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Das traurige Ende des Konservativismus

260 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Politik, Konservativismus, Vorraussage ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:39
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Das ist, als würden relativ plötzlich alle sozialdemokratischen Parteien plötzlich in den Kommunismus abdriften oder verschwinden. Das ist doch schon der Rede wert.
Ich mach mir da im Gegensatz zu dir wenige Sorgen, dass die Verschwinden. Wenn "die Konservativen" (die es so dann am Ende auch nicht in Europa gibt) jetzt z.T. rechtspopulistische Positionen besetzen, heißt das nicht das sie verschwinden müssen. Und neu ist es auch nicht (denk mal an rote Socken Kampagne, Kinder statt Inder usw.), es ist einfach nur eine erneute Anpassung der Konservativen an die Wirklichkeit. Und im besten Fall fressen sie damit die entstandenen rechtsradikalen Bewegungen / Parteien (und ich bleib dabei, was du "rechtspopulistisch" nennst, sind radikale Kräfte) auf. Wäre nur wünschenswert.
Das gilt aber nur für Europa, in den USA ist die Lage schwieriger. Und daran ist nicht Trump Schuld, der ist da nur das Symptom.


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21.06.2021 um 02:48
@paxito

Da ist die frage, wer wen schluckt und zu welchem Preis. Ich hätte lieber eine schwache, konservative CDU und eine mittelstarke AfD als eine starke CDU, die AfD Positionen vertritt.

Und ich sehe nicht, dass die moderaten rechtskonservativen es schaffen, den rechtspopulisten einhalt zu gebieten auf dauer.

Ja, die Tories haben mit dem Brexit Ukip usw. kaputtgemacht, aber wer sitzt da jetzt am Lenker des Landes? tendenziell: Wenn rechtskonservative rechtspopulistische tlaking points bespielen, stärken sie damit letztendlich den rechtspopulismus. Selbst wenn sie dann eine wahl gewinnen, haben sie einen weiteren schritt dazu unternommen, sich selbst abzuschaffen.

Wenn in den USA die Republikaner einmal sagen, die wahlen sind nicht sicher, können sie das nicht mehr zurücknehmen.
Im kleinen: Wenn die CDU hier Maaßen unterstützen würde und es sich in der CDU einbüprgert, zu sagen, die Grünen seien Ökosozialisten und dass wir von einer 'kleinen gruppe globalisten' ausgebeutet werden, könnte sie das auch nicht mehr zurücknehmen.
Dann muss sie da in der Richtung weitergehen.
Das führt selbst dann, wenn sie die AfD damit zerstört, letztendlich in den rechtspopulismus hinein.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:51
Die Tories sind dafür ein gutes Beispiel. Die konnten nach dem Brexit auch nicht mehr zurück. Die musste da letztendlich einen hinstellen, der sagt, der brexit wird super. Auch wenn die wussten, dass das nicht stimmt und cameron vorher dagegen war.


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21.06.2021 um 02:53
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Da ist die frage, wer wen schluckt und zu welchem Preis. Ich hätte lieber eine schwache, konservative CDU und eine mittelstarke AfD als eine starke CDU, die AfD Positionen vertritt.
Du bist ja auch wie ich ein Linker. Klar haben wir lieber ne linke CDU. Und so viele Positionen hat die AfD nicht, im Grunde würde es völlig ausreichen wenn die CDU sich klar migrationskritisch positioniert. Würde zeitgleich eine Linke Partei das genauso handhaben, löst sich die AfD in Luft auf. Und dafür braucht man keinen verkappten Rassismus, eine Haltung die sich etwa auf die Grenzen der Aufnahmefähigkeit beruft besetzt die gleiche Position ohne in die Radikalität abzudriften.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:57
@paxito

Warum konnte sich Seehofer dann nicht damit durchsetzen, als er das versucht hat? Weder im Bund, noch in Bayern? Warum in Frankreich nicht die Republikaner, die viel rechter unterwegs sind als die deutsche CDU?

