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Das traurige Ende des Konservativismus

260 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Politik, Konservativismus, Vorraussage ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 14:03
Zitat von InfidelInfidel schrieb:Sind sich alle einig
Das ist für mich persönlich ziemlich wurscht ob wir uns da alle einig sind. Antisemitismus, Rassismus und Xenophobie haben in einer konservativen Partei, auch in einer rechtskonservativen nix verloren. Da verläuft klar eine Grenze zum Extremismus und auf Spielchen da irgendwas zu relativieren lass ich mich nicht ein.
Wenn du das anders siehst, dann sag das bitte klar, dann weiß man auch woran man bei dir ist.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 14:03
Zitat von InfidelInfidel schrieb:Natürlich ist das eine rechtskonservative und rechtspopulistische Partei. Und selbst wenn das offiziell eine rechtsextreme Partei wäre (was sie momentan nicht ist, ich meine derselbe Scheiß wird auch über unsere FPÖ gesagt), das schließt ja keinen Konservatismus aus. Konservative Positionen kann so ziemlich jeder haben.
Doch, das schließt es aus.
Genauso wie du nicht gleichzeitig eine kommunistische und sozialdemokratische partei sein kannst.

Da ist eben ein ganz deutlicher unterschied darin, ob du das system anerkennst und für gut befindest, oder ob du sagst, das establishment ist böse und wir müssen die ganze Gesellschaft umkrempeln.

Wie gesagt, rechtspopulisten kämpfen gegen das establishment, konservative sehen sich als das establishment.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 14:31
Zitat von paxitopaxito schrieb:Das ist für mich persönlich ziemlich wurscht ob wir uns da alle einig sind. Antisemitismus, Rassismus und Xenophobie haben in einer konservativen Partei, auch in einer rechtskonservativen nix verloren.
Ja, und die anderen halten die Partei nicht für rechtsextrem (ich darunter) und viele anderen auch nicht, trotz problematischen Individueen und vor allem bei einem Teil der Anhänger.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Doch, das schließt es aus.
Genauso wie du nicht gleichzeitig eine kommunistische und sozialdemokratische partei sein kannst.
Der Vergleich hinkt. Sogar Kommunisten können konservativ sein, warum nicht eine rechtspopulistische Partei.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Da ist eben ein ganz deutlicher unterschied darin, ob du das system anerkennst und für gut befindest, oder ob du sagst, das establishment ist böse und wir müssen die ganze Gesellschaft umkrempeln.
Da würfest du alles wild durcheinander, kein Wunder dass du dann etwas ganz anderes darunter verstehst als ich.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Wie gesagt, rechtspopulisten kämpfen gegen das establishment, konservative sehen sich als das establishment.
And again.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 15:14
Zitat von InfidelInfidel schrieb:Der Vergleich hinkt. Sogar Kommunisten können konservativ sein, warum nicht eine rechtspopulistische Partei.
Nein, der vergleich hinkt nicht. Da erklär mir doch mal deine Definition von Konservativ.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 16:07
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Nein, der vergleich hinkt nicht. Da erklär mir doch mal deine Definition von Konservativ.
Natürlich hinkt er, Sozialdemokrat und Kommunist sein geht nicht, außer du benutzt Sozialdemokratie nur als Brücke...als das was entristische Kommunisten machen.

Der alte Konservatismus wenn man so will ist natürlich viel schwächer als einst. Aber man sollte nicht vergessen, dass auch (eher) konservativ eingestellte Menschen nicht in den 50ern zurückbleiben. Konservative Positionen sind sehr vielfältig. Als typisch konservativ wird unter anderem auch die restriktive Migrationspolitk gesehen, restriktive Drogenpolitik, usw. Diese Positionen und Politikpraktiken sind sogar bei (eher) linken Parteien zu finden.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 16:13
@Infidel

Kommunist und konservativ sein geht auch nicht. Der politische Konservativismus ist nicht dasselbe, wie einzelne konservative Meinungen zu haben.

Wenn du z.B. zwar wirtschaftlich links stehst, aber gegen die homo ehe bist, ist das die eine Sache. Es kommt hier nicht auf einzelne sichtweisen, sondern auf ein gesamtes Weltbild an.

Ist dein Weltbild, wie in einer kommunistischen partei, dass es letztendlich einen umsturz des Kapitalismus geben muss, damit die menschen friedlich und glücklich leben können? Dann bist du kein konservativer, auch nicht, wenn du in einzelnen fragen konservative meinungen hast.

