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Fachkräftemangel in Deutschland?

897 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeit, Beruf, Soziales ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 12:58
Zitat von Miami-weißMiami-weiß schrieb:Meine Vermutung, wir sind kompromisslos und denken nur noch überwiegend an unseren eigenen Vorteil. Auf unsere Rechte pochen wir unerbittlich, mit den Pflichten mag es kaum noch jemand so richtig Ernst nehmen
Mein Eindruck ist auch, dass da in den letzten Jahrzehnten gesellschaftlich teilweise etwas in die falsche Richtung gelaufen und das Anspruchsdenken bzw. die Erwartungshaltung an die Politik bzw. an „die anderen“ immer mehr gestiegen ist. Und je mehr das weitergeht, desto größer wird die Fallhöhe sein, wenn der Punkt kommt, an dem das Ganze nicht mehr finanzierbar bzw. nicht mehr durchhaltbar ist, weil eben arbeitswillige Fachkräfte fehlen. Mir graut vor dem Gedanken, dass die geburtenstarken Jahrgänge so langsam in großer Zahl gleichzeitig in das Alter kommen, wo sie Pflege benötigen, aber keine Pflegekräfte da sind, oder dass es durch den Klimawandel immer mehr Sturm- und Tornadoschäden geben wird, aber keine Dachdecker zu bekommen sind, die die Schäden reparieren.

Aber wir reden von der 4-Tage-Woche, als wäre das unter den gegebenen Umständen noch eine selbstverständliche Option….


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 13:40
Zitat von AndanteAndante schrieb:Aber wir reden von der 4-Tage-Woche, als wäre das unter den gegebenen Umständen noch eine selbstverständliche Option….
Am besten noch mit einer übertariflichen Bezahlung

In der Vergangenheit wurde versäumt darüber aufzuklären, dass Bildungsgleichheit nicht lediglich an ein Studium geknüpft sein muss, sondern dass auch
"nur" ein Ausbildungsberuf eine gute Wahl sein kann.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 13:56
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Hier würden mich mal die tieferen Gründe interessieren WARUM man die Wartezeit nicht mit Ausbildung verbringt, d. h. Warum man unbedingt nichts tuend warten muss.
Ich wollte nur mal darauf aufmerksam machen, wie selten Unternehmen eine Rückmeldung auf Bewerbungen geben. Ich war nach der Schule zwei Jahre arbeitslos, habe mich auf verschiedene Berufe beworben, Verkäuferin, Goldchmiedin, Zahntechnikerin, etc. Und ich will nicht behaupten, meine Bewerbungen waren was Besonderes. Mit meinem heutigen Wissen würde ich sie anders schreiben und entwerfen. Und ja - ich war auch nie der Typ, der sich besonders toll verkaufen konnte, nicht aussieht wie ein Model oder ein Zeugnis voller Einsen und Zweien hatte, ich war und bin immernoch absolut durchschnittlich. Und ob all dieser Schwierigkeiten habe ich nur mit viel Glück über die Kreishandwerkerschaft (wiederum über die AfA) einen Ausbildungsplatz bekommen und - entgegen all meiner Ängste des Versagens in der gesamten Ausbildung - meine Lehre abgeschlossen.
Ich bin absolut enttäuscht über die Vorangehensweise mancher Betriebe ggü. potenziellen Azubis und kann das Gerede über zu hohe Erwartungen nicht ganz nachvollziehen - definitiv gibt es diese Menschen, aber sicher nicht in der Überzahl. Ich glaube eher, das sich die Jungen nicht wie die Alten ausnehmen lassen wollen, sie wollen ordentlich verdienen, dass sie sich eine Wohnung leisten können, sie wollen Respekt bekommen und nicht ausgebeutet, ausgenutzt und runter gemacht werden.

Ich dachte zwischendurch, es ginge nur mir so, dabei las ich in soz. Medien über Menschen, die genau dasselbe wie ich erfahren haben, keine Antworten bekommen, gemobbt wurden wasauchimmer. Und all diese Dinge mögen jetzt nur anekdotisch sein, aber trotzdem wollte ich davon mal berichten aus Sicht einer Person, die nach der Schule alles andere als erfolgreich war.

