sacredheart schrieb:Damit hast DU den Thread Titel ja eigentlich schon wiederlegt. Solange es Menschen gibt, die nicht rettbar sind, wird das nix. Und die wird es -wenn man mal die Entwicklung vom Höhlenmenschen bis heute zugrunde legt, wohl immer geben.
Bei denen hilft keine Abschreckung, aber wenigstens hilft Separierung von möglichen Opfern. Hätte man den online Kinderschänder, den ich verlinkt hatte, nicht zu 22 Monaten auf Bewährung verurteilt, sondern für immer weggeschlossen ohne internet Zugang, würde es wenigstens keine Wiederholungstaten geben
Moment, dass es heute MEnschen gibt, die nicht 'rettbar' sind, heißt nicht, dass wir nicht langfristig gefängnisse abschaffen sollten.
Bei den meisten Menschen, die definitiv nicht in die gesellschaft eingliederbar sind, könnte man diese Entwicklung wohl verhindern. Da wären z.B. eben Menschen zu nennen, die durch FAS (als alkohol im mutterleib) bestimmte Hirnschäden zurückbehalten, die ihnen IMpulskontrolle unmöglich machen. Die gibt es, manche von denen werden immer unter aufsicht stehen müssen, aber hätte die Mutter nicht getrunken, wäre es nicht so gekommen. Kann man präventieren.
Wenn uns da am Ende vielleicht wenige hundert zurückbleiben, die wirklich einfach genetisch so veranlagt sind, dass sie andere Menschen nach möglichkeit quälen wollen (wenn das überhaupt 100 sind), dann können wir ja sehr effektiv genau diese 100 Händeln, da braucht es dann auch kein gefängnis für, sondern entsprechende Heime wie Forensiken, wo man auch diesen Leuten noch ein gutes Leben ermöglichen kann.
Der Punkt ist jedoch, dass wir uns von dem, wofür das gefängnis steht freimachen müssen: Abschreckung. Das ist eine Irrlehre, die in unserem Kopf verhaftet ist, aber gar nicht so recht durch Gefängnisse funktioniert.
WEnn ich an dem Punkt bin, dass ich nur noch einige wenige Täter hab, die quasi gar nichts für ihre taten können weil das ihnen schon genetisch quasi vorherbestimmt war, dann bin ich schon ein enormes stück weiter.
Und natürlich funktioniert Abschreckung erst recht nicht, wenn sogar derart widerliche Täter nicht mal eine Stunde absitzen müssen.
Eine 'one strike out' Regel für Kinderschänder die hätte vielleicht Abschreckungpotential.
Aber der springende Punkt an Deiner Idee ist, wie willst Du im Kindergarten oder der Grundschule wirklich die Nachwuchs Serienkiller, Vergewaltiger oder Kinderschänder rausfiltern, damit sie so gezielte Hilfe bekommen, dass sie stattdessen Beach Volellyball spielen oder Orchideen züchten?
Bei Jugendlichen ist es doch eigentlich schon zu spät. Selbst liebenswerte Jugendliche lassen doch an ihrem Innenleben oft niemanden teilnehmen. Auch ohne Pathologie sind Pubertiere oft so zugänglich wie ein Laptop mit kyrrilischer Tastatur, aber einem chinesischen Betriebssystem. 'Mein Kind erzählt mir immer alles', hahaha.
Warum sollten sich dann 15jährige dem Sozialarbeiter Werner mit seiner Nickelbrille, seiner Lederweste und den fuseligen langen Haaren, der da mit Mandalas angeschissen kommt, öffnen?
Du denkst hier an alte Bilder. Der sozialarbeiter mit der Nickelbrille, der dem Problemkind was erzählt von 'ja aber willst du denn nicht später auch mal ein schönes Haus mit Familie haben?'.
Aber das ist es ja gerade, was ich auch kritisiere: Die Weltfremdheit der MEthoden, die wir anwenden. Ich weite das nur auf das Gefängnis aus. Das ist genauso ineffektiv wie der Sozialarbeiter in deinem Bild.
Aber dann müssen wir Nägel mit Köpfen machen: Wie kommen wir denn an die Jugendlichen ran? Sowohl an die Opfer als auch an die potentiellen Täter? Wie können wir den Jugendlichen eine Gemeinschaftsstruktur mitgeben, die sie auffangen kann? Wie können wir Kinder und Jugendliche in ein gesundes Selbstbild bringen? Das sind die Fragen, die wir uns bei der Verbrechensbekämpfung stellen müssen.
Es geht da nicht nur um Therapie. Es geht da um einen wesentlich umfassendere Änderung unserer Sichtweise. Jugendliche haben ein großes Bedürfnis danach, sich zu öffnen. Das Problem: Das tun sie nur, wenn das auf Augenhöhe passiert und da kein Erwachsener sitzt, von dem sie denken, dass er sie nicht verstehen kann.
Unsere jetzigen Methoden basieren aber eben genau darauf, dass da ein Lehrer, Jugendamtsmitarbeiter oder polizist in einer Authoritätsfunktion ist, der mit ihnen in eben dieser Funktion umgeht, abe ransonsten keine soziale Person für den Jugendlichen ist (man nimmt den Lehrer nur widerstrebend als MEnschen wahr, weil man ihn nur in seiner Funktion kennen lernt).
Eigentlich müssen wir Schule nutzen, um Schülern ein gesundes GEmeinschaftsgefühl mit auf den Weg zu geben und Lehrer in die Lage versetzen, einzeln auf die Schüler als MEnschen einzugehen (nicht nur als Schüler mit fachlichen Leistungen), damit ein Vertrauensverhältnis entstehen kann, in denen Schüler sich eher etwas sagen lassen oder dem Lehrer etwas anvertrauen. Das ist natürlich ein ganz eigenes Thema, darum werde ich in diesem Post nicht noch näher darauf eingehen, aber der Punkt ist: Man braucht andere Sichtweisen auf die existierenden Probleme. Denn die jetzigen sichtweisen funktionieren nicht.
INsofern: Der Mitarbeiter mit der Nickelbrille ist genau das, was ich ablehne, und genau so sehe ich auch den rest, den wir in der kriminalitätsbekämpfung tun: WEltfremd sind die gefängnisse, weltfremd ist die strafverfolgung, weltfremd ist der Ruf nach höheren strafen. Undzwar weltfremd auf kosten unserer gesellschaft und der Opfer der Gewalt, die wir verhindern könnten.
Und das gefragt ist, sind neue Lösungen für diese Probleme, die wir seit jahrzehnten oder jahrhunderten falsch verstehen.
Und was ist mit den Hunderttausenden von Quereinsteigern in unsere Gesellschaft? Die genießen ja hier weder Kita noch Grundschule, wenn sie zu alt dafür sind.
Das gleich ein Grün . Prävention schlägt verfolgung. Wir haben z.b. gesehen, dass die Kriminalitätsrate der FLüchtlinge weit nach unten ging, als sie aus der Massenunterkunft rauskam, weil die für ein höheres Stresslevel gesorgt hat.
Da wird es vielleicht leute geben, die durch ihre sozialisierung eher kriminell sind. Aber wenn wir das klug handhaben, dann ist diese zahl so klein, dass wir ohne weiteres damit umgehen können und in 10 Jahren nichts mehr damit zu tun haben (denn wie wir wissen sinkt überall die kriminalitätswarscheinlichkeit, wenn man über 21 ist).