Genausowenig ist eine Partei konservativ, der das Weltbild des RN, also der rechtspopulisten, für sich nimmt. Oder ein AfDler, der es für akzeptable Meinungen hält, dass Angela Merkel einen bevölkerungsaustausch anstrebt und allerlei andere Verschwörungstheorien hofiert.

Ein Mensch kann bei sowas innerlich zerrissen sein, aber eine Partei ist irgendwo im politischen Spektrum einzuordnen. Die große konservative partei in Frankreich war die UMP, später LR.
Und diese Partei spielt fast keine Rolle mehr und da, wo sie es tut, biedert sie sich an die klar nicht konservative Partei, den RN, an.

Und das ist kein gesunder konservativismus, das ist der Tod des französischen KOnservativismus auf absehbare Zeit. Es gibt ihn schon jetzt nur noch auf dem Papier.

Nur mal als Beispiel: Heute könnte der RN zum ersten mal eine Region in der regionalwahl gewinnen. Und weißt du auch, wo das am warscheinlichsten ist? In einer Region, wo ein ehemaliger konservativer minister (aus der LR/UMP) für sie antritt.

Wir haben, auf deutschland gemünzt, in frankreich den Fall, dass ein CDU minister zur AfD wechselt und für die zu einer Ministerpräsidentenwahl antritt.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 16:31
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Und das ist kein gesunder konservativismus, das ist der Tod des französischen KOnservativismus auf absehbare Zeit. Es gibt ihn schon jetzt nur noch auf dem Papier.
Um mal aufs Thema zurück zu kommen, ich glaub du überinterpretierst da. Hätten die französischen Konservativen ein politisches Talent vom Kaliber Macrons (oder Le Pens, das gebe ich da zu), dann würden sie auch sehr schnell wieder eine Rolle spielen. So wie eine liberale Bewegung aus dem "Nichts" Einzug hielt, ist das auch für eine konservative Bewegung problemlos denkbar.


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20.06.2021 um 16:55
@paxito

Ich bezweifle nicht, dass theoretisch die LR nochmal erfolgreich sein könnten. Ich bezweifle, dass sie es mit einem konservativen Kurs sein werden. Macron selbst hat durch einen eher populistischen, pseudo grassroots kurs gewonnen. Ja, kann klappen.

Theoretisch hätte es damals auch bei Fillon noch reichen können, der als klassischer konservativer antrat und über einen Skandal stolperte.

Aber heute wird in Frankreich ein klassischer Konservativer vom Schlage eines Sarkozy oder Chiraq nicht mehr für die Republikaner dort die Wahl gewinnen können.

Ich behaupte: Wenn einer für die Konservativen in Frankreich nochmal eine Wahl gewinnt, dann wird das ein Rechtspopulist sein der genausogut beim RN hätte antreten können.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 16:59
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Und das ist kein gesunder konservativismus, das ist der Tod des französischen KOnservativismus auf absehbare Zeit. Es gibt ihn schon jetzt nur noch auf dem Papier.
Wir leben in einer Ära des Zentrismus und Zeiten wo es überflüssig ist nur noch extrem eng in progressiv und konservativ einzuteilen. Wenn du Konservatismus nur noch als irgendwelche Zeit von vor Christus siehst dann ist er so ziemlich tot im Westen. Aber ich sehe nicht was traurig daran sein soll dann. Zum Glück gibt es andere Wege auch konservative Positionen zu vertreten und durchzusetzen.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 17:08
Zitat von InfidelInfidel schrieb:Wir leben in einer Ära des Zentrismus und Zeiten wo es überflüssig ist nur noch extrem eng in progressiv und konservativ einzuteilen. Wenn du Konservatismus nur noch als irgendwelche Zeit von vor Christus siehst dann ist er so ziemlich tot im Westen. Aber ich sehe nicht was traurig daran sein soll dann. Zum Glück gibt es andere Wege auch konservative Positionen zu vertreten und durchzusetzen.
Ich sehe konservativismus ungefähr so, wie konservative das machen. Das sind in Europa in etwa die Parteien, die in der EVP drin sind. Es ist nicht so, dass ich wahllose zu- und aberkenne, wer konservativ ist, sondern die parteien nehme, deren selbstverständnis das eigentlich entspricht.

