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Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

1.963 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Schule, Reform, Digitalisierung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Brauchen wir überhaupt noch Schulen?

15.07.2018 um 08:37
Zitat von geekygeeky schrieb:Man könnte aus einer allgemeinen Hochschulreife viele verschiedene, für die einzelnen Hochschulgänge spezielle "Reife"-Anforderungen machen. Jeder Schüler bekommt eine App aufs smartphone, die anzeigt, welcher Gang was voraussetzt und welche Gänge mit dem aktuellen Wissen belegt werden können. Das könnte ziemlich motivierend wirken.
Also ich wusste nach dem Abi noch nicht, was ich studieren will.
Und nach 4 Semestern Wirtschaftswissenschaften habe zu etwas ganz anderem gewechselt.


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15.07.2018 um 09:25
@Suppenhahn

Genau, Hauptschule heißt ja keineswegs = ,,doof".

Genau dieser Eindruck entstand aber schließlich über Jahre, über Jahrzehnte hinweg. Als ich in der Schule war, hatte die Hauptschule den Ruf, nur für die Dummen, die Faulen, die Verhaltensauffälligen zu sein. Und für ihre Absolventen sei, zugespitzt, die Sozialhilfekarriere vorgesehen.
Und Hilfsarbeiterjobs.

Das wurde dann zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Wie sollen Schüler, die beispielsweise handwerklich geschickt sind, motiviert werden zum Lernen, wenn sie überall hören, dass sie doch eh nichts können würden? Motivation ist aber bekanntermaßen einer DER Hauptfaktoren schlechthin für erfolgreiches Lernen.

Man wollte seitens der Politik mit der Brechstange nicht nur die Möglichkeit, dass jeder studieren können soll, sondern man wollte, dass jeder Abitur macht und studiert.
Und nun werden ,,händeringend Lehrlinge" gesucht, man hat ,,Fachkräftemangel", das universitäre Niveau ist gesunken...


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31.07.2018 um 20:28
Wir müssten vielmehr wieder mehr zum alten System zurück. Angefangen beim Abschaffen des Bachelor/Master Unsinns, der zwar Fachidioten fördert, aber das selbständige Arbeiten wie vorher, eher torpediert.
Lehrer müssten wieder Lehrer sein dürfen und nicht per befristeter Kettenverträge ausgenutzte Sparkräfte.
Das dreigliedrige Schulsystem war klasse, bis die Hauptschule abgewertet und dieser ganze Gleichmachermurks kam. Inzwischen geht die Hälfte der Kinder aufs Gymnasium, aber die sind ja nicht alle besser als früher, als 20% der Kinder aufs Gymnasium gingen. Nur dürften die anderen Schulen nicht abgewertet werden.
Und es kann nicht sein, dass man heute noch Schulabschlüsse machen kann, ohne PC Kenntnisse zu haben


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24.01.2019 um 15:59
@abberline

IM großen und ganzen hast du da nicht unrecht, nur glaube ich nicht, dass man zum alten system zurückkehren kann.
Das würde heute glaube ich auch nicht mehr funktionieren.

Du kannst nichts aufwerten, was einmal abgewertet wurde.
Du kannst sicherlich theoretisch die gymnasien wieder nur für die 20% Kinder machen, die wirklich mal intellektuell was leisten könnten und den rest auf realschule und hauptschule verbannen gegen erhebliche widerstände von eltern .
ABer letztendlich: Wem tust du einen gefallen? Das Problem sind nicht niveaulose schulen, das problem ist, dass es einen TEil kinder gibt, mit dem schlichtweg kein unterricht zu machen ist, egal auf welchem niveau.

AUch das beste lehrkonzept scheitert, wenn da kinder sind die es nichtmal schaffen, egal wie gut der lehrer ist, sich ruhig zu verhalten oder sich zu konzentrieren, obwohl sie nicht in irgendeiner form behindert sind oder ähnliches.

