Woher kommt das Geld der EZB für Staatsanleihen?

Die EZB kauft immer noch Staatsanleihen. Woher kommt das Geld für den Kauf? Werden die Staatsanleihen jemals zurückgezahlt? Wenn nein, können die Schulden einfach so weiterlaufen bis zum St. Nimmerleinstag, ohne dass jemand die Schulden tilgt?

WotanWahn schrieb:Werden die Staatsanleihen jemals zurückgezahlt?

Es werden jedes Jahr Anleihen zurückgezahlt, sonst würden Griechenland und Co. nicht ständig Geld brauchen ... Wer seine früher ausgegebenen Anleihen nicht zurückzahlen kann, ist bankrott ...

Der ESM machte mit dem Anleihenhandel sogar Gewinn, weil die natürlich gut verzinst sind. Wenn das Finanzsystem nicht zusammenbricht, werden auch die EZB-Gelder zurückfließen. Die Anleihen haben eine Laufzeit von 2-30 Jahren ...

Woher das Geld kommt?

Die EZB schafft unser Geld (teils in Druck, teils "virtuell"). Da muss nichts eingezahlt werden. (gleichzeitig kann sie die Geldmenge aber auch verringern wenn nötig)

Je mehr Geld die EZB allerdings schafft desto höher wird die Inflation. Weil ja mehr Geld da ist wird es weniger wert.

Edit: dazu noch n Link hinterher (ist aber älter - Leitzins und "keine Inflation" stimmt nicht so ganz, hat sich herausgestellt ^^):

https://www.welt.de/wirtschaft/article2465009/Woher-nehmen-die-Notenbanken-diese-Milliarden.html

NeonMouse schrieb:Je mehr Geld die EZB allerdings schafft desto höher wird die Inflation. Weil ja mehr Geld da ist wird es weniger wert.

So ist es nicht. Dem neu geschöpften Geld muss auch immer ein reeller Gegenwert entgegen stehen, und der wird durch Wirtschaftswachstum generiert.

@Philipp

Der Gegenwert wird aber nicht eingezogen sondern dient nur als "Sicherheit" - er wird also nicht verbraucht o.ä., wie man das im normalen Handel hat.

Also gibt es das neu geschaffene Geld "on top".

@NeonMouse
Nein, das Geld fungiert als Vergleichswert zum Gesamtwert der produzierten Waren und erbrachten Dienstleistungen.

Angenommen, die EZB generiert nur so viel zusätzliches Geld, wie für den Ankauf von Staatsanleihen aus Griechenland, Italien und Spanien erforderlich ist. Dann wird zwar die Geldmenge in Griechenland, Italien und Spanien erhöht, nicht aber in Deutschland. Beeinflusst das trotzdem die Inflation in Deutschland?

NeonMouse schrieb:Die EZB schafft unser Geld (teils in Druck, teils "virtuell"). Da muss nichts eingezahlt werden. (gleichzeitig kann sie die Geldmenge aber auch verringern wenn nötig)

Je mehr Geld die EZB allerdings schafft desto höher wird die Inflation. Weil ja mehr Geld da ist wird es weniger wert.

Edit: dazu noch n Link hinterher (ist aber älter - Leitzins und "keine Inflation" stimmt nicht so ganz, hat sich herausgestellt ^^):

Falsch mit diesem Geld kann sie keine Staatsanleihen kaufen

NeonMouse schrieb:Je mehr Geld die EZB allerdings schafft desto höher wird die Inflation. Weil ja mehr Geld da ist wird es weniger wert.

Grundsätzlich richtig, im Detail ist aber die Umlaufgeschwindigkeit entscheidene und natürlich wie das Wirtschaftwachstum gegenüber steht.

Fedaykin schrieb:Falsch mit diesem Geld kann sie keine Staatsanleihen kaufen.

Womit dann?

Sorry das konnte ich nicht mehr Korregiern.

Nee das ist schon eine Aktion der Geldmarktpolitik.

Allerdings darfst du dir die EZB nicht wie eine Geschäftsbank vorstellen.

Allerdings gibt es eigentlich auch grenzen inwieweit die EZB an der Staatfinanzierung mitwirken darf.

Philipp schrieb:So ist es nicht. Dem neu geschöpften Geld muss auch immer ein reeller Gegenwert entgegen stehen, und der wird durch Wirtschaftswachstum generiert.

Das hängt jetzt ab von welcher Geldmenge wir Sprechen.

Giralgeld wir ja am Ende zb bei Kreditvergabe wieder vernichtet, so das es sich im Grund ausgleicht.



in wie weit das eine Inflation fördert ist abhängig davon "Wo" und "Wann" das Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangt.

