@HanikaDeine Frage war doch, warum Leute in Österreich sich von der Holocaust-Diskussion belästigt fühlen.
Es wurde ja alles unter den Tisch gekehrt ab 45, Ex-Nazis wurden in alle Parteien integriert, das deutschnationale Lager konnte sich ab 55 wieder organisiern.
In den 90ern wurde dann erstmals über eine Mitverantwortlichkeit am Holocaust ernsthaft diskutiert (die Republik Österreich war ja nicht Rechtsnachfolger des Dritten Reichs). Und es konnte nicht geleugnet werden, dass sich viel Arisiertes nicht nur in privater, sondern auch in öffentlicher Hand befand.
Damit begann eine sehr verspätete Diskussion, die heute noch nicht beendet ist:
- österreichische Firmen haben an KZs profitiert
- österreichische Firmen haben an Zwangsarbeitern profitiert
- jüdisches Eigentum wurde "arisiert" (=privatisiert)
- jüdisches Eigentum wurde nationalisiert
Die Entschädigungen an Opfer des Holocausts, der KZ-Gräuel, der Zwangsarbeit waren ja dann viel zu spät und lächerlichst (war so Anfang 2000), und die Leute waren alle schon über 80!
Leichter hatten es die Nachkommen der zwangsemigrierten Juden (die noch rauskonnten), deren Eigentum beschlagnahmt wurde. Da ging die Restitution einfach. Aber vielen wurde Eigentum (vor allem Kunstwerke) zu einem symbolischen Preis abgekauft, und da streiten bis heute öffentliche oder Museen mit öffentlichem Auftrag darum, wem - zum Teil wertvollste - Gemälde gehören.
Stell dir vor, du hast ein Grundstück im Wert von einer Million Euro, musst es für 10.000 verkaufen, da du aus dem Land geschmissen wirst, und mit den 10.000 zahlst du an die staatliche Reiseorganisation die Überfahrt in das Exilland, in das du ohne Mittel einreist. Und wenn du nach Regimewechsel dein Eigentum zurück willst, wird dir gesagt: "Was wollen S' denn? Sie haben das ja ordnungsgemäß verkauft. Das gehört Ihnen nicht." Und in den Medien stehst du als gierige Sau angeprangert.
Toll. Nicht?