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Von der Aufstiegs- zur Ausstiegsgesellschaft. Wird das gut gehen?

207 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Ausstiegsgesellschaft, Deindustrialisierung, Wohlstandsgefährdung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Von der Aufstiegs- zur Ausstiegsgesellschaft. Wird das gut gehen?

19.07.2023 um 21:22
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das ist Blödsinn. Dazu muss einfach nur ein Doppelresidenzmodell eingeführt werden, damit auch Deutschland mal mutig einen Schritt aus den 50er Jahren macht.
Du weißt das ich das grundsätzlich befürworte, bzw. die Wahlfreiheit. Hat aber nix mit staatlicher Unterstützung Alleinerziehender/Ärmerer zu tun.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Unterhalt ist aber ein Fehlanreiz, der Menschen davon abhält, selbst in relevanter Weise beruflich tätig zu werden.
Ich denke eine finanzielle Verpflichtung gegenüber Ehepartnern und gezeugten Kindern ist gerechtfertigt. Ansonsten wie oben, das ist ein anderes Thema.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Der Regelfall Einzelresidenz hält eine große Zahl von Personen davon ab, dauerhaft für sich selbst sorgen zu können
Belege bitte. So ist das erstmal nur dein persönlicher Eindruck der sich aus deinen Erfahrungen speist. Und nochmal: hier geht es um gesetzliche Regelungen im Familiemrecht, nicht um soziale Unterstützung. Zusätzlich wird es aberwitzig, weil du im Kern mehr staatliche Einmischung in Familienangelegenheiten forderst, was du gleichzeitig verteufelst.


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Von der Aufstiegs- zur Ausstiegsgesellschaft. Wird das gut gehen?

19.07.2023 um 22:24
@paxito

Die Frage, um die es in dirsem Thread doch auch geht:

Warum haben wir so viele unbesetzte Stellen und gleichzeitig so viele Menschen, die diese Stellen nicht besetzen, von denen viele Transferleistungen erhalten.

Darauf gibt es nicht nur die eine Antwort und es gibt nicht die eine Lösung.

Aber eine von vielen Antworten ist das Festhalten des Staates am Regelfall Einzelresidenz, der die Lebenswirklichkeit von Familien zudem nicht abbildet.

Regelfall bedeutet, sobald es strittig wird, drängen alle Institutionen, zuvorderst Gerichte, Trennumgsfamilien zu diesem Regelfall.

Eine Mutter von zB 3 Kindern unterschiedlichen Alters hat doch keine echte Karriereoption, wenn sie unter der Woche alleinerziehend ist. Das läuft in aller Regel auf Unterhalt + Minijob hinaus.

Wären die Kinder nur jede 2. Woche bei ihr, würde das ganz anders aussehen. Wann ändert sich die Konstellation? Wenn der 18. Geburtstag des jümgsten Kindes und damit das Ende der Unterhaltszahlungen an die Mutter näherrückt.
Dann ist Mami 53 und hat also noch 13 Jahre für eine steile Karriere, im Klartext zu wenig Zeit für Karriere, zu wenig Zeit für eine gute Rente, zu wenig Zeit als Netto Zahlerin (aus Staatssicht) obwohl sie vielleicht sehr gut qualifiziert ist.

Das betrifft 140.000 Paare, somit auch Frauen im Jahr.

https://de.statista.com/themen/134/scheidung/#topicOverview

Davon dürften 90.000 Mütter minderjähriger Kinder sein, davon 96% Einzelresidenz bei ihr.

Es sind also keine vernachlässigbaren Grüppchen.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Zusätzlich wird es aberwitzig, weil du im Kern mehr staatliche Einmischung in Familienangelegenheiten forderst, was du gleichzeitig verteufelst.
Wieso das denn? Der Regelfall Einzelresidenz mischt sich genau so stark ein, wie der bessere Regelfall Doppelresidenz. Er erscheint Dir nur nicht als Einmischung, weil er in Deutschland dank rückständiger Politik so selbstverständlich ist.


