tudirnix schrieb:Populistisch, ohne jeden empirischen Beleg
Das Problem ist, es gibt auch meines wissens nach keinerlei vernünftige, empirische belege dafür, dass unser jetziges Schulsystem gut funktioniert bzw. die methoden, die der verfasser von
@Seidenraupe quelle anprangert.
Dass ihm genau jetzt vorgeworfen wird, er habe keine belege, wo alle anderen fröhlich mit theorien um sich schießen und änderungsforderungen ausstoßen, das ist schon ein kleines bisschen unfair.
Was du da zitierst sind halt einzelmeinungen anderer pädagogen und journalisten. Dass irgendein Heilpädagoge nicht findet, dass wir zu Zucht und Ordnung zurückkehren müssen und das Bild vom kleinen Tyrannen nicht gut findet ist jetzt nicht überraschend.
@Seidenraupe Seidenraupe schrieb:„Deutschland verdummt“, behauptet Michael Winterhoff in seinem Buch. Der Kinderpsychiater findet klare Worte, wenn es um die Zukunft der Bundesrepublik geht. Die Kinder von heute werden nicht arbeitsfähig sein, wenn wir nicht sofort gegensteuern, meint Winterhoff.
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Der Titel meines Buches bezieht sich auf die psychischen Leistungen der Schüler. Deren Entwicklung spielt in Kita oder Schule heutzutage keine Rolle mehr. Soft Skills, Arbeitshaltung, die Fähigkeit, zwischen Arbeit und Privatem unterscheiden zu können: Das können immer weniger Schulabgänger heutzutage.
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Sie haben keinen Sinn mehr für Pünktlichkeit. Strukturen und Arbeitsabläufe zu erkennen, fällt ihnen schwer. Vielen fehlen Grundkenntnisse in Deutsch und Mathe. An oberster Stelle steht heute das Handy – weit über dem Kunden. Immer mehr Schüler brechen ihre Ausbildungen ab, über ein Drittel der Studenten mit Studienabschluss überstehen die Probezeit im Betrieb nicht; es fehlen ihnen soziale Fähigkeiten oder sie haben eine starke Selbstüberschätzung
Ich halte nichts von der Verteufelung des Handies oder gar dem Verantwortlich machen. 'Verdummung' halte ich auch für einen Blödsinnigen begriff. Die Kinder heute sind nicht dümmer. Sie sind schlechter normierbar und damit schlechter einsetzbar.
Vorher konntest du jemanden sagen 'du machst dies und das, dafür gebe ich dir geld' und der hat, wenn das eingiermaßen im Rahmen war 'ja' gesagt.
Heute wollen Arbeitende einen Job, der zumindest ein Stück weit auf sie zugeschnitten ist und sie wollen auch probleme in dem Job hinterfragen. Allerdings resignieren sie auch schnell,w enn diese Probleme weiterhin bestehen oder ihr Input nicht gehört wird.
Das sind andere Verhältnisse, hat aber nach- und vorteile.
Seidenraupe schrieb:Kinder brauchen ein Gegenüber, das sie anleitet, sie ermutigt. Jemanden, der ihnen zeigt, dass man sich auch mal anstrengen muss – und dafür aber auch belohnt wird, beispielsweise mit Lob. Vor allem in der Kita brauchen Kinder Bezugspersonen, an denen sie sich orientieren können. Soziale und emotionale Intelligenz entwickeln sie nur am Gegenüber.
Aber genau diese Art der Bindung ist heutzutage nicht mehr vorgesehen in der Schule – die Kinder sind dort bewusst auf sich selbst gestellt.
...Auf Betreiben der OECD und von Ideologen wurde über die Bildungspolitiker an den Lehrern und Eltern vorbei das autonome Lernen durchgesetzt. Das Kind soll im Kindergarten aussuchen, in welchen Raum es geht und was es macht. In der Schule soll das Kind sich möglichst viel selbst beibringen. Diese Vorstellungen wurden nie auf ihre Wirksamkeit hin untersucht.
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FOCUS Online: Selbstständiges Lernen ist also etwas Schlechtes?
Winterhoff: Ein selbstbestimmendes Lernen: Ja! Ein Kind kann noch gar nicht entscheiden, was es lernen muss. Lehrer sind jetzt nur noch „Lernbegleiter“, decken eine Lerntheke, an der sich die Kinder bedienen sollen. Für die Ausführung ist das Kind verantwortlich.