Und um nochmal auf meine Ausbildung zurückzukommen: Es gab in der Handwerkerschaft auch einige Azubis (Maler, Fahrzeuglackierer, Friseure), die auch über diesen Träger vermittelt wurden, was sicher großartig ist, aber eben auch billig für die kooperierenden Unternehmen, da sie den Lohn nicht zahlen, sondern die Kreier. Und so bekommt man eben auch billige Kräfte, ohne selbst was ausgeben zu müssen.


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03.08.2023 um 14:09
@Hatori
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/lehrstellen-unbesetzt-100.html

Ich weiß nicht wann du dich beworben hast, aber momenten sind noch sehr viele Ausbildungsstellen offen. Wenn jemand noch keine Ausbildungsstelle hat, dann wird er mit Sicherheit fündig. Auch wenn es vielleicht nicht unbedingt der erhoffte Beruf ist.
Es ist doch aber besser erstmal einen anderen Ausbildungsberuf zu ergreifen, als gar nichts zu tun oder ?


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 14:19
@Hatori

Suchten denn die Betriebe, bei denen du dich für einen Ausbildungsplatz beworben hast, zu dem Zeitpunkt Azubis? Oder hast du dich „blind“ beworben?

Natürlich kann es sein, dass es den Mitnahmeeffekt gibt, dass also Betriebe die Eingliederungszuschüsse mitnehmen wollen, die sie vom Arbeitsamt bekommen, wenn sie Langzeitarbeitslose einstellen bzw. ausbilden. Ich kenne aber auch Betriebe, die ansonsten in diesem Jahr keinen Azubi eingestellt hätten, es sich aber dann aufgrund der Zuschüsse doch noch anders überlegt haben.


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03.08.2023 um 14:29
Zitat von AndanteAndante schrieb:Das eine muss ja nicht zwangsläufig mit dem anderen einhergehen, und außerdem habe ich derlei nicht geschrieben, sondern die Frage aufgeworfen, ob man heutzutage noch den Sprung in die Selbstständigkeit wagen sollte. Ich finde allerdings schon, dass man bei den Selbstständigen in vielfacher Hinsicht Bürokratieabbau betreiben kann. Allein wenn man sich ansieht, was ein Handwerksbetrieb, der sich an einer öffentlichen Ausschreibung beteiligt, an Papierkram ausfüllen und liefern muss, das ist monströs!
Bürokratieabbau, um überhaupt grundsätzlich leichter ein eigenes Gewerbe gründen zu können, auf jeden Fall.

Bei uns in Garbsen haben in den letzten Jahren (bis auf einen alle vor Corona) mehrere Gewerbe neu eröffnet: Ein neuer Friseur, mehrere neue Gastro-Betriebe und zwei neue Gartenbau und Landschaftspflege-Betriebe haben aufgemacht. Gründer und Mitarbeiter Menschen mit Migrationshintergrund.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Da hast du allerdings recht: wenn der Nachwuchs an Fachkräften generell fehlt, ist es egal, ob er als Selbstständige fehlt oder als angestellte Arbeitnehmer.
Ja, das stimmt auch. Aber auch für immer mehr Selbstständige und gleichzeitig AG wird das zum Problem, wenn die Mitarbeiter und je nach Betrieb auch bereits die Azubis fehlen.
Zitat von Miami-weißMiami-weiß schrieb:Am besten noch mit einer übertariflichen Bezahlung
Und vom/im Homeoffice aus arbeiten, lol.



Das wird tatsächlich auch immer wieder mal von Firmen bemängelt, dass sie zwar Bewerbungen bekommen und Bewerber auch vor sich haben, also einladen, die dann aber einfach zu unrealistische Gehaltsvorstellungen stellen/haben sollen. Aber auch was flexible aber je nach Betrieb nicht zu machende Arbeitszeitvorstellungen angehen soll.


