Afghanistan, die Luft wird dicker

Interested schrieb:Nee, die Pressekonferenz war recht eindeutig und der Marcus Grotian hatte div. Bildmaterial und Dokumente gesichert, wie da seit Jahren klar geschachert wurde und keine Visa erteilt wurden, Büros gar nicht eröffnet wurden, Familienzusammenführungen abgelehnt wurden, eine Regierungsstelle es der anderen übergab und am Ende gar nichts passierte. Das kannst Du nicht einfach damit abtun zu sagen, dass jeder der mal einen Handschlag tat. Es geht um Menschen, die seit mehreren Jahren für die Bundeswehr, die Bundesregierung tätig waren - nicht um Kräfte, die mal einen Tee gereicht haben.

Ja, aber trotzdem. Wo steht denn geschrieben, dass jemand der der deutschen Bundeswehr bei einem Auslandseinsatz hilft damit ein Anrecht erwirbt um nach Deutschland einreisen zu dürfen?

Das wäre (jedenfalls mir) neu. Das hat doch vorher keiner gesagt/ in Aussicht gestellt.

Wenn vorher gesagt worden wäre „wenn ihr helft, dann dürft ihr danach nach Deutschland einreisen“, dann wäre es natürlich ein Skandal. Dann müsste man diese Leute natürlich sofort holen.

Wenn dies aber nicht der Fall gewesen ist, dann haben diese Leute schlicht und ergreifend kein Recht nach Deutschland einzureisen. Für den einzelnen ist das natürlich schlimm aber Gesetz ist Gesetz.

@NFS94
Die Leute dürfen nicht einreisen, bloss weil sie für Deutschland gearbeitet haben, sondern weil ihnen Folter und Tod drohen, weil sie für Deutschland gearbeitet haben.

@NFS94

Es gibt seit 2013 ein Ortskräfteverfahren. Daran hat mich sich zu halten. Da sind klare Abmachungen getroffen worden, denn diese Menschen haben vor Ort ihr Leben riskiert, um das der Bundeswehrsoldaten zu gewährleisten. Dafür gibt es dieses Verfahren und man hat nur rumgeeiert, statt es auszuführen und nun ist man von den Vorkommnissen überrannt.

Interested schrieb:Es gibt seit 2013 ein Ortskräfteverfahren. Daran hat mich sich zu halten. Da sind klare Abmachungen getroffen worden, denn diese Menschen haben vor Ort ihr Leben riskiert, um das der Bundeswehrsoldaten zu gewährleisten. Dafür gibt es dieses Verfahren und man hat nur rumgeeiert, statt es auszuführen und nun ist man von den Vorkommnissen überrannt.

Im Prinzip denke ich auch, dass diejenigen, die eine eindeutige Zusage hatten, jetzt nicht sitzengelassen werden dürfen. Ohne es mit Gewissheit sagen zu können, bezweifle ich aber, dass es "klare Abmachungen" waren, die da getroffen wurden. Oder man hat im Glauben, es würde soweit ja nicht kommen, halb Afghanistan eine Zusage gemacht.

@Tripane

Vielleicht kannst Du die Rede von Marcus Grotian noch in der Mediathek abrufen. Er deckt auf, was dort tatsächlich gelaufen ist. Der erklärt es besser, als ich hier grob zusammenfassend kann und woher die Vorwürfe stammen. Wie mit Zusagen geschachert wurde, wie man Unterlagen aus Büros anfordern sollte, die es gar nicht gab, wie eine Organisation es der anderen übergab, wie es unnötig erschwert wurde und Zahlen verfälscht und klein gehalten wurden.

Ansonten hier ein paar links, die das Ortkräfteverfahren darlegen.

https://verfassungsblog.de/warum-schutzbeduerftige-afghaninnen-einen-rechtsanspruch-auf-ein-einreisevisum-gegenueber-deutschland-haben/

https://www.bundestag.de/resource/blob/436812/75474ebfbd440455de88cdf2ef5714e9/WD-3-170-16-pdf-data.pdf

https://www.nds-fluerat.org/49793/aktuelles/informationen-zum-sog-ortskraefteverfahren/

Interested schrieb:Es gibt seit 2013 ein Ortskräfteverfahren. Daran hat mich sich zu halten. Da sind klare Abmachungen getroffen worden, denn diese Menschen haben vor Ort ihr Leben riskiert, um das der Bundeswehrsoldaten zu gewährleisten. Dafür gibt es dieses Verfahren und man hat nur rumgeeiert, statt es auszuführen und nun ist man von den Vorkommnissen überrannt.

