shionoro
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Das traurige Ende des Konservativismus
29.07.2021 um 16:47sacredheart schrieb:Das tut die Welt aber schon immer. Und Deine Eltern und Großelterngeneration wissen das, haben das erlebt und haben auch schon sehr viele Katastrophen nicht eintreten sehen. Das ändert die Sicht auf Dinge.Das ist das problem, das wissen die nicht. Sie denken nur, dass doch gar nichts schlimmes passieren kann, weil es nie passiert ist. So wie leute bei Corona dachten, ach, die Schweinegrippe und BSE, da gab es doch auch diese Panikmache.
Die wollen sich damit auch gar nicht mehr beschäftigen. Die wollen, dass das alles schnell vorbei geht, damit es 'normal' weitergeht. Aber die Erkenntnis, dass es nicht einfach normal lange weitergehen kann, die wird schlicht verdrängt, obwohl man sie faktisch begründen kann.
Der Kalte Krieg ist eine Sache. Das war ein Konflikt, wo es möglich gewesen wäre, dass es zum Atomkrieg kommt. Nicht mehr und nicht weniger. Das MUSS aber wenigstens nicht zwingend zur Katastrophe führen, weil beide Machtblöcke einigermaßen stabil waren, bis einer halt zusammenbrach und zum Großteil vom anderen geschluckt worden ist. Und bis auf diese Kriegsdrohung konnte zumindest der westliche Machtblock kontinuierlich seinen Wohlstand steigern. Was gab es da nicht alles auch in dieser Zeit?
Die Mondlandung gab es, in Deutschland den Wiederaufbau nachdem man sich alle möglichen neuen amerikanischen Produkte kaufen konnte, eine wesentlich größere Freiheit (gesellschaftlich wie auch finanziell) als noch in der Generation davor (selbst vor dem Krieg). Der kalte Krieg stellte sich als ernsthafte bedrohung dar, aber nicht als Abwärtsspirale für die Probleme der Welt, schon gar nicht im Westen.
Heute ist das aber ganz anders, wir leben in einer anderen Zeit. Probleme sind viel globaler und viele wichtige Probleme (Ungleichkeit, Klimawandel, bewaffnete Konflikte, Populismus/Verschwörungstheorien, Flüchtlingsbewegungen, Terrorismus, Hunger) eskalieren schon oder werden in absehbarer Zeit alle zur selben Zeit eskalieren. Das ist schlicht eine andere Welt.
Und da steigen die meisten Menschen, die ü60 sind, schlicht aus. Die wollen das so genau gar nicht wissen und schießen auf die Boten, die sie dazu zwingen wollen, sich damit zu beschäftigen. Und ihre Kinder und Enkel werden die Leidtragenden davon sein.
sacredheart schrieb:Den Spruch hätten alle potenziellen Eltern zu allen Zeiten mit Fug und Recht bringen können. Oder war das lustig, dass eine ganze Generation menschen Kinder in den 30 jährigen Krieg, in eine Pest Epidemie, in den 1. und 2. WK, in den Kalten Krieg gesetzt hatte? Konnten die davon ausgehen, dass ihre Kinder lustig, gesund und in Frieden 90 werden? Das gab es nie.Also zumindest zwischen 1950 und 2000 , also wenigstens 50 Jahre lang, muss ich nicht davon ausgehen, dass ich meine Kinder in eine Welt entlasse, die deutlich schlechter und gefährliche ist, als die, in der ich aufwuchs. Es gab die Angst vor dem Atomkrieg, aber sonst?
sacredheart schrieb:Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Kost und Logis sinnvoll an etwas mitzuarbeiten, in ganz vielen Ländern. Es muss doch gar nicht die Touri Perspektive sein.Es geht aber nicht mehr um Spaß. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen heute sind viel professioneller untwegs, als die alt 68er es waren. Die sind da nicht unterwegs, weil ihnen demonstrieren so viel Spaß macht oder weil es dem Zeitgeist entspricht.
Und von der Eltern- und Großelterngenration belächelt oder gar angefeindet zu werden, ist doch oft ein Zeichen, auf einem guten Weg zu sein. Die 68er hatten auch keine standing ovations ihrer Eltern. Das macht ja einen Teil des Spaßes aus. Wenn alle FFF super finden würden, macht es doch keine Spaß, da mitzumachen. Dann kann man ja gleich zu 'Jugend musiziert'.
Die sind da, weil die merken, dass ihre Elterngeneration es schlicht nicht hinbekommt und versuchen das auszugleichen und würden sich sehr freuen, wenn sie (anders als die alt 69er, denen es ja doch auch um rebellion ging) vernünftig und sachlich mit ihrer Elterngeneration diskutieren könnten.
Jugendliche heute sind nicht mehr auf krawall gebürstet, die sind absolut Lösungsorientiert und Konsensorientiert untwegs.
Da treffen sie aber auf eine Elterngeneration, die sich, oft in vollkommener Ignoranz, über sie lustig macht. Und das bei sehr, sehr ernsten Themen, die eigentlich keinen Aufschub dulden.
Jugendliche heute rebellieren nicht mehr gegen den bösen mächtigen vater, der ihnen die langen Haare verbieten will und findet, sie sollten zur Bundeswehr gehen.
Jugendliche fühlen sich eher, als müssten sie ihren alten, demenzkranken vater irgendwie versorgen und gleichzeitig verhindern, dass er sich und andere verletzt. Und das bereitet ihnen keine Freude, weil sie ihrer Elterngeneration ja eigentlich das beste Wünschen und nicht verstehen, wie die sich so gehen lassen kann.