Dazu gehören die LR und dazu gehört auch die CDU. Dazu gehören die Tories und dazu gehören die spanischen und auch die Österreichischen Konservativen. Ich will damit nicht sagen, dass zwangsläufig jede konservative partei in der EVP ist oder umgekehrt in der EVP nicht einzelne parteien sein können, die schon rechtspopulisten sind (Fidesz wäre da zu nennen), aber man kann kaum behaupten, als könne man die europäischen parteien (oder auch die republikaner in den usa) nicht grob eingruppieren, wer konservativ ist und wer nicht.

Und da sehen wir eben, quer durch die bank, dass sie entweder immer mehr wählerstimmen verlieren (manche langsam, andere abrupt) oder aber sich deutlich an den rechtspopulisten orientieren und ihren Kurs übernehmen, damit selbst langsam zu rechtspopulisten werden.

In Frankreich habe ich das schon angesprochen. Da hat nach der Wahl von Macron die LR keine chance auf Erholung mehr, im gegenteil, wichtige Politiker sind zum RN gewechselt und die wähler auch.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 17:25
@shionoro
Ich glaube wir missverstehen uns hier bzw. ich missverstehe eher dich. Deshalb frage ich dich besser: Was genau macht für dich den Konservatismus aus? Wir haben denke ich eher aneinander vorbeigeredet.


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Das traurige Ende des Konservativismus

20.06.2021 um 18:16
@shionoro
Die Übernahme von populistischen Positionen ist aber nicht nur bei den Konservativen zu beobachten. Ich glaube da findet grundsätzlich eine Veränderung statt, wie Politik kommuniziert und wie polarisiert wird. Vielleicht eine Amerikanisierung der europäischen Politik? Nur Vermutungen.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 01:21
@Infidel

Das hier war meine ursprüngliche Definition. Wir können es aber auch noch weiter runterbrechen auf den politischen Konservativismus: Es gibt oder gab in so ziemlich jedem westlichen Land irgendeine mitte rechts Partei, deren zentraler Inhalt eben nicht eine größere Veränderung der Gesellschaft wie bei den Sozialdemokraten oder wenigstens der Wirtschaft wie bei den Liberalen, sondern die die erhaltung und marginale Verbesserung oder Wiederherstellung des Status Quo verfolgen.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Unter Konservativismus verstehe ich die die grundsätzlich gegen den Progressivismus gerichtete politische Strömung, die, soweit möglich, eigentlich alles beim Alten lassen will. Die gab es eigentlich in jedem westlichen Land in der einen oder anderen Form, zumindest bis vor Kurzem. In manchen Ländern war die schon immer etwas radikaler, in anderen laxer, aber es gab trotzdem, mal eher zentristisch mal eher richtung rechts, aber doch immer darauf bedacht, alles beim Alten zu lassen. Wahlen zu gewinnen, weil man wirtschaftlichen Wohlstand bringt und Ruhe ins Land, ohne große Experimente.

Die traditionelle Vater/Mutter zwei Kinder Familie, eine gewisse väterliche gesellschaftsstruktur (Hemlut Kohl als Papa, Angela Merkel als Mutti) in der man halt seiner Arbeit nachgeht und 'denen da oben' vertrauen kann.
Eben welche die sagen: Alles ist gut, und damit das so bleibt, wählt ihr uns.

Da ist ein deutlicher unterschied zwischen Konservativ und rechtspopulismus: Konservative bedienen sich zwar manchmal populistischer elemente (Strauß damals z.B.), aber vom Grundsatz her, auch wenn die schimpfen, wollen die einem erzählen, dass es doch eigentlich schön ist im eigenen Land, dass es eine tolle Tradition und dass im Großen und Ganzen die Gesellschaftsordnung Okay ist.

Das machen rechtspopulisten nicht. Die benutzen auch sachen wie die traditionelle Familie, Sicherheitspolitik usw., die leben aber gerade davon, dass sie sagen : Gar nichts ist in Ordnung. Alles muss sich ändern. Nicht nur die linken, nein, auch das BUndesverfassungsgericht, auch die Hälfte der Bevölkerung, das sind alles unsere Feinde und wir müssen uns davon reinigen.