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21.07.2023 um 08:10
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Aber eine von vielen Antworten ist das Festhalten des Staates am Regelfall Einzelresidenz, der die Lebenswirklichkeit von Familien zudem nicht abbildet.
Und nochmal: da stimme ich zu, hab ich schon in einem anderen Thread gesagt. Ich glaube zwar auch nicht das Doppelresidenz immer das Gelbe vom Ei ist (dafür habe ich damit im privaten Umfeld zu schlechte Erfahrungen gemacht), aber grundsätzlich sollte der Staat den Möglichkeiten neutral gegenüber stehen.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Eine Mutter von zB 3 Kindern unterschiedlichen Alters hat doch keine echte Karriereoption, wenn sie unter der Woche alleinerziehend ist. Das läuft in aller Regel auf Unterhalt + Minijob hinaus.
Viel wesentlicher als die Fragen des Unterhaltsrechts ist hier Kinderbetreuung. Die sollte kostenlos, mit hoher Qualität und in möglichst großen Zeiträumen angeboten werden. Dann ist auch die alleinerziehende Mutter mit 3 Kindern in der Lage zu arbeiten.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wären die Kinder nur jede 2. Woche bei ihr, würde das ganz anders aussehen.
Was soll da anders sein? Jobs bei denen man nur jede zweite Woche Vollzeit arbeitet gibt es wirklich nicht wie Sand am Meer. Und dann betrifft das Problem zwei Personen nicht nur eine. Auch der Vater muss dann zu sehen wie er alle zwei Wochen Beruf und Familie vereinbart, was genauso wenig mit den meisten Jobs vereinbar ist. Das ist zwar tendenziell fairer, bringt dem Arbeitsmarkt aber Netto nicht mehr verfügbare Arbeitskraft - was die Frau mehr arbeiten kann, arbeitet der Mann dann weniger.
Wie geschrieben, dass da irgendwer mehr arbeitet wird nur durch Kinderbetreuung möglich - und das ist tendenziell in Einzelresidenz einfacher, zumindest wenn die Eltern weiter auseinander wohnen.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wieso das denn? Der Regelfall Einzelresidenz mischt sich genau so stark ein, wie der bessere Regelfall Doppelresidenz. Er erscheint Dir nur nicht als Einmischung, weil er in Deutschland dank rückständiger Politik so selbstverständlich ist.
Der würde auch noch über Jahrzehnte das vorherrschende Modell bleiben, selbst wenn man das liberalisiert (was ich nochmals befürworte). Du schreibst es ja selbst: es ist selbstverständlich.
Du müsstest die Leute schon in die Doppelresidenz zwingen, wenn das in relevanter Zeit irgendeinen positiven Effekt zeigen soll. Und das halte ich für völlig verkehrt.


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21.07.2023 um 11:24
Zitat von paxitopaxito schrieb:Viel wesentlicher als die Fragen des Unterhaltsrechts ist hier Kinderbetreuung. Die sollte kostenlos, mit hoher Qualität und in möglichst großen Zeiträumen angeboten werden. Dann ist auch die alleinerziehende Mutter mit 3 Kindern in der Lage zu arbeiten.
Von hier lässt sich auch wunderbar wieder der Bogen zum Eröffnungspost schlagen.
Die mangelhaft ausgebaute Kinderbetreuung, in einigen Fällen derart weit vom Wohn- oder Arbeitsort entfernt, dass es nem Umweg mit nem Auto benötigen kann, die Kids dort unterzubringen, mit dann noch realitätsfernen Öffnungszeiten, ist doch oftmals ursächlich für Teilzeitquoten von 60-80%.
Anders geht es gar nicht, man wird quasi in die Ausstiegssgesellschaft gezwungen.


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Von der Aufstiegs- zur Ausstiegsgesellschaft. Wird das gut gehen?