Auch der strenge oberlehrer im dreigliedrigen schulsystem kann ja nichts machen, außer (wenn es gut für ihn läuft) nacht unten abzuschieben, bis das nicht mehr geht, und dann zu verwahren, wohl wissend, dass sein unterricht im endeffekt niemandem etwas nutzt.

EIn ARtikel dazu http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrergestaendnisse-eltern-erzieht-eure-kinder-besser-nicht-a-1241628.html

Wir haben selbst auf Gymnasien situationen, wo lehrer als ihr maximum der erreichbarkeit angeben, die klasse halbwegs im Zaum zu halten. Es geht so nicht weiter.


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24.01.2019 um 16:02
@Kc

Gegenfrage: Wer, der halbwegs motiviert ist, kommt denn auf die Hauptschule?
Der Ruf der Hauptschulen wurde dann schlecht, als immer weniger Kinder dort hingingen.

Weil den entscheidenden dann klar war, dass jetzt die Hauptschule wirklich von Kindern dominiert wird, die in irgendeiner form problematisch in der Grundschule waren (ob aus angst, aus wut, aus sonstigen probleme zu hause, nicht so sehr nur aus Lernproblemen) und sich so jemanden nicht in den betriebn holen wollten, wenn schon die realschüler und gymnasiasten jetzt oft zu nicht mehr viel zu gebrauchen sind.


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31.01.2019 um 05:21
Das wichtigste ist, Motivation durch individuelle Förderung!

Viele wissen nicht, was sie tun wollen - selbst nach dem Abschluss.
Dies liegt auch daran, dass sie zu wenig gefördert wurden - ihre Entwicklung nicht abgeschlossen wurde.
Denn das ist der Sinn von Schulen, sie sollen uns helfen, uns zu entwickeln - Vorallem in einer Zeit, in der die Eltern oft keine Zeit dafür haben (Der individuelle Aspekt ist außerhalb der Schule oft ebenfalls nicht vorhanden).

Was momentan passiert, ist, jeder Schüler bekommt die gleiche ‘Entwicklungshilfe”.
Dadurch verfehlen die meißten Hilfen ihr Ziel, da die Schüler zu verschieden voneinander sind.
Das Stichwort ist individuelle Förderung.

Alternative Schulen gehen oft einen Schritt in diese Richtung, wenngleich auch sie weit davon entfernt sind, perfekt zu sein.
Waldorfschulen zum Beispiel.
Schulabgänger der Waldorfschulen schreiben bessere Noten, wissen mehr, und verfügen über bessere Sozialkompetenzen. Außerdem sind sie Zielstrebiger und kompetenter in dem was sie tun.

Dies lässt sich zum Großteil auf eine individuellere Förderung zurückführen.

Auf kurz oder lang muss sich das Schulsystem komplett verändern.
Die einzige Lösung ist, dass die Schüler anfangen, selbst zu entscheiden was sie lernen wollen.
Ein Teil des Unterrichts wird vorgegeben sein, die Grundausbildung. Alles was darüber hinausgeht, werden die Schüler selbst bestimmen.
Dies wird zu extrem verbesserten Leistungen führen.
Wenn Menschen Inhalte lernen, für welche sie sich ehrlich interessieren, können diese um ein vielfaches besser verarbeitet und gemerkt werden.
Es ist kaum vorstellbar, wie viel besser das Potential so genutzt werden kann.
Die meißten Menschen schneiden schlecht in der Schule ab, da sie den Stoff langweilig finden und es am anderen Ohr wieder raus geht.
Die meißten Schüler, leben sehr weit unter ihrem Potential!
Wenn sie in der Zeit gelernt hätten, was sie wissen wollten, würden sie die Schule als Experten verlassen!
Die Schule ist der Ort, an dem das Potential geweckt und gefördert werden, und nicht unterdrückt werden soll.