Und da sind die USA und Europa sehr vergleichbar. Bush und auch Romney und Mc Cain waren erstere, Konservativ. Scharf konservativ, weil USA, aber die hatten noch ein grundsätzliches Interesse daran, irgendwie halbwegs alle Amerikaner zu regieren. Trump hatte dieses Interesse nicht mehr und hat die Hälfte der Menschen (eigentlich mehr) zu Feinden erklärt.
Das erste ist das Prinzip Kohl, Merkel und Laschet (auch wenn man natürlich politische Gegner angreift) und letztendlich auch Strauß, und das zweite ist das Prinzip AfD und auch das Prinzip, mittlerweile, Maaßen.
Politische Konservative wollen, dass alles bleibt, wie es ist. JEde Reform, die sie anstreben, ist dazu gedacht, dass zumindest in zentraleren Fragen der Status Quo erhalten werden kann. Wenn Merkel eine große Reform anstrebt wie die Corona Hilfen oder die Flüchtlingsaufnahme, dann macht sie das, weil sie weiß, dass sie muss. Denn sonst würde ihr der Laden um die Ohren fliegen und größere Probleme entstünden, also geht sie einen Schritt vor, damit sie dann stehen bleiben kann.
Das war auch bei Kohl so. Das ist bei Konservativen im Allgemeinen so im politischen Bereich. Das macht sie aus, darum wählt man sie. "Die sorgen dafür, dass alles ungefähr in Ordnung bleibt".

Die anderen Parteiein stellen sich hin und sagen "wir werden etwas ändern", ob das jetzt die sozialdemokraten, die sozialisten oder die rechtspopulisten sind. Und das unterscheidet sie von den Konservativen. Der Konservative ändert höchstens das zurück, was die anderen parteien vor ihm umgestellt haben und tritt damit an.

So in etwa sind die Parteien in der EVP drauf, so waren die Konservativen früher auch in Amerika drauf. So SIND sie NOCH in Deutschland drauf. Aber in immer mehr Ländern, gerade als bestes Beispiel Amerika, ändert sich das.
Bush 1 damals trat ohne große innenplitische Ambitionen an:

Wikipedia: George W. Bush 2000 presidential campaign#Platform

Freundliche Außenpolitik, bisschen was für kinder, weniger energieabhängigkeit ins ausland und steuererleichterungen. So sehen traditionelle konservative Wahlprogramme aus.
Allles ist gut und die paar Problemchen die es gibt, die lösen wir. Und jetzt vergleich das mal mit Trump. Amerika ist am Boden, wir werden ausgeraubt, nur ich kann euch retten, wir müssen die vergewaltiger nach mexiko deportieren und wir müssen es den chinesen zeigen und der Feind ist auch im Inland, Antifa und BLM sind Terroristen und wir müssen sie bekämpfen. Eine Partei, die so antritt, die ist nicht mehr konservativ, auch wenn sie Steuererleichterungen immer noch gut findet.
Trump sagt nicht mehr , alles ist gut. Der sagt, ALLES muss geändert werden und wir stehen quasi kurz vor der Apokalypse.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Die Übernahme von populistischen Positionen ist aber nicht nur bei den Konservativen zu beobachten. Ich glaube da findet grundsätzlich eine Veränderung statt, wie Politik kommuniziert und wie polarisiert wird. Vielleicht eine Amerikanisierung der europäischen Politik? Nur Vermutungen.
Es stimmt, dass da eine grundsätzliche Veränderung stattfindet in Richtung Bewegung, weg von der Partei. Aber trotzdem sehen wir auf der Linken seite nicht, dass diese Populisten mit extremeren meinungen antreten.
Obama war ein Populist und Macron ist auch einer. Die sind mit 'change' angetreten und haben das blaue vom Himmel versprochen. Aber das, was die da versprochen haben, war kein radikal linkes oder sonstwie radikales Wahlprogramm. Wir sehen z.b. nicht, dass die SPD plötzlich mit dem Kommunismus liebäugelt. Die stellen Olaf Scholz auf. Auch die Linke rutscht eher ein bisschen nach Zentrum als nach links, indem sie Hennig Wellsow aufstellen und nicht Wagenknecht.
Und die Grünen stellen da Habeck und Baerbock hin und nicht so richtige Idealos, die Fleisch verbieten wollen.

Andere Strömungen ziehen aus niederlagen weniger schnell als Konservative den Schluss, dass sie radikaler werden müssen. In England sägt man Jeremy Corbyn ab, in den USA stellt man Biden auf und der Sanders Flügel unterstützt ihn.

