Wie findet ihr die Aktivistengruppe "Letzte Generation"

Ptoliporthos schrieb:Es muss doch einleuchten, dass wenn ein (Internet-)Kaufhaus mit einem (möglichst Elektro-)Fahrzeug 200 Haushalte beliefert, dass das nachhaltiger ist, als wenn 200 Personen oder Haushalte mit je einem Fahrzeug Individualverkehr zu einem Kaufhaus fahren, oder?!

Naja, das hängt doch auch von der jeweiligen Wohnsituation und der Lage des Warenhauses ab, oder? Wenn jemand innerstädtisch wohnt so wie ich, ist es wahrscheinlich nachhaltiger, selbst ins Kaufhaus zu gehen, weil die Entfernung kurz ist und man zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV hinfahren kann. Solche Situationen dürften in Großstädten auf viele Menschen zutreffen.

Abgesehen davon gibt es auch noch andere Faktoren: im stationären Handel kann man sich die Produkte direkt ansehen und ggf. auch gleich anprobieren (bei Kleidung oder Schuhen nicht unwichtig, zumindest für mich). Beim Onlinehandel besteht sonst immer ein gewisser Prozentsatz an Retouren, die wahrscheinlich die Nachhaltigkeit verschlechtern.

Ich würde sagen, dass beide Einkaufsmodelle ihre Berechtigung haben und man auch beide weiterhin behalten sollte. Ein pures, nur noch auf Onlinehandel basierendes Standardkonzept fände ich nicht gut.

martenot schrieb:Wenn jemand innerstädtisch wohnt so wie ich, ist es wahrscheinlich nachhaltiger, selbst ins Kaufhaus zu gehen, weil die Entfernung kurz ist und man zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad oder dem ÖPNV hinfahren kann.

Ok, wenn man zu Fuß gehen kann, ist das was anderes. Aber es gibt ja auch viele Sachen, die zu sperrig oder zu schwer sind oder eher grenzwertig sie zu Fuß oder im ÖPNV zu transportieren.

martenot schrieb:Beim Onlinehandel besteht sonst immer ein gewisser Prozentsatz an Retouren, die wahrscheinlich die Nachhaltigkeit verschlechtern.

Das ist auch die Zukunft: Dass die Auslieferer gleich wieder mit einsammeln, wie jetzt schon bei DHL zum Beispiel möglich.

Ptoliporthos schrieb:Das ist auch die Zukunft:

Wobei ich nicht denke und hoffe, dass es da nur eine Einheitszukunft geben wird. Ich persönlich präfereriere multiple Konzepte, die weiterhin auf mehreren Kanälen und Einkaufswegen basieren. Wir Menschen sind sehr unterschiedlich, wohnen unterschiedlich, empfinden unterschiedlich, und nicht jeder kauft am liebsten online ein.

Generell kann ich mir nur schwer vorstellen, dass irgendwann wirklich sämtliche Einkäufe nur noch übers Internet abgewickelt werden. Wäre es wirklich sinnvoll, jeden Kleinartikel, jedes Lebensmittel, etc. liefern zu lassen? Abgesehen davon bräuchte man dann große Heerscharen an Auslieferern, oder nicht?

Da wir den Punkt "Klage" hatten, das Gericht hat entschieden:

Das Bundesverfassungsgericht hat eine Beschwerde für die Einführung eines Tempolimits auf Autobahnen abgewiesen. Die Beschwerdeführer hätten ein verfassungswidriges Unterlassen des Gesetzgebers nicht ausreichend dargelegt, entschieden die Karlsruher Richter in einem am Dienstag veröffentlichten Beschluss. Insbesondere hätten sie eine Beeinträchtigung ihrer Freiheitsrechte nicht aufgezeigt. (Az: 1 BvR 2146/22)

Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article243251267/Tempolimit-Verfassungsbeschwerde-fuer-Einfuehrung-in-Karlsruhe-abgewiesen.html?cid=socialmedia.twitter.shared.web

martenot schrieb:Wäre es wirklich sinnvoll, jeden Kleinartikel, jedes Lebensmittel, etc. liefern zu lassen? Abgesehen davon bräuchte man dann große Heerscharen an Auslieferern, oder nicht?