Wenn du fragst, wie die Schule der Zukunft sein wird/muss, so kann ich dir versichern, es wird diejenige sein, die das Potential am besten fördert.
Da Potential individuell ist, muss es individuell gefördert werden.
Momentan, sind Schulen beinahe das Gegenteil von individueller Förderung.
Die Schüler gehen in die Klasse, und so lange sie die Hausaufgaben machen, ist alles in Ordnung.
Alles was die Lehrer tun, ist Ihnen den Einheitsbrei zu vermitteln.
Keiner der Ihnen beibringt, was gut oder schlecht ist.
Das müssen sich die Kinder selbst beibringen, und so, zerfleischen sie sich gegenseitig - ein von Erwachsenen unkontrolliertes Chaos. Den Lehrern ist es egal, die Eltern machen nichts.
Schüler verlassen die Schule, und haben kaum Lebenserfahrung.

Die Schule, so wie sie jetzt ist, hat den Anschein gut für uns zu sein.
Doch was vor 100 Jahren galt, das gilt heute nicht mehr.
Die Welt hat sich verändert, doch die Schulen, die blieben gleich.
In uns allen schlummert eine Unmenge an Potenzial, doch die Schule, hat es oft bereits zerstört.


Vor über 100 Jahren wurde erkannt, das beste ist, die Förderung der Massen.
Heute erkennt man, dass es sich geändert hat und nun das beste ist, den einzelnen zu fördern.
Wie so oft sind wir in einem alten System stecken geblieben, welches uns nun nicht mehr hilft, sondern schadet.

Es ist unsere Aufgabe, dagegen vorzugehen! Unsere Ahnen haben nicht unsere Probleme gelöst, sie haben den Kelch lediglich an uns weitergereicht, auf dass wir unsere eigenen Probleme lösen!
Wenn wir dies nicht tun, sind wir bereits dem Untergang geweiht.


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Dobri ehemaliges Mitglied

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31.01.2019 um 16:24
Zitat von DerChefDerChef schrieb:Dies lässt sich zum Großteil auf eine individuellere Förderung zurückführen.
Abkürzung: IF.... Individuelle Förderung.... das ist heute an vielen Schulen Normalität. Resultat an den Schulen, an denen ich unterrichtet habe: Die Schüler wünschen sich einen „normalen Unterricht“, sind total überfordert mit dieser „individuellen Förderung“.


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31.01.2019 um 16:33
@Dobri

sehe ich auch so.
Individuelle förderung ist gut und richtig, aber gar nicht mit unserem Schulsystem (und mit system meine ich die wirklich grundlegenden sachen) vereinbar.
Wir haben nicht die kräfte dafür, dass jeder schüler quasi einen mentor bekommt der seinen Erfolg misst und unterstützt.


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Dobri ehemaliges Mitglied

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31.01.2019 um 16:42
@shionoro
In meinem Beispiel wird gerade das Projekt LeLa .... Abkürzung für Lernlandschaft ..... getestet. Die Schüler arbeiten individuell in dieser LeLa an einem eigenen Schreibtisch, mit individueller Unterstützung. Und das oft den ganzen Vormittag. Pro 30 Schüler sind wir oft 5 Pädagogen, darunter Heilpädagogen, Sozialpädagogen, Assistenten und Lehrer... Die Schüler sind mit dieser Interrichtsform völlig überfordert und freuen sich extrem auf normalen Frontalunterricht im Klassenverband.


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31.01.2019 um 16:46
@Dobri
Frontalunterricht, also sich bespaßen lassen und wenn man keinen Bock hat einfach weghören, ist eben auch sehr viel einfacher, als etwas zu leisten.

Individualunterricht kann nur dann funktionieren, wenn der Schüler wirklich zum größten Teil sich aussuchen kann, was er lernt, also immer eine gewisse grundmotivation hat (so wie ein Student nicht immer sachen macht, die ihm spaß machen, aber er sich wenigstens sein studienfach und das studieren überhaupt aussuchen kann).