Das Problem ist doch, dass Populisten resistent gegen Wahrheit sind. Wenn du die MIgration von 50.000 auf 5.000 runterschraubst, werden die nicht sagen 'nur ein zehntel'. Die werden sagen '5000 vergewaltiger kommen in unser land und die regierung tut nichts'. Und es verhaftet.

Dagegen kann man sich umso schlechter wehren, umso mehr man ihnen zugestimmt hat, als es noch 50000 Migranten waren.


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21.06.2021 um 06:52
Franzosen haben übrigends ein Zeichen gesetzt, was sie als Konservativ ansehen.

Ich finde: Weiter so!


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21.06.2021 um 06:59
@eckhart

Haben sie? Die rechtsextremen haben dort 20% in der runde 1 geholt, wie es in runde 2 aussieht werden wir sehen.


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21.06.2021 um 10:16
Zitat von paxitopaxito schrieb:Und so viele Positionen hat die AfD nicht, im Grunde würde es völlig ausreichen wenn die CDU sich klar migrationskritisch positioniert. Würde zeitgleich eine Linke Partei das genauso handhaben, löst sich die AfD in Luft auf. Und dafür braucht man keinen verkappten Rassismus, eine Haltung die sich etwa auf die Grenzen der Aufnahmefähigkeit beruft besetzt die gleiche Position ohne in die Radikalität abzudriften.
Das sehe ich allerdings genauso. Hätten Seehofer und Wagenknecht sich beizeiten durchgesetzt, wäre die AfD heute eigentlich kaum ein Thema.

Seehofer konnte sich mit seinem Migrationskritischen Kurs zunächst nicht durchsetzen, weil die öffentliche, auch medial so fabrizierte Euphorie viel zu groß war - der Zeitgeist und die "Willkommenskultur", die Bahnhofsklatscher und so weiter.
Und zuvor musste man die ersten sowieso in Land lassen; sicher hätte man die Grenzen schützen können, aber ich glaube, Angela Merkel entschied damals durchaus aus konservativen Positionen: Dem christlichen Menschenbild, der Wahrnehmung von Europa als Einheit (und dann waren sie halt tatsächlich "schon da") und aus dem Geiste guter Nachbarschaft heraus, weil man auch den Österreichern nicht zumuten konnte oder wollte, dem Problem allein Herr zu werden.

Darauf folgte die Euphorie. Der Abschwung kam dann ja auch, hätte Seehofer nur länger gewartet, hätte er mehr Durchschlag entwickeln können.


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21.06.2021 um 10:34
@EinElch

Merkel ging aus der Flüchtlingskrise geschwächt hervor und musste ihren Parteivorsitz abgeben. Warum, wenn das das Klima schon ein ganz anderes war, hat auch da sich keiner mit einem rechteren Kurs durchgesetzt? Weil die CDU weiß, dass es dafür in der bevölkerung keine Mehrheiten gibt und die Leute, die AfD wählen, nicht auf die CDU einschwenken, nur weil die ein bisschen rechter auftreten. Zumindest noch weiß die Führungsriege, die da sitzt, das.

Warum ist denn in Frankreich, wie die Konservativen doch deutlich rechter sind als hierzulande, der RN ein Thema? Warum sollte hier die AfD kein Thema mehr sein, wenn die CDU nach rechts rückt?
Die Menschen, die die AfD wählen, machen das häufig nicht aus irgendwelchen parteipolitischen Überlegungen heraus. Die machen das, weil sie an verschwörungstheorien, bevölkerungsaustausch und jüdische weltverschwörung glauben. Und viele davon waren vorher nichtwähler, keine CDUler oder Linken.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 10:40
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Warum, wenn das das Klima schon ein ganz anderes war, hat auch da sich keiner mit einem rechteren Kurs durchgesetzt?
Naja, da wurde auch schon lange an ihrem Stuhl gesägt, nicht wahr. Und nach 12 Jahren Kanzlerschaft ist man auch geschwächt, und eine Entscheidung gegen den konservativeren Kern der Partei kann da schon ein Beinbruch sein. Dennoch hat sie später die Daumenschrauben angelegt: Frontex verstärkt, Türkeideal, Mittelmeermissionen und so weiter.