Fedaykin schrieb:Allerdings gibt es eigentlich auch grenzen inwieweit die EZB an der Staatfinanzierung mitwirken darf.

Eigentlich gar nicht. Das ist ja das, was an dieser Sache extrem kritisch gesehen wird, da es sich hier doch wieder um eine "ums Eck" Staatenfinanzierung handelt, die der EZB an sich verboten ist....

Zum Thema Anleihenkäufe und Inflation:

http://www.manager-magazin.de/politik/europa/bundesverfassungsgericht-laesst-ezb-anleihekaeufe-vom-eugh-pruefen-a-1162897.html

Die Euro-Wächter um Notenbank-Präsident Mario Draghi wollen mit den Transaktionen vor allem die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation anheizen. Denn zum Start der Käufe waren die Preise teilweise gefallen, (...)

NeonMouse schrieb:Eigentlich gar nicht. Das ist ja das, was an dieser Sache extrem kritisch gesehen wird, da es sich hier doch wieder um eine "ums Eck" Staatenfinanzierung handelt, die der EZB an sich verboten ist....

Das meinte ich ja, wobei anzunehmen ist das auch diese Staatsanleihen abgezahlt werden müssen. Denn sonst gibt es wirklich eine böse Inflation und Liquiditätsenpass.

Natürlich kann die EZB die Gefahr umgehen das ein plötzlicher Bankrott auftritt.

NeonMouse schrieb:Die Euro-Wächter um Notenbank-Präsident Mario Draghi wollen mit den Transaktionen vor allem die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation anheizen. Denn zum Start der Käufe waren die Preise teilweise gefallen, (...)

Bin mir da jetzt nicht sicher, aber ich denke, da geht es darum, durch einen moderaten Inflationswert die Investitionen anzuheizen, und auch einer möglichen Deflation entgegen zu wirken. Die wäre nämlich richtig schlimm, denn dann geht die ganze Nachfrage zurück, und die Anbieter bleiben auf ihren Produkten hocken.

Fedaykin schrieb: wobei anzunehmen ist das auch diese Staatsanleihen abgezahlt werden müssen.

Das steht ausser Frage.

Und beantwortet auch die eingangs gestellte Frage: Ja, die Anleihen müssen zurückgezahlt werden.

Allerdings wird es auch kritisch gesehen, da man die Staaten so ja auch mit Schulden belastet.

Der vorgebliche Grund für die Staatsanleihen ist, die Staaten wieder flüssig zu machen bzw. damit sie ihre Verbindlichkeiten bei anderen Staaten begleichen können (für uns privat wäre das eine Umschuldung). Wenn man sich aber jetzt die Aussage von oben anschaut (Draghi möchte die Inflation erhöhen etc (auch die Niedrigzinspolitik hat unter andrem damit zu tun) dann sieht man, dass da auch noch andere Gründe auf der Agenda stehen.

Ich persönlich sehe diese Sachen sehr kritisch, allerdings, wenn ich einen Ausweg wüsste würde ich nicht mehr hier sitzen und mit euch schreiben ;)

NeonMouse schrieb:Der vorgebliche Grund für die Staatsanleihen ist, die Staaten wieder flüssig zu machen bzw. damit sie ihre Verbindlichkeiten bei anderen Staaten begleichen können.

Zum einen wohl das, und zum anderen geht es auch -wie weiter oben schon gesagt- darum, die Privatwirtschaft zu mehr Investitionen zu bewegen, wobei die ganzen Volkswirtschaften im Euroraum leicht befeuert würden.

@Philipp

Ja, das ist richtig. Man versucht immer, eine leichte Inflation zu halten. Wenn wir uns aber jetzt über Sinn und Unsinn dieser Politik unterhalten wollten würde das den Thread zu sehr aufblasen :D

WotanWahn schrieb:Angenommen, die EZB generiert nur so viel zusätzliches Geld, wie für den Ankauf von Staatsanleihen aus Griechenland, Italien und Spanien erforderlich ist. Dann wird zwar die Geldmenge in Griechenland, Italien und Spanien erhöht, nicht aber in Deutschland. Beeinflusst das trotzdem die Inflation in Deutschland?

Sehr wahrscheinlich ja. Die Staaten der EU arbeiten ja nicht in einer Blase, sondern es gibt ganz viel Handel zwischen unsren Staaten. Wird das Geld nun also in "reales Wirtschaften" investiert wird bei uns auch eingekauft (Material, Technik etc.). Und damit fliesst das Geld auch in unseren Markt - vereinfacht gesprochen.

Aber eine leichte Inflation zu halten ist ja auch das geldpolitische Ziel der EZB, und dass das ganze anfängt zu galoppieren sehe ich noch nicht wirklich. Also kann das durchaus für uns auch positiv sein.

Ich danke Euch für die Beiträge!