21.07.2023 um 11:59
Zitat von paxitopaxito schrieb:Viel wesentlicher als die Fragen des Unterhaltsrechts ist hier Kinderbetreuung. Die sollte kostenlos, mit hoher Qualität und in möglichst großen Zeiträumen angeboten werden. Dann ist auch die alleinerziehende Mutter mit 3 Kindern in der Lage zu arbeiten
@paxito

In Sachen Kinderbetreuungsmöglichkeiten dürften wir weitgehend einer Meinung sein. Wichtig wäre aber dabei, dass es auch eine echte Betreuung und keine Aufbewahrung ist.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Was soll da anders sein? Jobs bei denen man nur jede zweite Woche Vollzeit arbeitet gibt es wirklich nicht wie Sand am Meer. Und dann betrifft das Problem zwei Personen nicht nur eine. Auch der Vater muss dann zu sehen wie er alle zwei Wochen Beruf und Familie vereinbart, was genauso wenig mit den meisten Jobs vereinbar ist. Das ist zwar tendenziell fairer, bringt dem Arbeitsmarkt aber Netto nicht mehr verfügbare Arbeitskraft - was die Frau mehr arbeiten kann, arbeitet der Mann dann weniger.
Da sind wir nicht einer Meinung. Natürlich kann man in vielen Berufen mit solchen Zeiten nicht so viel anfangen. Es gibt aber zunhemend Berufe, die überwiegend geistige Arbeit betreffen, in denen eine freier Zeiteinteilung, teilweise im Home Office möglich ist. Solche Arten von Beschäftigung gibt es kaum für Ungelernte, aber für die Anderen wird das eher zunehmen. Und tatsächlich ist es ja nicht die allein erziehende Mutter, die vorher Regaleinräumerin war, deren Karriere in Gefahr wäre, als die studierte Wasauchimmer, die vielleicht gar keine schlechte Chance auf ein flexibles Arbeitszeitmodell hätte. Das kann halt nur auch nicht zwischen Baum und Borke und alle 5 Sekunden unterbrochen durch ein 'Thorben, nicht der Anna mit der Schüppe auf die Mappe hauen' stattfinden.

Aber es gibt tatsächlich noch viele kleine Schrauben ganz anderer Art, die helfen würden, unsere Gesellschaft besser, optimistischer und produktiver zu machen.

Ich erwähne da bloß mal Stichworte wie Unterrichtsausfall, skurrile Studienfachangebote am Markt vorbei und eine Mentalität, die sich entwickelt hat, nach der jede Anstrengung gleich eine Überlastung ist. Tatsächlich sehe ich die Negativhaltung in Deutschland zu manchen Themen, zB Fleiss als ein eigenes Problem an. Dem kommt man aber nicht politisch, oder nicht nur politisch bei.

ALs kleines Beispiel fühle ich mich manchmal so, als müsste ich mich dafür rechtfertigen, meine Arbeit gerne zu machen und mich nicht überlastet zu fühlen.


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21.07.2023 um 13:28
Wie kam es zu diesem Niedergang, der teils nur gefühlt, teils real ist?

Ich habe auch keine definitive Antwort, nur.ein paar Ideen.

Als ich in den 90ern studiert hatte, wurde uns oft erklärt, wir würden in die absehbare Arbeitslosigkeit studieren. So richtig abgehalten hat das niemanden, die Stimmung war eher optimistisch.

Neben diesem Studium hatte ich wechselnd zwischen 30 und 60 Wochenstunden gearbeitet. Studium und Vollzeit plus gleichzeitig waren nie ein Problem. Damit war ich kein Einzelfall.

So gelang der Einstieg ins Berufsleben, angereichert durch Erfahrungen aus der Tätigkeit nebenbei.

Und heute?

Kann man Abseitiges studieren und hätte dennoch eine Job Garantie.

Natürlich braucht man Bafög, weil man doch neben dem fordernden Studium der Kunstgeschichte o.ä. natürlich nicht noch arbeiten kann.

Sogar mit einem Bachelor Studium kann man Geld verdienen, also mit der nochmals vereinfachten Form von Studium. Früher hätte man das 'abgebrochen' genannt, heute hat es einen schmucken Titel als wären wir in Österreich.

Dazu passt, dass dieses Jahr die Mathe Abi Noten in MV um 2 Punkte angehoben wurden. Es ist also scheissegal, ob man neben plus und minus auch dieses hässliche Dividieren kann oder nicht. Statt beim Unterricht nachzubessern, wird einfach die Note angehoben.