Ansonsten ist das nur eine andere art der arbeitsvermeidung, die mehr aufwand vom lehrer erfordert. Kann man immer sich märchen ausdenken vom guten superlehrer, der alle motiviert für alles, aber den gibt es nunmal nicht.

Mit diesen new age methoden lernt keiner mehr als im Frontalunterricht. Für gewöhnlich sind die auch nicht irgendwie wissenschaftlich getestet worden (also ihre angeblichen vorteile) sondern irgendwer hat die sich ausgedacht weil es in seine ideologie reinpasst (es gibt wirklich verknüpfungen zwischen NLP und lehrmethoden, traurigerweise).


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Dobri ehemaliges Mitglied

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31.01.2019 um 17:12
@shionoro
Ja. Da stimme ich dir zu. Richtige IF sieht anders aus, und würde auch viel mehr Geld kosten.


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31.01.2019 um 20:45
Zitat von shionoroshionoro schrieb am 24.01.2019:Gegenfrage: Wer, der halbwegs motiviert ist, kommt denn auf die Hauptschule?
Ich weiß nicht, ob es eine Frage der Motivation ist. Alles, was ich in letzter Zeit kennengelernt habe mit "Abitur" scheint keineswegs motiviert gewesen zu sein, auch nur irgendwas zu lernen. Grammatik und Rechtschreibung sind desaströs, Mathekenntnisse - Grundrechnen, so gut wie nicht vorhanden, von Allgemeinbildung mal ganz zu schweigen. Ich wunder mich sehr, wie man mit solchen Leistungen Abitur machen kann, da genau die von mir beschriebenen Fälle unter dem laufen, was man der Hauptschule nachsagt(e).

Schulen sind also immens wichtig um ein gewisses Basiswissen zu erlangen und nicht jeder Hans und Franz sollte auf Wunsch der Eltern aufs Gymnasium gehen dürfen/können - jedenfalls nicht mit den von mir beschriebenen "Leistungen".


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31.01.2019 um 21:02
@Interested

Genau. Es ist aber gesellschaftlich erforderlich, dass sehr viele Menschen studieren. Darum müssen wir sie auf das Gymnasium und durch ihr Abi heben.

Allein in den Jahren seitdem ich Abi gemacht habe hat sich das niveau nochmal stark verschlechtert ( und auch schon in den Jahren davor). Das kann ich als Nachhilfelehrer durchaus beurteilen, was die heute tun müssen und wie das benotet wird.

Ich sag es gerade heraus: das Schulsystem ist ein Kind der Industrialisierung und es kann nicht in einer digitalen Welt funktionieren.
Schüler und die Gesellschaft heute ist von Sepzialisten abhängig und es gibt soetwas wie 'allgemeinwissen' oder 'basiswissen' gar nicht mehr.

Man muss in der schule skills lehren, eben lesen und schreiben, aber auch recherchieren, soft skills und generelle lebenstüchtigkeit und einstellung.
Dafür sind heutige lehrer nicht ausgebildet und das system ist nicht darauf ausgelegt.

Im Endeffekt müssen wir das system genau umdrehen: Früher ging man davon aus, dass die Kinder schon von den eltern alles was sie zum Leben brauchen lernen und die schule für das akademische zuständig ist. Heute müssen wir davon ausgehen, dass Menschen von allein die dinge lernen, die sie brauchen, wenn wir ihnen nur beibringen, vernünftig zu lernen und ihren alltag zu bestreiten. Denn genau daran kranken die meisten schüler heute. Die können irgendwelche hochtrabenden dinge (einigermaßen) tun, aber die können nicht in einem normalen arbeitsalltag funktionieren, bzw. haben große anpassungsschwierigkeiten nach der schule.

