Cecilia schrieb:Die Behauptung, Putin wolle „von Wladiwostok bis Lissabon“ expandieren, ist Panikmache.
Dann höre dir einfach an, was z.B. Putins Scharfmacher Medwedew und sein Vordenker Dugin von sich geben. Und schaue dir an, was im staatlich kontrollierten Perwy Kanal so abgeht, wo man sich schon mal in Stimmung bringt für die weitere Expansion. Dass das Scharfmacherei ist, ist klar, damit wird die Bevölkerung darauf eingestimmt, den kranken politischen Kurs Putins weiter zu unterstützen. Es gibt im heutigen Russland so gut wie keine unabhängigen öffentlichen Stimmen mehr, daher ist es aus meiner Sicht legitim und sicherheitspolitisch dringend geboten, diese Statements ernst zu nehmen.
Cecilia schrieb:Ein Angriff auf die NATO wäre für Russland Selbstmord.
Interessant. Wagenknecht hat auch 2022 die Möglichkeit einer Invasion Putins in der Ukraine ausgeschlossen. Und, wie ging es aus? Man sollte Putin nicht unterschätzen, zumal ja schon russ. Truppen an der Grenze zum Baltikum zusammengezogen wurden, nur als Beispiel.
Cecilia schrieb:Politische Vernunft bedeutet, im eigenen Interesse zu handeln – nicht aus Trotz.
Das hat nichts mit Trotz zu tun. „Trotz“ ist hier eine gänzlich unpassende Kategorie, die passt zu Kindergartenspielen und Streit um Förmchen. Aber nicht dazu, wie ein Staat seine Souveränität sichern kann und gleichzeitig eine angemessene, möglichst ökologische Energieversorgung, damit Wirtschaftswachstum, Wohlstand und friedliches Zusammenleben möglich sind.
Das verstehe ich unter politischer u. wirtschaftlicher Vernunft: Wieso sollte sich ein Staat, hier Deutschland, wissentlich und sehenden Auges in die Abhängigkeit eines Aggressors begeben, der Staaten bedroht, die nicht in der Lage sind, sich angemessen zu verteidigen?
Warum sollte D. Russland wieder um Gaslieferungen bitten, wo doch R. plötzlich seinen Lieferverpflichtungen nicht mehr nachkam, um D. zu schwächen und die eigenen Expansionsansinnen durch den kranken Angriffskrieg durchzusetzen. Und jetzt soll D. zu Kreuze kriechen? Damit die eigene Souveränität riskieren und Handlanger eines freidrehenden Aggressors werden, der mit dem Krieg nur sein eigenes morsches Regime retten will, das auf Unterdrückung und Unfreiheit aufbaut? Auf dass der Virus der Freiheit nicht überspringen möge? Bestimmt nicht. Nein, Russland und Deutschland haben einfach so gar nichts gemeinsam. Deutschland wird sich Russland nicht beugen, und das ist gut so.
Was hat Wagenknecht und ihr BSW denn anzubieten? D. soll die Expansionswünsche R.s akzeptieren, soll sich einem Kriegsverbrecher unterordnen, der vor keinen noch so abscheulichen Verbrechen Halt macht? Soll einen Angriff Russlands auf weitere europäische Staaten riskieren. Wofür? Für billiges Gas? Der Preis zu hoch, gänzlich indiskutabel. Das kann sich Wagenknecht und alle ihre Sympathisanten klemmen.
Auf den Punkt gebracht: Russland hat, auch mal ganz unabhängig vom Krieg in der Ukraine betrachtet, in seiner jetzigen Verfassung einem westlichen demokratischen Staat nichts, einfach gar nichts zu bieten. Das müssen die BSW-Fans einfach mal zur Kenntnis nehmen.
Cecilia schrieb:Bemerkenswert, dass Sie Russland als untragbaren Partner darstellen, aber Kasachstan oder Turkmenistan plötzlich als Lösung vorschlagen. Diese Staaten sind autoritär, teilweise russlandnah und sicher nicht „demokratischer“ als Russland. Wenn Sie Energieimporte aus Diktaturen ablehnen, dann bitte konsequent – oder geben Sie zu, dass es nur um geopolitische Interessen geht. Das ist Doppelmoral.