Ich hatte jedenfalls schon 2016 nicht mehr den Eindruck, als wäre Merkel besonders begeistert von den Folgen des Jahres 2015 und als hätte sie Bock, das weiter zu führen.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 10:45
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Nein, um den Konservativismus zu verlassen zum rechtspopulismus gehört mehr, genauso wie zum verlassen der Sozialdemokratie.
Aber Rechtspopulismus und Konservatismus schließen sich nicht gegenseitig aus, sie gehen sogar Hand in Hand in Österreich zum Beispiel. Klar wollen die Rechtspopulisten auch was verändern... aber ganz selten das System und auch die Ordnung muss nicht radikal anders sein.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 10:54
@EinElch

In der Wahl vor der Flüchtlingskrise, 2013, war Merkel noch die beste und die tollste. 41%, die SPD totumarmt, AfD nicht im Bundestag obwohl man einen zentristischen Kurs fuhr.

Das Problem hier ist, dass man sich immer gründe herzaubern kann, warum irgendeine Partei schwach sein soll. Bei Merkel die Flüchtlingskrise z.B., bei den Franzosen damals Fillons Skandal. Der Punkt ist aber ja eben: Der Rechtspopulismus ist überall im Westen relativ gleichzeitig erstarkt. Auch vor der Flüchtlingskrise schon.

Die AfD ist ja auch vor der Flüchtlingskrise entstanden. Damals hat sie es noch knapp nicht in den Bundestag geschafft, aber trotzdem war sie in dem Land auf der politischen Karte, in dem es seit seiner Gründung keine rechtspopulistische Kraft gab.

Das erstarken der AfD liegt nicht an der Flüchtlingskrise oder spezifischen politischen INhalten, sondern an Verhältnissen in der Welt, die sich geändert haben. Das gleiche gilt für die auflösung der Konservativen strömungen. Das hat nichts mit erfolg oder misserfolg einer partei zu tun, wir können es fast überall beobachten, dass konservative entweder sich dem rechtspopulismus hingeben oder immer schwächer werden.

Und Deutschland wird da langfristig wohl keine Ausnahme sein, auch wenn man es hier noch nicht so deutlich sehen. Da ist jetzt noch ein laschet. Vielleicht kommt nach ihm ein zweiter. Aber irgendwann sitzt da einer, der kein Problem damit hat, mit der AfD zu koalieren auf der Bundesländebene. Lass die nächste Wahl in Thüringen nochmal ohne geeignete Mehrheiten ändern und wir schauen, ob Laschet dann wieder eingreift , so wir merkel, um ein Afd/CDU Bündnis zum regieren zu verhindern. Und wenn ja, zu welchem Preis.
Zitat von InfidelInfidel schrieb:Aber Rechtspopulismus und Konservatismus schließen sich nicht gegenseitig aus, sie gehen sogar Hand in Hand in Österreich zum Beispiel. Klar wollen die Rechtspopulisten auch was verändern... aber ganz selten das System und auch die Ordnung muss nicht radikal anders sein.
Die FPÖ in Österreich will ganz klar die Gesellschaftsordnung umkrempeln und wollen ihren Wählern angst vor 'denen da oben' machen. Die springen auf Gates Verschwörungshteorien auf, die zweifeln die ergebnisse der Wahl an, und so weiter und so fort. Sowas machen Konservative nicht.
Die Konservativen wollen, dass man der Ordnung vertraut, die rechtspopulisten wollen ganz konträr, dass man organen wie dem präsidenten, dem verfassungsgericht, den medien usw. misstraut (es sei denn, sie kontrollieren es).


