@Nevrion Aber nenn mir doch mal einen trifftigen Grund, jemanden auftreten zu lassen, der als Kanzlerkandidaten vollkommen chancenlos ist.
Bleiben wir einmal bei dem beispiel (auf ein anderes würde ich später gern antworten. Das Kanzlerkandidaten ding ist dein schwächstes beispiel, auf das stärkste antworte ich später).
Der ÖR ist hier in der verantwortung, zur politischen willensbildung beizutragen. Nicht, indem er eine bestimmte Partei bevorzugt, wohl aber, indem er diese willensbildung moderiert.
Wenn es NUR dieses eine kanzlerduell geben würde, dann wäre das ein Problem, denn die anderen parteien können sich gar nicht profilieren. Dem ist aber nicht so. Kleinere Parteien profitieren vom ÖR wohl mehr als die größeren, weil sie in talkshows das Kräfteverhältnis ignorieren können. Da kann eine versierte Sarah Wagenknecht einen CDUler komplett an die Wand spielen, und aufmerksamkeit bekommen, die die linke sonst niemals bekäme. Würde es gar keinen ÖR geben, würde der wahlkampf für kleine parteien schwere werden, nicht leichter. Hier könnte mans ich darüber unterhalten, ob noch manche kleinparteien ebenfalls zu wort kommen sollen, aber das wäre irgendwann dann doch schwierig (man könnte aber allen parteien über 1% der stimmen regelmäßig mal einladen)
Jetzt aber zum Kanzlerduell: BEim Kanzlerduell geht es explizit darum, wen man lieber als Kanzler sehen möchte. Chancen hatten damals nur Soiber und Schröder, mit enormen Abstand zu den anderen (letztendlich ca 35% vs 35% und die FDP hatte 7%, das war so in Umfragen auch abzusehen).
Zur politischen Willensbildung in Deutschland gehört auch dazu, über koalitionen nachzudenken und wen man als Kanzler sehen will. Natürlich sollte man wissen, wenn man eher schwarz gelb oder eher rot grün wählt, wer da dann wohl kanzler werden wird. Dazu sollte es dann auch noch entsprechend ein solches Format geben.
Da hat ein FDPler nichts zu suchen. Die FDP konnte vorher tagein tag aus durch alle talkshows tingeln, aber guido westerwelle im kanzlerduell auftreten zu lassen würde komplett verzerren, dass eben nur zwei kandidaten chancen haben. Der hätte dann eventuell ein paar mehr stimmen für die FDP rausholen können, aber unter einer ganz falschen prämisse, nämlch der, dass er kanzler werden könnte. Konnte er aber niemals.
Gerade hier hat der ÖR vollkommen richtig gehandelt, nicht zugunsten einer unwahren und falsch verstandenen neutralität auf eine klare kontextualisierung der realität zu verzichten.
Ich will jedenfalls kein kanzlerduell sehen, wo dann die ganze zeit linke und afd dazwischenschreien und sich profilieren. Das wäre auch nicht neutraler als eben der realität ins auge zu sehen.
Beim nächsten kanzlerduell kann man darüber reden, Olaf Scholz antreten zu lassen. Für den wären eventuell Chancen da, wenn auch enorm gering (wenn die SPD unerwartet gut, die grünen unerwartet schlecht abschneiden und RRG passiert), aber auch da hätte der rest nichts zu suchen.