Ist halt die Frage ob so ein zentralistisches System nicht die bessere Ökobilanz hätte. Das müssten dann Leute, die das können, mal ausrechnen. Aber ich persönlich hab bis jetzt eigentlich immer gute Erfahrungen mit BringMeister & Co. gemacht. Klar gabs auch schon mal ein Brot vom Vortag, aber das kann Dir im Einzelhandel auch passieren, dass sie keines da haben oder nur von schlechterer Qualität. Und wir haben ja Heerscharen von gering oder zu schlecht qualifizierten Arbeitslosen.

Ptoliporthos schrieb:Aber ich persönlich hab bis jetzt eigentlich immer gute Erfahrungen mit BringMeister & Co. gemacht.

Ich mache das eigentlich bislang gar nicht, wobei es meine Wohnsituation mit sich bringt, dass ich das meiste entweder fußläufig oder auf dem Weg vom Büro nach Hause einkaufen und besorgen kann. Das ist für mich nach wie vor der einfachste und unkomplizierteste Weg.

Abgesehen davon lasse ich mich oft einfach gern vom aktuellen Angebot inspirieren. Wenn ich Lebensmittel einkaufe, gehe ich oft in eines der Feinkostgeschäfte in meiner Gegend und finde es reizvoll, einfach zu schauen, was es alles gibt, und ob ich vielleicht mal einen neuen Käse, eine neue Brotsorte oder sonst irgendetwas Besonderes ausprobieren könnte. Ich weiß nicht, ob ich das im Onlinehandel genauso machen würde (abgesehen davon genieße ich auch die optischen und geruchlichen Reize in den Lebensmittelgeschäften).

Auch was Kleidung betrifft, probiere ich die am liebsten direkt vor Ort an. Dann sehe ich gleich, ob es (mir) passt, und falls ja, kann ich es gleich mitnehmen, ohne Wartezeiten, bis jemand von der Lieferfirma kommt.

Oder: vor einiger Zeit habe ich ein TV-Gerät gekauft. Auch dazu bin ich in ein kleines Fachgeschäft gegangen, die es glücklicherweise noch gibt. Dort konnte ich mich persönlich mit dem Händler unterhalten und wir haben ein paar Geräte angeschaut und ausprobiert. Ich persönlich mag es gern so, weil ich dann denke, ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, was ich mir da eigentlich in die Wohnung holen werde.

@martenot
Wir kaufen auch am liebsten haltbare oder schwere Sachen bei den Lieferdiensten. Aber auch so Sachen wie verpackte zB (Drogerie-)Artikel, da sehe ich überhaupt kein Problem. Könnte sein, dass man irgendwann in der Zukunft alles, was konfektioniert ist, online bestellt und dass es dann nur noch so eine Art Frischemärkte gibt. Das wäre ein Kompromiss.

@Ptoliporthos
Wenn natürlich Ökobilanz alles ist, was zählen soll, dann kann man ein ganzes Land so superprima über Nacht annektierbar machen, bzw. herrlich einfach aushungern.
101 grundfaschistische Diktatoren liken diese Idee immobiler Bürger.

Ptoliporthos schrieb:Könnte sein, dass man irgendwann in der Zukunft alles, was konfektioniert ist, online bestellt und dass es dann nur noch so eine Art Frischemärkte gibt. Das wäre ein Kompromiss.

Zumindest hoffe ich, dass es in den Großstädten auch weiterhin stationäre Läden geben wird. Wie gesagt, für Großstadtbewohner ist es eben oft unkomplizierter, sich ein paar Drogerieartikel grade im Vorbeilaufen mitzunehmen, als alles ständig online bestellen (und auf die Lieferung warten) zu müssen.

Auch für jemanden, der nur vorübergehend irgendwo zu Besuch ist, ist es eben einfacher, sich Bedarfsartikel im Laden zu kaufen, als in ein Hotel liefern zu lassen (und wenn man nur als Tagesbesucher woanders vor Ort ist, hätte man nicht einmal eine Lieferadresse).