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 11:02
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Der Punkt ist aber ja eben: Der Rechtspopulismus ist überall im Westen relativ gleichzeitig erstarkt.
Ja, das stimmt schon. Ich schätze, dass hat einerseits den Grund, dass sich der Kapitalismus nach dem "Sieg" über den Osten quasi "durchdrehte", vergleichbar einem Motor im ersten Gang. Der Kommunismus war die Kupplung, nun war die weg, der Motor heulte auf und in den frühen 2000ern brannte er dann durch.
Die Euphorie der Wende war verflogen, für die meisten nichts besser geworden, das Internet als Massenerscheinung tat sein übriges zu. Allgemeine Frustration setzte ein, und die Linken sind seit 1990 für die meisten keine realistische Alternative. Man erinnert sich ja gerne, was "früher" alles "besser" war, und "früher" war auch alles besser, weil alle mehr auf ihren eigenen Teller schauten. Heute müssen wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir Kleidung kaufen, weil wir nicht die Ausrede der Unwissenheit über den Schaden, den wir anrichten, haben.

Und all das frustet die Leute. Die armen wurden ärmer, und immer schuldiger, die reichen immer schuldiger, die können sich die Schuld aber immerhin leisten.

Da liefert Rechtspopulismus, das "Grenzen zu", das "zurück zu früher", das "erst WIR, dann die anderen", überhaupt das "WIR, es gibt irgendwo noch ein WIR!", das "da kümmert sich jemand um mich oder tut wenigstens so" - all diese Bausteine holen Leute ab, die Angst vor dem haben, wo die Welt drauf zu steuert. Die sich von ihrem Staat und seiner Regierung ignoriert fühlen, während sie alles auf der ganzen Welt mitbekommen, die haufenweise Theorien und Lösungen im Internet vorgesetzt bekommen, die viel leichter sind als alles, was ihnen, vielleicht richtigerweise, aber leblos und kalt, unpersönlich und harsch, von der Regierung kommt.

Die Menschheit ist desillusioniert, weil es so offensichtlich ist, dass unser ganzes System auf Reserve fährt.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 11:11
@EinElch

Das glaub ich so nicht. das sind alles erklärungsmodelle, die sich erstmal schlüssig anhören, aber die nicht erklären können, warum der rechtspopulismus wirklich überall erstarkt.
In Griechenland z.B. gibt es ernsthafte Armut, undzwar mehr als hier und eine viel massivere Flüchtlingskrise, trotzdem regiert da mitte rechts oder linksaußen.
In Österreich ist der Lebensstandart ähnlich wie in Deutschland, doch die Rechtspopulisten sind viel stärker.

In Skandninavien, wo in einem land wie Norwegen die Schere zwischen Arm und Reich am kleinsten ist und es den Leuten gut geht, da haben die rechtspopulisten 15%. Also ungefähr so viel, sogar etwas mehr, als hier.

Der Rechtspopulismus funktioniert ja gerade genau darüber, dass man die menschen von der realität entfremdet. Die Realität spielt dabei kaum mehr eine Rolle.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 11:16
@shionoro

Ich müsste das im Einzelnen durchdenken, in aller Kürze doch soviel: Ich halte auch dann immer noch das Internet für DAS unterschätzte Medium.
Ich bin recht früh im Internet mit den Reichsbürgern in Kontakt gekommen, das war 2007. Damals schon hab ich das berüchtigte "14 Punkte zur Situation in Deutschland" gefunden, dieses Pamphlet, das erklärt, wir hätten keinen Friedesvertrag, Deutsches Reich existiert noch, und so weiter.

Ich war damals ein junger Bub und habe das für eine Woche geglaubt, habe dann nachgeforscht, und das verworfen.
Damals hat mein Erzeuger mich für bekloppt erklärt.

Heute, 14 Jahre später, schickt mein Erzeuger genau dieses Pamphlet meinen Brüdern, aber wenn man nachforscht findet man zigtausend dies scheinbar bestätigende Seiten.
Dazu kommt, dass meine Generation und folgend vielleicht teilweise die entsprechenden Kompetenzen besitzen, Quellen zu filtern und zuzuordnen, sind ganze andere Generationen dazu kaum in der Lage und glauben wirklich fast alles was sie lesen.