Das ist sehr richtig was du sagst. Deshalb sollten auch nur diese Leute hier aufgenommen werden, für die es in dieser „Abmachung“ so geregelt ist. Deshalb ist es richtig, dass hier so verfahren wird, wie Deutschland hier verfährt. Wenn jemand nachweisen kann, dass er anspruchsberechtigt, dann wird er auch ausgeflogen. Wenn der Nachweis nicht erbracht wird, dann ist es richtig solche Leute nicht mitzunehmen.

In dem von dir angesprochenen Ortskräfteverfahren ist übergigens ganz genau angesteckt, wer die Voraussetzungen erfüllt und wer nicht. Jetzt müssen sich eben beide Seiten an die Vereinbarung halten.

Nur weil jemand „jahrelang“ der Bundeswehr geholfen hat, kann das nicht gleichbedeutend mit einer Einreise sein. Auch muss die Frage erlaubt sein, ob die Helfer nicht ohnehin verfolgt gewesen wären, auch wenn sie der Bundeswehr nicht geholfen hätten. Wenn sie ihre Einstellung offen gesagt hätten, dann wären sie wahrscheinlich ohnehin verfolgt worden. Nur weil sie dann helfen, kann das kein Argument für eine Einreise sein.

NFS94 schrieb:Leute schlicht und ergreifend kein Recht nach Deutschland

Ich kann es einfach nicht mehr hören bzw. lesen.
„Diese Leute“ werden dort von Fanatikern, die über Leichen! gehen, mit dem Tode bedroht, weil sie für D tätig waren.
Und hier wird das Urteil gefällt von uns, denen es gut geht in unserer sozialen Hängematte.
Uns fehlt doch nichts - höchstens Herz und Mitleid!

Tut mir leid, aber ich verstehe das nicht.

umma schrieb:Leute schlicht und ergreifend kein Recht nach Deutschland
Ich kann es einfach nicht mehr hören bzw. lesen.
„Diese Leute“ werden dort von Fanatikern, die über Leichen! gehen, mit dem Tode bedroht, weil sie für D tätig waren.
Und hier wird das Urteil gefällt von uns, denen es gut geht in unserer sozialen Hängematte.
Uns fehlt doch nichts - höchstens Herz und Mitleid!

Tut mir leid, aber ich verstehe das nicht.

Und ich verstehe nicht, was wir in Deutschland damit zu tun haben.

Irgendwo müssen die Probleme ja letztendlich auch herkommen. Ob die Ursache jetzt Kultur, der dortige Staat, die Taliban, die Bevölkerung, Mentalität oder was auch immer ist. Aber eine Ursache müssen die Probleme dort doch haben, oder?

Die letzte Ursache die ich hierfür sehe ist allerdings Deutschland. Was haben wir „in unserer Hängematte“ denn damit zu tun?

Ich denke, garnichts.

Das ist einfach nicht unser Problem und wie gesagt, für die Leute dort ist es natürlich schlimm aber so ist es nunmal auf der Welt. Was können wir oder was kann Deutschland denn dafür? Dann sollen sie ihre Probleme eben untereinander lösen aber bitte, es kann nicht jeder von dort nach Deutschland reingeholt werden. Kapazitäten sind begrenzt und zunächst sollte Deutschland darauf achten, dass es den Leuten in Deutschland gut geht.

20 Jahre hat man versucht den Leuten dort zu helfen. Hat scheinbar nichts gebracht. Dann sollte man es eben dabei belassen, was willste machen?

NFS94 schrieb:Ja, aber trotzdem. Wo steht denn geschrieben, dass jemand der der deutschen Bundeswehr bei einem Auslandseinsatz hilft damit ein Anrecht erwirbt um nach Deutschland einreisen zu dürfen?

Verantwortungsgefühl. Man lässt keine Kameraden zurück.

umma schrieb:„Diese Leute“ werden dort von Fanatikern, die über Leichen! gehen, mit dem Tode bedroht, weil sie für D tätig waren.

ist das so?

ich dachte, die Taliban*innenführer*innen hätten ganz anderslautende Aussagen gemacht.
keine Ahnung, ob denen zu trauen ist.
Vielleicht sollten wir uns davor hüten, Menschen eines bestimmten Glaubens als grundsätzlich gefährliche und brutale Menschenschlächter*innen zu betrachten und ihnen nur böse Absichten zu unterstellen.

