Warum gibt es so viel Hass und Diskriminierung gegen LGBTQIA+

Tussinelda schrieb am 05.11.2021:Die Gesellschaft hat eben nix geschafft, ohne dass die Betroffenen sich aufgelehnt haben, sich gewehrt haben, sichtbar wurden, kämpfen, sich eben nicht mehr verstecken.

Freiheit und Gleichberechtigung fallen nicht wie Brosamen vom Tisch der Herren. Die müssen sich Benachteiligte schon erkämpfen.

Doors schrieb:Die müssen sich Benachteiligte schon erkämpfen.

Was halt oft den Benachteiligten negativ ausgelegt wird, im Sinne von "müssen die so ein Theater machen?". Ich erinnere mich noch an meine Studienzeit, als sich gerade in meiner kleinen Unistadt die ersten Selbsthilfegruppen für Homosexuelle gebildet hatten. Prompt regten sich manche darüber auf: "Warum brauchen die jetzt auch eine Selbsthilfegruppe? Bald will jeder Idiot eine eigene Selbsthilfegruppe".

martenot schrieb:"müssen die so ein Theater machen?"

Ja, denn nur wer laut und deutlich spricht, wird auch gehört und hoffentlich verstanden.

Doors schrieb:Ja, denn nur wer laut und deutlich spricht, wird auch gehört und hoffentlich verstanden.

Auf jeden Fall braucht es einen langen Atem und eine gute psychische Widerstandsfähigkeit, um die lange Phase des "Haltet ihr mal lieber die Klappe" oder "Führt euch bloß nicht so auf" zu überstehen, da es womöglich lange dauert und ein zähes Ringen ist, bis man ein verändertes Denken in der Gesellschaft erreicht hat.

Doors schrieb:Freiheit und Gleichberechtigung fallen nicht wie Brosamen vom Tisch der Herren. Die müssen sich Benachteiligte schon erkämpfen.

ja, offenbar. Aber dann sollte man auch nicht so tun, als sei es "die Gesellschaft", die etwas geleistet hätte, wie es chriseba getan hatte

@Tussinelda

"Die Gesellschaft" ist ein diffuses, gesichtsloses Etwas. Die zieht höchstens irgendwann mit, nachdem andere voran gegangen sind.

Luminita schrieb am 23.01.2022:Fühl mich jetzt voll indoktriniert. Möchte sofort als Drag performen.

Das müsste aber auch umgekehrt gehen. Daran sieht man dass es nicht so durchdacht ist. Also dass, wenn man Nichtdrags zeigt, dass dann Drags plötzlich nicht mehr Drags sein wollen.

Bishamon schrieb am 23.01.2022:Zwar ist Singapur weit weg: nur dürfte der Spot in Ungarn auch Probleme bekommen.

Das ist aber auch klar, da sie sich eben wortgetreu an die Stellen in ihren religiösen Büchern orientieren. Da nützt es auch nicht wenn ein paar Atheisten in Deutschland das anders sehen oder anderen Stellen den Stellen widersprichen. Im Zweifelsfall gelten dann die negativeren STellen.

Wenn man die Überzeugen will muss man wohl eher auf die Fehler und Widersprüche in den Büchern aufmerksam machen. Das ist zumindest meine Meinung.

Bishamon schrieb am 23.01.2022:Eine Abneigung gegen Hexen zu haben, ist eine Sache. Hexen aus den Medien zum Verschwinden zu bringen eine andere.

Abneigung ist aber auch schon negativ, je nachdem welche Stelle in den religiösen Büchern man zu Rate zieht. Was vielen natürlich egal ist.

Bei Hexen ist es ja so, dass das komischerweise den Gläubigen weniger was ausmacht, wenn die in Filmen oder Werbung vorkommen, zumindest ist das mein Eindruck, obwohl Magie auch verboten ist laut mancher Auslegung. Die denken sich da wohl. Das existiert eh nicht, also kann man das ruhig zeigen.

blueavian schrieb:Das existiert eh nicht, also kann man das ruhig zeigen.