Und das hat die Leute weit, weit von der Realität entfremdet.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 18:42
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die FPÖ in Österreich will ganz klar die Gesellschaftsordnung umkrempeln und wollen ihren Wählern angst vor 'denen da oben' machen. Die springen auf Gates
Sie haben schon mehrmals mitregiert, auch in Koalition mit der SPÖ (mehrfach auf Landesebene, 1x auf Bundesebene). Das Systemwechsel ist kein Thema bei der FPÖ als Partei.


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Das traurige Ende des Konservativismus

22.06.2021 um 04:56
@Infidel

Und als sie regiert hat, hat sie sofort versucht, die Demokratie auszuhöhlen:

https://www.zeit.de/2019/03/verfassungsgerichtshof-kontrollorgan-eingriff-politik-regierung-grundrechte/seite-2
Wie so oft ist es freilich die FPÖ, die auch im Zusammenhang mit dem Höchstgericht Tabubrüche setzt. Sie tat dies durch persönliche Beleidigungen des früheren Präsidenten Adamovich ebenso wie durch jahrelanges Ignorieren der Urteile zu zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten – ein beispielloser Vorgang in der Zweiten Republik. Deshalb finden die Richternominierungen, welche die FPÖ nun als Regierungspartei vornimmt, besondere Beachtung. Im Frühjahr 2018 soll ein verfassungsjuristisch nicht ausgewiesener Jurist und Kolumnist der Kronen Zeitung als Verfassungsrichter im Gespräch gewesen sein. Auch wenn es nur ein Gerücht gewesen sein mag, es beunruhigt allein die Tatsache, dass diese Nominierung für möglich gehalten wurde.

Tatsächlich nominiert hat die FPÖ schließlich einen fachlich anerkannten Medienrechtsanwalt und einen Linzer Rechtsprofessor. Beide wurden ernannt. Mit dem Linzer Professor setzte die Regierung einen Tabubruch, hatte dieser doch Europa als "multikriminelle Gesellschaft" bezeichnet, an deren Entstehung der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte Mitverantwortung trage. Damit arbeitet nun jemand am höchsten Gericht, der offenbar den Grundkonsens des Nachkriegseuropas, die Absage an Nationalismus und Hass, nicht mitträgt. Die zitierte Aussage stellt nicht nur die Assoziation von mulitikulturell und kriminell her, sie kommuniziert zugleich die Ablehnung supranationaler Gerichte. Man wird sehen, wie sehr es dem Richterkollegium gelingt, eine solche Persönlichkeit in die gemeinsame Grundrechtstradition einzubinden.
Und Kurz ist auf diesen zug sehr gern aufgesprungen und fühlt sich selbst über dem Gesetz. Hier ist ein ganz klarer unterschied zu sehen. Ein Konservativer mag vielleicht murren, wenn die Gerichte ihm in die Parade fahren, aber er akzeptiert, dass es ein verfassungsgericht gibt und man sich an dessen Entscheidungen halten muss.
Das gilt selbst für Hallodris wie Franz Joseph Strauß. Natürlich wollen Parteien grundsätzlich Leute in wichtige Positionen bringen, die ihnen politisch nahe stehen. Das ist aber ein unterschied, ob man da leute hinsetzt, die grundsätzlich nach den demokratischen Spielregeln spielen, oder ob man da, wie die FPÖ (oder auch Kurz) einfach Urteile ignoriert oder irgendwen ohne auch nur den Anschein der Klasse und Neutralität hinsetzt.
Hier ist klar zu sehen, wie man nicht nur für eine Weile jemanden installieren will, der einem ideologisch nahe steht, sondern wie man ganz grundsätzlich dafür sorgen will, dass das Verfassungsgericht entweder ein Freund oder ein Feind ist und man es nur akzeptiert, wenn man es kontrolliert.
Zitat von EinElchEinElch schrieb:Ich müsste das im Einzelnen durchdenken, in aller Kürze doch soviel: Ich halte auch dann immer noch das Internet für DAS unterschätzte Medium.
Ich bin recht früh im Internet mit den Reichsbürgern in Kontakt gekommen, das war 2007. Damals schon hab ich das berüchtigte "14 Punkte zur Situation in Deutschland" gefunden, dieses Pamphlet, das erklärt, wir hätten keinen Friedesvertrag, Deutsches Reich existiert noch, und so weiter.