Quiron schrieb:Verantwortungsgefühl. Man lässt keine Kameraden zurück

Verantwortlich ist Deutschland aber in erster Linie gegenüber der deutschen Gesellschaft. Deshalb ist es auch richtig wie momentan verfahren wird.

NFS94 schrieb:Verantwortlich ist Deutschland aber in erster Linie gegenüber der deutschen Gesellschaft.

In erster Linie, aber nicht ausschließlich. Und wenn man die Hilfe dieser Leute annimmt, und sie damit in Gefahr für Leib und Leben bringt, dann HAT man Verantwortung, und dann hat man sie ebenso vor Racheakten zu schützen wie die eigenen Soldaten.

Wofür man der US Regierung nachträglich noch in den Hintern treten müsste, war das Abkommen mit den Taliban, in dem die Taliban versprechen sollten, nicht mit Al Kaida zusammenzuarbeiten und (unter anderem) dafür werden 5000 Taliban Kämpfer inklusive x Kommandeure freigelassen.
Die Kämpfer mussten versprechen, nicht mehr zu kämpfen. Hüstel..

Nach einer Reihe von Verzögerungen hat der afghanische Präsident Aschraf Ghani ein Dekret erlassen, in dem er die Freilassung von 1500 Taliban-Gefangenen versprach. Die Freilassung der Talibankämpfer ist auch Teil des vor Kurzem geschlossenen Abkommens zwischen den USA und der Terrorgruppe. Darin wird die Freilassung von insgesamt 5000 Gefangenen gefordert.

...

Die freigelassenen Gefangenen, die biometrisch identifiziert werden, müssen auch eine schriftliche Garantie geben, dass sie sich nicht erneut an Kämpfen beteiligen.

Quelle:

https://www.dw.com/de/afghanistan-l%C3%A4sst-taliban-k%C3%A4mpfer-frei/a-52717207

Dass Baradar nun in seiner heutigen Position ist, hat er auch dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zu verdanken. Nach dem Fall der afghanischen Hauptstadt Kabul, der Flucht des Präsidenten Achraf Ghani und der Machtübernahme der Taliban gilt Baradar momentan als Favorit für das Amt des Staatsoberhauptes in Afghanistan.

Quelle: https://www.focus.de/politik/ausland/die-gesichter-hinter-der-taliban-diese-vier-maenner-fuehren-die-terror-gruppe-an-einer-verdankt-ex-praesident-trump-die-freiheit_id_15844302.html


Zum anderen lief die Präsidentenwahl 2014 schon etwas seltsam, was das Vertrauen vieler Afghanen ziemlich erschütterte und was bis heute Folgen hat

In der Stichwahl erreichte Aschraf Ghani überraschenderweise die Mehrheit, obwohl er in der ersten Wahlrunde noch 13 Prozentpunkte hinter Abdullah gelegen hatte. Das Wahlergebnis wurde von den Anhängern Abdullahs angefochten, die von Wahlbetrug sprachen und drohten, die Wahl nicht anzuerkennen. Daraufhin kam es am 12. Juli 2014 unter Vermittlung des US-amerikanischen Außenministers John Kerry zu einer Übereinkunft, nach der die Stimmen des zweiten Wahlgangs erneut ausgezählt werden sollten.[22] Sowohl Abdullah als auch Aschraf Ghani willigten darauf ein. Es sei ein starkes Zeichen dafür, dass beide Kandidaten den Wunsch hätten die Legitimität des Prozesses und der afghanischen Demokratie wiederherzustellen, sagte John Kerry.[23] Am 21. September wurde schließlich Ghani offiziell zum Sieger der Wahl erklärt, ohne dass genaue Zahlen über das Ergebnis der Stimmen-Neuauszählung bekanntgegeben wurden

Quelle:

Wikipedia: Präsidentschaftswahl in Afghanistan 2014#:~:text=Die Präsidentschaftswahl in der Islamischen,Jahr 2014 fand am 5.&text=Juni 2014 eine Stichwahl zwischen,die absolute Mehrheit der Stimmen.

