Holocaust, oder die Frage wird doch erlaubt sein....
09.02.2009 um 16:25"Es sind Informationen, die Finkelstein sich nicht aus den Fingern gesogen hat ....."
Nein, natürlich nicht Elfchen. Präziser gesagt hat er nämlich (zugespitzt gesagt) abgeschrieben und zwar bei Peter Novick's "Nach dem Holocaust. Der Umgang mit Massenmord." Finkelstein hat Novicks Buch gelesen, seine Gedanken übernommen und sie radikalisiert: wo Novick durchaus sehr kritisch die Rolle des Holocaust in der amerikanischen Gesellschaft bewertet und die Frage aufwirft, wie nach dem langen Unverständis über den Massenmord an den europäischen Juden dieser einen solchen Einzug ins Massenbewusstsein halten konnte, polemisiert Finkelstein seinen schlecht recherchierten Text einfach. In den '50ern gab es überm großen Teich mit der Inszenierung des Theaterstückes vom Tagebuch der Anne Frank die ersten Anzeichen für eine Verschiebung der Erinnerungstätigkeit in die kulturindustrielle Sparte, konterkarierte sich aber selbst in dem man das Schicksal der Frank in einen allgemein menschlichen Kontext überführte. Der Eichmann-Prozess, die Arendt-Debatte und der Sechs-Tage-Krieg waren in den '60ern die Wegmarken, die Trivialisierung fand mit der Serie "Holocaust" einn neuen Höhepunkt in den '70ern. Das wirst du bei deinen Recherchen, die du sicher angestellt hast, Elfenpfad, herausgefunden haben
Jedenfalls: die Tragödie des Holocaust ließ sich als Metapher des Bösen, der weit weg von Amerika stattfand, in den amerikanischen Wertekonsens einverleiben: Werte wie Optimismus, moralisches Sendungsbewusstsein, dem Triumph des Guten über das Böse - also durchaus Werte, die in den US common sense sind - ließen sich über den Holocaust vermitteln. Netter Nebeneffekt: die Heroisierung der eigenen Nation gelingt damit gleich noch mit - schließlich spielte man bei der Niederschlagung des Nazifaschismus eine wichtige Rolle. Es ist eine alles andere als aparte Mischung aus Emotionalismus, Moralismus und Heroisierung die in der Trivialisierung mündet.
Aber auch trotzkistische Akademiker brauchen ein Einkommen. Finkelsteins Buch wäre nie ein Bestseller geworden, wenn er das, was es ausmacht, weggelassen hätte. Hätte er nämlich einen analytischen und damit auch seriösen Ansatz vertreten, wäre sein Essay nicht so polemisch und emotional ausgefallen, wäre es nicht verschwörungstheoretisch aufgemotzt worden und würde Macht und Gier als Antriebskraft bestimmter Kreise hinter dem Holocaustgedenken suggerieren, wäre es also kein Pamphlet eines utilitaristischen und pathologischen Verschwörungstheortikers -dann wäre es in Deutschland und seinem Anschlussgebiet Österreich nie ein riesiger kommerzieller Erfolg geworden, dann wäre es nie ein Lieblingsbuch der Deutschen geworden, ähnlich wie Schlinks Heimatroman "Der Vorleser".
Im übrigen sind seine perfekt geplanten Medien-Inszenierungen zum Erscheinen des Buches selbst ein deutlicher Hinweis auf eine kalkulierte Profilierung und Kommerzialisierung - da ja alle tote Juden ausbeuten, kann man's dem Norman ja nochmal verzeihen, gelle? Auch die Intention, dieses Buch überhaupt zu verfassen, ist mehr als fragwürdig: denn der Lieblingslinke der faschistischen Rechten (ob er und Mahler sich nun duzen kann ich aber nicht sagen) schreitete aus persönlichen (und psychologischen) Gründen zur Tat: da der Wissenschaftsbetrieb ihn überhaupt nicht zur Kenntnis nahm kultivierte er seine absurde Theorie vom Standpunkt eines Underdogs aus, lieferte Enthüllungen ohne Evidenzbeweis(e) und bereicherte sich an den Gedanken Novick's. Wären diese nie von ihm radikalisiert, auf die Spitze getrieben worden, hätte er nicht die Wirklichkeit gegen (ein) Weltbild eingetauscht - die Welt hätte nie ein Wort von Norman G. Finkelstein wahrgenommen, Deutschland hätte ein schlechtes Buch weniger vergöttert.