Das ist das Ergebnis, wenn 16 Kultusminister rumwurschteln: Wenn die Bremse nicht funktioniert, stellen wir die Hupe lauter.

Und wenn dann der Bätschelah of rhythmisch Klatschen mit der angehobenen Abi Note im realen Leben der Arbeitswelt aufschlägt, dann klappt das eben suboptimal und dann braucht es nach dem ersten Arbeitstag eine Delfin Therapie, falls die sympathischen Meeressäuger ausgebucht sind, ein Sabatical.

Und weil das als gegeben hingenommen wird, sollen es ausländische Fachkräfte, möglichst ohne gleichfalls Delfine zu beanspruchen, richten.


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Von der Aufstiegs- zur Ausstiegsgesellschaft. Wird das gut gehen?

21.07.2023 um 13:40
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Kann man Abseitiges studieren und hätte dennoch eine Job Garantie.
Seit mindestens 15 Jahren häufen sich die Klagen von Akademikern aller Qualifikationsstufen, die mit ihren Abschlüssen nichts anfangen können, weil sie 'Abseitiges' mit dem Ziel Wissenschaftsbetrieb studiert haben, es da aber nur für einstellige Prozent von ihnen Stellen gibt und der Rest schauen kann wo er bleibt.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Natürlich braucht man Bafög, weil man doch neben dem fordernden Studium der Kunstgeschichte o.ä. natürlich nicht noch arbeiten kann.

Sogar mit einem Bachelor Studium kann man Geld verdienen, also mit der nochmals vereinfachten Form von Studium. Früher hätte man das 'abgebrochen' genannt, heute hat es einen schmucken Titel als wären wir in Österreich.
Früher hat man das 'Vordiplom' genannt. Und einfacher mag das inhaltlich sein, nicht aber vom Zeitansatz - und die gesetzliche Regelung drumherum hat sich auch verschärft, neben dem Studium Vollzeit arbeiten ist heute schlicht in vielen Fällen untersagt, führt aber mindestens zum Verlust der Studenteneigenschaft und allerlei damit verbundenen Problemen, darunter z.B. der Wegfall von Wohnheimsplatz und Förderung. Auch Stipendien etc. schließen das per Satzung aus. Von der enormen Zeitverplanung die die Universitäten ansetzen mal abgesehen.

Dieses bigotte Geschwafel ohne Ahnung von den realen Verhältnissen ist vielleicht lustige Polemik, aber zur Wurst machst du dich damit am Ende selbst.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Und wenn dann der Bätschelah of rhythmisch Klatschen mit der angehobenen Abi Note im realen Leben der Arbeitswelt aufschlägt, dann klappt das eben suboptimal und dann braucht es nach dem ersten Arbeitstag eine Delfin Therapie, falls die sympathischen Meeressäuger ausgebucht sind, ein Sabatical.

Und weil das als gegeben hingenommen wird, sollen es ausländische Fachkräfte, möglichst ohne gleichfalls Delfine zu beanspruchen, richten.
Und 'Schuld' ist natürlich derjenige der das gemacht hat was ihm Eltern, Schule und Medien die letzten 18 Jahre eingetrichtert haben, und nicht das System an sich dass ohne Sinn und Verstand jeden der auch nur in die Nähe einer Hochschulreife gelangt an die Uni schickt (ich sage bewusst schickt, das geht schon über ermöglichen oder motivieren hinaus, de facto wird man hinkommandiert).


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21.07.2023 um 13:40
Zitat von Rhapsody3004Rhapsody3004 schrieb:Und auf auf anderer Seite, dass sich so manche Vermögen quasi schon im Schlaf vermehren können oder auch gerne besondere lukrative legale Steuervorteile genutzt werden.
Ich warte hierzu noch auf Belege, das behauptest Du in mehreren Threads.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Kinderbetreuung. Die sollte kostenlos, mit hoher Qualität und in möglichst großen Zeiträumen angeboten werden.
Keine Ahnung wer so was kostenslos machen will, ich wäre nicht dabei.


