@DerChef Seh ich nich. Ich hab im Studium leute von Waldorfschulen kennen gelernt. Die konnten von dem, was ich anspreche (z.b. disziplin beim studium) eher weniger als der rest. Das ist Anekdotenwissen, aber auch Studien zeigen jetzt nicht, dass Waldorfschüler später im Leben erfolgreicher sind oder im Studium erfolgreicher sind (einzig und allein die schulnoten und abschlüsse sind vergleichbar, aber eben auch nur vergleichbar und nicht besser).
Genau das was du da als 'nicht schwer' siehst sehe ich als unmöglich: Es gibt keine Konzepte mehr, die für alle funktionieren. Dafür ist unsere Gesellschaft zu individualistisch geworden.
Früher ging das, ob nun Waldorf oder in der Regelschule. Da konnte man sich ungefähr denken, was die schüler später mal so machen und die klassen waren relativ homogen. Dann bringe ich denen lesen, schreiben, rechnen usw. bei, die zu akademikern taugen gehen auf das gymnasium und denen bringe ich dann höhere mathematik bei und ein bisschen geisteswissenschaft, ansonsten ziehe ich mir handwerker und auszubildende ran. Die Sozialkompetenz bekommen sie durch die Familie und Freunde und der lehrer kann in ruhe seinen Frontalunterricht durchziehen.
Hat wunderbar funktioniert, da gab es gar keinen Änderungsbedarf.
Der Änderungsbedarf kommt jetzt, weil sich einige dinge eben geändert haben.
Punkt 1 bekommen kinder vom Elternhaus oft keine sozialkompetenz mehr mit, sowohl weil viele eltern es selbst nicht mehr können als auch weil kinder es nicht mehr lernen wollen. Da hilft auch kein Theaterspielen, denn es geht nicht nur um das normale miteinander.
Es geht um komplexe fragen, wie z.B. wie ich alleine in einer Wohnugn lebe, wie ich meinen selbstverwirklichungsdrang und die realität unter einen hut kriege, wie ich mich vor fakenews schütze oder wie ich mit meinen Emotionen umgehe.
Sowas kann man nicht so einfach lehren, egal wie gut man meint, dass das eigene Konzept ist.
Auch irgendwelche alternativmethoden wie NLP können das nicht, auch wenn sie glauben, es zu können.
Es gibt kein 'one size fits all' mehr, wir sind zu heterogen und trotzdem stecken wir unterschiedliche kinder in eine klasse, die gar nicht in der lage sein können, soetwas wie einen klasseverband zu formen. Egal was ich alles für Sachen mit denen Unternehme.
Auch eine Waldorfschule ist schlichtweg noch eine ganz normale schule mit einem sehr ähnlichen system. Die unterschiede sind gradueller natur. Das funktioniert ebenfalls nicht mehr. Klar, die versuchen vielleicht eher, das hinzubekommen, was wir brauchen. Aber es geht nicht weit genug.
Ich könnte mir vorstellen, dass es mehr Sinn macht, die Schule in der heutigen Form komplett abzuschaffen und sie gegen soetwas wie ein riesiges Jugendzentrum zu ersetzen. Da werden die Kinder dann hingeschickt und können schlichtweg leben. Müssen ein paar Kurse machen um mit allerlei Dingen in Berührung zu kommen, kunst, musik, sport, wissenschaft, pflege, kochen, jegliches zwischenmenschliches, abenteuer usw usf., ohne dass sie da groß lernen müssen außerhalb von der vermittlung von skills (also lesen, schreiben aber eben auch alltagsskills wie kommunikation, recherche usw). Und das machen sie dann bis zu einem gewissen alter um dann wirklich auf das arbeits und alltagsleben vorbereitet zu werden.
Die Berufe und Studiengänge haben dann gewisse Vorkurse, die so lange gehen, wie es eben dauernd, jemanden auf einen beruf oder ein studium vorzubereiten (ich würde nicht davon ausgehen, dass bei jemand motiviertem das länger als 3 Jahre dauert) und dann arbeitet man.
Dann hätten wir vermutlich besser ausgebildete und zugleich glücklichere und sozial kompetentere menschen.