rhapsody3004 schrieb:Was nützen später mal zig Unternehmen, wenn es keine ausreichenden Mitarbeiter mehr für die Umsetzung einer Geschäftsidee gibt? Roboter als Mitarbeiter?
Das Problem ist ja hauptsächlich, dass sich die Tätigkeit der Leute verschiebt ... von dem was benötigt wird, zu dem was sie erfüllt. Und da sind wir ja nun schon angekommen. Der Markt ist überlaufen von Beratern, Verkäufern und Influencern ... obwohl Ingenieure, Produktionsmitarbeiter, Pfleger, Ärzte und Handwerker benötigt werden. Um das zu unterbinden, müsstest du einen Anreiz oder einen Zwang schaffen. Wie soll das aussehen?
Meine Antwort war gemünzt auf das Szenario, dass BWLer nicht mehr benötigt werden ... das führt dazu, dass diese sich neu erfinden müssen. Diese Aussicht wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten jedoch noch ganz andere Berufszweige erfassen. Welche das alle sein werden, können wir dabei noch nicht mal sicher sagen. Ob das nun eine tolle Aussicht ist, sei dahin gestellt. Aber Arbeit hat ja nun mal primär den Sinn, deinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Bricht die eine Möglichkeit weg, musst du eine neue schaffen. Das ist weder gut noch schlecht. Das ist einfach so.
rhapsody3004 schrieb:Dann sollte es das tun. Du hast mich doch verstanden oder? Jeder soll das machen, was ihm/ihr wirklich gefällt und nicht, was die Eltern fordern.
Geh ich konform.
rhapsody3004 schrieb:Doch, wenn sie dir Sprüche drückt oder dir einredet unbedingt was anderes zu machen. Wenns deine alleinige Entscheidung ist, alles gut.
Letztlich weißt du natürlich nie, inwiefern sowas auf deine Entscheidungsfindung Einfluss hat. Ich denke dennoch, dass es eine untergeordnete Rolle spielt. Ich sehe solche Äußerungen natürlich genauso kritisch.
rhapsody3004 schrieb:Wie meinst das genau? Noch mehr Automatisierung als Oberbegriff? Und dann? Noch mehr arbeitslose? Bedenke, nicht jeder wird sich umschulen lassen können oder werden neue Stelle alle auffangen können.
Nein. Eine vollständige Automatisierung ist im Handwerk ohnehin noch lange Zeit nicht möglich. Ich denke da eher an einer übergeordneten Organisation. Einer Interessensvertretung wie eben die Gilden oder auch Gewerkschaften. Der Großteil der Handwerker geht doch, wenn sie können, in die Industrie. Der Job ist monoton, die Absicherung jedoch enorm und der Verdienst besser. Wenn ich mir da als Beispiel Porsche vornehme ... warum sollte ein KFZ-Mechaniker noch in einer Werkstatt arbeiten, wenn er bei denen am Band mehr als das doppelte Jahresnetto mitnehmen kann, Absicherung durch die Gewerkschaft, geregelte Arbeitszeiten, regelmäßige Lohnerhöhungen und so weiter. Wenn man diesbezüglich einen Ausgleich herstellen könnte, würden viele bleiben. Am Band ist die Arbeit sicher nicht körperlich einfacher. Und interessanter sicher auch nicht.
rhapsody3004 schrieb:Das letzte natürlich auch. Bezos bspw. genießt kein so großes Ansehen mehr aus verständlichen Gründen.
Ja aber er ist doch nicht der Einzige. Superreiche erzeugen eine gewisse Skepsis, was ihrem Ansehen schadet. In der Wirtschaftspsychologie weiß man beispielsweise, dass Schönheit zu einer erhöhten wahrgenommenen Kompetenz beiträgt ... ist man jedoch zu schön, quasi makelos ... verkehrt sich dieser Effekt. Ich denke, das ist beim Vermögen in Relation zum Ansehen ähnlich. Vermögen trägt zum Ansehen bei, ab einer bestimmten Grenze, geht das Ganze in die andere Richtung. Das sind natürlich nur Empfindungen und entkoppelt von anderen Einflüssen, kann man das auch nicht bewerten. Schließlich stehen die Superreichen auch derart im Fokus, dass jede Menge Informationen rauskommen, die über uns niemals jemand mitbekommen würde.
militarynerd schrieb:Da spielt eher die richtige Idee eine Rolle, ich denke mehr MINTler gründen erfolgreich ein Unternehmen als BWLer.
Nagut, wenn sie keine Wahl haben ... werden auch die BWLer gründen
:D Ich hab schon mehrfach gelesen, dass sich BWLer nach dem Bachelor-Studium nicht genug auf eine Firmengründung vorbereitet fühlen. Aber darum ging es ja nicht. Meine Kernaussage war ja: Das Studium als solches ist vielleicht als Qualifikation nicht mehr relevant, dein erworbenes Wissen jedoch nicht. Was du daraus machst, ist am Ende immer dir überlassen. Wissen muss auch angewendet werden.
militarynerd schrieb:Auch das geht nur mit handwerklcihem Background.
