shionoro schrieb:Denn der Klimawandel lässt auch bewaffnete Konflikte häufiger auftreten, weil Resourcenknappheit und extreme Wettereffekte solche Konflikte begünstigen. Es ist ja klar, dass die Region Nordafrika und naher Osten jetzt nicht friedlicher wird, wenn es mehr Wasserknappheit gibt
@paxito hat dahingehend ja zum Glück eine Studie verlinkt, die er nicht gelesen hat
Dennoch muss auch hier konstatiert werden, dass der Nachweis eindeutiger Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge für das Gegenwartsphänomen bisher kaum gelungen ist, auch
wenn empirische Beispiele, bei denen die Fallauswahl von gewaltsamen Konflikten ausgeht
und dann nach dem relativen Beitrag von Umweltfaktoren gefragt wird, einen anderen Eindruck vermitteln mögen. Zwar ist die Wasserknappheit als Konfliktursache für den Nahen
Osten ebenso einleuchtend wie der große Bevölkerungsdruck und die zunehmende Landknappheit in Ruanda und Burundi einschließlich der dadurch verstärkten Flucht- und Migrationsprozesse, aber bei näherer Betrachtung zeigt sich zumeist, dass die Umweltfaktoren allenfalls als Hintergrundvariablen für die Eskalation des Konfliktes herangezogen werden können. Historisch-ideologische Gegensätze und politische Instrumentalisierung von ethnisch-religiösen Differenzen spielen dagegen eindeutig intervenierende Rollen. Die vorliegenden
Arbeiten über den Zusammenhang von Umweltdegradation und Konflikt sind mithin entweder spekulativ oder sie nehmen lediglich die breiteren Wirkungen von Umweltbelastungen als
empirische Basis. Diese Forschungsarbeiten beziehen sich vor allem auf die negativen Effekte
der voranschreitenden Desertifikation oder thematisieren die Wirkungen von Schwankungen
beim Zugang zu Trinkwasser auf die Konfliktneigung (Baechler 2002; Barnett 2001; Brauch
2002; Diehl/Gleditsch 2000; Homer-Dixon 1999).
Unstrittig ist, dass Ressourcenknappheit leicht zu Ressourcenkonflikten führen kann. Kommt
dann noch das Zusammenspiel mit anderen Faktoren, wie z.B. Armut oder Verlust der Artenvielfalt hinzu, kann die Entwicklung leicht den noch friedlichen Entwicklungskorridor verlassen, in einen Teufelskreis geraten und bestimmte „Syndrome“ (WBGU 1996) von Umweltkonflikten ausbilden. Das Erkennen solcher Fehlentwicklungen und die Errichtung von „Leitplanken“ können wiederum dazu führen, dass rechtzeitig Anpassungsstrategien und Gegenmaßnahmen angestoßen werden, die nicht nur im präventiven Sinne die drohenden Konflikte
verhindern, sondern auch zu einer Erhöhung der Einkommen und des Wohlstandes beitragen.
Kommt es aufgrund von Umweltveränderungen oder anderen Faktoren zu Flucht und Migration, dann werden dadurch neue „transnationale soziale Räume“ (Pries 2001) geschaffen, in
denen Terrornetzwerke gedeihen und lokale Konflikte in den Herkunftsländern durch Geldüberweisungen von außen alimentiert werden können.
https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/klimafluechtlinge_endv_0.PDF (Archiv-Version vom 24.05.2021)Jetzt weiß ich natürlich nicht, wie aktuell das noch ist, da es von 2007 stammt, aber man sieht, die meisten Konflikte, die zu Flucht und Migration führen sind "historisch-ideologischer" oder "ethnisch-religiöser" Natur.
Natürlich kann sowas wie Ressourcenknappheit oder wie im obigen Bsp Wasserknappheit einen solchen Konflikt befeuern. Ich nehme an, das bestreitet hier niemand.
Das können aber auch noch tausend andere Dinge.
Und natürlich ist es richtig, dass es wohl besser ist als nichts, könnte man einen dieser Faktoren aus dem Spiel nehmen....die Monokausalität samt der Intensität sich darauf zu versteifen, rechtfertigt das allerdings nicht (also innerhalb des Diskussionsthemas).
Und das hat auch absolut nichts damit zu tun, den Klimawandel zu bagatellisieren oder zu bezweifeln, dass Dürren bspw zu Flucht führen.
Es geht nur um die unterkomplexe Betrachtung bzw quasi schon das Negieren primärer, gegenwärtiger Ursachen.
Und so manche Ressourcenknappheit beruht auch auf "historisch-ideologischen" oder "ethnisch-religiösen" Konflikten und weniger auf dem Klimawandel, dafür sind Gaza und die Westbank ein gutes Beispiel.
Man könnte bspw mit Israel im Joint Water Comittee verhandeln - so wie laut Oslo vorgesehen - damit marode Infrastruktur gewartet werden kann. Abgelehnt.
Man könnte das Wasser auf dem zugewiesenen East-Aquifer nutzen, was nur zu einem 1/3 genutzt wird, statt Wasser aus dem West-Aquifer haben zu wollen, um irgendwelche Wasserdiebstahl-Narrative zu schüren. Abgelehnt.
Man könnte das Angebot von Israel annehmen, geklärtes Abwasser liefern zu lassen, statt Trinkwasser auf die Felder zu kippen. Abgelehnt.
Oder man könnte eine Entsalzungsanlage annehmen, die die internationale Gemeinschaft finanzieren wollte. Abgelehnt.
Wenn da jetzt jemand flieht, ist es wohl ein "Umweltflüchtling", in Wirklichkeit aber eher Opfer der Idiotie von PLO und Hamas, die durstige Menschen einfach gerne für anti-israelische Kampagnen einsetzen.
Das ist etwas, was man dir verzweifelt versucht klar zu machen, aber für dich scheint das völlig Hupe zu sein, ob da solche Leute regieren oder eben Menschen, die das nicht machen.
Jetzt meint der Europäer (unabhängig des obigen Beispiels), er könne irgendwo hingehen und den Leuten gut zureden und dann würden die sowas schon unterlassen. Tun sie aber nicht.
Ich meine, die sagen das ja auch jedem Europäer, nur weigern die sich vehement, das zu kapieren, weil die samt ihrer "Experten" längst in irgendeiner Art Bizarro-Universum leben und von dort aus auch ihre Außenpolitik planen.