Die tendenz dazu, nach niederlagen sich sofort am Populismus orientieren zu wollen, die findet man momentan besonders bei konservativen Parteien. Hat man doch auch hier im Forum gesehen, als es für Laschet schlecht aussah. Die wollten den sofort zerfleddern wie eine Horde Kampfhunde und meinten, jetzt müsse man wieder so richtig konservative Politik machen.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:01
@shionoro
Okay, wir haben also davor aneinander vorbeigeredet mit unserem Verständnis von Konservatismus in welcher Form auch immer. Aber Rechtspopulisten oder Populisten an sich müssen ja nicht eine andere Ordnung wollen, anderes System. Ich bin ja selber im Grunde auch ziemlich populistisch und arbeite und würde sogar auch mit Rechtspopulisten zusammenarbeiten und koalieren, mit Linkspopulisten auch, natürlich wenn das inhaltlich und situationsbedingt passt . Und das ist bei Weitem nicht einmal was neues, gerade bei uns Sozialdemokraten die zum Teil härtere Positionen vertreten als irgendwelche mitte-rechts Bürger oder gar Rechtspopulisten teilweise. Solche Sozialdemokraten werden aber in der Tat typischerweise auch als konservative Sozialdemokraten oder Rechtsflügler und Rechtsableger von Sozialdemokratie und/oder sozialdemokratischen Parteien, Organisationen, etc. betitelt.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Wir sehen z.b. nicht, dass die SPD plötzlich mit dem Kommunismus liebäugelt.
Das machen schon die jungen Sozen.

Alles in einem sehe ich tatsächlich immer noch nicht das traurige Ende des Konservatismus, wir betrachten das aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Ich als jemand der auch "typisch" konservative Positionen vertritt würde aber auch sagen, dass ich anpassungsfähig bin und das gilt auch für den Konservatismus der noch in mir übrig ist.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:02
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Obama war ein Populist und Macron ist auch einer. Die sind mit 'change' angetreten und haben das blaue vom Himmel versprochen. Aber das, was die da versprochen haben, war kein radikal linkes oder sonstwie radikales Wahlprogramm.
Beide würde ich nicht mal links einsortieren, naja Obama vielleicht. Nein Populismus definiert sich nicht durch das besetzen von extremen Positionen, sondern durch nutzen von Stimmungen. Entweder indem man sie erzeugt oder vorhandene verstärkt und dann für politische Zwecke nutzt. Sowohl Obama als auch Macron verstehen sich sehr gut darin.
Aber da wird auch klar, dass Populismus und Konservatismus sich in keinster Weise ausschließen. Auch dort gab es ja populistische Persönlichkeiten, Cameron aus meiner Sicht zuletzt. Woran es den Konservativen mangelt (übrigens nicht nur denen) sind im Moment solche Persönlichkeiten, Borris Johnson könnte so jemand werden/sein. Merz oder Söder hätten das Zeug dazu gehabt. Laschet ist alles mögliche, aber kein Populist oder auch nur Charismatiker.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die tendenz dazu, nach niederlagen sich sofort am Populismus orientieren zu wollen, die findet man momentan besonders bei konservativen Parteien.
Was du kritisierst ist doch keine Orientierung am Populismus - der ist wie gesagt erstmal völlig frei von politischer Ideologie. Sondern dass die Konservativen (wieder) nach Rechts rücken. Genauso wie Sozialdemokraten, Grünen usw. Was wir sehen ist eine komplette Verschiebung des Spektrums - nach Rechts. Getrieben von Rechtsradikalen und in der Regel populistischen Parteien oder Bewegungen.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die wollten den sofort zerfleddern wie eine Horde Kampfhunde und meinten, jetzt müsse man wieder so richtig konservative Politik machen.
So "richtig" konservative Politik existiert nicht. Die orientiert sich immer am IST Zustand und an dem was sinnvoll möglich ist. Schilderst du doch selbst. Es gibt keine Position die Konservative nicht im Zweifel räumen könnten, wenn sich die Umstände ändern. Atomausstieg, Abschaffung der Wehrpflicht, Aufnahme von vielen Migranten, Mindestlohn, Ehe für alle - durchgesetzt unter Führung einer schwarzen Kanzlerin. Vor 40 Jahren wäre das ein radikal linkes Programm gewesen.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:09
Und wie immer, beweist das richtige Leben, dass die angeblich feststehenden Wahrheiten des TE keine sind.