Außerdem muss ich sagen, dass ich auch Nachteile sehen würde, weil solche Konzepte die Menschen weniger mobil machen und auch stärker voneinander isolieren. Wer sich alles liefern lässt, bleibt häufiger zuhause und bewegt sich weniger. Für die Ökobilanz mag das gut sein, aber ob das auch der Psyche und der Physis der Menschen auf die Dauer gut tut? Ich kann nur für mich sprechen - ich würde auf die Dauer wohl depressiv werden.

Wahrscheinlich würde ich mich freiwillig für einen Lieferservice bewerben, um nicht ständig zuhause sitzen zu müssen....

Zeralda schrieb:Wenn natürlich Ökobilanz alles ist, was zählen soll, dann kann man ein ganzes Land so superprima über Nacht annektierbar machen, bzw. herrlich einfach aushungern.
101 grundfaschistische Diktatoren liken diese Idee immobiler Bürger.

Naja, wenn mal ernsthaft der Strom ausfällt, dann kommt man jetzt schon nicht mehr weit. Also ich sehe da keine großartige Verschlechterung gegenüber dem Jetzt.

martenot schrieb:Außerdem muss ich sagen, dass ich auch Nachteile sehen würde, weil solche Konzepte die Menschen weniger mobil machen und auch stärker voneinander isolieren. Wer sich alles liefern lässt, bleibt häufiger zuhause und bewegt sich weniger. Für die Ökobilanz mag das gut sein, aber ob das auch der Psyche und der Physis der Menschen auf die Dauer gut tut? Ich kann nur für mich sprechen - ich würde auf die Dauer wohl depressiv werden.

Versteh ich schon. Aber für mich als Aushilfs-Hikikomori wär es natürlich ein Traum. :D

Ptoliporthos schrieb:Versteh ich schon. Aber für mich als Aushilfs-Hikikomori wär es natürlich ein Traum.

Ich musste erstmal nachlesen, was ein Hikkomori ist. Tatsächlich bin ich ziemlich genau gegenteilig gestrickt, weiß aber nicht, ob es dafür auch so einen Begriff gibt. Ich bin jemand, der gern unterwegs ist, vieles außerhalb und unterwegs erledigt. Wenn ich zu lange und zu häufig zuhause bleibe(n muss), dann werde ich niedergeschlagen, fühle mich einsam, und meiner körperlichen Gesundheit tut es auch nicht gut.

Sicher einer der Gründe, warum ich kein allzu großer Anhänger des ausschließlichen Onlinehandels bin.... Auch wenn es möglicherweise für die Ökobilanz gut ist.....

martenot schrieb:Zumindest hoffe ich, dass es in den Großstädten auch weiterhin stationäre Läden geben wird. Wie gesagt, für Großstadtbewohner ist es eben oft unkomplizierter, sich ein paar Drogerieartikel grade im Vorbeilaufen mitzunehmen, als alles ständig online bestellen (und auf die Lieferung warten) zu müssen.

naja, einige liefern innerhalb 2 Stunden.....außerdem kann man Einkäufe ja auch planen......viele machen das sowieso. Aber ich finde auch, dass der stationäre Handel auch seine Berechtigung hat und auch erhalten bleiben sollte. Da hängt ja viel dran, nicht nur Arbeitsplätze.....

Lustig, kann aber mal passieren:

Wie die "Schwäbische Zeitung" berichtet, wollten Klima-Kleber der Protestgruppe "Letzte Generation" am Montagmorgen eine Kreuzung in Aalen (BaWü) lahmlegen. Doch, wie sich herausstellte, hatten sie eine Kleinigkeit vergessen: Den Klebstoff.

Offenbar hatten es die Aktivisten versäumt, denjenigen über den Termin zu informieren, der für das Mitbringen des Equipments verantwortlich ist. Also für die Warnwesten, die Protestbanner, aber eben auch dem Sekundenkleber.

Quelle: https://www.de24live.de/deutschland/aktuell/klebstoff-vergessen-klima-kleber-blasen-aktion-ab/542395361

Ich frag mich echt, wie das mit dem Festkleben mit Sekundenkleber auf Asphalt funktioniert. Der versickert doch. Und man bräuchte doch Unmengen davon aber Sekundenkleber wird doch immer nur in ganz kleinen Dosen verkauft. ???