Es gibt Grundschulen, an denen Schulverträge mit den Kindern abgeschlossen werden, in den Pausen gibt es Viertklässler als Streitschlichter. Viele Kinder müssen Schallschutzkopfhörer tragen, um in Ruhe arbeiten zu können. Wir haben jetzt in vielen Bundesländern die Verbundschreibschrift und die Rechtschreibung abgeschafft.
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Lehrer und Erzieher müssten also strenger sein?
Winterhoff: Nein! Sie müssen Lehrer sein und nicht Lernbegleiter.
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Winterhoff: Wenn wir nicht gegensteuern, gerät unsere Gesellschaft in eine katastrophale Schieflage. Unsere Kinder wachsen zu Narzissten und Egozentrikern heran, die nicht auf Andere achten, sich nur um sich selbst drehen und lustorientiert in den Tag leben.
Wertschätzung ist ihnen kein Begriff mehr. In einem Sozialstaat müssen die Menschen aber füreinander da sein. Doch Menschen, die sich wie kleine Kinder aufführen, nicht fähig sind zu arbeiten, die sprengen dieses System
Ich glaube, dass er hier in eine Falle tappt. Wo er recht hat: Lehrer sollen lehrer sein und erwachsene erwachsene. Ohne jemanden, der anleitet, können die meisten Menschen einige dinge nicht gut lernen.
Es gibt autodidakten, die lernen auch alleine eine Sprache. Und man kann sich das aneigenen, aber wenn jemand eine sprache lernen will, haben die meisten Menschen das mit einem lehrer leichter.
Auch müssen kinder natürlich soziale regeln verinnerlichen, wo manchmal auch ein 'das ist so basta' stehen darf, wenn sie das wirklich nicht überblicken können (idealerweise aber selten, sofern die kinder durchaus den grund begreifen könnten).
Der Fehler: Er sagt richtig, dass die kinder nicht wissen, was sie lernen müssen. ABER: Das wissen die erwachsenen nunmal auch nicht außerhlab von basiskram wie lesen, schreiben und so.
Kein Lehrer und kein Elternteil weiß, welches Wissen ihr Kind wirklich begeistert oder wenigstens nützlich für es ist. Und die Schule hilft da nicht damit, dass sei viele Fächer hat. Damit erziehen wir eigentlich den kindern nur an, dass das meiste wissen langweilig ist und man sich da halt durchkämpfen muss (weil die meisten fächer nicht den interessen eines schülers entsprechen).
Wir müssen uns darauf konzentrieren, kindern beizubringen, dass
- Wissen und Entwicklung etwas schönes ist, das persönliche Freude und Genugtuung bereitet und weiter bringt (auch unabhängig von der Arbeitswelt)
- WIE man sich Wissen selbstständig aneignet oder wenigstens einen geeigneten Lehrer findet.
Ich glaube, dass das nicht so geht, wie der Verfasser es sich denkt.
Ich glaube, richtig ist: Wenn ein Kind sagt, ich will etwas lernen, dann muss da ein lehrer sein bzw. auch erwachsene erziehungsfiguren, die es dazu anhalten, sich Mühe zu geben und ein Leistungsfeedback geben.
Ich glaube aber, dass es ein fehler ist, zu sagen: "Du als Kind musst jetzt diese Sachen hier lernen, ob du willst oder nicht" wenn das nicht die absoluten Basisskills sind. Weil wir damit v iel mehr kaputtmachen als wir nützen.
So als Bild:
Ich hab als Kind Karate gemacht und als sehr behütetes Kind mit einem eher ruppigen Lehrer war ich da oft ein bisschen eingeschüchtert, weil der lehrer nicht alles so in Watte verpackt hat, wie ich das gewohnt war.
Das war aber gut für mich: Das war das erste, was ich gemacht habe, worin ich so gar kein Talent hatte, aber mir trotzdem die Grundlagen angeeignet habe über die Jahre hinweg.
WEIL: Hier war ein Lehrer, der einem durchaus gesagt hat, wenn man was schlecht macht und einem auch keine Ausreden durchgehen ließ.
Das ging aber nur, weil ich das machen wollte. HÄtte meine Mutter gesagt: "Ich steck dich jetzt in den Tennisverein" und hätte mich dazu gezwungen, da weiter zu machen, hätte das keinen positiven Effekt auf mich gehabt, ganz egal, was da für ein Tennislehrer gewesen wäre. Klar, vielleicht hätte ich das Tennis lieben gelernt, aber allen Kindern standard 2 Jahre Tennisunterricht geben (so wie wir das z.b. mit chemie machen) wäre ja unsinnig.