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21.07.2023 um 14:04
Zitat von IlianIlian schrieb:Die mangelhaft ausgebaute Kinderbetreuung, in einigen Fällen derart weit vom Wohn- oder Arbeitsort entfernt, dass es nem Umweg mit nem Auto benötigen kann, die Kids dort unterzubringen, mit dann noch realitätsfernen Öffnungszeiten, ist doch oftmals ursächlich für Teilzeitquoten von 60-80%.
Und manchmal auch einfach der Wunsch Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Deshalb hatte ich zwei Jahre lang meine Arbeitszeit reduziert. Aber ja wenn man arbeiten will, aber nicht kann, dürften bei Kindern die Betreuungsmöglichkeiten der Grund sein.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Natürlich kann man in vielen Berufen mit solchen Zeiten nicht so viel anfangen. Es gibt aber zunhemend Berufe, die überwiegend geistige Arbeit betreffen, in denen eine freier Zeiteinteilung, teilweise im Home Office möglich ist.
Die geistigen Berufe mit hochflexiblen Home Office Möglichkeiten sind aber vermutlich eher nicht die Berufe wo es einen Personalmangel gibt oder?
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:die studierte Wasauchimmer, die vielleicht gar keine schlechte Chance auf ein flexibles Arbeitszeitmodell hätte.
Die Armutsquote von Akademiker(innen) ist immer noch Recht gering. Das ist dann tatsächlich eher persönliche Entscheidung, seine Karriere für ZeitmitKind zu opfern.
Fraglich warum das in der heutigen Zeit überhaupt noch so problematisch ist, aber das kann ich wirklich nicht mehr beurteilen.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:eine Mentalität, die sich entwickelt hat, nach der jede Anstrengung gleich eine Überlastung ist. Tatsächlich sehe ich die Negativhaltung in Deutschland zu manchen Themen, zB Fleiss als ein eigenes Problem an.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Und wenn dann der Bätschelah of rhythmisch Klatschen mit der angehobenen Abi Note im realen Leben der Arbeitswelt aufschlägt, dann klappt das eben suboptimal und dann braucht es nach dem ersten Arbeitstag eine Delfin Therapie, falls die sympathischen Meeressäuger ausgebucht sind, ein Sabatical.
Klingt für mich jetzt arg nach dem üblichen „die verdorbene Jugend“ Topos, der seit Sokrates unbeschädigt fortlebt. Denkst nicht?
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Keine Ahnung wer so was kostenslos machen will, ich wäre nicht dabei.
Kinderbetreuung wird doch schon kostenlos angeboten (nur nicht bundesweit), wurde das auch schon früher. Wo ist das Problem? Das ist Daseinsfürsorge 🤷🏼‍♂️


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21.07.2023 um 14:06
Zitat von paxitopaxito schrieb:Wo ist das Problem?
Schrieb ich schon, ich finde es super dass die Leute das kostenlos anbieten, aber von irgendwas müssen sie leben.


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21.07.2023 um 14:08
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Schrieb ich schon, ich finde es super dass die Leute das kostenlos anbieten, aber von irgendwas müssen sie leben.
Kinderbetreuung sollte genau wie Polizei, Feuerwehr oder Gesundheitswesen über Steuern finanziert werden, nicht über private Beiträge der Eltern. Schließlich kommt der Nutzen auch der gesamten Gesellschaft zu Gute.


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21.07.2023 um 14:17
@paxito
Ach, mit kostenlos meinst der Steuerzahler soll es zahlen.
Tja, somit kann es sogar für eine Familie nicht kostenlos sein…also, dieser Begriff ist echt furchtbar.


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Von der Aufstiegs- zur Ausstiegsgesellschaft. Wird das gut gehen?

