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Der Osten - zwischen Licht und Schatten

486 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Deutschland, DDR, Osten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Osten - zwischen Licht und Schatten

27.05.2019 um 23:16
Zitat von knopperknopper schrieb:das kann man doch aber nicht immer nur gegen die Miete aufrechnen....es gibt ja auch noch andere Kosten und Ausgaben die man so im Moment hat.
Stimmt schon und in manchen Berufen ist das echt nicht schön.
Eines vorweg: Insgesamt verdienen ostdeutsche Fachkräfte im Schnitt nicht weniger als westdeutsche Helfer, also Arbeiter ohne Bildungsabschluss oder mit nur einjähriger Berufsausbildung. Dennoch ist der Unterschied zwischen den beiden Gruppen nur gering. Gerade einmal 113 Euro mehr beträgt das mittlere Bruttomonatsentgelt für sozialversicherungspflichtige vollzeitbeschäftigte Fachkräfte im Osten.

Das ist der Mittelwert. Sieht man sich die einzelnen Berufsfelder an, stehen die ostdeutschen Fachkräfte in 68 Prozent der Tätigkeitsfelder schlechter da.
...

Der Unterschied kann sogar mehrere hundert Euro betragen. Am stärksten betrifft es die sogenannten "gebäude- und versorgungstechnischen Berufe". Hier verdient ein Helfer im Westen ganze 569 Euro mehr als eine Fachkraft im Osten
Bedenken muss man natürlich:
Wirtschaftsforscher Müller zufolge muss man bei den Zahlen allerdings bedenken, dass die Lebenserhaltungskosten im Osten natürlich deutlich geringer seien als in Westdeutschland. Und dadurch sei die Kaufkraft der ostdeutschen Fachkräfte am Ende des Tages auch deutlich höher als die Kaufkraft der westdeutschen Helfer, erklärt er.
Wobei das halt dort nicht mehr hilft, wo die Mieten schon jetzt auch recht teuer sind.

https://www.mdr.de/nachrichten/wirtschaft/inland/fachkraefte-hilfskraefte-lohnunterschiede-ost-west-100.html

Ansonsten muss man sich nicht fragen wie es aufgenommen wird, wenn eine Fachkraft weniger verdient als eine Hilfskraft. Kein Wunder das sich dann manche Menschen als Menschen zweiter Klasse ansehen.

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27.05.2019 um 23:23
Die AFD hat die Wähler der rechten Kleinparteien eingesammelt plus ex FDP und CDU Wähler. Und die Protestwähler die vorher Links gewählt haben.

Grund: Präsenz

Die großen Parteien haben wegen schwindender Bevölkerung und den dadurch entstehenden Mangel an Relevanz quasi das Feld geräumt.

Und die Stimmen sammelt die AFD jetzt ein. Dafür sind Parteinen wie die NPD auf weit unter 1% gefallen. Bei uns 0,1%


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27.05.2019 um 23:28
Zitat von mildmrmildmr schrieb:Grund: Präsenz
Sah man hier auch an der Verteilung der Plakate.

CDU/SPD/Linke ein paar wenige große Plakate an den Keuzungen, die alle samt mit "Volksverräter" vollgesprüht wurden(mehrmals), und die AfD die an gefühlt jeder zweiten Laterne in der ganzen Stadt ein Plakat hängen haben. Grüne hab ich gar keine gesehen.


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28.05.2019 um 05:09
Zitat von knopperknopper schrieb:das kann man doch aber nicht immer nur gegen die Miete aufrechnen..
Ich finde schon, das 200-400€ mehr im Monat einen Unterschied machen. Gut, je höher der Lohn sein könnte, desto spürbar könnte der Unterschied Real sein.


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28.05.2019 um 05:23
Zitat von knopperknopper schrieb:den Satz wird es auch noch mind. solange geben wie es meine Generation gibt...und das ist hoffentlich noch lange :D
Ich erwische mich bei manchen Zuständen die heutzutage herrschen, auch mal mit dem Satz "das hätts damals nicht gegeben"...muss ich zugeben :D
Vielleicht sollte sich dann mal überlegen, wer die Probleme noch am ehesten lösen können wird?! Was erwartet die Mehrheit im Osten von der AfD?
Diese Partei wird sich doch spätestens am der m Macht als unsozialer Haufen entpuppen. Ein Schaf im Trumps-Pelz.
Die AfD wird, noch mehr als die anderen, Politik für die Wirtschaft machen.
Zitat von knopperknopper schrieb:Viertel und Dreiviertel so wie man es aus Kindheitstagen kennt und nicht anders
Kenn ich als Schwabe aber auch so. Ist also doch nicht exklusiv 😃.