Die hatte schon ich damals, und besser wird es nicht.Es bringt schlichtweg keinem arbeitgeber was, wenn da ein 17-19 jähriger vor ihm sitzt, der zwar ne gedichtsanalyse schreiben kann (bzw. wenigstens die form kennt, is ja nu nich so, als wäre das so schwer) oder einen ganz bestimmten lösungsweg für eine ganz spezifische mathe aufgabe kennt (die aber selbst in den meisten MINT fächern irgendwie sinnloses spezialwissen ist, was man außerhalb der schule nicht braucht). Denn die schüler haben heute probleme mit dingen, die man früher für selbstverständlich hielt. People skills, belastbarkeit, organisation, disziplin, solche sachen.
Das können ihnen lehrer im heutigen schulunterricht auch nicht beibringen, dafür sind sie nicht ausgebildet.

Und bevor das argument kommt: Nein, sinnloses spezialwissen bringt auch den schülern nichts. Denn die sind heutzutage fit genug, es sich selbst anzueignen, wenn sie es brauchen. Wenigstens die, die dazu talent oder neigung haben.


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31.01.2019 um 21:26
@shionoro
Dass IF auf deutschen staatlichen Schulen in die Hose geht, das kann man sich ja fast denken.
Steckt ja auch noch in den Kinderschuhen!
Auf der Waldorfschule, da funktioniert IF aber prima, und die Schüler lieben es und würden ganz sicher nicht mit den staatlichen tauschen wollen.

Du sagst es ja selbst, wir brauchen Menschen mit Spezialwissen. Dieses Spezialwissen kann nur durch IF zum vollen Potential aus dem Schüler geschöpft werden, da wie du sagst, Motivation ein entscheidender Faktor ist.

Wenn man da jetzt 5 Lehrer vorne hinstellt, ist das einfach nur bescheuert. Es reicht auch einer!
Wichtig ist nur daran zu arbeiten, die Schüler irgendwie dazu zu motivieren irgendwas zu lernen.
Es ist auch vollkommen egal was sie dabei lernen, wichtig ist nur, dass sie möglichst viel und gut lernen.
Deshalb kann man auch davon ausgehen, das beste wäre es, sie lernen einfach was sie wollen.

Um nochmal zu den Waldorfschulen zu kommen.
IF sieht dabei zB so aus:
Es wird stark versucht, die Sozialkompetenzen der Schüler zu fördern. Deshalb werden regelmäßig Theater gespielt, Klassenfahrten gemacht, Gruppenarbeiten, usw.. Deshalb sind die Schulabgänger sozial deutlich kompetenter als Staatschüler. Es gibt diese Konzepte zu hauf, und sie alle sind sind mehr oder weniger erfolgreich (zB das Konzept der Sudbury-Schulen).

Ich gebe zu, IF ist ein dehnbarer Begriff.
Lasst es mich umformulieren - Das beste ist die Förderung des potentials jedes einzelnen Schüler.
Wie das zu erreichen ist, da kann ich gleich sagen, das wird individuell verschieden sein ;)
Jedoch wird es nicht schwer sein Konzepte zu entwickeln, die für alle funktionieren.

Dass es schwierig sein wird ein solches Konzept in das jetzige Schulsystem zu integrieren, das ist klar.

Ich denke das beste wäre es, das jetzige Schulsystem einfach durch ein besseres zu ersetzen.
Zack bumm - Klar, ein paar werden sich immer darüber beschweren.
Aber so ist das halt, das rückschrittliche leidet unter dem fortschrittlichem.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Schritt vollzogen werden muss.
Früher oder später - so oder so.


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31.01.2019 um 21:47
@DerChef

Seh ich nich. Ich hab im Studium leute von Waldorfschulen kennen gelernt. Die konnten von dem, was ich anspreche (z.b. disziplin beim studium) eher weniger als der rest. Das ist Anekdotenwissen, aber auch Studien zeigen jetzt nicht, dass Waldorfschüler später im Leben erfolgreicher sind oder im Studium erfolgreicher sind (einzig und allein die schulnoten und abschlüsse sind vergleichbar, aber eben auch nur vergleichbar und nicht besser).

