Ich knüpfe hier mal an das Thema an, weil ich es interessant fand.
Bezug genommen wird auf den Thread
Nationalstolz und Patriotismus nur für Erfolglose?@CPH-HH-AMSImmer höre und lese ich, dass Patriotismus und Nationalstolz nur für erfolglose sei und man nur auf eigene Taten stolz sein könne. Aber ist dem wirklich so? In jedem anderen Land gibt es Patriotismus oder Nationalstolz und ich glaube kaum, dass der Großteil der jeweiligen Länder in ihrem Leben nichts erreicht haben. Ist der Waldemar Skrzypek aus Kattowitz (Polen) ein erfolgloser, der nichts im Leben erreicht hat, und deshalb stolz auf Polen? Hat Niels Sørensen aus Aarhus (Dänemark) nichts im Leben auf die Reihe gekriegt und ist deswegen stolz auf sein Heimatland Dänemark? Ist Luuk van der Hoorn aus Amsterdam ein Versager und deshalb stolz auf seine niederländische Heimat? Ist Joao Aveiro aus Lissabon (Portugal) ein "erbärmlicher Tropf" (O-Ton Arthur Schopenhauer) und daher stolz auf seine Heimat Portugal?
Was ist Eure Meinung?
Quelle: CPH-HH-AMS
@BettmanBisher konnte noch kein Mensch vernünftig erklären warum man stolz darauf sein sollte einer bestimmten Nation anzugehören. Das hat ja wirklich überhaupt nichts mit eigener Leistung zu tun. Wenn man wirklich stolz auf seine Herkunft ist, spricht das dementsprechend sehr stark dafür, dass man eher ein armes Würstchen ist.
Patriotismus ist etwas anderes. Letzten Endes geht es da ja um eine Art „Liebe“ oder Verbundenheit zu einem Land. Für mich persönlich ist das immer noch etwas sehr abstraktes, aber wenn es die Leute glücklich macht sollen sie halt glücklich werden. Auch wenn nationales Denken definitiv nicht die großen Probleme unserer Zeit lösen können wird.
Den Großteil der von dir genannten Leute kenne ich nicht. Aber der ehemalige Bundestagsfraktionspressesprecher der AfD hat es ja schön auf den Punkt gebracht: „Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD“. Ich würde mal die Vermutung aufstellen dass die Denke der von dir genannten Kameraden nicht anders sein wird: Wie es „ihrem Land“ und den Leuten geht ist denen ziemlich egal. Wichtig ist dass das Geld am Ende des Monats stimmt. Und wenn man dafür ein wenig Patriotismus heucheln muss, dann ist das eben so. Irgendwelche Leute gehen den Plattitüden der Rattenfänger schon auf den Leim. Und das sind dann eben leider meistens die, die im Leben häufig weniger Erfolg hatten. Sei es in familiärer oder finanzieller Hinsicht.
Quelle: Bettman
Ich teile die Ansicht eher nicht, dass man bei einem grundlegenden Level des "Patriotismus" (vereinfacht ausgedrückt) eine arme Wurst sei. Vielleicht beim Nationalismus. Mir geht es nicht um frenetischen nationalistischen Eifer, denn die Dosis macht das Gift und das wäre zu viel des Guten.
Von einer gesunden Einstellung gegenüber dem eigenen Land (aber eben nicht ausschließlich!) gehe ich aus - bzw. es sollte normal sein. Zudem das Betrachten einer abstrakten "kollektiven Leistung" - für manche wirkt das nicht greifbar, doch äußert sie sich teilweise auch in harten Zahlen und Daten, etwa dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), einem verbindenden politischen System, einer Sprache sowie Kulturgütern.
Das wird auch nicht negiert, wenn man sich untereinander Spinnefeind sein kann oder ich mit Leuten aus aller Welt online oder sonst wie mehr zu tun habe als mit meinen Großstadtnachbarn - was in dem Fall sogar bei mir zutrifft. Ich weiß kaum was jene machen und kenne Leute die über den Globus verteilt sind besser.