In Frankreich liegen heute die ach so totgesagten Konservativen vorn. Nicht die Rechtspopulistin Le Pen, nicht der strahlende Supermann Macron, nein, die ganz langweiligen Konservativen.

Dafür gibt es sehr viele innerfranzösische Gründe, aber es beweist, dass pauschale Absagen an "Konservatismus" etc. kompletter Quatsch sind.
Das bürgerliche Lager wurde nach einem Teilergebnissen überraschend deutlich stärkste Kraft. Die Rechtspopulisten Marine Le Pen musste einen Dämpfer hinnehmen
Quelle: https://www.spiegel.de/ausland/regionalwahlen-in-frankreich-historisch-niedrige-wahlbeteiligung-rechtspopulisten-auf-dem-vormarsch-a-a1071cc9-114a-41d5-963c-e7d7d9fe7274
Die Rassemblement National büßt bei den Regionalwahlen ein, könnte aber erstmals eine der Regionen gewinnen. Stärkste Kraft wurden die Bürgerlich-Konservativen. Präsident Macrons Partei landete unter ferner liefen.
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/regionalwahlen-frankreich-117.html
Dans toutes les régions où ils étaient sortants, les candidats de droite mènent la course en tête à l’issue de ce premier tour des élections régionales.
Quelle: https://www.leparisien.fr/elections/regionales/regionales-avec-bertrand-pecresse-et-wauquiez-tres-en-tete-chez-eux-la-droite-respire-21-06-2021-AV5WZXIVR5ECDKX7OFSTPHXW2A.php


Tja, wie immer. Man kann diesen thread nicht ernst nehmen.


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21.06.2021 um 02:19
@Rick_Blaine
Bei eine Wahlbeteiligung von etwas über 20% kann man das jetzt nur mit sehr viel gutem Willen einen "Sieg" für die Konservativen nennen. Das ist für alle Beteiligten desaströs.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:21
Zitat von paxitopaxito schrieb:Das ist für alle Beteiligten desaströs.
Daran besteht kein Zweifel. Aber es ist interessant, dass es den angeblichen Populisten - und ich zähle Macron zu diesen - ganz und gar nicht gelingt, die Massen auch nur zum Wählen zu bewegen.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:29
Zitat von InfidelInfidel schrieb:Das machen schon die jungen Sozen.

Alles in einem sehe ich tatsächlich immer noch nicht das traurige Ende des Konservatismus, wir betrachten das aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Ich als jemand der auch "typisch" konservative Positionen vertritt würde aber auch sagen, dass ich anpassungsfähig bin und das gilt auch für den Konservatismus der noch in mir übrig ist.
Also so ein Kühnert macht das nicht. Esken und Borjans auch nicht. Die machen sachen, die durchaus in der SPD historisch schon Anklang gefunden haben. Wiedereinführung einer Vermögenssteuer und sowas ist keine verrückte far left Politik, das sind sachen, die die SPD schonmal vertreten hat.
Genausowenig wäre es ein Verlassen des Konservativismus, nur weil einer wie Strauß ein bisschen poltert oder man eine sehr rechte Migrationspolitik fährt.

Nein, um den Konservativismus zu verlassen zum rechtspopulismus gehört mehr, genauso wie zum verlassen der Sozialdemokratie.
Beispielsweise wäre es ein klares Verlassen der Sozialdemokratie, wenn die SPD nach der verlorenen Wahl plötzlich talking points umarmt wie "die reichen rauben uns alle aus, wir müssen #aufstehen" so wie Sarah Wagenknecht. Sowas macht man nicht als Sozialdemokrat, da redet man über soziale Gerechtigkeit aber man macht eben nicht sowas wie die Linke, indem man die Antifa indirekt unterstützt und sich aus der Nato zurückziehen will.

Natürlich wandeln sich parteipolitische positionen. die Schröder SPD war eine andere als die Brandt SPD und jetzt ist es eine wieder andere SPD. Dennoch gibt es bestimmte grundlegende Sachen, die klar sind.
So wie bei der CDU in ihrer Geschichte immer klar war, dass sie sich als Brandmauer gegen rechts sehen, weil sie zwar rechte Positionen bespielen, aber nicht mit Leuten wie der NPD, AfD oder sonstwem koalieren würden. Wenn die CDU dann damit liebäugelt, doch diese Schutzmauer aufzuweichen, dann ist das eine sehr signifikante Änderung.
Das ist mehr, als die Anpassung einer politischen Position. Das ist eine Aufgabe vom vorherigen Selbstverständnis.