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03.08.2023 um 14:31
Zitat von Miami-weißMiami-weiß schrieb:Wenn jemand noch keine Ausbildungsstelle hat, dann wird er mit Sicherheit fündig.
Das ist ein Irrglaube, wie schon vor 5 Jahren oder mehr. Das es für viele Junge klappt, ist natürlich klar, aber eben nicht für alle und schon gar nicht mit Sicherheit. Untenehmen und auch Azubis müssen sich vom Perfektionismus verabschieden und auch mal anderen eine Chance geben, auch wenn er oder sie mal eine 5 aufm Zeugnis hat.
Zitat von Miami-weißMiami-weiß schrieb:Es ist doch aber besser erstmal einen anderen Ausbildungsberuf zu ergreifen, als gar nichts zu tun oder ?
Das ist möglich und natürlich kann man bestimmt einen Kompromiss finden. Mein Traumberuf war übrigens auch nicht der, den ich gelernt habe.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Suchten denn die Betriebe, bei denen du dich für einen Ausbildungsplatz beworben hast, zu dem Zeitpunkt Azubis? Oder hast du dich „blind“ beworben?
Ja, natürlich, habe immer auf den eigenen Websites oder in Jobbörsen gesucht.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Ich kenne aber auch Betriebe, die ansonsten in diesem Jahr keinen Azubi eingestellt hätten, es sich aber dann aufgrund der Zuschüsse doch noch anders überlegt haben.
Das finde ich problematisch einerseits, andererseit natürlich auch gut, da dennoch ein Azubi ausgebildet wird.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 14:39
Zitat von Miami-weißMiami-weiß schrieb:n der Vergangenheit wurde versäumt darüber aufzuklären, dass Bildungsgleichheit nicht lediglich an ein Studium geknüpft sein muss, sondern dass auch
"nur" ein Ausbildungsberuf eine gute Wahl sein kann.
Oh, da sagst du was.

Das ist auch ein Punkt, den ich an meiner Partei aber auch den Linken kritisiere und dass man bei Chancengleichheit aufpassen muss, dass sie nicht nach hinten für Land, Leute und Wirtschaft losgeht.

Und da es ja auch akademische Bereiche und Berufe betrifft, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, der Fachkräftemangel ist ja nicht nur auf Ausbildungsberufe beschränkt, so kann man sich auch nur bedingt über solche Meldungen freuen:
Das ganze Land drängt an die Universitäten
Höhere Bildung hat in Deutschland extrem an Bedeutung gewonnen. Die Studienanfängerquoten sind deutlich gestiegen. In den Stadtstaaten nehmen sie zum Teil bizarre Züge an. Insgesamt herausragend ist aber ein ostdeutsches Bundesland.
ildung steht in Deutschland hoch im Kurs, und gerade die höhere Bildung hat in den letzten Jahren deutlich an Zuspruch gewonnen. Zwar beklagen nicht wenige Beobachter eine „Akademisierung“, aber im Großen und Ganzen gibt der Arbeitsmarkt den Studenten recht: Absolventen haben deutlich bessere Chancen auf einen Job als mittel und gering Qualifizierte.
Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/bildung/article200124928/Studium-Ganz-Deutschland-draengt-an-die-Uni.html

Auch wenn von 2019, so dürfte dieser Trend grundlegend anhalten oder sogar weiter zunehmen. Und trotz dieser Entwicklung haben auch einige akademische Berufe mit Nachwuchs zu kämpfen.

Meine Vermutung hier; Es wird oftmals am Bedarf vorbei studiert.

Oder wie bei Jura, ein nach wie vor beliebter Studiengang, später mehr in die Privatwirtschaft als den öD.


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03.08.2023 um 15:00
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Hier würden mich mal die tieferen Gründe interessieren WARUM man die Wartezeit nicht mit Ausbildung verbringt, d. h. Warum man unbedingt nichts tuend warten muss.
Du, ich habe das auch nur so aus einem Welt-Bericht, wo u.a. das Warten auf die Wunschausbildung und bis dahin wenig kompromissbereit als ein Grund von noch anderen möglichen Gründen genannt wurde, warum auch dieses Jahr wieder viele Lehrstellen unbesetzt bleiben.

Warum man sich als Alternative keine andere Ausbildung sucht, also wo Plätze frei sind/wären, darüber kann ich nur spekulieren. Dürfte von Fall zu Fall auch verschieden sein.

Es muss ja auch nicht bedeuten, dass die alle komplett arbeitslos sind/bleiben, während sie auf freie Stellen in ihrem Wunschausbildungsberuf warten.


