Nach viel Gestrampel jetzt die Ampel

peekaboo schrieb:Heißt das, dass auch Beamte keine Steuern zahlen, da ihr Lohn auch vom Staat kommt?

Der Mythos lebt.
Aber: wir könnten den Beamten Sold erhöhen, dann haben wir mehr Steuereinnahmen auf Sold...diese Summe könnten wir investieren.
Wenn wir maximal rausholen wollen, dann könnten wir die Beamten über 250.731€ bringen, dann kassieren wir auch Reichensteuer (bzw. 45% anstatt 42%).

Ilian schrieb:Aber man könnte die Dogmen mal bei Seite lassen und pragmatischer an die Sache rangehen. Mit Kompromissen auf allen Seiten. Sprich Schuldenbremse lockern für mehr Investitionen, aber auch bessere Abschreibungsmöglichkeiten, Bürokratieabbau, steuerliche Entlastung der Arbeitnehmer und Unternehmen. Das würde richtig viel Geld kosten, ich denke aber, dass die Wähler das tatsächlich honorieren würden.

Ich bin mir sicher, wenn Rot-grün die Schuldenbremse gerne für solche Projekte lockern würde, würde die FDP es auch nicht blockieren. Aber dafür ist kein politischer Wille da.

Ilian schrieb:Aktuell hat sich doch jeder auf seinen Standpunkt festgenagelt und stampft trotzig auf, weil man dem anderen nix gönnt. Meiner Meinung nach sollten sie sich jetzt aufraffen und den großen Wurf angehen - oder die Koalition direkt beenden. Nur mit Gipfeln, Gegengipfeln und Positionspapieren ohne Folgen kommen wir nicht weiter.

Das ist ein guter Punkt. Aber auch gesellschaftlich.

Das Klima wird rauer, der Ton aggressiver, der Egoismus nimmt zu. Man könnte fast meinen, Deutschland vergreist.

Vielleicht müssen sich die Parteien der Realität stellen, dass all die Dinge, die angegangen werden müssen,

- Bildung
- Infrastruktur
- Energiewende
- Dekarbonisierung der Wirtschaft
- Gesundheitswesen und Pflege
- Wohnen
- Familie und Soziales
- Verteidigung

sich ohne entsprechende Investitionen und auch schmerzhafte Reformen nicht stemmen lassen.

Wie schon den Regierungen zuvor, fehlt aber auch dieser Regierung eine Vision, ein Plan und der Mut, das anzugehen.
Leider. Und leider sehe ich auch bei der Union, dass es daran fehlt.

Atrox schrieb:Ich bin mir sicher, wenn Rot-grün die Schuldenbremse gerne für solche Projekte lockern würde, würde die FDP es auch nicht blockieren. Aber dafür ist kein politischer Wille da.

Die Schuldenbremse hat dummerweise Verfassungsrang. Da braucht es ein bisschen mehr.

Maari schrieb:Die Schuldenbremse hat dummerweise Verfassungsrang. Da braucht es ein bisschen mehr.

Weiß ich. Aber solange die FDP blockiert, bekommt man es auch nicht geändert. Auch mit der FDP sind da noch ein paar Schritte. Vergessen nur die meisten und erzählen dann es wäre Christian Lindner alleine, der alles blockiert.

peekaboo schrieb:Kannst Du mir mal bitte den Zusammenhang zwischen China, die angeblich einen feuchten Dreck auf "unsere" (wer ist damit gemeint?) Klimaziele geben und der Krise unserer Autoindustrie erklären? Was hat China mit der Krise unserer Autoindustrie zu tun?

Eigentlich ist der Zusammenhang einfach, aber leider funktioniert er in die andere Richtung. Unsere Automobilindustrie hat Probleme, weil die Chinesen was auf Klimaschutz geben und deswegen mittlerweile die besseren E-Autos bauen....

Maari schrieb:Die Schuldenbremse hat dummerweise Verfassungsrang. Da braucht es ein bisschen mehr.

Notlagen gibt es genug. Man muss nur kreativ werden. Ich verstehe Lindner einfach nicht, warum er so auf seiner Bremse steht.

Ist aber nix neues in der Politik. Probleme werden gerne aufgeschoben und dadurch am Ende noch größer.
Siehe Rente und Gesundheit.

ayashi schrieb:Ich verstehe Lindner einfach nicht, warum er so auf seiner Bremse steht.

Ich sage es mal so: er hat genauen Einblick in die Ausgaben.
Ich finde schon dass es seine Pflicht ist zu sagen: zuerst Verschwendung einstellen, dann wenn es nicht reicht, Schuldenbremse auflösen.

peekaboo schrieb:Kannst Du mir mal bitte den Zusammenhang zwischen China, die angeblich einen feuchten Dreck auf "unsere" (wer ist damit gemeint?) Klimaziele geben und der Krise unserer Autoindustrie erklären? Was hat China mit der Krise unserer Autoindustrie zu tun?