Nein, sehe ich seit Jahren auf den Baustellen. Immer mehr Leute trauen sich an Renovierungen und an den Hausbau, ohne irgendeinen handwerklichen Background zu haben. Seit die Baustoffe preislich durch die Decke gehen hat sich das nur noch verschärft. Viele müssen das einfach machen, denen bleibt garnichts anderes übrig. Dann fragt man halt im Baumarkt oder schaut im Internet, irgendwie wirds schon gehen. Ob das nun in der Summe mehr Menschen machen als früher, dazu hab ich jetzt keine Statistiken gewälzt ... sofern es welche gibt. Denn Fakt ist natürlich auch, dass das vor wenigen Jahrzehnten ohnehin noch Standard war, dass man sein Haus in Eigenleistung baut. Aber dass fehlender handwerklicher Background die Leute abschreckt, das stimmt nicht mehr. Übrigens sehr zum Nachteil der Handwerker, die diese Soße ausbaden und nach der Kapitulation wieder gerade biegen sollen. Aber darauf lässt man sich sowieso nur aus Mitleid ein.
Aberacadabera schrieb:Das ist auch tatsächlich so. Ich, gelernte Kauffrau, habe die Hälfte meines Berufslebens in der freien Wirtschaft verbracht und die andere Hälfte jetzt im öffentlichen Dienst. Ich würde gerne wechseln, habe aber das Problem, dass mich die freie Wirtschaft nicht mehr nimmt, weil die kann doch gar nicht richtig arbeiten, nicht mit Stress umgehen, nur Kaffee trinken und Gesprächsrunden halten, der öffentliche Dienst woanders will mich aber auch nicht wirklich, weil ich eben nicht dort gelernt habe ( und nichts ist im öffentlichen Dienst wichtiger als der richtige Schulabschluss und die exakt passende Ausbildung, auch wenn aus Verzweiflung durch Fachkräftemangel immer mehr quereinsteiger genommen werden müssen, aber bitte nur im äußersten Notfall und wenn dann auch schlechter bezahlt).
Oh, danke für die Bestätigung. Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Aussage in dem Ratgeber als "Relikt aus früheren Zeiten" gehalten habe und nicht wirklich dachte, dass es heute noch so ist. Das finde ich sehr schade. Meine Mutter ist auch im öffentlichen Dienst, daher weiß ich, dass das meistens nur ein Klischee ist.
Aberacadabera schrieb:Grundsätzlich arbeite ich serviceorientiert, einfach weil das bei uns erwartet wird und ich es kenne aus der freien Wirtschaft. Ich kenne aber auch etliche Kollegen, die schei...en auf den Bürger, ganz ehrlich.
Das gibt es sicherlich überall. Selbst im Handwerk erlebst du solche Menschen.
Aberacadabera schrieb:Gleichzeitig will man aber auch nix zahlen, erwartet die eierlegende wollmilchsau, will nicht ausbilden und erst Recht will man keine jungen Leute für praktika. Das ist für mich jammern auf hohem Niveau und passt nicht zusammen. Das Ergebnis ist, dass immer weniger Leute immer mehr Arbeit zu erledigen haben, weil man stellen lieber unbesetzt lässt, dazu noch der wirklich hohe Krankenstand.
Weniger Leute, mehr Arbeit ... das hörst du mittlerweile leider echt überall. Das mit der Ausbildung finde ich besonders hart. Beim Lehrbetrieb habe ich beim Vorstellungsgespräch direkt nach Übernahmechancen gefragt. Man sagte mir, man könne das Gesellengehalt nur für berufserfahrene Gesellen zahlen, nicht für frisch ausgelernte Gesellen. Natürlich kommt die Schnelligkeit und Erfahrung mit der Zeit, aber wer soll dir die Möglichkeit geben, Erfahrung zu sammeln, wenn alle nur erfahrenes Personal wollen? Interessanterweise buhlte man dann am Ende doch darum, dass ich bleibe ... da hatte ich dann schon andere Pläne. Diese Doppelmoral kann einen nur noch aufregen.
Aberacadabera schrieb:Das thema Berufswahl und Schulabschluss ist bei mir Zuhause aufgrund der Kinder gerade hochaktuell. Ich sehe durchaus auch die Unterschiede zwischen uns früher und was die Schulen geleistet haben und den jungen Leuten heute und was die Schulen heute leisten.
Bei uns gab es seinerzeit zb zwei Mal ein dreiwöchiges Praktikum, dazu durchaus intensiv Bewerbungstraining und Berufsvorbereitung, dazu konnte man immer irgebdwo in der Freizeit oder den Ferien Praktikum machen.
Ob Lehrer wirklich fürs Bewerbungstraining taugen? Ich denke öfters mal an die Tipps zur Berufswahl und den Bewerbungen, die wir von Lehrern erhielten. Egal ob das auf der Regelschule, Berufs- oder Fachoberschule war. Ich glaub die hatten alle keinen Plan, wie die Welt außerhalb der Schule wirklich aussieht.
Das Beste wird sein, den Nachwuchs mit sinnvoller Literatur zum Thema zu versorgen und zu hoffen, dass sie diese auch benutzen. Und da sich auch viele auskunftsbereite Personaler im Internet rumtreiben, hilft es manchmal auch einfach in entsprechenden Foren zu suchen.