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28.05.2019 um 06:50
Zitat von NegevNegev schrieb:Was erwartet die Mehrheit im Osten von der AfD?
Vielleicht wollen die Wähler der AfD im Osten auch 12 Stunden lang am Tag arbeiten und zusätzlich mehr unbezahlte Überstunden machen müssen? Und eventuell wollen sie auch wie Kriminelle behandelt werden, wenn sie obdachlos werden. Vielleicht erwarten sie, daß die Zügel für sie und ihre Mitmenschen noch strammer gezogen werden. Vielleicht wünschen sie sich das ja so sehr.
Zitat von NegevNegev schrieb:Diese Partei wird sich doch spätestens am der m Macht als unsozialer Haufen entpuppen
Ach das wird dann einfach damit weggewischt, daß die anderen ja auch nicht viel besser sind. Dann passt das schon wieder. :D


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28.05.2019 um 08:47
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Das dies zu Krieg führen wird erkennt man schlicht nicht.
Diesen Kausalen Zusammenhang sehe ich eher weniger. Wer will denn durch Krieg wieder groß was gewinnen..

aber naja dieser Rückwärtesgewante Richtung in ein PRä WW2 Weltordnung ist recht naiv.

Ich denke aber Putin hat sich büer die Europawahl gefreut, wofür fördert er denn die Nationalisten. Teile und Herrsche...


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28.05.2019 um 16:14
Also das Ding mit den billigen Mieten.. den Zahn kann ich hier einigen ziehen! Ja es gibt billigen Wohnraum im Osten, entweder ist der nicht in den größeren Städten oder aber die Wohnung sieht dementsprechend aus! Nehmen wir Mal Leipzig beispielsweise. Ich hatte dort Mal eine Wohnung, 74qm, 350€ WARM! Zugegeben, ich hatte damals Glück, die Immobilien Firma hatte sich verschrieben und musste mir die Wohnung dann zu dem Preis geben. Aber die Wohnung war auch echt keine Schönheit! Nachbarn, ich sag Mal von Einbrüchen bis Brandstiftung war alles dabei. Kindesmisshandlung, Jugendamt, Hartz4 TV Live! Die Wohnung war ansonsten ganz okay. Der Fliesenspiegel im Bad kam runter, das Laminat so dermaßen im Arsch, da hätte man auch rohbeton nehmen können. Und als ich ausgezogen bin haben sie die Note angehoben auf 570€ ... Kalt! Es wurde nichts verbessert, nichts repariert. Ja es gibt billigen Wohnraum im Osten... Aber billig ist eben meistens auch scheiße ;)


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07.10.2019 um 23:20
Heute vor 70 Jahren war Gründung der DDR.


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07.10.2019 um 23:41
Schön, dass sie keine 70 Jahre durchgehalten hat und man heut auch in gewissen teilen drüber lachen kann, wie bei Sonnenallee, der vorhin beim MDR lief.

Gestern kam "Das Leben der Anderen" bei arte. Auch ein guter Film, nur nicht lustig.


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08.10.2019 um 12:48
Mir kommt es manchmal so vor, als habe unter den Menschen im Osten oft mehr Zusammenhalt geherrscht damals.


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08.10.2019 um 14:13
Ich denke das war aber auch der Situation geschuldet. Man brauchte eben Bekannte und Freunde, damit man auch mal was bekommen konnte, was man sonst nicht bekommen hat.
Man war ja in so einer Art Schicksalsgemeinschaft. Wie fest diese war, sah man ja nach der Wende, da blieb dann nicht mehr viel übrig.


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08.10.2019 um 14:36
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Gestern kam "Das Leben der Anderen" bei arte. Auch ein guter Film, nur nicht lustig.
Definitiv ein guter Streifen, der aber auch zeigt das Arschlöcher nicht immer Arschlöcher sein müssen (meine Erinnerungen nach beruht der doch auf wahrer Begebenheit?).
Zitat von abberlineabberline schrieb:Mir kommt es manchmal so vor, als habe unter den Menschen im Osten oft mehr Zusammenhalt geherrscht damals.
Nicht wirklich! Ich bin Mitte der 80er geboren und kenne zwar vieles nur aus Erzählungen, aber nur weil die DDR in die Knie ging, haben die Leute nicht gleich anders gedacht. Das hat schon bis tief in die 90er (teilweise darüber hinaus) gedauert.