Der Zusammenhang zwischen China und unserer Automobilindustrie ist dir nicht bewusst?
Wir sprechen hier vom größten Absatzmarkt für deutsche Autos.

Das die konkurrenzlos produzieren können, weil deren Auflagen und Regelungen eher Industriefreundlich sind, ist die sicher auch bekannt.

Das Deutschland bis 2030 klimaneutral sein möchte, ist den Chinesen auch egal. Die lachen wahrscheinlich darüber, da wir unsere Industrie unter anderem wegen dem Dekarbonisierungswahn an die Wand fahren. Die jetzt beschlossenen Zölle auf E Autos werden für die deutsche Industrie zu großen Problemen führen, wenn die Chinesen gleichziehen

ayashi schrieb:Die lachen wahrscheinlich darüber, da wir unsere Industrie unter anderem wegen dem Dekarbonisierungswahn an die Wand fahren.

Nein, tun sie nicht. Die lachen weil sie uns die Technik dafür verkaufen können. Weil wir so doof waren und sowohl unser PV-Industire als auch die Windindustrie zerstört haben um ein paar Stellen in Kohlekraftwerken zu retten. Und jetzt machen wir das gleiche mit der Autoindustrie. wozu auch ein "Erfolgskonzept" aufgeben.

ayashi schrieb:Die jetzt beschlossenen Zölle auf E Autos werden für die deutsche Industrie zu großen Problemen führen, wenn die Chinesen gleichziehen

Der Markt in China geht eh verloren. wir können einfach nix bauen was in China konkurrenzfähig wäre. Naja, mit Ausnahme von Mercedes vielleicht.


Original anzeigen (0,2 MB)

https://mbpassion.de/2021/08/mehr-details-zum-mbux-hyperscreen-im-eqs/

Sieht für uns grotesk aus, aber DAS verkauft sich in China

@alhambra
Ich habe mir vor kurzem den neuen Passat B9 gekauft. Die Displays werden zwar auch hier größer, aber das ist der Hit.
Da diese Autos in China dir Hälfte kosten, bei wesentlich besserer Ausstattung, können wir hier nicht mithalten. Vielleicht kommt VW noch auf den Trichter und baut ein Modell speziell für den Markt in China.

alhambra schrieb:Sieht für uns grotesk aus, aber DAS verkauft sich in China

Für den Preis aus China, würde sich der MB hier auch grotesk gut verkaufen...Rabatte in China bis zu 32.000€...

Für den teureren EQS fällt die Preissenkung noch deutlicher aus – hier sind es zwischen 204.600 und 237.600 Yuan (27.750 bis 32.239 Euro).

Quelle: https://www.electrive.net/2022/11/16/mercedes-senkt-preise-des-eqe-und-eqs-in-china/

@Abahatschi
@ayashi
@alhambra

Ich glaube nicht, dass wir da hinter den Chinesen sind, weil unsere Industrie dämlich ist. Wir sind im Gegensatz zu China einfach keine Elektronikhersteller. Das ist eine Industrie, die sich allein von den benötigten Rohstoffen massiv vom klassischen Autobau unterscheidet. Jetzt Vorwürfe zu formulieren ist in etwa so als wenn ich Miele vorwerfe keine Energydrinks herzustellen.

Der Xiaomi SU7 macht btw auch einen sehr stabilen Eindruck zu einem annehmbaren Preis. Evtl schlag ich doch nochmal zu bevor die lächerlichen Strafzölle kommen.

mchomer schrieb:- Dekarbonisierung der Wirtschaft

Da müsste es eine Kehrtwende geben, Wirtschaftswachstum statt Dekarbonisierung, die Dekarbonisierung sollte man den BRICS Staaten überlassen, die sind von der Erderwärmung viel stärker betroffen

mchomer schrieb:- Wohnen

Von einem Wohnungsbauprogramm hört man nicht viel, weder von der Ampel noch von der Opposition

Atrox schrieb:Ich glaube nicht, dass wir da hinter den Chinesen sind, weil unsere Industrie dämlich ist.

Jein. Ich sehe die Hauptschuld an der Politik, der Industrie werfe ich vor:
a) sich nicht so aufzustellen damit man mit unfähigen Politkern klar kommt
b) langsam und allmählich wie die Politik zu werden

Ich will speziell auf "b" eingehen, "a" ist schwieriger wenn der Gegner so unberechenbar kreativ ist:
- Unternehmen sind träge, das ist Teil der Kultur geworden
- Unternehmen setzen das falsche Fokus, man beschäftigt sich gerne mit allem, außer Produkt und und Produktion
- man ist nicht mehr risikobereit, nicht mal im unternehmerisch vernünftigen Rahmen

Atrox schrieb:Wir sind im Gegensatz zu China einfach keine Elektronikhersteller.

