bgeoweh schrieb:und insgesamt auch keine nachvollziehbare nationale Identität entwickelt hat
Da stimme ich dir zu.
Und vermutlich ist das auch ein großer Faktor warum das Militär inaktiv blieb und die Regionen übergeben hat.
Wieso für ein Land sterben mit welchem ich mich als Staatsbürger nicht identifiziere?
Natürlich macht das in der Logik Sinn ..
Man kann diese fehlende Identität aber nicht ewig an die Staaten wie die USA, Frankreich, England, Deutschland und co binden, um diese an Afghanistan zu fesseln.
Solche Auslandeinsätze bringen nicht nur für die Soldaten viel Leid sondern an diese Menschen hängen auch Familien, Verpflichtungen, Träume ..
Und nach 20 Jahre kann man es nachvollziehen wenn irgendwann auch mal Schluss sein muss.
Aus der Sicht der Ethik ist das natürlich für viele schockierend. Aber wenn man nur deshalb in Afghanistan bleiben will, wie rechtfertigt man dann die Zustände in anderen Ländern die eine äquivalente Situation haben aber nicht solch eine Hilfe bekommen?
Tripane schrieb:ob dieser Kipp-Effekt, diese "Implosion" der afghanischen Streitkräfte, das Fehlen jeglicher Resilienz, nicht doch durch Fehler der USA und des Westens insgesamt, stark begünstigt wurden.
Keine Frage.
Ob das nun "stark begünstigt" oder nur "begünstigt" war ist Ansichtssache.
Aber auch da muss man den Ball wieder zurückspielen.
Hat die Afghanische Politik und das Hochrangige Militär denn auch adäquat mitgearbeitet oder hat man darauf spekuliert dass die Truppen noch weitere 20 Jahre bleiben?
Ich meine Hand aufs Herz: Welcher US Politiker hat im Wahlkampf nicht gesagt, man würde die Truppenzahl im Irak und Afghanistan signifikant abbauen?
Ich will den Afghanen jetzt nicht die Schuld in die Schuhe schieben aber ich denke das aktuelle Szenario ist ein Intermezzo aus den Fehlern der Staaten und derer von Afghanistan.
Momentan sieht man sehr viel Kritik gegenüber USA, Deutschland und co.. Kritik gegenüber der Afghanischen Regierung eher nur sehr leise (Also im Verhältnis.)
Auch die Sache mit den "Es wurden nur 7 Personen Seitens der BW ausgeflogen .. Seht euch die Amis an die haben zig hundert mitgenommen" stößt mir sauer auf.
Bedeutet das, all diese hunderte Menschen in dem US Flieger waren TATSÄCHLICH bedroht und fürchteten um ihr Leben? Oder sah man nicht vielleicht die Gunst der Stunde aus einem Land ohne Perspektive zu entfliehen?
Und wie sollen denn die Leute aus den Safe Houses geholt werden wenn diese nicht am Flughafen sind?
Soll die BW wie in nen Hollywood Film mit ne Fahrzeug Kolonne durch Kabul heizen um die Safe Houses zu erreichen und dabei ihr Leben unverhältnismäßig aufs Spiel setzen?
Noch dazu das Leben derer die den "Targets" Unterschlupf gewährt haben bzw. die der Nachbarschaft die nachfolgend von der Taliban beschuldigt werden nichts gesagt zu haben?
Momentan ist die Kritik aus meiner subjektiven Sicht sehr ernüchternd und wird von vielen Menschen eher deshalb genutzt weil man div. Politiker kritisieren möchte.
Der Grund für die Kritik dürfte vielen herzlich am Arsch vorbei gehen.
Anders kann ich mir auch nicht erklären wieso es sehr sehr wenig Aufmerksamkeit gab als bekannt wurde dass die USA und co. ihre Truppen abziehen werden.