Individualist schrieb:aber willst du allen ernstes behaupten dass es keine Parallel-Gesellschaften gab?
Was ich die ganze Zeit behaupte ist, das es einen Unterschied zwischen der Verfasstheit des westeuropäischen Judentums und dem des osteuropäischen Judentums gibt. Man kann bei der Offenheit ersterer und dem Zuspruch, sich zu vermischen, einfach nicht von parallel existierenden jüdischen Strukturen innerhalb eines bestimmten gesellschaftlichen Segments sprechen, wie es die Schtetl in Osteuropa waren, die wirklich ein Mikrokosmos waren. Dieses Verhältnis schlug sich dann sogar auf die Einwanderung in die USA um bzw. den behördlichen und juristischen Umgang mit den jeweiligen Einwanderern.
Das Beibehalten bestimmter Sitten und Gebräuche macht nunmal auch noch keine Abschottung von der Mehrheitskultur aus, weil sehr wohl andere kulturelle Einflüsse mit hineinwirkten.
Und der Gedanke, integraler Bestandteil der (jeweiligen) bürgerlichen Gesellschaft zu werden, kam schon deshalb immer wieder auf und wurde diskutiert, weil man sich damit die Sonderstellung, die die Antisemiten den Juden durch ihre Beschränkungen verordneten, vom Hals schaffen wollte.