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03.08.2023 um 15:14
Zitat von HatoriHatori schrieb:Das finde ich problematisch einerseits, andererseit natürlich auch gut, da dennoch ein Azubi ausgebildet wird.
Der Sinn solcher Zuschüsse ist ja gerade, dass auch die einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz bekommen, die ansonsten aus verschiedenen Gründen, zB eben Langzeitarbeitslosigkeit, auf dem Arbeitsmarkt weniger Chancen als andere haben. Und wenn dann ein Betrieb sagt, dass er statt eines „normalen“ Azubis (den er aus eigener Tasche bezahlen muss, dafür gibt es keine Förderung) oder entgegen seiner ursprünglichen Absicht, dieses Jahr nicht auszubilden, dann doch aufgrund der Förderung einen Langzeitarbeitslosen einstellt, finde ich das grundsätzlich auch gut.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Auch wenn von 2019, so dürfte dieser Trend grundlegend anhalten oder sogar weiter zunehmen. Und trotz dieser Entwicklung haben auch einige akademische Berufe mit Nachwuchs zu kämpfen.
In dem Zusammenhang wäre auch die Studienabbrecherquote interessant. Viele schließen ihr Studium (und auch das nächste, manche hoppen ja noch von Studiengang zu Studiengang) nicht ab. Fangen die als Ungelernte dann irgendwo an? Oder entschließen sie sich doch für eine handwerkliche Ausbildung?


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 16:17
Zitat von AndanteAndante schrieb:In dem Zusammenhang wäre auch die Studienabbrecherquote interessant
Ja natürlich. Da weiß ich auch nur, dass die freiwillige Abbrecher- aber auch ungewollte Durchfallquote bspw. bei Jura recht hoch sein soll.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Viele schließen ihr Studium (und auch das nächste, manche hoppen ja noch von Studiengang zu Studiengang) nicht ab
Auch das habe ich schon mal gelesen. Da wird (soll) von Studiengang zu Studiengang gezappt. Soll auch daran liegen, dass viele wohl erst während des Studiums merken, dass das Studium nichts für sie ist.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Fangen die als Ungelernte dann irgendwo an? Oder entschließen sie sich doch für eine handwerkliche Ausbildung?
Also ich denke mal zum einen wird versucht was Neues zu studieren oder ja es wird dann notgedrungen nach Ausbildungen als Alternativen gesucht. Wobei ich mir jetzt (Vorurteil meinerseits) nicht vorstellen kann, dass das dann bevorzugt handwerkliche Ausbildungen sind.

Sagen wir so; Bestimmt aber auf jeden Fall immer Ausbildungen, so weit möglich, die dem persönlichen Wunsch und Interesse noch am Nächsten kommen oder dem abgebrochenen Studium.


Das ist denke ich auch ein Grund, warum Schulabgänger lieber auf ihren Wunschausbildungsplatz warten als groß Kompromisse mit anderen Ausbildungen einzugehen, wo Plätze sofort frei wären. Diese freien Ausbildungsplätze, könnten zu weit entfernt von der eigentlichen Wunschausbildung liegen.

Aber ich denke es wird dann trotzdem gejobbt irgendwo, um die Wartezeit zu überbrücken. Auf der faulen Haut werden bestimmt nicht alle liegen. Schon gar nicht die, die vom Elternhaus nichts groß erwarten können.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 16:27
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Du, ich habe das auch nur so aus einem Welt-Bericht, wo u.a. das Warten auf die Wunschausbildung und bis dahin wenig kompromissbereit als ein Grund von noch anderen möglichen Gründen genannt wurde, warum auch dieses Jahr wieder viele Lehrstellen unbesetzt bleiben.

Warum man sich als Alternative keine andere Ausbildung sucht, also wo Plätze frei sind/wären, darüber kann ich nur spekulieren. Dürfte von Fall zu Fall auch verschieden sein.