Nein, natürlich nicht Elfchen. Präziser gesagt hat er nämlich (zugespitzt gesagt) abgeschrieben und zwar bei Peter Novick's "Nach dem Holocaust. Der Umgang mit Massenmord." Finkelstein hat Novicks Buch gelesen, seine Gedanken übernommen und sie radikalisiert: wo Novick durchaus sehr kritisch die Rolle des Holocaust in der amerikanischen Gesellschaft bewertet und die Frage aufwirft, wie nach dem langen Unverständis über den Massenmord an den europäischen Juden dieser einen solchen Einzug ins Massenbewusstsein halten konnte, polemisiert Finkelstein seinen schlecht recherchierten Text einfach. In den '50ern gab es überm großen Teich mit der Inszenierung des Theaterstückes vom Tagebuch der Anne Frank die ersten Anzeichen für eine Verschiebung der Erinnerungstätigkeit in die kulturindustrielle Sparte, konterkarierte sich aber selbst in dem man das Schicksal der Frank in einen allgemein menschlichen Kontext überführte. Der Eichmann-Prozess, die Arendt-Debatte und der Sechs-Tage-Krieg waren in den '60ern die Wegmarken, die Trivialisierung fand mit der Serie "Holocaust" einn neuen Höhepunkt in den '70ern. Das wirst du bei deinen Recherchen, die du sicher angestellt hast, Elfenpfad, herausgefunden haben
Jedenfalls: die Tragödie des Holocaust ließ sich als Metapher des Bösen, der weit weg von Amerika stattfand, in den amerikanischen Wertekonsens einverleiben: Werte wie Optimismus, moralisches Sendungsbewusstsein, dem Triumph des Guten über das Böse - also durchaus Werte, die in den US common sense sind - ließen sich über den Holocaust vermitteln. Netter Nebeneffekt: die Heroisierung der eigenen Nation gelingt damit gleich noch mit - schließlich spielte man bei der Niederschlagung des Nazifaschismus eine wichtige Rolle. Es ist eine alles andere als aparte Mischung aus Emotionalismus, Moralismus und Heroisierung die in der Trivialisierung mündet.
Aber auch trotzkistische Akademiker brauchen ein Einkommen. Finkelsteins Buch wäre nie ein Bestseller geworden, wenn er das, was es ausmacht, weggelassen hätte. Hätte er nämlich einen analytischen und damit auch seriösen Ansatz vertreten, wäre sein Essay nicht so polemisch und emotional ausgefallen, wäre es nicht verschwörungstheoretisch aufgemotzt worden und würde Macht und Gier als Antriebskraft bestimmter Kreise hinter dem Holocaustgedenken suggerieren, wäre es also kein Pamphlet eines utilitaristischen und pathologischen Verschwörungstheortikers -dann wäre es in Deutschland und seinem Anschlussgebiet Österreich nie ein riesiger kommerzieller Erfolg geworden, dann wäre es nie ein Lieblingsbuch der Deutschen geworden, ähnlich wie Schlinks Heimatroman "Der Vorleser".
Im übrigen sind seine perfekt geplanten Medien-Inszenierungen zum Erscheinen des Buches selbst ein deutlicher Hinweis auf eine kalkulierte Profilierung und Kommerzialisierung - da ja alle tote Juden ausbeuten, kann man's dem Norman ja nochmal verzeihen, gelle? Auch die Intention, dieses Buch überhaupt zu verfassen, ist mehr als fragwürdig: denn der Lieblingslinke der faschistischen Rechten (ob er und Mahler sich nun duzen kann ich aber nicht sagen) schreitete aus persönlichen (und psychologischen) Gründen zur Tat: da der Wissenschaftsbetrieb ihn überhaupt nicht zur Kenntnis nahm kultivierte er seine absurde Theorie vom Standpunkt eines Underdogs aus, lieferte Enthüllungen ohne Evidenzbeweis(e) und bereicherte sich an den Gedanken Novick's. Wären diese nie von ihm radikalisiert, auf die Spitze getrieben worden, hätte er nicht die Wirklichkeit gegen (ein) Weltbild eingetauscht - die Welt hätte nie ein Wort von Norman G. Finkelstein wahrgenommen, Deutschland hätte ein schlechtes Buch weniger vergöttert.