Ich war damals ein junger Bub und habe das für eine Woche geglaubt, habe dann nachgeforscht, und das verworfen.
Damals hat mein Erzeuger mich für bekloppt erklärt.

Heute, 14 Jahre später, schickt mein Erzeuger genau dieses Pamphlet meinen Brüdern, aber wenn man nachforscht findet man zigtausend dies scheinbar bestätigende Seiten.
Dazu kommt, dass meine Generation und folgend vielleicht teilweise die entsprechenden Kompetenzen besitzen, Quellen zu filtern und zuzuordnen, sind ganze andere Generationen dazu kaum in der Lage und glauben wirklich fast alles was sie lesen.

Und das hat die Leute weit, weit von der Realität entfremdet.
Ja, das hat sicherlich auch etwas damit zu tun. Ich will da nicht zu weit ausholen, aber für mich sind all die Umwälzungen, die wir im Moment sehen, eine recht umfangreiche und ganzheitliche Reaktion auf eine ganz neue Welt, die seit der Einführung des Internets entsteht und sich immer mehr zeigt.
Fake news sind eine Sache, aber fake news treffen heute auf ganz andere Leute. Früher hatten Menschen mehr Anschluss an irgendwelche Gruppen. Wenn du irgendwie Arbeiter warst und in der gewerkschaft, hast du halt SPD gewählt und es gab da so einen halbwegs grundsätzlichen politischen Konsens in deiner community (und es gab überhaupt eine community). Und an dem konnte man sich dann halt schon orientieren.
Heute hast du viel mehr Leute, die stark vereinsamt sind. Da gibt es Arbeitsplätze, wo man sich auch unterhält, aber das ist nicht das gleiche. Die stellen, wo grundsätzliche und nicht zu hinterfragende Konsense geschaffen werden (Kirche, Familie, Klasse, Gewerkschaft, politische Partei) sind auf dem Rückzug. In der neuen Welt kann man alles relativieren und in Frage stellen, weil es keine Autoritäten mehr gibt, denen man halt einfach traut. Das ist einerseits gut, klar, andererseits heißt es aber auch, dass meinungen viel volatiler sind.

Darum haben wir heute die Tendenz zu bewegungen und weg von Parteien. Eine Partei ist wie eine Familie oder ein Verein: Es muss einem nicht alles gefallen, aber das sind die eigenen Leute. Und wenn die Partei mal irgendwas vertritt, was einem nicht passt, dann trägt man das mit, genau wie man in einer Familie halt auch mal für den Familienfrieden fünfe gerade sein lässt.
Das ist aber nicht mehr das, was wir gesellschaftlich heute machen. Heute leben wir in einer Zeit, in der man blitzschnell irgendwo eintritt und austritt. Wo man sogar langjährige freundschaften wegen einzelner politischer Streitpunkte aufgibt oder wegen der Äußerung eines Politikers eine Partei für unwählbar hält.
Man will die, die 100% moralisch integer sind und sonst keinen, weswegen bewegungen schnell entstehen, groß werden und dann abflachen, wenn deren führungspersonal 2-3 fehler gemacht hat.

Nur ist eben das Konservative geschäftsmodell genau 'lass mal fünfe gerade sein'. Wenn die Wirtschaft brummt und man sich mit seinen Nachbarn versteht, ja mei, ist das dann wirklich schlimm wenn da beim Hobeln ein paar Spähne fallen? "Wählt uns, dann habt ihr arbeit und eure familie ist sicher" reicht nicht mehr in einer Welt, in der es für rechts um die Apokalypse durch Migration und für Linke um das Ende der Welt durch Klimawandel geht. Vor allem nicht, wenn man Makel und Kungeleien kaum noch verzeihen kann und will.