Ich wäre mir da nicht so sicher, eigentlich können die Deutschen das und die Rohstoffabhängigkeit ist lange kein so großes Problem mehr.
Ich habe mal Import/Export rausgesucht, Elektronik ist auf 3 (es gibt im Artikel auch eine sehr detaillierte Liste).

Original anzeigen (0,4 MB)
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/52848/deutschland-export-und-import-nach-waren/

Was DE aus dem Bereich nicht kann: einzelne Chips, Unterhaltung und Blink Blink Elektronik.
Es ist Schade zB dass kein deutscher Hersteller nicht das Potetial in der Sprengung des Duopols Apple/Google sieht und ein Copycat von Apple aufstellt, das kann man auch zu einem 1/3 Preis.

Atrox schrieb:Der Xiaomi SU7 macht btw auch einen sehr stabilen Eindruck zu einem annehmbaren Preis. Evtl schlag ich doch nochmal zu bevor die lächerlichen Strafzölle kommen.

Da komme ich wieder zu meinem Punkt: die deutsche Politik löst Problem durch die Bestrafung und Drangsalierung der eigenen Bürgern.
Wie gut dass man auf Zölle auch MwSt. zahlt.

parabol schrieb:Von einem Wohnungsbauprogramm hört man nicht viel, weder von der Ampel noch von der Opposition

Das Wohnungsbauverhinderungprogramm läuft doch auf vollen Touren. Anzahl der Baugenehmigungen sinkt, Bevölkerung wächst, Kosten steigen = Mieten steigen, Politiker und Speichellecker = die Vermieter sind Schuld, die Gier.

ayashi schrieb:Vielleicht kommt VW noch auf den Trichter und baut ein Modell speziell für den Markt in China.

Abahatschi schrieb:Für den Preis aus China, würde sich der MB hier auch grotesk gut verkaufen...Rabatte in China bis zu 32.000€...

es geht da weniger um den Preis als viel mehr um Bling Bling. Auch das ist mit ein Grund warum VW abstinkt. Chinesen wollen Bling Bling im Auto. Und das sich das Auto in das übrige digitale Leben integriert. VW kann aber weder Bling Bling ( der Laden ist doch sowas von Bieder) und Software können sie auch nicht richtig.

Atrox schrieb:Ich glaube nicht, dass wir da hinter den Chinesen sind, weil unsere Industrie dämlich ist. Wir sind im Gegensatz zu China einfach keine Elektronikhersteller. Das ist eine Industrie, die sich allein von den benötigten Rohstoffen massiv vom klassischen Autobau unterscheidet. Jetzt Vorwürfe zu formulieren ist in etwa so als wenn ich Miele vorwerfe keine Energydrinks herzustellen.

Wir sind aus zwei Gründen hinter den Chinesen. Erstens hat man gedacht, wenn soweit ist fangen wir einfach an E-Autos zu bauen. Jetzt lernen wir, das man auch für E-Autos spezielle Erfahrungen braucht und es dann doch länger braucht was sinnvolles auf die Strasse zu bekommen. Man hatte halt gute Motoren Entwickler, jetzt braucht man aber gute Elektrotechniker die man nicht hat. Zudem spielt Software ne andere Rolle. Man hat das alles komplett unterschätzt.

Zweitens versuchen wir krampfhaft zweigleisig zu fahren. So versucht man E-Autos auf den gleichen Produktionsstrassen wie Verbrenner zu bauen, womit diese hinter den Möglichkeiten bleiben. Außerdem muss man zwei verschiedene Zuliefererketten managen und Economy of Scale kickt viel später ein. Deswegen bauen wir schlechtere E-Autos zu höheren Preisen.

Die Bildschirmelektronik ist das kleinste Problem. Das kann man wirklich kaufen, weil das nur ein kleiner Teil des ganzen ist. Die Batterie, die muss man unter Kontrolle bekommen. Und da haben sie auch gewaltig gepennt.

parabol schrieb:Da müsste es eine Kehrtwende geben, Wirtschaftswachstum statt Dekarbonisierung, die Dekarbonisierung sollte man den BRICS Staaten überlassen, die sind von der Erderwärmung viel stärker betroffen

Nein. Warum denn nicht mal Wirtschaftswachstum DURCH Dekarbonisierung? Warum muss das in eurer Gedankenwelt eigentlich immer ein Gegensatz sein? Schaut doch mal nach China. Wer verdient sich denn gerade eine goldene Nase mit PV Modulen? Genau.