Heute ist sich größtenteils jeder selbst der Nächste. Wir leben in einer verdammt schnelllebigen Zeit. Da wird sich Fastfood reingezwungen, an der Kasse rumgemault wenn die Oma ihre "Pfennje" aus der Tasche kramt, fährt jemand 40 statt 50 in der Stadt, wird gehupt und geschimpft (auch ohne Zeitdruck).

Da ist nicht viel Platz für andere Menschen. ;)

Dürfte im ehem. Westen nicht anders sein. Wir haben hier ums Eck eine Dorfkette, in der die Zeit sozialtechnisch still steht. Die Familie meiner Freundin lebt da. Zb. hatten wir dort ein Flachdach neugedeckt und waren 3 Leute. Ein Anruf genügte und 20 Minuten später standen da 6 Urlauber (in der Woche) um zu helfen.

Dies ist aber eine absolute Ausnahme, wobei ich nicht dem Systemwechsel die "Schuld" dafür gebe. Telefon, Internet, Fernsehen, Videospiele. Die Dinge gab es nicht, bzw. nicht dem Ausmaß. Die Menschen sind noch vor die Tür gegangen, um sich zu unterhalten und nur so funktioniert Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.

Was man heute (noch oder wieder) hat, ist dieser "Ich bin stolz Ossi zu sein"-Kult. Da cruist man mitm Trabbi rum, fährt mit dem LO zu Treffen, geht zu Bands wie Goitzsche Front. Find ich zwar ganz nett, muss es aber nicht haben, denn ich hasse dieses Gehabe vonwegen Ossi gegen Wessi.

Angaben sind ohne Gewähr, denn es sind meine Beobachtungen. :)

Edit: ich habe mich verlesen. Du meintest die damalige Zeit. Ja, so war es größtenteils. :D


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08.10.2019 um 15:07
@DerThorag
Heutzutage ist das hier im Westen nicht anders. Wobei man sicher auch zwischen Dorf und Stadt unterscheiden muss. Ich kenn es noch so, dass man auf dem Dorf grundsätzlich den Elektriker, Schreiner etc vor Ort gerufen hat, der evtl etwas teurer war, dafür aber Kleinigkeiten später auch mal einfach so repariert hat oder für nen Schnaps. Dafür hat man ihm dann auch mal bei was anderem geholfen. Sowas ist aber selbst auf den Dörfern etwas verloren gegangen. Es gibt kaum noch Kneipen, Geschäfte...alles nur zentrale Einkaufscenter in der nächsten Kleinstadt mit ewig den gleichen Läden drin. Den Rest besorgt Amazon.
Was verloren geht, ist Gemeinschaft.
Ist wahrscheinlich in Ost und West so.


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08.10.2019 um 15:57
Zitat von DerThoragDerThorag schrieb:Nicht wirklich! Ich bin Mitte der 80er geboren und kenne zwar vieles nur aus Erzählungen
Hab mich schon oft gefragt, wie Alt jemand sein muss, um sich tatsächlich noch als Ossi/Wessi zu fühlen. Bin ebenfalls Mitte 80 geboren. Als 4 jähriger hat mich das ganze Thema nicht wirklich interessiert. Das erste mal kam ich dann in der Schule in Kontakt mit dieser Geschichte. Mit welchem Alter merkt man, das da, außerhalb des Familien- und Freundeskreis, noch etwas anderes gibt? 10 Jahre, 12 Jahre? Wobei sich jeder noch einmal anders politisiert - wenn überhaupt. Ein Deutscher müsste dann schon über 40 sein, um tatsächlich noch in einem anderen System gelebt zu haben.

Diese Grenze könnte bei den Wessies allgemein etwas höher liegen.


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08.10.2019 um 17:07
Zitat von DerThoragDerThorag schrieb:Definitiv ein guter Streifen, der aber auch zeigt das Arschlöcher nicht immer Arschlöcher sein müssen (meine Erinnerungen nach beruht der doch auf wahrer Begebenheit?).
Er nimmt lose Anleihen an realen Begebenheiten - es gab da einige Gerichtsprozesse, wie lose die tatsächlich waren. Der Wikipediaartikel ist aufschlussreich.
Zitat von NegevNegev schrieb:Hab mich schon oft gefragt, wie Alt jemand sein muss, um sich tatsächlich noch als Ossi/Wessi zu fühlen. Bin ebenfalls Mitte 80 geboren. Als 4 jähriger hat mich das ganze Thema nicht wirklich interessiert. Das erste mal kam ich dann in der Schule in Kontakt mit dieser Geschichte. Mit welchem Alter merkt man, das da, außerhalb des Familien- und Freundeskreis, noch etwas anderes gibt? 10 Jahre, 12 Jahre? Wobei sich jeder noch einmal anders politisiert - wenn überhaupt. Ein Deutscher müsste dann schon über 40 sein, um tatsächlich noch in einem anderen System gelebt zu haben.
Ich bin selbst nicht alt genug, um mich an den Mauerfall bewusst zu erinnern, allerdings sind meine Großeltern Republikflüchtlinge gewesen. Hier auf dem Land hat man definitiv als Enkel noch gemerkt, dass die Großeltern nicht richtig dazugehörten, auch meine Mutter hatte als Kind von "Ossis" mit Ressentiments zu kämpfen.


