DerThorag schrieb:Natürlich gehe ich von mir aus, wenn ich Handlungsbedarf beim ÖR sehe, die du ja anscheinend auch siehst. Vielleicht kannst du bsw. erklären, warum es ein Sportstudio und eine Sportschau gibt.
Weil Sport laut Bundesverfassungsgericht ein integraler Bestandteil des Rundfunkauftrags ist. Wie der genau auszugestalten ist, ist dann eine detailfrage, aber dass da sport stattfinden soll und da natürlich dann auch entsprechende Moderationssendungen stattfinden, das ist so vorgesehen.
DerThorag schrieb:Private haben bei mir das Vertrauen, genauso wie der ÖR. Aber was hätte der ÖR gemacht, um Vertrauen zu gewinnen, außer das da noch mehr Köpfe zusammenstecken?
Es ist de facto laut Studienergebnissen so, dass der öffentliche Rundfunk mehr Vertrauen als die Privaten genießt und natürlich den Vorteil hat, mit einer einzigen Stimme zu sprechen (bzw. in einem einzigen Rahmen). Bei dem Vertrauen in Private vertraut der eine vielleicht der TAZ und der andere Cicero, die aber ideologisch sehr unterschiedlich aufgestellt sind.
Der Clou beim ÖR ist ja, dass der ohne Einflussnahme von wirtschaftlichen Interessen frei und unabhängig berichtet mit einer großen Breitenwirkung.
RTL ist auch ein großer Sender mit einer gewissen reichweite (nicht ganz so viel), aber RTL muss sich dann Marktinteressen zum Teil unterwerfen. Die müssen immer schauen, wie sie das maximum an Quote und Werbung einfahren können und natürlich beeinflusst das auch, wie das RTL Programm aussieht.
DerThorag schrieb:Mindestens 32 von 60 Mitglieder des Fernsehrates sind in einer Partei (hauptsächlich CDU und SPD). Würde man sich mit Jedem noch einzeln befassen, wird die Zahl steigen.
Wikipedia: ZDF-Fernsehrat#Mitglieder des Fernsehrates der XV. Amtsperiode (2016–2020)
Dazu kommen noch mindestens 3 Sitze für die katholische Kirche.
Wenn das mal nicht vertrauenserweckend ist....
Wie genau könnte das nach aktueller Gesetzgebung denn anders sein?
Da müssen 16 Vertreter der Länder drin sein, heißt, 16 Politiker sind schon mal safe drin.
Zwei Vertreter des Bundes, macht 18.
Da Rundfunk in deutschland ländersache ist, MÜSSEN da ja viele Landespolitiker sitzen, weil die den Rundfunk beaufsichtigen sollen. Das ist so gedacht.
Des Weiteren müssen da bestimmte andere gesellschaftliche Vertreter sitzen. Gewerkschaftler, Religionsgemeinschaften, Der Handwerksverband usw usf.
Das heißt, ganz viele Leute, die sich irgendwie politisch betätigen. Und in dieser Gruppe hast du nun mal auch viele Parteimitglieder drin, viele Gewerkschafter sind in der SPD, dass ein Vertreter des deutschen Städtetags in einer Partei ist, ist auch nicht gerade unwarscheinlich.
Das hat das Verfassungsgericht als Problem beurteilt vor einer Weile und die Anzahl der Politiker begrenzt, war dann auch kein Problem und wurde gemacht.
Die Frage ist doch, warum das für dich unvertrauenswürdig ist? Im wahlkampf z.b. hab ich oft den Vorwurf gehört, der ÖR würde zu nett über die Grünen berichten, aber du siehst da keinen einzigen Grünen drin. Da sind ca halbe halbe CDU und SPDler, die aber eben nur 32 von 60 Menschen ausmachen und natürlich eher nicht zusammen spannen. Wenn ein Vorschlag schlecht ist, aber den die ganze SPD oder ganze CDU gut findet, werden die trotzdem überstimmt. Wenn ein vorschlag gut ist, aber die gesamte SPD oder CDU ihn schlecht finden, kann ihn eine Partei allein nicht blockieren. Wo siehst du da ein Potenzial, die medien für sich genehm zu beeinflussen?
Im Rat für 2020 - 2024 (siehe in deinem Link weiter oben) komme ich, selbst wenn ich Parteinah mitzähle, nur noch auf 31 von 60, wobei jetzt eine Grüne mit dabei ist.
Heißt im Endeffekt, man hat von den 42 potentiell an Nichtpolitiker zu vergebenden Posten auch 29 an Nichtpolitiker vergeben und nur 13 an menschen die in einer Partei oder Parteinah waren. das finde ich persönlich vollkommen in Ordnung.