Es muss ja auch nicht bedeuten, dass die alle komplett arbeitslos sind/bleiben, während sie auf freie Stellen in ihrem Wunschausbildungsberuf warten.
Ich fragte deshalb weil wir schon im Thread zum Grundeinkommen einige hatten die so waren, es aber nicht schlüssig erklären konnten - man wartet auf den 100%igen Job, Ausbildung und bis dahin macht man nix weil es eben keine 100% gibt grad - für was anderes gibt man sich nicht her... Erklärung ausstehend.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 16:41
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Ich fragte deshalb weil wir schon im Thread zum Grundeinkommen einige hatten die so waren, es aber nicht schlüssig erklären konnten -
Na ja ein möglicher Grund dürfte bestimmt der sein und warum dann Alternativen nur ungern in Betracht kommen:
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Diese freien Ausbildungsplätze, könnten zu weit entfernt von der eigentlichen Wunschausbildung liegen.
Umso weiter Ausbildungen vom eigentlichen Wunsch und den Interessen entfernt sind - umso uninteressanter. Ist ja auch verständlich.

Trotzdem werden dann nicht alle auf der faulen Haut bis zur Wunschausbildung liegen. Gibt ja auch genügend Jobs, die man auch ohne Ausbildung machen kann. Und die sind in der Regel auch wichtig bzw. systemrelevant.

Ps.
Immer mehr sollen ja auch das Ziel haben ohne Ausbildung und Studium irgendwie gutes Geld verdienen zu können.


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03.08.2023 um 16:50
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Hier würden mich mal die tieferen Gründe interessieren WARUM man die Wartezeit nicht mit Ausbildung verbringt, d. h. Warum man unbedingt nichts tuend warten muss.
Vielleicht hat es ganz praktische Gründe: Nehmen wir mal an, ich rechne damit, nächstes Jahr eine (Ausbildungs-) Stelle in meinem Wunschberuf zu bekommen. Wenn ich nun aber eine andere Ausbildung anfange, muss ich die nächstes Jahr dann abbrechen, was weder für mich, noch für den Ausbildungsbetrieb schön und sinnvoll ist. Mal abgesehen davon, dass mich der Ausbildungsbetrieb vielleicht gar nicht mal einstellt, wenn ich ehrlich bin und sage: "Ja, wissen Sie, eigentlich will ich ja XY werden. Und zu Ihnen komme ich nur, weil ich da noch keine Ausbildungsstelle gefunden habe...."

Außerdem bedeutet keine Ausbildung zu machen ja nicht zwangsläufig, dass man gar nichts tut. Genauso kann es doch Leute geben, die diese Zeit mit "Jobben" ausfüllen und/oder ein Praktikum in ihrem Wunschberuf machen, das aber eben keine Ausbildung ist.


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03.08.2023 um 18:07
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Vielleicht hat es ganz praktische Gründe: Nehmen wir mal an, ich rechne damit, nächstes Jahr eine (Ausbildungs-) Stelle in meinem Wunschberuf zu bekommen. Wenn ich nun aber eine andere Ausbildung anfange, muss ich die nächstes Jahr dann abbrechen, was weder für mich, noch für den Ausbildungsbetrieb schön und sinnvoll ist. Mal abgesehen davon, dass mich der Ausbildungsbetrieb vielleicht gar nicht mal einstellt, wenn ich ehrlich bin und sage: "Ja, wissen Sie, eigentlich will ich ja XY werden. Und zu Ihnen komme ich nur, weil ich da noch keine Ausbildungsstelle gefunden habe...."
Also tut man lieber nichts um anderen einen Gefallen zu tun?
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Außerdem bedeutet keine Ausbildung zu machen ja nicht zwangsläufig, dass man gar nichts tut. Genauso kann es doch Leute geben, die diese Zeit mit "Jobben" ausfüllen und/oder ein Praktikum in ihrem Wunschberuf machen, das aber eben keine Ausbildung ist.
Es ging aber um jene die nichts machen und das ist der Zeitgeist - lieber nix als nicht 100%.


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03.08.2023 um 18:19
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Mal abgesehen davon, dass mich der Ausbildungsbetrieb vielleicht gar nicht mal einstellt, wenn ich ehrlich bin und sage: "Ja, wissen Sie, eigentlich will ich ja XY werden. Und zu Ihnen komme ich nur, weil ich da noch keine Ausbildungsstelle gefunden habe...."
Stimmt, genau wie Frauen die ihrem zukünftigen AG sofort erzählen das sie einen konkreten Kinderwunsch haben ;-)
Entweder man will den Job, die Ausbildung oder nicht - für letzteres findet man irgendwie immer mehr Gründe aber so richtig nachvollziehbar ist das Nichtstun nicht.