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24.10.2019 um 20:47
@Negev

Es kommt eben auch auf das Umfeld an. Ich bin auch zu jung um die DDR real erlebt zu haben. Als die Mauer fiel war ich noch im Kindergarten.
Doch die Umstände, die die Wende so mitsich brachte, haben viele(in meinem Alter) noch sehr lange und bewusst erlebt, teils bis heute.(z.B. wer sich noch immer benachteiligt als Mensch zweiter Klasse fühlt)
Nicht wenige Ehen gingen zu Bruch, nicht wenige wurden arbeitslos, Umzüge und überhaupt die Erzählungen von der Familie.
Für Menschen in der BRD hat sich ja nicht viel verändert. In den neuen Bundesländern änderte sich dagegen fast alles. Und diese Veränderungen sind bis heute noch nicht beendet oder gar überwunden. So schrumpfen manche Städte noch immer, ländliche Regionen sind am aussterben, Wendeverlierer prägen ihre Nachkommen und Enkel.

Wer im Osten lebt, erlebt das ganze einfach viel intensiver, als jemand aus dem Saarland oder Hamburg. Obwohl so jemand vielleicht auch erst nach 1990 geboren wurde.
Aber ich finde man merkt, dass es doch immer weniger interessiert und gerade die jüngeren, auch in den östlichen Bundesländern, gesamtdeutsch aufwachsen.
Die Mauer in den Köpfen, wird auch mal aussterben.


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Der Osten - zwischen Licht und Schatten

24.10.2019 um 21:02
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb am 27.05.2019:Sah man hier auch an der Verteilung der Plakate.

CDU/SPD/Linke ein paar wenige große Plakate an den Keuzungen, die alle samt mit "Volksverräter" vollgesprüht wurden(mehrmals), und die AfD die an gefühlt jeder zweiten Laterne in der ganzen Stadt ein Plakat hängen haben. Grüne hab ich gar keine gesehen.
Das ist aber bei uns anders, die AfD hat sogar in einigen Städten erst letzte Woche die ersten Plakate aufgehangen.


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Der Osten - zwischen Licht und Schatten

25.10.2019 um 08:40
@Negev
Vermutlich ist das für Menschen, die erst nach der Wiedervereinigung aufgewachsen sind, schwer vorstellbar. Für mich, im tiefsten Westen in den 80ern gab es Deutschland und irgendwo weit weg die DDR (Deutschland und DDR wurde hier auch in der Schule von den Lehrern so kommuniziert.) Ich hatte mal einen Fehler im Sozialkundetest, weil ich den Ausdruck BRD als Abkürzung verwendete. Das sei ein kommunistischer DDR Begriff. War nicht gewünscht. Ansonsten war die DDR einfach ein anderes Land, in dem auch Deutsch gesprochen wurde und das halt im Warschauer Pakt war, genau wie die Tschechoslowakei (CSSR kannte man vom Eishockey) und Co. Es gab im Europapokal im Fußball legendäre Spiele wie Bayer Uerdingen gegen Dynamo Dresden, Formel 1 sangen Heavy Metal auf Deutsch und bei einem Ausflug nach Ostberlin hab ich zum ersten Mal Russen gesehen. In Militäruniform. Ganz spannend.
Ansonsten stimm ich zu, dass sich für uns im Westen das Leben gar nicht gross geändert hat, da mussten die Menschen im Osten mehr Veränderungen mitmachen und das stell ich mir nicht einfach vor. Wobei ich ja diese kleinen Dörfer im Thüringer Wald etc traumhaft schön finde.


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Der Osten - zwischen Licht und Schatten

25.10.2019 um 16:10
Aus einem ollen DDR-Thread exhumiert:

Wenn ich die Tatsache, dass jeder Arbeit hat, über die Frage nach dem gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Sinn der Arbeit stelle, dann bin ich natürlich zufrieden, wenn jeder irgendwie so tut, als täte er etwas. Freitag ab eins macht jeder seins, wie sich die älteren DDR-Bürger noch erinnern.