Aufmerksam lesen ist immer noch ein Vorteil. Ich schrieb ja sehr deutlich, was ich von den genannten Staaten in punkto Rechtsstaatlichkeit halte. Ich hatte sie ins Spiel gebracht, weil nach meinem Verständnis D. schon Gas benötigt, und wenn man nicht vollständig auf LNG umschwenken will, dann wären die drei Staaten mögliche Lieferanten. Und nein, das hat mit Geopolitik nichts zu tun. Das ist die Politik von Putin, Geopolitik, Expansionsphantasien eben. Nicht jeder Staat will wie R. andere unterwerfen. Für D. und die EU kann man das ausschließen. Das ist der Unterschied zu Putins Russland.
Cecilia schrieb:Diese Behauptung ist nicht nur falsch, sondern auch völlig irrelevant. Sie haben kein einziges sachliches Argument, also greifen Sie auf alte, längst widerlegte Unterstellungen zurück. Hier geht es nicht um Vergangenheit, sondern um Deutschlands Zukunft.
Leider ist die Behauptung nicht falsch und nicht widerlegt:
In einem Fernsehduell hat Sahra Wagenknecht ihre linksradikale Vergangenheit als Trotzreaktion hingestellt. Doch mit ihren demokratiefeindlichen Vorstellungen hat sie bis heute nicht gebrochen.
Es waren Worte, wie man sie selten von Politikern hört. Als die AfD-Vorsitzende Alice Weidel am Mittwoch der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht bei „Welt TV“ ihre Sympathien für das sozialistische Venezuela vorhielt, räumte diese fast schuldbewusst ein: „Da habe ich Dinge aus Trotz gesagt.“ Das sei jedoch 20 Jahre her, weshalb man ihr dies heute nicht mehr vorwerfen könne. Hat die ehemalige Linken-Politikerin ihren einstigen kommunistischen Überzeugungen abgeschworen?
Wer Wagenknechts politisches Wirken in den letzten Jahren beobachtet hat, dem fällt jedenfalls auf, wie sehr sie sich darum bemüht, ihr linksradikales Image abzustreifen. Statt wie früher Josef Stalin und Walter Ulbricht zu verherrlichen, fordert sie heute eine „Politik der Vernunft“. (...)
Von den meisten ihrer linksradikalen Vorstellungen hat sie sich bis heute nicht distanziert
Das alles – da hat Wagenknecht recht – liegt inzwischen eine ganze Weile zurück. Doch von den meisten ihrer linksradikalen Vorstellungen hat sie sich bis heute nicht distanziert. Statt sich mit ihren Irrtümern auseinanderzusetzen, tat sie im Duell mit Alice Weidel so, als hätte es sich dabei um eine Art politische Trotzphase gehandelt, die sie lange hinter sich gelassen hätte.
Dass dies der Wahrheit entspricht, muss bezweifelt werden. So veröffentlichte sie noch 2016 eine Erklärung zum Tod des kubanischen Diktators Fidel Castro, in der sie die „große Leistung dieses Revolutionärs“ und seine „standhafte Haltung gegenüber den mächtigen USA“ würdigte. Angeblich sei Castro „durch und durch ein Demokrat“ gewesen. Zwei Jahre später feierte sie in einem Facebook-Post erneut ihr Vorbild Rosa Luxemburg.
Auch Wagenknechts Einstellung zu Russland erinnert stark an das Verhältnis der DDR zur Sowjetunion. Zwar betont sie regelmäßig, dass Putins Einmarsch in die Ukraine völkerrechtswidrig gewesen sei. Doch ihre Forderungen – keine Waffenlieferungen an die Ukraine und keine Sanktionen gegen Russland – laufen darauf hinaus, dass sich das angegriffene Land dem Aggressor unterwirft. Der russische Präsident wäre dann seinem Ziel ein großes Stück näher gekommen, die untergegangene Sowjetunion wiederherzustellen.
Quelle:
https://www.focus.de/politik/woelfin-im-schafspelz-nur-jugendsuenden-aussagen-zeigen-wie-radikal-wagenknecht-noch-vor-einigen-jahren-war_id_260385078.htmlUnd irrelevant sind Wagenknechts politische Überzeugungen der Vergangenheit auch nicht, denn sie hat sich von ihnen bisher nicht eindeutig distanziert. Und sie stimmen auch mit den politischen Thesen des BSW überein, die aus meiner Sicht die Interessen Russlands hier in D. vertreten und ihnen zur Umsetzung verhelfen wollen. Aber das wird in D. nicht passieren.