21.07.2023 um 14:26
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Seit mindestens 15 Jahren häufen sich die Klagen von Akademikern aller Qualifikationsstufen, die mit ihren Abschlüssen nichts anfangen können, weil sie 'Abseitiges' mit dem Ziel Wissenschaftsbetrieb studiert haben, es da aber nur für einstellige Prozent von ihnen Stellen gibt und der Rest schauen kann wo er bleibt.
@bgeoweh

Ich hätte mich besser ausdrücken können. Der Wissenschaftsbetrieb ist noch mal ein gesondertes Problem, zB mit seinen Kettenbefristungen. Aber wer ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen hat und nicht im Elfenbeinturm.Uni bleiben will, muss sich keine Sorgen machen.
Das sollte grundsätzluch fpr Optimismus sorgen, tut es aber nicht.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:darunter z.B. der Wegfall von Wohnheimsplatz und Förderung. Auch Stipendien etc. schließen das per Satzung aus. Von der enormen Zeitverplanung die die Universitäten ansetzen mal abgesehen.
Hätte ich Stipendium oder Förderung gehabt, hätte ich weniger gearbeitet. Aber auch heute würde ich eine Nebentätigkeit zB in der Gadtronomie für machbar halten. Wer das schon nicht mit einem Studium in Einklang bringen kann, ist dann an der Uni vielleicht falsch, spätestens in einem gut dotierten Job, der mit Erwartungen verbunden ist.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Dieses bigotte Geschwafel ohne Ahnung von den realen Verhältnissen ist vielleicht lustige Polemik, aber zur Wurst machst du dich damit am Ende selbst.
Ich denke nicht, dass ich mich damit zur Wurst gemacht hatte, keinen Cent Bafög zurückzahlen zu müssen. Und auch nicht damit zu glauben, dass man auch 2023 zum eigenen Vorteil besser einen Teil der Kosten selbst bestreitet anstatt in einem schulischen subventionierten Umfeld zu verbleiben und erst danach ins echte Leben zu treten.

Die Erfahrungen, die man bei einer Nebentätigkeit machen kann, die keine großen Konsequenzen für die Karriere haben, können einen sogar davon abhalten, sich zur Wurst zu machen, wenn es darauf ankommt, vielleicht sogar dazu führen, dass man sein Selbstbewusstsein nicht daraus ziehen muss, andere Teilnehmer in einem Mystery Forum als Wurst zu bezeichnen.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Und 'Schuld' ist natürlich derjenige der das gemacht hat was ihm Eltern, Schule und Medien die letzten 18 Jahre eingetrichtert haben, und nicht das System an sich dass ohne Sinn und Verstand jeden der auch nur in die Nähe einer Hochschulreife gelangt an die Uni schickt
Das ist richtig. Ich würde die Schuld für das Mindset von 18jährigen auch nicht bei ihnen selbst alleine verorten.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Klingt für mich jetzt arg nach dem üblichen „die verdorbene Jugend“ Topos, der seit Sokrates unbeschädigt fortlebt. Denkst nicht?
Wenn Abi Noten in einem zentralen Fach künstlich angehoben werden müssen, sagt das für mich mehr über das Bildungssystem aus, als über diejenigen, die den höheren Lehranstalten anvertraut werden.


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Von der Aufstiegs- zur Ausstiegsgesellschaft. Wird das gut gehen?

21.07.2023 um 14:33
Zitat von paxitopaxito schrieb:Und manchmal auch einfach der Wunsch Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Deshalb hatte ich zwei Jahre lang meine Arbeitszeit reduziert. Aber ja wenn man arbeiten will, aber nicht kann, dürften bei Kindern die Betreuungsmöglichkeiten der Grund sein.
Ohne Frage, diesen Wunsch gibt es auch. Bekomme ich in meinem Kollegenkreis auch häufiger mit, dass aus diesen Gründen reduziert wird. Wahrscheinlich hält sich das die Waage zwischen denen, die reduzieren müssen und denen, die reduzieren wollen. Oder das initiale "Müssen" wird, durch positive Erfahrungen, zum späteren "Wollen". Wird irgend ein Mischding daraus sein.
Muss man sich aber halt auch leisten können.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Aber wer ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen hat und nicht im Elfenbeinturm.Uni bleiben will, muss sich keine Sorgen machen.
Bei den Biologen sieht's da nicht immer rosig aus. Da bleibt häufig nur der Quereinstieg ins Lehramt als Alternative.
Womit wir auch wieder beim Problem der Schulbildung sind.


