SomertonMan schrieb:Schreib das mal um auf Nazi-Deutschland.
Der Vergleich hinkt.
Das Machtgefälle zwischen USA und Iran ist um Grössenordnungen ein anderes als zwischen dem 3. Reich und Frankreich/Grossbritannien.
Als Deutschland Abkommen um Abkommen brach hatte die Wehrmacht die Stärke den Briten und Franzosen entgegenzutreten.
Demgegenüber ist selbst mit Atomwaffen der Iran militärisch und wirtschaftlich keine existentielle Gefahr für die USA dar, umgekehrt sehr wohl.
Es gibt also Möglichkeiten Druck auszuüben um auch autokratische Regimes auf Linie zu halten.
Natürlich muss man dem Iran auf die Finger schauen und Verstösse sanktionieren, aber was wäre denn die Alternative?
Wenn man Abkommen nicht vertrauen kann sehe ich nur drei.
Wirtschaftliche Sanktionen, die nur einen Anreiz bieten wenn man anbieten kann sie zurückzunehmen, z.B. bei einer Verhandlung über ein Abkommen, militärische Intervention oder einfach nichts tun, was durchaus auf eine militärische Konfrontation zwischen Iran und Israel hinauslaufen könnte, denn für Israel könnte ein nuklear bewaffneter Iran durchaus eine schwere Bedrohung.
Die einzige Option die den nahen Osten nicht weiter destabilisiert ist ein Vertrag, und Trump hat mit seinen unilateralen Vertragskündigungen die Position der USA international geschwächt.
Beim Pariser Klimaabkommen ist der Schaden einzudämmen weil es im Grunde eine freiwillige "Jeder kann, keiner muss" Geschichte ist und Biden einfach eine neue Unterschrift draufsetzen kann, aber er wird es verdammt schwer haben den Iran von einem langfristigen und gut abgesicherten Abkommen zu überzeugen nachdem Trump ihnen gerade gezeigt hat das sich amerikanische Verträge im schlimmsten Fall ein Verfallsdatum von 4 Jahren haben könnten.
Und dafür muss man als Vertragspartner nicht einmal schuld haben, es reicht schon aus wenn der amtierende Präsident seinen Vorgänger nicht mag.
Und der Irandeal war ja auch alles andere als ein Einzelfall, in Syrien hat Trump die Kurden im Stich gelassen, langjährige militärische und auch weltanschauliche Verbündete der USA, mit Europa und China, zwei der wichtigsten Handelspartnern der Staaten hat er Handelskriege angefangen und es schien als würde er ernsthaft spekulieren aus der NATO auszutreten.
Mit anderen Worten:
SomertonMan schrieb:Mit Verbrechern am Ruder kann man keine Abkommen bilden und schon gar nicht drauf vertrauen, dass die sich dran halten.
Trumps Regierung hat die USA dauerhaft eine grosse Menge Soft Power gekostet, Biden und sein neuer Aussenminister könnten hier einen Scherbenhaufen vorliegen haben der tatsächlich mit den Innenpolitischen Trümmern konkurrieren könnte.
Die Verbündeten der USA werden Biden die Verhandlungen vermutlich nicht absichtlich schwer machen, aber auch sie könnten berechtigterweise Absicherungen verlangen das ein einmal geschlossener Handelsvertrag nicht einfach in ein oder zwei Legislaturperioden aufgelöst wird weil irgendein super Geschäftsmann nicht versteht was ein Handelsdefizit ist oder sich beim Aufstehen den Zeh gestossen hat und seine schlechte Laune irgendwo abreagieren muss.
Länder die den USA hingegen feindlich oder auch nur neutral gegenüberstehen können und werden Trumps Verhalten melken so sehr sie können, und ich bezweifle das Biden einen Nachfolgedeal mit dem Iran aushandeln kann bei dem die USA auch nur im Ansatz so gut wegkommen wie mit Obamas Deal.