Sind Nationalismus und Patriotismus noch zeitgemäß?
14.12.2017 um 20:01DerKlassiker schrieb:Die Frage ist, ob dies tatsächlich ein Fakt ist oder v. a. in dieser Pauschalität doch eher Wunschdenken. Möglicherweise bist du ja "sehr lern- und anpassungsfähig" oder hälst dich dafür, ich dagegen würde mir dies nicht unbedingt so zuschreiben. Fakt ist also, wir sind beides Menschen, aber was stimmt nun?Zunächst meine ich den Menschen als solches (steht auch deutlich so da), also nicht dich oder mich als Individuum. Das nämlich, und da werde ich dir sicher nicht widersprechen, ist recht träge in seiner persönlichen Entwicklung.
Der Mensch als solches, der sich ja bekanntlich aus gutem Grund "sapiens" nennt, ist hingegen tatsächlich ein Meister der Anpassung, und hat es geschafft jeden auch noch so widrigen Lebensraum auf diesem Planeten für sich zu erschließen, um seine eigene Entwicklung voran zu treiben. Kein einziges uns bekanntes Lebewesen hat es innerhalb von so weniger Generationen je geschafft.
Es ist also ein evolutionäres Faktum, was ich da meinte. Relativ betrachtet, sicher.
DerKlassiker schrieb:Und selbst wenn, gibt es da eben auch Grenzen.Auch die halten sich in Grenzen. Kleiner Scherz, aber recht kreativ (sehr wichtig für den Menschen als solches :D ), wie du vllt zugeben wirst. ;)
Grenzen der evolutionären Entwicklung, die sich aber auch über die Generationen verwischen. Es gab schon alle möglichen Gemeinschaftsformen, die sich über eine gewisse Zeit bewährten, und auch immer wieder ablösten, weil ein bestimmter Entwicklungsstand eine andere Lebensweise bedingte. Auch die Wiederkehr zu ursprünglichen Gesellschaften findet sich innerhalb der heutigen Entwicklung, und auch das wird sozusagen am Rande der "normalen" Gesellschaften gerne gelebt. Im Grunde gab es kein Modell, das es noch nicht gab.
DerKlassiker schrieb:Das heißt, es benötigt durchaus so etwas wie ein kulturelles Konzept, auf dem so ein Staat fußt. Dazu gehört ganz offensichtlich eine wie auch immer geartete gemeinsame Erzählung, eine Historie, die die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen umschließt, gewissermaßen eine gemeinsame Identität, sonst wird es nichts mit einer Solidargemeinschaft, die doch weit über das Umfeld des Einzelnen, die Region etc. hinausgeht. Dies kann unterschiedliche Bezeichnungen haben, eine davon wäre Nationalismus. Die Nation ist sozusagen die Seele eines Staates, die den Geist (die Bevölkerung) und den Körper (die Institutionen) zusammenhält.Darauf werden übergeordnete, abstrakte Gebilde wie die Nation letztlich reduziert, weil es offenbar Mode wurde, und von der Weltgemeinschaft als momentan etabliertes Modell akzeptiert wird. Wenn man sich die Anfänge der Staaten anschaut, fußen die ersten Gemeinschaften eigentlich nur auf auf banalsten ökonomischen Notwendigkeiten, die irgendwie im Laufe der Zeit von den Beteiligten organisiert und durchökonomisiert wurden. Das ganze Brimborium drumherum ist eigentlich nur romantisches Beiwerk, das im Laufe der Zeit rein gedichtet wurde, um bestimmte politische Ziele zu propagieren, und dafür Menschen emotional zu manipulieren.
DerKlassiker schrieb:Nur weil der Begriff der Nation in der Vergangenheit für alles mögliche missbraucht wurde, muss das nicht zwangsläufig etwas ganz Schreckliches bedeuten. Dabei ist auch zu bedenken, dass die Dinge immer einem Prozess des Wandels unterworfen sind und sich auch im Laufe der Zeit verändern können.Dem stimme ich zu.