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21.07.2023 um 14:33
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Die Erfahrungen, die man bei einer Nebentätigkeit machen kann, die keine großen Konsequenzen für die Karriere haben, können einen sogar davon abhalten, sich zur Wurst zu machen, wenn es darauf ankommt, vielleicht sogar dazu führen, dass man sein Selbstbewusstsein nicht daraus ziehen muss, andere Teilnehmer in einem Mystery Forum als Wurst zu bezeichnen.
Nochmal, aktuell gelten folgende Grenzwerte:
Wenn du zu viel arbeitest oder zu viel verdienst, kann dich das am Ende Geld kosten. Deshalb solltest du die wichtigsten Grenzwerte immer im Auge haben:
Was? Grenzwert?
BAföG Freibetrag: 520 Euro pro Monat
Familienversicherung Höchstens 470 Euro (Bei kurzfristigem Minijob darf auch mehr verdient werden)
Studentische Pflichtversicherung Nicht mehr als 20 Stunden Arbeit pro Woche; Ausnahmen: zum Beispiel vorlesungsfreie Zeit
Steuern Grundfreibetrag: 9.984 Euro
Kindergeld Im Masterstudium: nicht mehr als 20 Stunden pro Woche
Quelle: https://www.arbeitsagentur.de/bildung/studium/jobben-neben-dem-studium

Wenn du über die relevanten Werte kommst, hat das schwerwiegende negative Konsequenzen, wie eben z.B. dass du deine ganzen Versicherungen selbst zahlen musst, und damit dann auch die nächsten ca. 20 Arbeitsstunden pro Monat für dich auf netto-Null rauslaufen, weil sie komplett für die Versicherung draufgehen. Damit ist das:
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Neben diesem Studium hatte ich wechselnd zwischen 30 und 60 Wochenstunden gearbeitet. Studium und Vollzeit plus gleichzeitig waren nie ein Problem. Damit war ich kein Einzelfall.
faktisch nicht mehr möglich. Das System gibt das nicht her, zumindest nicht so dass es finanziell auch nur ansatzweise Sinn macht.
Mit den erlaubten Summen ist es praktisch unmöglich, eine übliche Miete in einer Universitätsstadt zu finanzieren. Dieses Modell sich das Studium komplett selbst zu finanzieren existiert nicht mehr, du brauchst zwingend entweder Geld von zuhause, irgendeine Form von Förderung oder Kredit, oder eben ein Teilzeit- oder duales Studium für das diese Regeln nicht in der Form gelten. Das ist einfach die objektive, überprüfbare Realität, da kannst du als Person so hart und arbeitswillig sein wie du willst, du darfst es nicht.


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21.07.2023 um 14:45
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ach, mit kostenlos meinst der Steuerzahler soll es zahlen.
Tja, somit kann es sogar für eine Familie nicht kostenlos sein…also, dieser Begriff ist echt furchtbar.
Nur wenn man einen Steuerfetisch hat.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wenn Abi Noten in einem zentralen Fach künstlich angehoben werden müssen, sagt das für mich mehr über das Bildungssystem aus, als über diejenigen, die den höheren Lehranstalten anvertraut werden.
Nuja, über das Bildungssystem wird auch gejammert seit ich denken kann. Leider sind sich in der Kritik alle einig, in der Lösung aber nicht.


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21.07.2023 um 14:53
Zitat von paxitopaxito schrieb:Nur wenn man einen Steuerfetisch hat.
Stimmt, dafür muss man welche zahlen und zwar nicht aus dem Geld vom Amt.
Fazit: nichts ist kostenlos, daher sollte man es nicht fordern, das ist lächerlich. Die Steuerausgabe für A kann man nicht mehr für B ausgeben.


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21.07.2023 um 14:57
@Abahatschi
Ich denke jeder normale Mensch weiß was mit „kostenlosen Kitas“ gemeint. Du darfst ja gerne darauf verweisen, dass das von Steuern bezahlt wird und überhaupt nich kostenlos ist. Ich halte das für albern. Und ne weitere Diskussion ist da nicht sinnvoll.