In Saudi Arabien ist Harry Potter als Buch und Film verboten:

Harry Potter books and films were banned in the country as authorities claimed they contained "Satanic" themes, violence and had an anti-family attitude.

The country has also an anti-witchcraft police unit, set up in 2009, to promote awareness on the matter and investigate people accused of sorcery.

https://www.ibtimes.co.uk/pokemon-harry-potter-strangest-things-banned-saudi-arabia-1640298

Gründe: Satanisch, gewalttätig und Anti-Familie

Tja, Entscheidungen sind wohl doch nicht ganz so endgültig. In diesem Fall tun mir allerdings die Ärzte leid. Welche Bezeichnung muß man denn da anwenden?

https://www.rtl.de/cms/issa-26-lebte-jahrelang-als-transmann-darum-machte-sie-ihre-geschlechtsumwandlung-rueckgaengig-4967417.html

Das Leben ist kein Süßwarenladen, wo man sich Bonbons aus dem Glas greifen kann, wenn einem danach ist.

knackundback schrieb:Entscheidungen sind wohl doch nicht ganz so endgültig

hat das jemand behauptet?

knackundback schrieb:Welche Bezeichnung muß man denn da anwenden?

Für was?

Genderfluid = das Geschlecht fließt (verändert sich also, und ist nicht fix).
Detransition = Transition rückgängig machen

Beide Begriffe stehen im Artikel.

Aus dem von @knackundback geposteten Link:

Der beste Rat, den ich zum Thema Transition oder Detransition geben kann, ist, wirklich auf sich selbst zu hören und der Intuition, dem Herzen und dem Bauchgefühl zu folgen", erklärt sie im "Real Fix"-Interview weiter. "Ich möchte Transmenschen helfen, sich in ihrer Identität bekräftigt zu fühlen. Gleichzeitig möchte ich Transmenschen aber auch helfen, sich nicht davor zu fürchten, ihre Identität zu hinterfragen

Dem kann ich mich nur anschließen, das ist der beste Rat, den man in dieser Hinsicht geben kann.
Tolle Person, egal ob als Mann oder Frau. :)

Warum dir die Ärzte leidtun, versteh ich allerdings nicht. Die haben einfach nur ihren Job gemacht.

knackundback schrieb:In diesem Fall tun mir allerdings die Ärzte leid.

aus welchem Grund denn bitte?

knackundback schrieb:Welche Bezeichnung muß man denn da anwenden?

Die Bezeichnung "Frau", was sonst?

Es heißt, ein Merkmal einer Identitätsstörung ist die ständige Gewissheit, dass man in einem anderen Körper lebt. Das soll, wenn man den Beratungsstellen Glauben schenkt, bereits bei Jugendlichen der Fall sein. Ich frage allerdings, wie man Jugendlichen auf Grundlage einer doch recht wackeligen Gewissheit zu irgendetwas raten sollte. Begleiten ja, aber nicht anraten. Transmenschen, die ihre Trans Identiät hinterfragen, was soll das sein? Das ist einem "normalen" Menschen nicht mehr zu vermitteln. Und erst recht nicht Jugendlichen, die sich ohnehin noch in der Orientierungsphase befinden.

knackundback schrieb:Grundlage einer doch recht wackeligen Gewissheit zu

Nun, die "wackelige Gewissheit" ist nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme. Die Regel ist eine absolute, tiefe Gewissheit, und das meistens nicht von Jugend, sondern von Kindheit an. Und bei den allermeisten (ja, nicht bei allen) ändert sich das nicht mehr.

knackundback schrieb:. Transmenschen, die ihre Trans Identiät hinterfragen, was soll das sein?

Wie bereits erwähnt, nennt sich das genderfluid:

Die Ausprägung genderfluid („fließend“) bewegt sich zwischen den Geschlechtern männlich–weiblich (oder weiteren), teils in wechselnder Ausformung oder veränderlich.