Die Frage, wer welche Ausbildung bekam, richtete sich, wie in der BRD, nach ökonomischen Notwendigkeiten, nur sehr selten nach den individuellen Interessen des Ausbildungsplatzsuchenden. Die Tatsache, dass jemand einen Ausbildungsplatz hat, sagt nichts über die Qualität dieses Platzes aus. He, hallo Stift, hol mir mal ne Flasche Bier- galt dort wie hier.

Die "Gemeinschaftlichkeit", mal als Volksgemeinschaft, mal als Solidarität deklariert, wird rückblickend gern als das grosse Plus der DDR gefeiert. Als ich damals mit Genossen aus der DDR sprach, redeten sie anders (nach dem 3. Bier): der Konkurrenzdruck und der Neid, die Intrige gehörten zum Handwerkszeug in Partei und Kombinat. Wurde irgendwo ein guter Posten frei, begann das Rattenrennen. Mobbing war, wie in vergleichbaren Institutionen im Westen, an der Tagesordnung. Nicht wenige Genossen trugen die Säge für den Stuhl des Genossen in der Tasche. Dass man sich gelegentlich in der Datsche kollektiv die Birne zuzog, gehörte zur Schmierung des Systems, ähnlich wie im Westen. Die gearschten waren, wie anderswo auch, die Frauen. Für die DDR-Mutti galt Karriere, politische zumal, als so anrüchig wie im Westen. Davor sei die markige Faust des sozialistischen Ehemannes.

Armut ist natürlich relativ. Sicherlich würde ein ALDI-Filialleiter seinen Vetrag kündigen, würde man ihm Honeckers Villa in Wandlitz als Betriebswohnung zuweisen, um mal die Relativität von "Reichtum" darzustellen. Aber die Lebenssituation vieler Bürger der DDR war am unteren Rande des Existenzminimums angesiedelt. Niedriglohngruppen gab es dort wie hier, vor allem für Frauen. Viele Rentner konnten nur dank ihres Reiseprivilegs über die Runden kommen. Versorgungsengpässe taten ein Übriges. Okay, verhungert ist keiner, aber das ist auch heute nicht der Fall.

"Keine Nazis" zählt zu den grossen Lebenslügen der DDR. Sowohl in Wirtschaft, Politik, Kultur und Militär sassen gewendete Faschisten. Wie im Westen griff man beim Wiederaufbau auf "bewährte" Leute zurück. Dazu empfehle ich jedem das "Braunbuch DDR" aus den späten Siebzigern. Vielleicht gibt's das noch antiquarisch. Unabhängig davon gab es eine, wenn auch verdeckte, faschistische Opposition, zumindest in den Achtzigern, als es unter einigen Jugendlichen als chic galt, "rechts" zu sein. Auf diese Strukturen konnten die West-Faschisten nach 1989/90 zurückgreifen.

Ordentliche Jugenderziehung ist so ein abgelatschter Gummibegriff. Was ist "ordentlich"? Wer ist besoffen und stinkt wie ein Tier? Der Junge Pionier!

Warum eigentlich sind alle Weltverbesserer oder die, die sich dafür halten, für eine kollektive Zwangserziehung der Jugend. Freiheit scheint ihnen Angst zu machen.

Wohin das Leitbild geführt hat, sehen wir 1989/90: Rein in den Trabbi und raus, Begrüssungsgeld auf den Kopf hauen, Kredite aufnehmen bis zum Anschlag und konsumiert wie geschmiert. Dann gerne herumjammern, dass einem keiner gesagt hat, wie böse der Kapitalismus sein. Da haben Mandy und Maik offenbar bei Marxismus-Leninismus-Schulung komplett auf Durchzug gestellt. Sie hätten es besser wissen müssen, die kleinen Dösis. Nach dem Jammern Sündenbocksuche und Pogromstimmung wie in Rostock-Lichtenhagen oder Hoyerswerda und anderswo. Die ausgleichende Gerechtigkeit mit dem Baseball-Schläger und Springerstiefel gesucht. Wie sagte mir vor 15 Jahren ein alter PDS-Genosse aus Rostock: Der Kapitalismus ist scheisse, er hat uns die ganzen Ausländer hergebracht. Wenn das die Konsequenz des Leitbildes ist, dann dürften diejenigen, die für ein sozialistisches Deutschland und internationale Solidarität gestorben sind, in ihren Gräbern rotieren. Und ich schäme mich, mit solchen Menschen die Partei zu teilen.

(von 2007)


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