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22.06.2021 um 17:26
Die Frage ist doch, ob wir eine kalte oder eine heiße Kultur sind. In Anbetracht dessen, das wir Kulturzuwachs bekommen, wäre es von Vorteil, eine heiße Kultur zu sein. Lange zurück zu schauen, bringt nicht viel. Ein bisschen ok, aber nicht zu lange!

Wikipedia: Kalte und heiße Kulturen oder Optionen


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22.06.2021 um 18:01
Konservativismus hat sich seit dem 2. Weltkrieg sehr stark daran orientiert bestehende Ordnung und Machtgefüge zu sichern.(Ist ja auch irgendwie die Idee dahinter)
Als 1980 die bestehende Ordnung geändert wurde, von Thatcher und Reagan(zwei Konservative), hat der Konservativismus sich mit gewandelt, in eine Ideologie, die zum einen im Kern neoliberal ist, zum anderen aber auch sozial-konservativ Reaktionär um Wähler entlang sozialen Spaltungslinien mit populistischen Mitteln für neoliberale Politik zu instrumentalisieren.

In anderen Worten:
Konservative sind die Diener der Reichen und Konzerne geworden.
Aber "der normale Wähler" wählt natürlich nicht freiwillig/bewusst Vasallen irgendwelcher Oligarchen, deswegen gibt es populistisch durchtränkte sozialpolitische Rhetorik von den Konservativen um an Wähler zu kommen, die dann bereit sind gegen ihre eigenen Interessen zu stimmen.

Bsp:
Trump macht Wahlkampf mit Einwanderung, Kriminalität, Kulturkampf usw. als wären es farbige arme Minderheiten die dem sicheren Reichtum der weißen Unter- und Mittelschicht im Weg stünden.

Aber die einzige bleibende Policy die er auf dem Konto hat sind Steuersenkungen für Reiche und Konzerne.
Der weiße Wähler ist nur der nützliche Idiot, der aus Hass auf Minderheiten gegen seine eigenen Interessen stimmt.
Ein Cuck der sich lieber ausbeuten und verarschen lässt, als sich mit anderen Menschen zu solidarisieren.
Zufrieden solange es jemanden gibt auf den man herab schauen kann.


Der Konservatismus ist Neoliberal geworden und nach 40 Jahren Neoliberalismus ist nichts mehr von Konservatismus übrig geblieben ausser reaktionärer, populistisch instrumentalisierter Hass auf Minderheiten und Angst vor Veränderung.
Und alles folgt immer der Maxime, dass es die Aufgabe der Politik die Wünsche der Finanzelite zu erfüllen - koste es was es wolle.


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Das traurige Ende des Konservativismus

22.06.2021 um 19:01
Zitat von 1.21Gigawatt1.21Gigawatt schrieb:Aber die einzige bleibende Policy die er auf dem Konto hat sind Steuersenkungen für Reiche und Konzerne.
Der weiße Wähler ist nur der nützliche Idiot, der aus Hass auf Minderheiten gegen seine eigenen Interessen stimmt.
Ein Cuck der sich lieber ausbeuten und verarschen lässt, als sich mit anderen Menschen zu solidarisieren.
Zufrieden solange es jemanden gibt auf den man herab schauen kann.


Der Konservatismus ist Neoliberal geworden und nach 40 Jahren Neoliberalismus ist nichts mehr von Konservatismus übrig geblieben ausser reaktionärer, populistisch instrumentalisierter Hass auf Minderheiten und Angst vor Veränderung.
Und alles folgt immer der Maxime, dass es die Aufgabe der Politik die Wünsche der Finanzelite zu erfüllen - koste es was es wolle.
Der Schmarn hier könnte glatt von kommunistischen oder sonstigen hartlinken Genossen, ja sogar Populisten stammen.


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