Abahatschi schrieb:Ich will speziell auf "b" eingehen, "a" ist schwieriger wenn der Gegner so unberechenbar kreativ ist:
- Unternehmen sind träge, das ist Teil der Kultur geworden
- Unternehmen setzen das falsche Fokus, man beschäftigt sich gerne mit allem, außer Produkt und und Produktion
- man ist nicht mehr risikobereit, nicht mal im unternehmerisch vernünftigen Rahmen

Genau. Und ich ergänze: man hat auch keine Geduld mit neuen Märkten. Neue Märkte zu entwickeln braucht Zeit und Geld. Darüber verlieren die Deutschen dann die Geduld. Wir werfen es dann hin. Und die Chinesen bringen es dann zur Marktreife und verdienen das Geld.

Abahatschi schrieb:Was DE aus dem Bereich nicht kann: einzelne Chips, Unterhaltung und Blink Blink Elektronik.
Es ist Schade zB dass kein deutscher Hersteller nicht das Potetial in der Sprengung des Duopols Apple/Google sieht und ein Copycat von Apple aufstellt, das kann man auch zu einem 1/3 Preis.

Was wir ganz gut können ist Medizin- und Sensortechnik. Unsere Waschmaschinen und Geschirrspüler sind auch gut. Wir können allerdings das KnowHow auch nicht unter Verschluss halten und dementsprechend werden die Sachen kopiert. Natürlich hat sich hier das Bild der chinesischen Ramschqualität verfestigt, aber wer schon mit einem Arduino rumgespielt hat und Elektrokram auf den chinesischen Billo-Plattformen bezogen hat, weiß, dass die das qualitativ echt ganz gut hinbekommen. Hinzu kommt der Preis. Wenn auf dem SU7 Mercedes stehen würde, wäre man wahrscheinlich mit dem 5-fachen Preis dabei.

Dass wir kein Apple/Google haben liegt leider an der sehr konservativen Investmentbereitschaft. Es ist schwierig für Risikoprojekte Geld einzuwerben. Es gibt an einigen Unis Funds für Ausgründungen, aber häufig sind die bürokratischen Verpflichtungen so groß, dass man es ohne macht. Unsere Industrie baut auf Innovation in lange etablierten Feldern. Neue Branchen zu erschließen ist da eher verhalten.

alhambra schrieb:Schaut doch mal nach China. Wer verdient sich denn gerade eine goldene Nase mit PV Modulen? Genau.

Das ging doch schon mal nach hinten los. Ausentwickelt in Deutschland, können wir in der Produktion einfach nicht mit China mithalten. Big Player, wie Solarworld und Co sind gescheitert und China hat Europa eingedeckt mit billigen Solarmodulen. Ähnliches passiert gerade mit der KFZ-Branche. Wenn wir unser Know-how nicht im Land halten, dann wird das immer so weitergehen. Wir kommen mit den Innovationen nicht mehr hinterher, China ist einfach zu gut geworden im Nachbauen und optimieren.

Toxid schrieb:Das ging doch schon mal nach hinten los. Ausentwickelt in Deutschland, können wir in der Produktion einfach nicht mit China mithalten.

Ja, aber woran lag das? Wir hatten eine schöne florierende Solarindustrie. Und gerade als es losging, dass durch Economy of Scale die Preise deutlich runtergingen, da wurde sie durch die Regierung zerstört.

Bundesumweltminister Peter Altmaier sieht erste Erfolge bei dem Versuch, Zusatzkosten durch einen zu schnellen Ausbau erneuerbarer Energien zu vermeiden. Der Bau neuer Solaranlagen sei im Juli auf eine Leistung von 540 Megawatt und im August auf 320 Megawatt zurückgegangen, sagte der CDU-Politiker

Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Einbruch-bei-der-Photovoltaik-article7193576.html

Es waren nicht die Chinesen die das kaputt gemacht haben, das waren wir selber. Dadurch haben wir nie die Skaleneffekte erreicht, die man erreichen muss und deswegen waren wir zu teuer.

Machen wir uns nix vor. Es ist natürlich schwer mit den Chinesen über den Preis zu konkurrieren. Trotzdem hätten sicher Premium-Module aus deutscher Produktion eine Chance auf dem Weltmarkt gehabt.

alhambra schrieb:Trotzdem hätten sicher Premium-Module aus deutscher Produktion eine Chance auf dem Weltmarkt gehabt.

Sicher, die S-Klasse wird immer der Maßstab für die Luxusklasse sein und Porsche wird es wohl auch packen. Aber ob Platz für nen ID.3 zwischen den ganzen guten China BEVs ist, das bezweifle ich. Selbst den Bulli, einst das Aushängeschild, läuft nicht mehr bei VW vom Band. Darauf müssten sie sich jetzt aber konzentrieren, den Kult der Marke wieder aufleben lassen. ID.3 weg und eGolf entwickeln, nen neuen eBeetle. Irgendwie wiederholt sich die Geschichte.