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03.08.2023 um 18:20
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Also tut man lieber nichts um anderen einen Gefallen zu tun?
Jemand in der NEET-Kategorie tut erstmal nur 'amtlich' nichts, das folgt im Wesentlichen der Struktur der amtlichen Statistik - was da tatsächlich real passiert ist eine andere Frage, da hinkt auch die Erfassung der Zeit ein wenig hinterher. Ansonsten, den berühmten Theologie'studenten' für ein oder zwei Semester gab es auch früher schon. Man darf nicht vergessen, dass ein Hauptargument für die Umstellung des Studiensystems war (berechtigterweise) dass es zu viele 'ewige' und Scheinstudenten gab, die eigentlich schon lange irgendwas Anderes machten, aber pro forma eingeschrieben waren um verschiedenste Vergünstigungen und Ermäßigungen des Studentenstatus mitzunehmen, vom Semesterticket angefangen über Versicherungen und so weiter. So gesehen messen die aktuellen Abbruchquoten und die Zahl der NEETs das gleiche Problem, aber auf eine andere Weise.


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03.08.2023 um 18:25
@bgeoweh
Naja, dennoch hat man jetzt knapp 60% wollende Studenten an deren Stelle es früher etwas über 30% waren.

Screenshot 20230803 182215Original anzeigen (0,2 MB)

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/72005/umfrage/entwicklung-der-studienanfaengerquote/

Das fehlt natürlich in den Berufsausbildungen massiv.

Schaut man sich dann an wieviele wieder abbrechen wird klar, das hier Wunsch (100%) und Realität (Durchschnittsperformer) komplett auseinandergehen:


Screenshot 20230803 182405Original anzeigen (0,2 MB)


https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.wmn.de/business/job/dieser-studiengang-hat-die-hoechste-abbruchquote-id435714%23:~:text%3DIm%2520Jahr%25202020%2520brach%2520etwa,Prozent%2520auch%2520ihr%2520Masterstudium%2520ab.&ved=2ahUKEwiH-a6i88CAAxVL4qQKHddkCVYQFnoECA8QBQ&usg=AOvVaw0wtWJGWJcWsBzZk2v7DV5N


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 18:26
Ich habe hier mal ein bisschen dazu gefunden, wo die Studienabbrecher bleiben. Da wird unterscheiden zwischen solchen, die vor dem abgebrochenen Studium schon eine abgeschlossene Berufsausbildung hatten, und solchen, die noch keine Erstqualifikation besaßen.

Von den Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen ohne vollqualifizierende Ausbildung vor dem Studium befanden sich 2  Jahre nach der Ex­matrikulation über ein Drittel in einer Ausbildung. Die Studienabbrecher mit vorheriger Ausbildung fassten erwartungsgemäß nach der Exmatrikulation eher im Erwerbsleben Fuß.

5 Jahre nach der Exmatrikulation schließlich waren in beiden Studienabbrechergruppen rund 70% im Erwerbsleben.

https://www.bibb.de/datenreport/de/2016/41980.php#:~:text=Von%20den%20Studienabbrechern%20und%20Studienabbrecherinnen,ein%20Drittel%20in%20einer%20Ausbildung.

Hm, ich finde ein Drittel der Studienabbrecher ohne Ausbildung 2 Jahre nach Exmatrikulation in einer Erstausbildung schon etwas wenig. Was machten die anderen 2/3 nach den 2 Jahren?? Arbeiteten die ohne Qualifikation irgendwo oder bezogen sie Transferleistungen?? Auch finde ich es nicht berauschend, wenn 5 Jahre nach Exmatrikulation ein knappes Drittel aus beiden Gruppen eben nicht in einem Arbeitsverhältnis standen und vermutlich (weiterhin) Transferleistungen beziehen.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

03.08.2023 um 18:29
Zitat von behind_eyesbehind_eyes schrieb:Naja, dennoch hat man jetzt knapp 60% wollende Studenten an deren Stelle es früher etwas über 30% waren.
Bei dem massiven Sprung 2011/2012 kann es sich eigentlich nur um eine Änderung der Systematik handeln, wie das erfasst wurde, aber ich habe jetzt auch nicht wirklich Lust mich einzulesen.


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