kleinundgrün schrieb:Das denke ich schon. Sie dienen als Referenz für andere, die sich zu einem gewissen Grad daran messen müssen.
Deine Meinung will ich dir nicht absprechen, aber ich hoffe du hast Verständnis dafür, wenn ich das nicht so sehe und das durchaus dazu geführt hat, warum meine Kritik am ÖR im Laufe meines Lebens heftiger geworden ist.
kleinundgrün schrieb:Sagt wer? Was sich durch setzt ist Unterhaltung.
Ein qualitativ schlechtes Auto, das ständig in die Werkstatt muss, wird irgendwann nicht mehr gekauft. Das Auto, was qualitativ hochwertig ist, wird dagegen weiterhin konsumiert, weil es zuverlässig arbeitet. Ein Nachrichtensender, der Propaganda verbreitet, wird früher oder später nicht mehr ernst genommen, eine Sendung, die inhaltlich keine Menschen anspricht, nicht mehr gesehen werden. Das sind ganz natürliche Vorgänge in der Medienlandschaft. Nur der ÖR darf sich bisher davon ausnehmen, weil die Qualität in eigenen Maßstäben definieren können und es am Ende keine Rolle spielt, ob man es gut oder schlecht findet.
kleinundgrün schrieb:Das ist z.B. bei (anonymen) Bloggern nicht der Fall. Bei gewinnorientierten Medien spielen eher die Punkte Anzeigenkunden und Auflage eine Rolle.
Im Fall des Bloggers habe ich deswegen auch auf den Fall netzpolitik.org verwiesen, ob Kontrolle immer auch die beste Variante für guten Journalismus ist, denn auch ein Kontrolleur hat persönliche, menschliche Interessen und Verhaltensweisen. Und auch, wenn ich es nicht zum ersten mal sage, so herrscht auch bei anderen Nachrichtenformaten aus dem privaten Sektor ein Kontrollmechanismus. Deswegen sprechen ja die Nachrichten von RTL2 ja auch eine ganz andere Zielgruppe an, als die von N-TV.
Hintergründig mag ein privater Medienanbieter auch an steigenden Werbeeinnahmen und Auflagen ein Interesse haben, aber wie bereits gesagt, ist das ja nicht an die Qualitätsarbeit seiner Journalisten gekoppelt. Man mag dich vielleicht insoweit indoktriniert haben, dass du wirklich glaubst, was du da sagst und ich war in meinen jungen Jahren auch nicht anders, aber wer sich damit beschäftigt, merkt schon irgendwann, dass die Tagesschau genauso subjektiv berichtet, wie ein werbefinanzierter Nachrichtensender.
Ich weiß nicht, ob das irgend eine verdrehte Ansicht zum Kapitalismus ist, aber nicht jedes Unternehmen ist darauf ausgerichtet um Profit zu machen, sondern auch hin und wieder mal, weil man etwas erreichen will, sei es nur, die Welt zu einem, kleines bisschen besseren Ort zu machen.
kleinundgrün schrieb:Interpretation in allen Ehren, aber Deine Zusammenfassung in diesem Punkt kann man auch mit viel gutem Willen nicht gelten lassen.
Der Ansicht des Bloggers unterliegt keiner Kontrolle, die Ansicht des Nachrichtensprechers oder Intendanten einer größeren Anstalt aber schon. Sie haben beide eigene Ansichten, nur bei einem ohne Korrektiv. Genau so steht das auch da.
Und wer kontrolliert dann den Kontrolleur? Und wer dem den Kontrolleur vom Kontrolleur? Das ist es, worauf ich dich hinweisen wollte und deshalb habe ich geschrieben "Du unterstellst den Blogger eine individuelle Ansicht, die problematisch wäre, aber sagst im selben Atemzug, dass der Mensch, der beim ZDF die Nachrichten macht, frei von individuellen Ansichten ist."
kleinundgrün schrieb:Da spricht aber Springer eine andere Sprache. Die leben davon, Realitäten zu färben.
Es geht ja auch nicht darum, Unwahrheiten zu verbreiten, es geht um die Auswahl der Beiträge. Wähle ich eher positive oder negative Stimmen. Wie sehr hake ich wo nach. Welche Formulierungen wähle ich. Da gibt es eine Menge Mittel, etwas bei identischer Ausgangslage in positivem, neutralem oder negativem Licht erscheinen zu lassen.
Das zweifle ich auch gar nicht an, aber genauso wie bei Springer Menschen mit Ansichten arbeiten, wie die Welt zu sehen ist, kannst du auch davon ausgehen, dass sich es bei den ÖR auch so verhält. So wie N24 keine Negativ-Schlagzeilen gegen Springer machen wird, wird das ÖR keine Negativschlagzeilen über seinen aufgeblähten, dekandenten Medienapparat machen. Wie schon erwähnt sitzen dann noch so viele Poliker im Aufsichtsrat der ÖR, dass man nicht davon ausgehen kann, dass deren Berichterstattung farbloser ist als die der meisten Springer-Konzerne. Dazu kommt aber noch, das Springer nicht der einzige Medienkonzern ist und wir in Deutschland von einer breit gefächerten Medienlandschaft profitieren können. Wer Springer nicht traut, dem stehen also durchaus alternative Sichtweisen zur Verfügung aus dem er sich eine endgültige Meinung machen kann.
Im Endeffekt willst du - vereinfacht gesagt - die Tagesschau erhalten, weil du sie ganz toll findest. Ich will das nicht, weil ich das anders sehe und nicht auf sie angewiesen bin. Trotzdem muss ich für deinen Konsum mitbezahlen. Ich hätte an deiner Stelle ein schlechtes Gewissen, weil deine eigenen Bedürfnisse höherwertiger zu seinen scheinen als meine. Was erhebt dich denn in diese Position und mich in meine? Und ja, das ist eine rein moralische Frage, keine rechtliche.