Wie stehe ich grob also dazu?Von überzogenem Nationalismus halte ich nichts, der mündet zumeist einfach auf kleinem oder großem Niveau in interne und externe Konflikte. Wer eine positive Einstellung seinem Land und Leuten gegenüber hat ist für mich noch lange kein armes Würstchen und eine gewisse kollektive Leistung kann man durchaus würdigen. Die Dosis macht schlicht und ergreifend das Gift. Ich kann "Patriotismus" auch synonym mit gesundem sozialen Miteinander gleichsetzen, je nachdem wie genau man das Wort definieren möchte.
Ich rede weniger von einer Art "ethnischem Patriotismus", und eher so etwas oder Mixformen davon:
Wikipedia: VerfassungspatriotismusKurzum, einfach eine "gesunde Einstellung" und Mitwirken in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen, ohne sich als das Maß aller Dinge über andere zu erheben bzw. erheben zu wollen.
Ich weiß ferner nicht ob ich von "Stolz" sprechen würde, aber definitiv bin ich froh in diesem Land geboren worden und Teil davon zu sein. Viele Annehmlichkeiten die ich hier genieße sind eben nun mal Teil einer kollektiven Leistung auf die man durchaus auch stolz sein kann. Daher verstehe ich im Kern nicht das Argument, man könne nur auf das Stolz sein was man selbst erbracht hat. Gilt denn eine kollektive Teamleistung in der Schule, dem Arbeitsplatz oder in der Familie nicht? In dem Sinne kann ein Staat als sehr große Familie betrachtet werden, auch wenn nicht mit jedem Bürger ("Familienmitglied) gut Kirchen essen ist.
Ferner finde ich, dass diese "gesunde Einstellung" und auch gewisse Worte "normal" bzw. nicht verpönt sein sollten, denn ich empfinde es als dezenten Affront, dass reine Populisten das für sich kapern wollen.
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Zuletzt nochmal kurz zum Argument des "armen Würstchens" aus einer anderen Perspektive betrachtet. Ich verstehe durchaus, was man meint. Im Nationalistischen / Rechtsextremen gibt es diese Tendenz, vermutlich teils psychologisch/unterbewusst:
Wenn ich wirklich nichts habe oder die Schuld sonst wo sehe, dann ist es bequem mich über andere zu erheben oder mich an irgendwas zu klammern, was quasi ein fester Faktor ist der, nicht etwa wie Wirtschaftliches oder Soziales, festes Attribut mit Geburt ist - also die Herkunft.
Ich würde aber doch unterscheiden zwischen dem Level des "Eifers" (Wir erinnern uns: Dosis macht das Gift) sowie der genauen Argumentationsweise. Kurzum: Gesunde Einstellung und Mitwirken gut, überzogener Nationalismus und unterteilen nach ethnischer oder ähnlicher Wertigkeit schlecht.
Ich rede übrigens bei "Patriotismus" nicht zwingend vom freudigen Fahneschwenken, noch dem Phrasendreschen von Slogans usw. Es gibt viele dezente Formen praktischer wie mentaler Natur. Ich kann mir lustigerweise schwer vorstellen irgendwo vollgespickt mit Deutschlandfahnen rumzurennen oder die Fahne zu schwenken. Ich würde aber auch kein Problem damit haben, mich als eine Art "Patriot" zu sehen auch wenn der Begriff etwas verschmäht oder "altmodisch" erscheint, denn arbeitstechnisch (öffentlicher Dienst) gehe ich quasi schon Tätigkeiten nach, wovon, wenn auch eher indirekt, die Bevölkerung profitiert oder ich anderen ihre Arbeit ermögliche, von der wiederum die Bevölkerung abstrakt oder direkt profitiert.
Vielleicht wird eine positive Grundeinstellung zu Land und Leuten da vielleicht auch begünstigt oder irgendwie zu einem Minimum vorausgesetzt, da man nicht für "irgendwen" sondern "alle" arbeitet.
Zusammengefasst bedingt das am Ende nun mal meine Einstellung, wo andere ggf. viel kritischer wären oder das politisch/ideologisch wiederum anders sehen, ob noch mehr "Pro" (Nationalistisch, Extremisten) oder eher Anti ("Antideutsche" usw, ihr wisst was ich meine).