lmnop schrieb am 01.11.2021:Sorry, ich möchte dich mit dem obigen Text nicht angehen sondern verdeutlichen wo der Unterschied liegt. Das was ich geschrieben habe sind persönliche Erfahrungen die ich gemacht habe bzw nach wie vor mache. Nur die Prügel, die ich beziehen musste nachdem ich geoutet wurde, sind lange her und meine Mama hat mich nicht raus geschmissen. Das haben die Eltern mit meiner Ex- Partnerin gemacht als sie sie mit 16 in flagranti mit ihrer damaligen Freundin erwischt hatten. Bis heute wollen die Eltern keinen Kontakt. Ihre Tochter ist für sie eine Schande.
Keine Sorge. Entsprechend vorgebracht nehme ich sowas nicht persönlich und kann damit wunderbar umgehen. Wenn Eltern mit der Homosexualität ihrer Kinder nicht umgehen können ist das absolut bedauerlich, denn das eigene Kind bleibt doch immer das eigene Kind. Das kann man aber auch übertragen auf Kinder, die beruflich nicht den Weg einschlagen den Papa, in 12. Generation Fliesenleger, für sie vorgesehen hat.
Aber lustig, dass du "Heten-Klatschen" erwähnst, wenn auch nur am Rande: Ich habe gerade das Buch "Die Sauerei geht weiter" von Jörg Nießen gelesen, seines Zeichens Berufsfeuerwehrmann und Notfallsanitäter. Einer der besonderen Einsätze von denen er berichtet war eine Sicherheitswache in einem Hotel. Irgendein Treffen eines Lesben-Verbandes. Während die Veranstalterinnen normal mit ihm umgingen, durfte er sich vor der Türe von lesbischen Frauen Sätze anhören wie "Was will der Schw*nz hier?", "In Berlin hätten wir dir schon längst die Eier abgebissen!", und die körperliche Konfrontation wollte man auch provozieren.
Sicher ist derlei Verhalten nicht sooo weit verbreitet. Aber Typen, die wie Gaskranke auf Koks auf Schwule und Lesben losstürmen, weil sie ihnen die Eingeweide rausprügeln wollen nur weil sie eben schwul oder lesbisch sind, sind sicher auch nicht so weit verbreitet und hinter jeder zweiten Haustür zu finden. Ich lasse es aber auch nicht gelten wenn jemand sagt "Joah, was dem Feuerwehrmann passiert ist, ist aber eine Ausnahme!" - denn in beide Richtungen ist 1x schon zuviel.
Die Familie eines Arbeitskollegen blockt übrigens seit Jahren jeden Kontakt mit ihm ab. Weil er es gewagt hat eine Frau zu ehelichen, die keine Akademikerin ist. Ist für mich auch dasselbe wie irgendwelche Pfeifen, die ihre Kinder verstoßen weil die eben lieber mit dem gleichen Geschlecht rumknutschen wollen.
Allerdings besteht da die Hoffnung, dass sich derlei Homophobie in den nächsten Generationen rauswächst.
Die Frage, die sich für mich stellt ist nur schlicht und ergreifend: Ist es förderlich oder eher abträglich, wenn Unternehmen auf einmal ihre Logos in Regenbogen anmalen (für 4 Wochen... und was ist mit dem Rest des Jahres?), oder wenn es medial einfach nur noch zu Werbezwecken ausgeschlachtet wird? Ich denke nicht.
Immerhin hat die Gesellschaft es auch ohne derartiges Abfeiern geschafft, sich von einer strenggläubigen, erzkatholischen Truppe zu einer doch etwas offeneren Gemeinschaft zu entwickeln. Wenn man die Gesellschaft nun regelrecht mit Events etc. bombardiert, wird man dessen eben irgendwann überdrüssig. Und das ist der Sache in meinen Augen eben eher abträglich.
Man sieht es ja daran, wie exzessiv man sich gar über sowas simples wie Schei*häuser streitet.