Wikipedia: Nichtbinäre Geschlechtsidentität

Genderfluid fällt unter den Überbegriff Nonbinary. Und dieser fällt unter den Überbegriff Transgender.

Nicht alle Transgender sind also Transfrauen oder Transmänner. Es gibt auch Nonbinaries.

knackundback schrieb:Identiät hinterfragen

Das gilt auch für die sexuelle Orientierung:

The questioning of one's sexual orientation, sexual identity, gender, or all three[1][2] is a process of exploration by people who may be unsure, still exploring, or concerned about applying a social label to themselves for various reasons.

Und das auch im Erwachsenenalter:

Because of the fluidity of identity and sexuality, exploration and questioning can also occur in adulthood. Studies have shown that adults spanning from ages 18 to 75 years can identify a shift in their attractions and/or gender-identity throughout their lifetime

Wikipedia: Questioning (sexuality and gender)

knackundback schrieb:Transmenschen, die ihre Trans Identiät hinterfragen, was soll das sein? Das ist einem "normalen" Menschen nicht mehr zu vermitteln

Also, ich habe eben mal unter den bei mir im Haus anwesenden "normalen" Menschen (ich nehme an, du meinst Menschen, die nicht trans sind) rumgefragt, ob es Schwierigkeiten gibt, zu verstehen, was damit gemeint ist.
Gab keine Schwierigkeiten, ist also ganz prima zu vermitteln. Sogar ohne zusätzliche Erklärungen. Vielleicht solltest du weniger von dir auf andere schließen.

Beim Stichwort "Normal" geht mir normalerweise der Hut hoch!

Es gibt für mich keine absolute Normalität. Sondern nur höchst individuelle. Die müssen andere nicht teilen. So normal, wie es dem Raucher erscheint, zum Bier eine Zigarette zu rauchen, so unnormal kommt das einem nichtrauchenden Alkoholgegner vor. Und umgekehrt.

Wenn mir Currywurst/Pommes normal erscheint, dann kreischen Veganer und Gesundheitsapostel auf. Ich tue das nur, wenn mir einer Mayo auf die Pommes klatscht. Frau und Tochter hingegen lieben Mayo auf Pommes. Ich nicht. Wer von uns ist nun normal, wer pervers?


Aber ach, die Welt ist so schrecklich viel komplizierter, als es sich einfache Gemüter vorstellen können und wollen. Die bevorzugen dann Schubladen: Normal - Pervers. Der Einfache macht sich's halt gern einfach.

Natürlich ist alles gesellschaftliche Leben, Moral, Sprache, Recht, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und alles, was "Gesellschaft" so ausmacht, prägt und beeinflusst, einem ständigen Wandel unterworfen. Sonst hockten wir heute noch auf dem Baum und fürchteten uns, herab zu steigen.

Das ist ja zunächst einmal nicht schlecht. Es gibt zwar gesellschaftliche Normen, die mehr oder weniger eingehalten werden - aber eben keine übergeordnete Normalität. Was für ein Glück. Es gab Zeiten, da galt der Glaube an Hexen als normal - und wer das in Frage stellte, war unnormal. Mit Hurragebrüll in den Heldentod zu stürmen, galt vor über 100 Jahren als vollkommen normal. Andere Glaubensgemeinschaften oder Völker für vernichtenswerte Untermenschen zu halten, galt vor 80 Jahren durchaus noch als normal. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

@Doors
Gut gebrüllt, Löwe. :) Da gibt es eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Doors schrieb:Beim Stichwort "Normal" geht mir normalerweise der Hut hoch!

Dein Beitrag zeigt dass Du das Wort nicht verstehst, ersetze es mit durchschnittlich.
Hier im Kontext: im Durchschnitt sind die Menschen nicht trans und trotzdem individuell, Basta, quäl Dich doch nicht so.