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21.07.2023 um 16:52
Zitat von paxitopaxito schrieb:Nuja, über das Bildungssystem wird auch gejammert seit ich denken kann. Leider sind sich in der Kritik alle einig, in der Lösung aber nicht.
@paxito

Ich denke mal, nicht nur wir sind uns einig, dass ein Anheben der Noten jedenfalls nicht zu besseren Kenntnissen verhilft.

Ich würde eine Rückkehr zu einem wirklich dreigleisigen Schulsystem präferieren.

Aktuell ist ein Hauptschulabschluss so etwas wie Aussätzigkeit. Das ist völlig falsch. Wir haben tatsächlich eine ganze Reihe Hauptschulabsolventinnen eingestellt, die bei uns ihre Ausbildung gemacht hatten. 3 davon arbeiten heute noch bei uns und verdienen mehr als mancher an der Uni, nicht weil wir so eine soziale Ader hätten, sondern weil die sehr gute Arbeit leisten.

Anstatt ein Bildungsniveau dadurch herzustellen, dass wir die Hürden immer niedriger machen, müsste es zurückgehen zu einer Wertschätzung von Menschen, die nicht so tun müssen, als könnten sie Integrale zur Basis e berechnen. Auch die Interpretation existenzialistischer Gedichte spielt in den meisten Betrieben eine untergeordnete Rolle.

Und aus 70 Jahren kumulativer Erfahrung sind 16 Kultusminister nicht besser als einer. Die anderen 15 Ministergehälter wären besser in Lehrerstellen investiert.

Dazu müssten wir als Gesellschaft sicherstellen, dass sozialer Aufstieg erstens möglich und zweitens erlebbar sinnvoll ist.

Ein Schritt muss sein, dass Mindestlohn für Menschen, die in einem erlernten Beruf arbeiten, kein Thema ist, einfach weil sie deutlich drüber liegen. Mindestlohn darf nur ein Thema für Ungelernte sein.

Selbstständigkeit muss ein positives Ziel sein. Das wird aber nicht so sein, solange der Wirtschaftsminister erzählt, dass es unerheblich sei, wenn Blumenläden, Bäckereien, Kosmetikstudios schließen müssen. Das ist nicht unerheblich. Jeder realistische Lebenstraum, der nicht platzen müsste, wäre es wert, dass sich der Staat darum bemüht.


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21.07.2023 um 17:22
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich denke mal, nicht nur wir sind uns einig, dass ein Anheben der Noten jedenfalls nicht zu besseren Kenntnissen verhilft.
Ich halte jedes Benotungssystem das nicht zu einer Gaußverteilung führt für falsch.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Ich würde eine Rückkehr zu einem wirklich dreigleisigen Schulsystem präferieren.
Ich denke das Gegenteil, das sollte endlich vollständig abgeschafft werden. Wir brauchen kein Ständesystem aus napoleonischer Zeit. Ich sag’s ja, Kritik ist einfach, Lösungen sind schwierig.
Und diese Diskussionen kenne ich so noch aus meiner Schulzeit.
Den letzten drei Abschnitten stimme ich zu. Es sind aber auch wieder einfache Kritiken, Lösungen sind schwieriger.
Wie schafft man fairen Einkommens/Lohnabstand zwischen Arbeitslosen/Ungelernten/Fachkräften? Ich würde eine negative Einkommenssteuer präferieren, quasi ein Bedingungsloses Grundeinkommen das gewährleistet, das sich Arbeit immer lohnt. Du sicher nicht.
Und da wir im Grunde vor fundamentalen Entscheidungen stehen und die Gesellschaft entlang vieler Gräben gespalten ist, sind diese fundamentalen Entscheidungen kaum noch zu treffen. Wenn wir schon eine Ursache für „den Niedergang“ (den ich so nicht sehe) finden wollen, dann sehe ich es da. Die tiefe gesellschaftliche Spaltung lähmt uns. Mittlerweile bin selbst ich, ein absoluter Konsensmensch, nicht mehr bereit auch nur einen Jota in meinen Ansichten zurück zu nehmen. Die Gegenseite macht es ja auch nicht.


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