Ein ganz wichtiger Aspekt ist hier meiner Meinung nach die Lernmotivation. Sowohl extrinsische, als auch intrinsische Motive können motivieren und alleine da werden Unterschiede recht deutlich.
Die intrinsische Lernmotivation bezieht sich auf den Prozess selbst, man möchte etwas der Sache wegen erlernen. Die extrinsische Lernmotivation bezieht sich auf das Ergebnis, beispielsweise die gute Note, die man für eine Schularbeit bekommen kann oder das Lob, das man bekommt.
Personen, die aus intrinsischer Motivation Verhalten zeigen, sind im Vergleich mit extrinsisch motivierten Personen zufriedener mit ihrer Tätigkeit (genießen den Weg), verfolgen die Ziele hartnäckiger, freuen sich mehr über das Erreichen eines Zieles und verkraften Misserfolg besser (z.B. Ryan und Connell, 1989; Sheldon et al., 2004).Quelle:
https://wpgs.de/fachtexte/motivation/intrinsische-motivation-und-extrinsische-motivation/[...]wird üblicherweise definiert als der Wunsch oder die Absicht, eine bestimmte Lernhandlung um ihrer selbst willen durchzuführen, weil diese z.B. als interessant, spannend, herausfordernd usw. erscheint (z.B. Amabile et al. 1991; Deci & Ryan 1985b; McReynolds 1971).Im Gegensatz zur intrinsischen Lernmotivation wird die extrinsische Lernmotivation definiert als Wunsch bzw. Absicht, eine Lernhandlung durchzuführen, weil damit positive Folgen herbeigeführt oder negative Folgen vermieden werden können. Wichtig ist dabei, daß diese Folgen per se nichts mit der Lernhandlung und ihrem Gegenstand zu tun haben.Quelle:
https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/3180/file/schiefele1994_8.pdfLangfristige Motivation verspricht hier also eher die intrinsische Motivation, wobei die Extrinsische für einen kurzen Zeitraum deutlich motivierender sein kann. Natürlich kann (und sollte) man hier nochmal differenzierter in die Thematik einsteigen, wenn man hier fundiert diskutieren möchte, aber ich denke das sollte fürs Erste reichen.
Ich denke, manchmal kann extrinsische Motivation notwendig sein, wenn keine Intrinsische vorhanden ist und dass es gerade bildungstechnisch wichtig ist, darauf zurückzugreifen wenn es darum geht, bestimmtes Grundwissen zu erwerben. Generell denke ich aber, dass Lernen langfristig schwierig und auch ineffizient wird, wenn keinerlei intrinsische Motivation im Spiel ist und gerade deshalb wäre es wichtig, ein System, das grundlegend festlegen soll, wie die Bildung von Kindern und Jugendlichen von statten geht, eben diese auch zu berücksichtigen. Und gerade die fehlt mir im aktuellen Schulsystem einfach. Eine sinnvolle Ergänzung der beiden Motivationen.
Gar keine Frage, der Erwerb grundlegender Fertigkeiten sollte verpflichtend sein, Lesen, Schreiben, grundlegende mathematische Kenntnisse und auch ein gewisses Grundwissen halte ich für wichtig. Allerdings überwiegt meiner Meinung nach im aktuellen Schulsystem doch das, was für die meisten Schüler einfach in keinster Weise nützlich ist. Im Gegenteil, wichtige lebenspraktische Bereiche hätten da meiner Meinung nach viel mehr Priorität.
Es wäre sicher falsch zu sagen, man bräuchte nichts wirklich, das man in der Schule gelernt hat, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich in Fächern wie Mathe, Chemie oder Physik ne absolute Niete war und tatsächlich noch nie im Leben gedacht hab "Mensch, das hättest du jetzt aber gebraucht". Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber irgendwas ist dann ja doch dran. Ich hab mich letztes Jahr mit schwarzen Löchern beschäftigt, weil ich einfach so fasziniert davon war, dass ich mich damit auseinandersetzen wollte. Da hab ich mich dann auch mit dazugehörigen Faktoren aus Gebieten beschäftigt, die für mich eigentlich ein rotes Tuch sind. Weil es mir in dem Kontext Spaß gemacht hat. Weil ich eine intrinsische Motivation hatte. Und das zeigt ganz gut, dass extrinsische Motivation eben nur bis zu einem gewissen Punkt wirken kann, gerade in einem Schulsystem, in dem man schnell gar nicht mehr die Möglichkeit hat, noch mitzukommen, wenn man den grundlegenden Stoff des Faches schon nicht versteht.
Genauso, wie ich damals keinerlei Motivation dafür aufbringen konnte, mich im Geschichtsunterricht für den zweiten Weltkrieg zu interessieren. Keine Ahnung, ob es einfach an meinem staubtrockenen Lehrer lag oder daran, dass ich einfach "noch nicht soweit war" mich dafür zu interessieren, aber auch hier hab ich mir irgendwann selbstständig Wissen angeeignet, weil es mich dann eben interessiert hat. Viele kennen es doch auch, man stößt auf etwas, findet es ganz spannend und beschäftigt sich dann intensiv damit und es fühlt sich kein Stück an, als würde man lernen.
Die wichtige Frage ist hier meiner Meinung nach, was sind wichtige Grundkenntnisse, die man auf jeden Fall lernen sollte und was sind Dinge, die man durchaus wählbar machen könnte?
@Groucho Ich finde
@shionoro s Idee von einer Art "Lernzentrum" eigentlich gar nicht schlecht. Das Ganze könnte beispielsweise über Kurse laufen, einige verpflichtend, einige freiwillig.
Ich versuch das einfach mal beispielhaft darzustellen.
Verpflichtend wären dann z.B. Kurse, wie Deutsch, Englisch, mathematische Grundkenntnisse und "Grundkurse" in Fächern, wie Physik, Chemie, Biologie, Erdkunde, Geschichte, bei denen ich es aber deutlich sinnvoller fände, wirklich einfach nur Grundlagen zu vermitteln und dann eher nochmal in Richtung "wie kann ich mich in dem Bereich eigenständig weiterbilden? Was ist wichtig?" zu gehen. Die meisten Informationen kann man sich heutzutage in zwei Minuten aus dem Internet beschaffen, es hat keine Relevanz, diese Dinge auswendig zu lernen. Wieso also Zeit damit verschwenden?
Wichtig fänd ich auch Grundkenntnisse in Bereichen, wie Konfliktmanagement, Umgang mit Stress und Belastung, allgemeine Sozialkompetenz, Politik, Hauswirtschaft, Umgang mit Finanzen, IT, nötige und sinnvolle Versicherungen oder auch "wie mache ich meine Steuererklärung". Gibt sicher einiges, was man da ergänzen kann.
Ergänzend könnten dann weiterführende Kurse sein, die oben angesprochene oder andere Themengebiete intensiver behandeln und lehren. Je nach Interesse der Kinder und Jugendlichen kann hier dann in Gruppen gearbeitet werden. Schließt man einen Kurs mit einer Prüfung ab, kann man hier auch einheitliche Anforderungen schaffen und Arbeitgeber könnten deutlich differenzierter sehen, in welchen Bereichen jemand bereits Vorwissen hat.
Im Prinzip würde das ermöglichen das Lernen für jeden Schüler deutlich individueller und effektiver zu gestalten.
Ob man das dann am Ende "Schule" nennt, oder "Lernzentrum" ist eigentlich vollkommen egal.