Berryl schrieb:Die Hybris.
Naja, ich muss schon sagen, dass man beide Standpunkte theoretisch vertreten kann. Man kann sowohl so manches "Alte" als quasi schon tot bezeichnen weil die Trends partiell global in eine andere Richtung gehen, zumindest in vielen Breitengraden - mehr Liberalität, Selbstbestimmung, Abweichen von bisherigen Trends.
Das heißt nicht, dass ALLES "Althergebrachte" (um mal irgendeinen Begriff dafür anzuwenden) nicht zeitlos sein könnte oder dahingerafft wird. Aber vieles. So scheint der Trend halt zu sein, und der fällt nicht vom Himmel sondern stellt mehr oder minder Weiterentwicklung basierend auf gesellschaftlichem Konsens dar.
Zugleich kann man von eher Rechts/(erz-)konservativer Stellung heraus argumentieren, dass manche Dinge 'einem Zeitgeist geschuldeten Verwerfungen' darstellen und, keine Ahnung, manches mit "spätrömischer Dekadenz" vergleichen, die keinen Bestand haben soll oder wird.
Wer hat jetzt mehr Recht? Das ist am Ende subjektiv und meines Erachtens halt sehr offen.
Wenn man sich zivilisatorische Entwicklungen anguckt geht aus meiner Sicht bisher der Trend gen mehr Liberalität, Selbstbestimmung und Individualismus weiter. Wenn nicht gerade die Republik oder unser Europa untergeht und überall Hardliner übernehmen die manche Trends zurückstellen, dann werden kommende technische Entwicklungen nochmal den Punkt der Individualität nur unterstreichen oder erweitern, zementieren, etc. Einzelne Werke der Fiktion machen das schon vor. Cyberpunk/Surrogate/(vergleichbare Werke als groben Indikator hier einfügen - wo dann noch Körper weiter modifiziert oder gar 'getauscht' werden).
Als jemand der mit unterschiedlichen Ansichten groß wurde (ich tickte mal stark konservativer und wurde in den Einstellungen dann liberaler) maße ich mir an zumindest mal an zu sagen, mehrere Seiten gesehen zu haben. Ich tendiere 'eher' zu Freiheiten und liberalen Einstellungen in vielen Themenbereichen weil am Ende halt dem Individuum mehr Freiheiten gewährt werden als sonst und in der Regel nehmen mir diese Freiheiten nichts weg - auch wenn man nicht jeden "Trend" oder jeden gesellschaftspolitischen Versuch zwingend mitmachen müsste.
Aber von vielen Freiheiten in der Gesellschaft profitierte ich. Profitieren andere. Dass andere auf ihre Art profitierten, hat mich quasi nie eingeschränkt. Warum soll ich dann also eher für ein enges gesellschaftspolitisches Modell, ein Korsett, stimmen was andere abstrakt eher einengt? Gerade in einzelnen Fällen Menschen die ich sehr schätze weil andere argumentierten, dass man das ja immer schon so gemacht hätte und sonst...kein wirkliches Argument dahintersteckt (wie gleichgeschlechtliche Ehe bzw. Gleichstellung jener).
Ich hab ja zugleich nichts gegen andere diverse oder alle konservative Elemente oder so wo sie sinnig erscheinen. Ich präferiere augenscheinlich aber eine hybride Form.