@stereotyp
Nein, Cyanacrylat wird auch in gewerblichen Gebinden verkauft- auch 50,100,250 ml. bspw.
Lohnt halt nicht für den Haushalt, wo einem für den Tropfen den man für einen Tassenhenkel braucht, 80% der 1g Tube hart wird bis zum nächsten Gebrauch.

:mlp::

martenot schrieb:Oder: vor einiger Zeit habe ich ein TV-Gerät gekauft. Auch dazu bin ich in ein kleines Fachgeschäft gegangen, die es glücklicherweise noch gibt. Dort konnte ich mich persönlich mit dem Händler unterhalten und wir haben ein paar Geräte angeschaut und ausprobiert. Ich persönlich mag es gern so, weil ich dann denke, ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, was ich mir da eigentlich in die Wohnung holen werde.

So geht es mir bei Hifi. Die Fachgeschäfte werden aber immer rarer.

Ptoliporthos schrieb:wär es natürlich ein Traum.

Selbst wenn jeder umstellen würde und dann natürlich nur elektrisch gefahren werden sol bräuchte man auch immer noch genügend Personal, die alles ausliefern würden. Je nach Paketdienstleister beklagen die ja jetzt schon, dass zu viele Aufträge (wegen Onlinebestellungen) auf zu wenig Personal treffen. Bedenkt das LG auch? Oder bietet sich dann LG an?


Ich möchte für die Zukunft auch grundsätzlich die Wahl sowohl als auch haben. Zumindest was Lebensmittel und etwas hochwertigeres Hifi anbelangt.
Aber na klar, macht es auch bei Klamotten und Schuhen Sinn.

Zeralda schrieb:Wenn natürlich Ökobilanz alles ist, was zählen soll

das nächste Level ist dann das Nordkorea-Feeling: alle die gleichen Klamotten, gleichen Haarschnitt etc. Da muß dann niemand mehr groß überlegen, was er kauft. Oder unternimmt. Wird ja alles vorgedacht - und Massenherstellung ist immer am preiswertesten, dann können die Maschinen durchrattern.

cpt_void schrieb:das nächste Level ist dann das Nordkorea-Feeling: alle die gleichen Klamotten, gleichen Haarschnitt etc. Da muß dann niemand mehr groß überlegen, was er kauft. Oder unternimmt. Wird ja alles vorgedacht - und Massenherstellung ist immer am preiswertesten, dann können die Maschinen durchrattern.

Ein US-amerikanischer Science-Fiction-Autor nannte das mal 'Playing dead' oder auch 'Dead Grandpa Environmentalism': wenn deine Klimaziele so aussehen dass sie effektiv darin bestehen sich möglichst tot zu stellen. Der einfache Test ist sich bei bestimmten Maßnahmen, wie z.B. der Reduzierung der zurückgelegten Kilometer, die Frage zu stellen: 'Ist nach dieser Metrik mein totet Großvater in seinem Grab ein besserer Umweltschützer als ich?'

:troll:

stereotyp schrieb:Ich frag mich echt, wie das mit dem Festkleben mit Sekundenkleber auf Asphalt funktioniert. Der versickert doch. Und man bräuchte doch Unmengen davon aber Sekundenkleber wird doch immer nur in ganz kleinen Dosen verkauft. ???

Es "funktioniert" bereits ausreichend, wenn nur viele Leute außenrum daran glauben, dass es klebt.

rhapsody3004 schrieb:Ich möchte für die Zukunft auch grundsätzlich die Wahl sowohl als auch haben. Zumindest was Lebensmittel und etwas hochwertigeres Hifi anbelangt.

Ich befürchte auch, dass das öffentliche Leben stark zum Erliegen kommen könnte, wenn die meisten bzw. fast alle Leute fast alle Belange nur noch online erledigen. Dann schließt fast alles, die Fußgängerzonen und Innenstädte dürften verwaisen, da es kaum noch Gründe gibt, sich dort aufzuhalten. Wie es mit der Gastronomie aussehen wird, weiß ich nicht (auch hier gibt es ja den Trend zum Liefernlassen). Ins Kino oder ins Theater gehen auch immer weniger Leute...

Ich weiß nicht, wie andere das empfinden, aber auf mich wirken solche Aussichten eher trist und auch etwas gruselig.