Genau das was du da als 'nicht schwer' siehst sehe ich als unmöglich: Es gibt keine Konzepte mehr, die für alle funktionieren. Dafür ist unsere Gesellschaft zu individualistisch geworden.

Früher ging das, ob nun Waldorf oder in der Regelschule. Da konnte man sich ungefähr denken, was die schüler später mal so machen und die klassen waren relativ homogen. Dann bringe ich denen lesen, schreiben, rechnen usw. bei, die zu akademikern taugen gehen auf das gymnasium und denen bringe ich dann höhere mathematik bei und ein bisschen geisteswissenschaft, ansonsten ziehe ich mir handwerker und auszubildende ran. Die Sozialkompetenz bekommen sie durch die Familie und Freunde und der lehrer kann in ruhe seinen Frontalunterricht durchziehen.
Hat wunderbar funktioniert, da gab es gar keinen Änderungsbedarf.

Der Änderungsbedarf kommt jetzt, weil sich einige dinge eben geändert haben.

Punkt 1 bekommen kinder vom Elternhaus oft keine sozialkompetenz mehr mit, sowohl weil viele eltern es selbst nicht mehr können als auch weil kinder es nicht mehr lernen wollen. Da hilft auch kein Theaterspielen, denn es geht nicht nur um das normale miteinander.
Es geht um komplexe fragen, wie z.B. wie ich alleine in einer Wohnugn lebe, wie ich meinen selbstverwirklichungsdrang und die realität unter einen hut kriege, wie ich mich vor fakenews schütze oder wie ich mit meinen Emotionen umgehe.
Sowas kann man nicht so einfach lehren, egal wie gut man meint, dass das eigene Konzept ist.

Auch irgendwelche alternativmethoden wie NLP können das nicht, auch wenn sie glauben, es zu können.

Es gibt kein 'one size fits all' mehr, wir sind zu heterogen und trotzdem stecken wir unterschiedliche kinder in eine klasse, die gar nicht in der lage sein können, soetwas wie einen klasseverband zu formen. Egal was ich alles für Sachen mit denen Unternehme.

Auch eine Waldorfschule ist schlichtweg noch eine ganz normale schule mit einem sehr ähnlichen system. Die unterschiede sind gradueller natur. Das funktioniert ebenfalls nicht mehr. Klar, die versuchen vielleicht eher, das hinzubekommen, was wir brauchen. Aber es geht nicht weit genug.

Ich könnte mir vorstellen, dass es mehr Sinn macht, die Schule in der heutigen Form komplett abzuschaffen und sie gegen soetwas wie ein riesiges Jugendzentrum zu ersetzen. Da werden die Kinder dann hingeschickt und können schlichtweg leben. Müssen ein paar Kurse machen um mit allerlei Dingen in Berührung zu kommen, kunst, musik, sport, wissenschaft, pflege, kochen, jegliches zwischenmenschliches, abenteuer usw usf., ohne dass sie da groß lernen müssen außerhalb von der vermittlung von skills (also lesen, schreiben aber eben auch alltagsskills wie kommunikation, recherche usw). Und das machen sie dann bis zu einem gewissen alter um dann wirklich auf das arbeits und alltagsleben vorbereitet zu werden.

Die Berufe und Studiengänge haben dann gewisse Vorkurse, die so lange gehen, wie es eben dauernd, jemanden auf einen beruf oder ein studium vorzubereiten (ich würde nicht davon ausgehen, dass bei jemand motiviertem das länger als 3 Jahre dauert) und dann arbeitet man.

Dann hätten wir vermutlich besser ausgebildete und zugleich glücklichere und sozial kompetentere menschen.