@paxito

Das stimmt, Populismus und Konservativismus schließen sich nicht aus. Aber rechtspopulismus ist eine besondere Form des Populismus. Die Frage ist immer: Welche populistischen Talking points nutze ich denn? Merkel kann Populismus auch. Bei ihr heißt das dann "Sie kennen mich". Kein INhalt, nur der Fakt, dass sie doch regiert und beliebt ist. Hat super geklappt.
Ist aber auch was anderes als rechtspopulismus. Das ist konservativ: "Schau, ich hab bis jetzt gut regiert, alles ist in ordnung, lass mich bitte weiter machen". Sowas sagen erfolgreiche Konservative.
Und sowas würde ein rechtspopulist niemals sagen, selbst wenn der regiert. Der braucht, dass es äußere und innere feinde gibt, die er bekämpfen kann. Und die muss er dann zur Not erfinden. Trump ist bei seiner missglückten wiederwahl zwar mit "keep america great", aber der hat nicht gesagt, dass alles super ist. Der hat gesagt: "Wählt mich, damit ich BLM platt machen kann" und ähnliches Sachen. Der Rechtspopulist will den Menschen Angst machen, der Konservative will genau das Gegenteil.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Was du kritisierst ist doch keine Orientierung am Populismus - der ist wie gesagt erstmal völlig frei von politischer Ideologie. Sondern dass die Konservativen (wieder) nach Rechts rücken. Genauso wie Sozialdemokraten, Grünen usw. Was wir sehen ist eine komplette Verschiebung des Spektrums - nach Rechts. Getrieben von Rechtsradikalen und in der Regel populistischen Parteien oder Bewegungen.
MIr geht es nicht ums kritisieren. Es geht mir auch nicht darum, dass die Parteien nur 'nach rechts rutschen'. Mir geht es darum, dass die innersten Grundlagen des Konservativismus global fallen gelassen werden und die konservativen parteien verschwinden.
Mir persönlich ist das recht, weil ich glaube, dass das zum erstarken des Progressivismus führt auf kurz oder lang. Aber ich finde es interessant.
Das ist, als würden relativ plötzlich alle sozialdemokratischen Parteien plötzlich in den Kommunismus abdriften oder verschwinden. Das ist doch schon der Rede wert.
Zitat von paxitopaxito schrieb:So "richtig" konservative Politik existiert nicht. Die orientiert sich immer am IST Zustand und an dem was sinnvoll möglich ist. Schilderst du doch selbst. Es gibt keine Position die Konservative nicht im Zweifel räumen könnten, wenn sich die Umstände ändern. Atomausstieg, Abschaffung der Wehrpflicht, Aufnahme von vielen Migranten, Mindestlohn, Ehe für alle - durchgesetzt unter Führung einer schwarzen Kanzlerin. Vor 40 Jahren wäre das ein radikal linkes Programm gewesen.
Aber der Grundsatz ist ja schon: "Ich mach das nur wenn ich muss". Das ist ein Grundsatz. Merkel ist aus Atom ausgestiegen als nach Fukushima die Wahlergbenisse der Grünen explodiert sind. Ist ja auch in Ordnung so.
Was du sagst stimmt: Wenn heute gesagt wird, man will wieder "irchtig konservative" politik machen, dann meint man eigentlich gar keine konservative Politik. Man meint damit dann eigentlich rechtspopulismus. Und genau das ist ja das itneressante: Der Impuls ist, die eigenen Werte fallen zu lassen und andere Werte zu vertreten.

So wie die Republikaner jetzt etwas ganz anderes unter trump vertreten als vorher, wie die nichtlinken wählergruppen zum RN in Frankreich wandern der etwas anderes vertritt als die Konservativen und wie auch in weniger Demonstrationsfreudigen Ländern wie Österreich Politiker wie Kurz ihre Partei langsam zur rechtspopulistischen ein-Mann partei umarbeiten.


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Das traurige Ende des Konservativismus

21.06.2021 um 02:37
@Rick_Blaine

Wirklich interessant wird sein, was geschieht, wenn Le Pen den RN verlässt.


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