onlyandre schrieb:. Nur frage ich mich, ob diese Szenarien vorher nicht bedacht (bzw. bewusst ausgeklammert) wurden. Sehe jetzt zB auch keinen großartigen Unterschied, ob da jetzt Putin oder irgendeine Hinterhofmoschee die Gelegenheit nutzt.
Am Ergebnis für die Opfer ändert das natürlich nachträglich nichts, das ist klar. Wenn sich jedoch das Bewußtsein für eine neuartige Bedrohungslage durchsetzt, in der Menschen gezielt durch den Einsatz eines Agent Provocateur mit dem Ziel manipuliert werden, diese für staatsfeindliche Handlungen einzusetzen, dann eröffnet das neue Ermittlungs- und Präventionsansätze.
Möglicherweise ist eine solche Bedrohungslage den Geheimdiensten auch bekannt, wird jedoch aus taktischen Erwägungen nicht öffentlich diskutiert.
Es ist jedoch völlig unstrittig, das die grundsätzliche Möglichkeit besteht, Menschen in einer Weise zu Taten zu motivieren, das diese der Meinung sein können, komplett selbstständig auf die Idee dazu gekommen zu sein.
Und es ist unbedingt ein Unterschied, ob Putin selbst, eine Hinterhofmoschee oder Putin mit Hilfe einer Hinterhofmoschee auf die Meinungsbildung eines demokratischen Landes Einfluß nimmt - man bekämpft Probleme immer am besten an ihrer Wurzel.
onlyandre schrieb:Man muss sich jetzt auch die Frage stellen, wie man weitermachen will.
Zunächst einmal einen kühlen Kopf bewahren. Egal von wem die Provokation aus geht: sie zielt darauf, mit Angst und Empörung unsere Gesellschaft zu spalten und Zweifel an unserer demokratischen Grundordnung zu schüren. Wenn sich niemand auf dieses Soiel einläßt, hatte der Anschlag keinen Erfolg. Wenn wir deswegen unsere staatliche Verfasstheit einreißen und unsere humanistischen mund freiheitlich-demokratischen Grundsätze wegwerfen, waren die Anschläge erfolgreich. Egal, ob Putin und/oder eine kleine Hinterhofmoschee davon profitiert.
onlyandre schrieb:Du kannst zukünftig entweder Rechts-Außen Platz geben, oder den Leuten eine "Deutsch-Demokratische" Meinungs-Demokratie vorsetzen. Das ist alles schon zu verfahren.
Dein ganzes Mind-Setting ist verfahren. So kannst Du nur verlieren. Glückwunsch an die Terroristen und ihre eventuellen Hintermänner -
@onlyandre streckt die Waffen, ohne das ihr ihn persönlich angehen musstet.
;)Natürlich könnte es noch deutlich mehr Lösungsansätze geben, als diese beiden von Dir angedeuteten Alternativen, von denen BEIDE nicht geeignet sind, einer aktuellen Bedrohungslage erfolgreich zu begegnen. Irgendwelche "Grenzen zu!"-Fantasien auf Kosten unserer EU-Integrität ändern nichts daran, das weitere im Land lebende Menschen durch sich selbst oder durch andere dahingehend radikalisiert werden können, Gewalt im Namen einer Religion oder was auch immer auszuüben. Ganz im Gegenteil: Die Bereitschaft zu radikalen Handlungen steigt, umso aussichtsloser die subjektive Lage erscheint. Wenn die Lebensplanung zu scheitern droht und die Zukunftsängste subjektiv alles überdecken, kann Verzweiflung in Empörung und Wut umschlagen - das ist doch klar. Wird diese Empörung manipulativ kanalisiert, kann ein perspektivlos Heranwachsender durch Feindbildfixierung von einer tatsächlichen Lösung seiner individuellen Problemlage abgelenkt werden und alles Grundübel in einem angenommenen gesellschaftlichen Pluralismus zu finden sind, den es nur zu beseitigen gälte. Das gilt für Rechtsradikale und Islamisten gleichermaßen.
Profiteur einer solchen Entwicklung zu einer dualistischen Gesellschaft sind diejenigen, die in dieser Gesellschaftsform bereits einen Vorsprung erworben haben und ihre Position durch eine "Entmachtung durch Selbstverkleinerung" zB der EU oder der USA verbessern würden.
Der Mechanismus ist immer derselbe und leicht zu bespielen:
- der junge Deutsche, der sich "im eigenen Land" benachteiligt sieht, kann Trost und Empörungsmotivation in dem Gedanken finden, eigentlich kraft seines "Deutschseins" einen Anspruch auf Elite-Zugehörigkeit zu haben. Zu diesem Zweck werden zahllose Fake-News platziert, welche immer aufs neue darauf zielen, wie dieser Anspruch gezielt durch "das System" abgegraben werden soll. Aus einem orientierungslosen Menschen mit eher konservativen Wurzeln kann so ein rechtsradikaler Revolutionär geformt werden.
- der junge Moslem, der sich in einem sekularen oder laizistischen Staat lebent benachteiligt sieht, kann Trost und Empörungsmotivation in dem Gedanken finden, das "Allah" für seine Gläubigen eine gesellschaftlich hervorgehobene und tragende Rolle vorgesehen hazt, um sicher zu stellen, dass die "göttlich gewollte Ordnung" das Staatswesen bestimmt. Aus einem orientierungslosen und sich diskriminiert fühlenden Menschen kann so der islamistische Gotteskrieger geformt werden, der glaubt, zum Werkzeug göttlichen Wollens berufen zu sein.
Der Ansatz muss sein, alle Strukturen dahingehend zu verbessern, das individuelle Leidenszeiten reduziert, Gleichberechtigung verbessert und Bildung noch zugänglicher wird. Die Erkenntnis, dass das religiöse Heil nicht politisch erstrebt werden kann, muss Bestandteil jeder Integrationsbemühung sein und die Grenzen der Religionsfreiheit müssen strenger und engmaschiger überwacht werden, um den Rechtsfrieden zu bewahren - denn die Trennung von Staat und Religion ist eine der wichtigsten Grundlagen für Demokratie. Der säkulare Staat ist auch von den Islamisten als größtes Unheil erkannt worden, nicht das Christentum oder auch nicht das Judentum.