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31.01.2019 um 21:52
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Und das machen sie dann bis zu einem gewissen alter um dann wirklich auf das arbeits und alltagsleben vorbereitet zu werden.
Na, das wird aber ein harter Aufschlag für diese Schüler.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Die Berufe und Studiengänge haben dann gewisse Vorkurse, die so lange gehen, wie es eben dauernd, jemanden auf einen beruf oder ein studium vorzubereiten (ich würde nicht davon ausgehen, dass bei jemand motiviertem das länger als 3 Jahre dauert)
3 Jahre?

Das hört sich nach der klassischen Oberstufe an.
Zitat von shionoroshionoro schrieb:Dann hätten wir vermutlich besser ausgebildete und zugleich glücklichere und sozial kompetentere menschen.
Eher nicht. Schule ist immer auch ein Abbild der Gesellschaft.
Soziale Inkompetenz ist kein Problem der Schule, sondern der Gesellschaft.


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31.01.2019 um 22:13
@shionoro
Ich muss groucho recht geben, die größten Probleme mit denen die Schüler konfrontiert sind, sind gesellschaftlicher Natur.

Viele gesellschaftliche Probleme jedoch, werden ausgelöst durch die Schule.

Das was du als unmöglich siehst, scheint so unmöglich doch garnicht zu sein, schließlich machst du ja gleich selbst einen Vorschlag.

Der Punkt ist, man muss die Sache schlau angehen.
Es gibt viele fähige Menschen, und so wird es viele potente Konzepte geben.
Diese Konzepte können erst im kleinen, und dann im großen ausprobiert und getestet werden.
Und nach und nach, werden sie die bestehenden verdrängen und ersetzen.
Dies ist ein völlig natürlicher Vorgang.

Man darf da auch nicht zu konkret werden und sich reinsteigern. Abstrakte Veränderungen müssen einfach angestrebt werden, auch wenn - immer - etwas dagegen spricht. Was zählt ist das langfristige Endergebnis.
Deshalb ist es wichtig, anstatt konkret an Lösungsplänen zu arbeiten, sich abstrakt dafür einzusetzen, dass diese umgesetzt werden.

Diese Veränderungen werden kommen - so oder so.
Es ist vollkommen unausweichlich. Und auch wenn wir es nicht tun, es gibt Menschen, die arbeiten bereits daran.

Doch eine Sache liegt in den Händen von jeden von uns. Die Frage, wie lange es dauern wird.
Jeder von uns hat die Macht, diesen Vorgang zu verlangsamen, oder ihn zu beschleunigen.
Ich wähle letzteres.


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31.01.2019 um 22:25
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Na, das wird aber ein harter Aufschlag für diese Schüler.
Glaub ich nicht. Warum sollte der aufschlag härter sein als von heutigen schülern? Die können mit echten aufgaben und sowas auch nix anfangen.
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:3 Jahre?

Das hört sich nach der klassischen Oberstufe an.
Wer motiviert ist schafft mehr als das schneckentempo in der schule, vorallem, wenn man den sinnlosen kram weglässt.
Zitat von GrouchoGroucho schrieb:Eher nicht. Schule ist immer auch ein Abbild der Gesellschaft.
Soziale Inkompetenz ist kein Problem der Schule, sondern der Gesellschaft.
Die Schule ist aber das einzige mittel, um da wirklich tätig zu werden. Denn da muss jeder hin.


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31.01.2019 um 22:31
@DerChef

Mein vorschlag ist aber kein 'one size fits all' ding, sondern, dass man gar nicht mehr versucht, irgendwelche lehrpläne für irgendwen zu erstellen, sondern lediglich fähigkeiten lehrt. Und das wird auch nicht einfach sein, das ist ein unterfangen, dessen planung und durchführung sehr lange dauern wird.

Das Problem ist auch, dass das gar nicht so einfach getestet werden kann. Du kannst keinen 'kleinen test' darüber machen, was ich da gesagt habe, denn das wäre gar nicht legal (es muss ja jeder eine vergleichbare schulbildung erhalten)


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31.01.2019 um 22:40
@Groucho

Da wäre meine ganz konkrete frage: Auf was bereitet die schule denn vor?


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