https://www.focus.de/politik/ausland/interview-mit-general-a-d-wolf-dieter-langheld-bundeswehr-general-nur-wenige-abgeordnete-verstehen-leistung-unserer-soldaten_id_20252208.html

im Interview wird nochmal darauf hingewiesen, dass die Taliban samt Führung seit 5 JAhren Zeit hatten, auf das Ziel der Machtübernahme nach dem internationelan Truppenabzug hinzuarbeiten.Präsident Obama hatte den Truppenabzug 2015 erstmals auf der Agenda, wenn er ihn auch letztlich verwarf.
Dass die US Truppen eines Tages abziehen, und dieser Tag "bald" kommen würde, davon konnten die Taliban ausgehen.

NFS94 schrieb:Verantwortlich ist Deutschland aber in erster Linie gegenüber der deutschen Gesellschaft. Deshalb ist es auch richtig wie momentan verfahren wird.

Ich empfehle dir wärmstens, dass du dir die gestrige Bundespressekonferenz mit Grotian mal anschaust!

Wie sich das Kanzleramt und die Ministerien in Sachen Evakuierung der Ortskräfte verhalten haben, ist unter aller Kanone!

Meine Vermutung ist, dass das jedoch nicht aus Bösartigkeit passierte, sondern aus absoluter Planlosigkeit. Weil die in Berlin keinen Plan haben, was und wie es vor Ort in Afghanistan wirklich zugeht und zugegangen ist.

Seidenraupe schrieb:sollten wir uns davor hüten, Menschen eines bestimmten Glaubens als grundsätzlich gefährliche und brutale Menschenschlächter*innen zu betrachten und ihnen nur böse

Nein, das tue ich sicher nicht.
Aber die Augenzeugenberichte im TV sagen für mich alles. Gestern kam ein sehenswertes Interview mit der ehemaligen Bürgermeisterin Zarifa Ghadari (?) im heute- Journal.

NFS94 schrieb:Verantwortlich ist Deutschland aber in erster Linie gegenüber der deutschen Gesellschaft

Gibt es bei der Verantwortung nicht auch ein Mitgefühl / ein sich Erbarmen / Hilfe in höchster Not?

DAS erwarte ich von unseren Politikern.
Die „deutsche Gesellschaft“ hat es hier GsD gut. Nur wissen das nicht alle.
Und ich hoffe, dass die Wahlen in die richtige Richtung gehen. Eine Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit und Geschichte ist immer nützlich.
Hatte D es nicht geschafft, Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten zu retten? Und wie schwer hatten es diese bei den „Einheimischen“?

NFS94 schrieb:Dann sollen sie ihre Probleme eben untereinander lösen aber bitte, es kann nicht jeder von dort nach Deutschland reingeholt werden.

Es geht noch immer um Ortskräfte und deren Angehörige und nicht darum alle Binnenflüchtlinge auszufliegen.

Was sind das eigentlich für rege Kontakte, die China zu den Taliban unterhält?

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/chinas-aussenminister-empfaengt-taliban-fuehrer-17458707.html

Und zwei andere Dinge, die mir auffallen. Ich finde diese Bettelei bei den Taliban (bitte, bitte, gebt uns noch ein paar Wochen dran, damit wir unsere Leute ausfliegen können) unwürdig. Anstatt mit der Faust auf den Tisch zu hauen und zu sagen, passt mal auf Freunde, wenn ihr hier weiterhin den Zugang zum Flughafen blockt, dann zeigen wir euch mall, wer hier der Stärkere ist, wird gebettelt und gefleht und die Taliban stark geredet. Das kotzt nicht nur mich an.

Eine andere Sache ist, dass jetzt ausgerechnet die Special Forces, KSK usw, diejenigen also, die von Teilen des Bundestages als rechtsextremistisch oder radikal dargestellt wurden, jetzt die verpfuschte Politik der Bundesregierung retten sollen, indem sie Leute rausholen. Da könnte man sich auch mal entschuldigen.

knackundback schrieb:Anstatt mit der Faust auf den Tisch zu hauen und zu sagen, passt mal auf Freunde, wenn ihr hier weiterhin den Zugang zum Flughafen blockt, dann zeigen wir euch mall, wer hier der Stärkere ist

Hahahaha. Sorry. Das hat ja nun bereits mehrfach gut geklappt. Die lachen sich den Arsch ab, bei so einer "Drohung".