Leocadia schrieb:Aha, wirtschaftliche Vernunft. Und wie steht es um die politische Vernunft? Soll man die vergessen? Wovor Wagenknecht warnt, das strebt sie selbst an mit ihrem BSW-Verein: Deutschland würde sich aus ideologischen Gründen schaden, indem Deutschland die Erfahrungen, die man mit Russland gemacht hat/machen musste, ignoriert und sich mit Wiederaufnahme von Gaslieferungen aus Russland erneut in die Abhängigkeit von R. begibt. Obwohl wir jetzt genau wissen, welche Pläne Putin zur Expansion seines Reiches hat: Es soll von Wladiwostok bis Lissabon reichen. Wie käme D. dazu, sich wieder unter die Fuchtel dieses Diktators zu begeben? Damit die eigene Souveränität aufs Spiel setzen und Putins Krieg finanzieren? Come on, das kann Deutschland nicht wollen.
Politische Vernunft bedeutet, im eigenen Interesse zu handeln – nicht aus Trotz. Der Gasstopp hat Deutschland geschwächt, während Russland sein Gas weiterverkauft. Auch an und! Wir zahlen nur mehr für dasselbe über Umwege. Wo ist da die Logik?
Die Behauptung, Putin wolle „von Wladiwostok bis Lissabon“ expandieren, ist Panikmache. Ein Angriff auf die NATO wäre für Russland Selbstmord. Natürlich ist der Krieg in der Ukraine völkerrechtswidrig, aber Außenpolitik muss nüchtern bleiben.
Niemand fordert blinde Abhängigkeit, aber die aktuelle Politik schadet Deutschland mehr als Russland. Es geht nicht darum, Putin zu gefallen, sondern darum, unsere Wirtschaft nicht länger ideologisch zu schwächen.
Es ist ein Mythos, dass Deutschland Putin finanziell aushungert, indem es sein Gas nicht mehr direkt kauft. Russland verdient weiterhin an Energieexporten, während die deutsche Industrie und die Bürger die höchsten Preise zahlen. Gleichzeitig finanzieren wir mit den explodierenden Rüstungsausgaben Kriege an anderer Stelle. Diese Doppelmoral hilft niemandem.
Leocadia schrieb:Und die ideologischen Gründe von Frau Wagenknecht sind: Verehrung von Stalin und Ulbricht. Das darf man nicht vergessen. Jeder muss sich fragen, ob das im 21. Jahrhundert der richtige Ausgangspunkt für eine vernünftige Politik für D. sein kann, und dabei schließt "vernünftig" wirtschaftliche und politische Vernunft ein. Beides kann man sowieso nicht trennen.
Diese Behauptung ist nicht nur falsch, sondern auch völlig irrelevant. Sie haben kein einziges sachliches Argument, also greifen Sie auf alte, längst widerlegte Unterstellungen zurück. Hier geht es nicht um Vergangenheit, sondern um Deutschlands Zukunft.
Leocadia schrieb:Dann lieber Gas von Kasachstan oder Turkmenistan beziehen. Das sind auch keine Geschäftspartner mit weißer Weste nach westlichen Kriterien, aber sie wollen sich tendenziell wohl aus dem Würgegriff Russlands befreien. Das könnte eine Zusammenarbeit mit D. und der EU befördern. Mit Aserbaidschan (auch so ein Partner ohne Rechtsstaatlichkeit) gibt es schon eine Zusammenarbeit mit der EU. Aber das ist alles überschattet durch den Krieg in der Ukraine.
Bemerkenswert, dass Sie Russland als untragbaren Partner darstellen, aber Kasachstan oder Turkmenistan plötzlich als Lösung vorschlagen. Diese Staaten sind autoritär, teilweise russlandnah und sicher nicht „demokratischer“ als Russland. Wenn Sie Energieimporte aus Diktaturen ablehnen, dann bitte konsequent – oder geben Sie zu, dass es nur um geopolitische Interessen geht. Das ist Doppelmoral.
Kurz: Deutschland macht sich wirtschaftlich kaputt – und das aus ideologischen Gründen. Das ist der wahre Fehler. Es sollte nicht darum gehen, Putin zu gefallen oder ihn zu bestrafen, sondern darum, was für Deutschland sinnvoll ist. Und das ist keine Politik der Selbstzerstörung, sondern eine rationale, pragmatische Energiepolitik, die unserer Wirtschaft nutzt, anstatt sie zu ruinieren.