fischersfritzi schrieb:Ich sehe derzeit nicht, dass es einen innerparteilichen Konsens gibt, dass dies die Parteilinie sein soll oder ist.
Da hast du dir die Frage selbst beantwortet. Das Problem ist eher, dass es in der SPD einen innerparteilichen Konsens nicht gibt.
Aus einem Interview mit Jan Behrends (selbst Parteimitglied) von 2016:
Russland bot Politik als private Freundschaften und im Umkreis des Piplinebusiness bestand bekanntlich die Möglichkeit, die Politikerpension aufzubessern und sich als Fürsprecher Moskaus in der Öffentlichkeit zu profilieren.
Obwohl diese teils privaten, teils politischen Sonderbeziehungen zum Kreml von Beginn an einen Hautgout hatten, schwieg die Parteiöffentlichkeit der SPD zu diesen Eskapaden ihrer Führung. Eine vermeintliche Tradition der Ostpolitik verdeckte, dass hier zu eigenem Vorteil und gegen die Werte der Sozialdemokratie gehandelt wurde. Doch in einer Partei mit über hundertjähriger Freiheitstradition rührte sich selbst nach der Annexion der Krim und dem russischen Einmarsch in die Ukraine kaum Widerstand gegen die enge Verquickung ihrer Führung mit einer revisionistischen Macht, der Freiheit und Recht nichts bedeuten und die das liberale Europa gezielt unterminiert. Praktische Solidarität der Ukraine überließ man anderen. Längst kommen die interessantesten Impulse für ein gewandeltes ostpolitisches Denken aus den Reihen der Grünen und der CDU. Die SPD-Führung hat bisher sich weder aus der vermeintlichen eigenen Tradition noch aus der persönlichen Abhängigkeit ihrer Führung von Moskau befreit. Es wird für sie Zeit, die Äquidistanz zwischen Ost und West aufzugeben, den Aggressor klar zu benennen und zum Kreml auf Abstand zu gehen. Die Lobbyarbeit für Moskau kann sie getrost der AfD und der „Linken“ überlassen.
Quelle:
https://causa.tagesspiegel.de/politik/die-deutsche-russlandpolitik/die-spd-und-russland-der-aufstand-der-anstandigen-ist-uberfallig.htmlAus 2017, auch Jan Behrends:
Diese Fragen können offenbar in einer Partei nicht diskutiert werden, die nicht in der Lage ist, sich aus der babylonischen Gefangenschaft zu lösen, in die ein früherer Vorsitzender sie geführt hat. Selbst die aufgeklärten außenpolitischen Köpfe der SPD halten sich in diesen Tagen der Rosneft-Debatte an das informelle Schweigegebot zum Thema Russland. Dabei wäre es spätestens jetzt an der Zeit, entschieden zu intervenieren und für sozialdemokratische Werte einzutreten. Doch dann müsste die SPD liebgewonnene Wahrheiten überdenken und womöglich eine unbequeme Debatte über die außenpolitische Orientierung in der Post-Schröder-Zeit führen und diesen Streit verschiebt man offenbar gern in eine ferne Zukunft. Dann lieber mit Schröder für Frieden und Abrüstung und den Krieg in Osteuropa ausblenden. So gilt bis auf weiteres: Irgendwann verstehen sie dort hoffentlich auch, dass man mit Waffen keine Probleme löst! Wir in Deutschland wissen das schon.
Quelle:
https://www.salonkolumnisten.com/nichts-als-schweigen-oder-twittern/Aus der Tagesschau, von Anfang dieses Jahres:
Hardliner, Altstrategen und freie Radikale
Stand: 31.01.2022
Entspannungspolitiker, Hardliner und Ex-Spitzenpolitiker mit kontroversen Meinungen: Die Unterschiede in der Haltung zu Russland innerhalb der SPD könnten kaum größer sein.
Quelle:
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/spd-russland-107.htmlOk, offizielle Sprachregelung ist ja, dass Schröder "vollkommen isoliert" sei, aber wer all die Wortmeldungen verfolgt, kann schon den Eindruck bekommen, dass sich da so wahnsinnig viel nicht geändert hat.
Inmitten der ukrainischen Gegenoffensive (die momentan schwer einzuschätzen ist), und zumindest dem Versuch von Scholz, den Druck moderat hoch zu halten ... platzt heute eine neue SPD-Friedensinitiative. Und was soll man sagen? Überraschend ist das nicht.
Mehrere Abgeordnete der SPD-Bundestagsfraktion haben sich auf der Klausurtagung in Dresden für eine Initiative zur Beendigung des Krieges in der Ukraine ausgesprochen. „Wir brauchen eine Friedensinitiative der SPD“, zitiert der „Spiegel“ den wirtschaftspolitischen Sprecher der Fraktion, Bernd Westphal, unter Berufung auf Teilnehmer.
Quelle:
https://presse-augsburg.de/spd-abgeordnete-wollen-friedensinitiative-gegen-ukraine-krieg/814950/Bitte schön. Sollen sie ihre Friedensinitiative haben, um dann herauszufinden, dass sie (mal abgesehen von den spaltenden Diskussionen, die mag Putin) Putin nicht interessiert oder allenfalls nur dafür, um Zeit zu gewinnen.