Plus halt die Männer, die uns und den Alliierten geholfen haben oder in heute gefährlichen Berufen tätig sind (Journalisten, Lehrer mitunter etc)
Was die Scharia angeht, kann ich nur nochmal folgendes wiederholen

Die Frauenrechte nach den Taliban unter der Regierung Karsai unterschieden sich von denen unter den Taliban nur im Detail. Unter der Karsai Regierung wurden bis 2014 jedes Jahr die Frauenrechte wieder weiter verschärft. [22]

Im Februar 2014 unterzeichnete das afghanische Parlament wieder ein Gesetz, das Männern, die Frauen misshandeln, faktisch Straffreiheit garantiert. Auch das Tragen der Burka, „Ehrenmorde“, erzwungene Hochzeiten oder der Verkauf von Frauen gelten danach als eher normal.[23]

Quelle: Wikipedia: Frauenrechte unter den Taliban

Das sollte man beachten, wenn man Menschen nicht nur herausfliegen, sondern nach Deutschland bringen will, die nicht zu Ortskräften etc gehören, oder Frauen/Mädchen sind

abberline schrieb:Was die Scharia angeht, kann ich nur nochmal folgendes wiederholen

Wobei "Scharia" kein klarer Begriff ist, es ist in etwa so wie "bibeltreu" in Europa, man kann da alles mögliche darunter verstehen.

@parabol
Ändert nix, wenn "Verkauf" von Frauen, Ehrenmorde etc eher als "normal" gelten, sollte man schon genau schauen, wen man nach Deutschland lässt.
Was nicht heisst, dass man unsere Kameraden von den Ortskräften natürlich ausfliegen und ihnen helfen muss. Ohne die wären unsere Leute mitunter ziemlich aufgeschmissen gewesen. Die mein ich nicht, aber manche wollen ja gefühlt jeden Flüchtling aufnehmen, nicht nur Ortskräfte

parabol schrieb:Wobei "Scharia" kein klarer Begriff ist, es ist in etwa so wie "bibeltreu" in Europa, man kann da alles mögliche darunter verstehen.

nein, darunter versteht man kein Rechtssystem wie es in Europa festgeschrieben und geregelt ist.

„die Gesamtheit aller religiösen und rechtlichen Normen, Mechanismen zur Normfindung und Interpretationsvorschriften des Islam“.[1]

Ein einziger Gott (Allah) gilt in diesem Rechtssystem als der oberste Gesetzgeber (شارع Schāri‘, DMG šāriʿ, auch „Beginner“).[2] Sein Gesetz sei Grundlage der göttlichen Offenbarung im Koran. Bei der Scharia handele es sich allerdings nicht um ein kodifiziertes, unveränderliches Rechtssystem, sondern um „ein Regelwerk, welches sich stets im Wandel befindet“. Scharia lasse sich deshalb nur verstehen, wenn man die „Rechtsquellen- und Rechtsfindungslehre“ (uṣūl al-fiqh) statt „inhaltliche[r] Einzelregelungen“ betrachtet.[3]

Quelle: Wikipedia: Scharia

lies dich wenigstens bei wikipedia ein!

Im islamischen Normenfindungsprozess wird zwischen kultischen und rituellen Vorschriften (العبادات / al-ʿibādāt /‚gottesdienstliche Handlungen‘) des Menschen einerseits und seine Beziehungen zu seinen Mitmenschen (al-muʿāmalāt / المعاملات /‚gegenseitige Beziehungen‘) andererseits unterschieden.[18] Ein in europäischem Sinne festgelegtes „Familienrecht“, „Erbrecht“, „Strafrecht“ – oder andere – kennt das islamische Rechtssystem nicht. Seine Darstellung ist den Rechtsschulen in ihren Fiqh-Büchern, mit teilweise deutlich kontroversen Rechtsauffassungen, vorbehalten.[19]

Diese Widersprüche soll ein Muslim akzeptieren. Das Forschen nach der Bedeutung und inneren Logik der göttlichen Gesetze ist nur zulässig, soweit Gott selbst den Weg dazu weist. Somit ist die religiöse Wertung aller Lebensverhältnisse die Grundtendenz der Scharia.[20]

Quelle: s.o.

@Seidenraupe
Damit ist die Scharia im Kernwesen politisch. Während andere Religionen sich auf ein Jenseits beziehen, wird hier das "göttliche Gesetz" auf das Diesseits und die Gerichtsbarkeit etc übertragen. Es ist kein "Du sollst", sondern quasi ein "Du musst, egal welche Gesetze irgendein Mensch aufstellt".
Das kollidiert natürlich mit unserem Wertesystem ganz gehörig.
Jetzt unterstell ich aber mal, dass unsere Kameraden/Ortshelfer nicht so extrem ticken, man sollte aber auf Maulwürfe achten

abberline schrieb:Damit ist die Scharia im Kernwesen politisch. Während andere Religionen sich auf ein Jenseits beziehen, wird hier das "göttliche Gesetz" auf das Diesseits und die Gerichtsbarkeit etc übertragen. Es ist kein "Du sollst", sondern quasi ein "Du musst, egal welche Gesetze irgendein Mensch aufstellt".

das Shariarecht ist vorallem kein kodifiziertes Recht.