Tripane schrieb:Es reicht nicht, nicht schlechter zu sein, sie müßten besser sein, sonst lohnt sich eine Systemänderung schon mal gar nicht.
Aber das, was problematisch ist, ist ja gar nicht die Kompetenz der Entscheider. Sondern das, wo der Gesellschaftsrat oder Bürgerräte Abhilfe schaffen sollen, ist der Einfluss von Lobbyismus, Parteiproport, Parteiloyalität und taktischen Parteispielchen auf die Entscheidungsfindung. Und diese Faktoren werden im Gesellschaftsrat stark abgeschwächt oder ganz abgestellt. Weil Parteien darin keinen Anteil haben.
Trailblazer schrieb:Hier liegt genau der Kardinalsfehler aller LG-Aktivisten und deren Sympathisanten, also auch deiner.
Ihr geht davon aus (und auf der HP der LG kann man das nachlesen), dass die Bevölkerung zum weit überwiegenden Teil radikale Maßnahmen zur "Rettung des Weltklimas" befürworten würde und nur ein desinteressierter, lahmarschiger oder gar korrumpierter Haufen von Berufspolitikern diese verhindern würde.
Wenn dem wirklich so wäre, dass die Bevölkerung in der Mehrheit so etwas wünschen würde, dann hätten die Grünen bei der letzten Parlamentswahl nicht bei 15% abgeschnitten, sondern mit großer Mehrheit die Wahl gewonnen. Es wäre für diese Bürger ja ein No-Brainer gewesen, das Kreuzchen bei den Grünen zu machen.
Tatsache ist, dass Maßnahmen wie das GEG auf energischen Widerstand in der Bürgerschaft stoßen und viele sich aus Protest sogar der AfD zuwenden.
Es gibt einen harten Kern, der sich solche Maßnahmen wünschen würde. Das sieht man auch daran, dass die Grünen - trotz des Aufruhrs in der Bürgerschaft - ziemlich konstant bei ihren 15% bleiben. Das ist der harte Kern, der den anvisierten Weg überwiegend gerne mitgehen würde.
Die Mehrheit der Bürgerschaft lehnt das jedoch noch ab!
Zur Demokratie gehört es aber nicht nur, mit viel Tam-Tam auf die eigenen Thesen aufmerksam zu machen, sondern auch, bei fehlender Mehrheit die bestehenden Verhältnisse zu akzeptieren, anstatt gleich zur Systemveränderung / Revolution aufzurufen.
Eine Ausnahme bleibt evtl. das Tempolimit. Aber das taugt schlecht als Begründung für die oben widerlegte Hypothese. Denn selbst in dieser Frage haben sich erst in den letzten Jahren die Mehrheiten verschoben und das Tempolimit wird deshalb sicher auch bald kommen.
Anstatt unserer freiheitlichen Grundordnung und Demokratie, sowie den Superreichen den Krieg zu erklären und den Verkehr zu blockieren, sollten LG und ihre Fangroups politische Überzeugungsarbeit bei den Bürgern leisten...
...so gewinnt man Mehrheiten und dann auch Wahlen. Anstatt irgendeinen Unsinn zu erfinden.
Falls Unklarheit bei dir besteht: Wir können gerne mal zusammen bei hiesigen Metzgermeistern vorsprechen, wo du dann deine These von der Aufgeschlossenheit der Bürger für deine Ideen auf die Probe stellen kannst.
Nein, davon gehe ich überhaupt nicht aus. Ich gehe davon aus, dass viele politische Entscheidungen entgegen sehr klarer Tatsachen getroffen werden, die eigentlich auch für Nichtexperten (wenn sie die Informationen vernünftig aufbereitet bekommen) erkannt werden und breiter Konsens sind.
"Mehrheiten für Parteien" bilden ja gar nicht genau ab, was da wer meint, wenn kein expliziter Einfluss auf Sachentscheidungen genommen werden kann. Der Bürger kann keine differenzierte Wahl abgeben.
In einem gesellschaftsrat können Bürger aber gemeinsam diskutieren und miteinander Lösungen finden ohne die äußeren Einflüsse, die Politiker oft dazu zwingen, schlechte Entscheidungen zu treffen deren Falschheit eigentlich klar ist.
Da kann man z.b. von Habecks Heizungsgesetz halten, was man will. Klar ist, dass bei der Entscheidung darüber Parteispielchen, die CDU Oppositionspolitik, Scholz Regierungsstil und auch innergründe Konflikte (auch Graichen) eine gewichtige Rolle bei der Entscheidung gespielt haben.
Wenn sich ein Gesellschaftsrat z.b. damit befasst, wie man wirklich sozialverträglich schnell Wärmepumpen ausbauen könnte, dann hat das eine Reihe von Vorteilen.
Punkt 1 sind da Menschen drin die von der Entscheidung beeinflusst werden und daher eine andere Perspektive auf das Problem haben, als Politiker es haben. Da braucht man nicht mehr immer nur die "kleinen Leute" ins Feld zu führen, wenn man dem politischen Gegner eins auswischen will. Die "kleinen Leute" dürfen jetzt mitentscheiden.
Punkt 2 gibt dieser Umstand, dass da eine repräsentative Gruppe aus Bürgern Entscheidet, der Entscheidung wesentlich mehr Legitimität. Das macht ja auch Sinn: Wenn eine Gruppe die repräsentativ ungefähr die Gruppen in Deutschland abbildet einen gemeinsamen Kompromiss findet, mit dem die meisten von ihnen gut leben können, ist aus statistischen Gründen die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch die Leute, die sie repräsentieren, damit einverstanden sind.
Punkt 3 spielen eben Parteispielchen keinerlei Rolle und auch für Lobbyisten ist es schwerer, einen solchen Rat zu infiltrieren. Lobbyismus braucht Zeit, da muss man oft Monate oder Jahre einen Kanal zu jemandem aufbauen bis man ihm ein Angebot machen kann. Bei Menschen in so einem rat, die über ein halbes Jahr oder Jahr eine Entscheidung treffen, ist das Zeitfenster sehr klein und die Chance hoch, dass man da verraten wird.
Und der Punkt hier ist eben nicht "die werden wählen, wie mir das gefällt". Der Punkt 1 ist "auf diese Art und Weise werden bessere Entscheidungen getroffen bei Entscheidungen die von zentraler Wichtigkeit für die Bevölkerung sind", der Punkt 2 ist "Die Entscheidungen werden unter einer bestimmten zu klärenden Fragestellung getroffen, sie werden nicht einfach aus politischen Gründen vertagt", was beim Klimawandel, der dauernd nach hinten geschoben wird, bitter nötig ist.
Biff_tannen schrieb:Das ist eine super Idee. Ich würde dich und @shionoro dann gerne begleiten......
Wir hätten sicherlich auch vor Einführung des Frauenwahlrechts einige Frauen gefunden, die das nicht gut finden. Aber ist das deshalb schlecht?