Sind Nationalismus und Patriotismus noch zeitgemäß?
14.08.2018 um 10:54Fierna schrieb:Da kann man sich übrigens heute noch "Dokumentationen" ansehen, wo die Römer blutrünstig und mordend durch die Lande ziehen und in vollkommener diktatorischer Willkür regieren, während die "Germanen" als eine Art freiheitsliebende Ur-Humanisten und -Demokraten dargestellt werden.Derartige Darstellungen gibt es ja auch zuhauf bzgl. der Kolonialgeschichte. Die zivilisatorischen Errungenschaften, mit denen die Römer Germanien beglückten, werden ja immerhin in Ehren gehalten, auch wenn Rom in der Tat eine Besatzungsmacht war. Sicher waren auch die europäischen Kolonialherren u. U. durchaus blutrünstige Besatzer und Ausbeuter (s. Ureinwohner Amerikas), aber die "Edlen Wilden" in den Kolonien waren eben genausowenig Humanisten und Urdemokraten wie die Germanen um Christi Geburt. Vor der britischen Herrschaft wurden in Indien z. B. munter Witwen verbrannt o. ä. Mahatma Gandhi, der schließlich das Kastenwesen abschaffte, war letzten Endes geprägt durch die humanistischen Ideale eben der britischen Kolonialherren. Das Bild vom ausnahmslos bösen Besatzer, der nichts anderes tut als den armen, reinen und grundguten Ureinwohner zu unterdrücken, stimmt eben in dieser Pauschalität nie, weder in Germanien noch in Indien oder Afrika, auch wenn jedwede Form von Fremdherrschaft aus heutiger Sicht selbstverständlich kritisch betrachtet werden muss.
@TearsOfAvalon
Deinen Ausführungen kann ich nur zustimmen. Interessant ist, dass gleichzeitig gewissen Migranten, die immerhin in einer humanistisch geprägten Gesellschaft leben, von der sie ja auch stark profitieren, zugestanden wird, dass sie dennoch die teilweise mittelalterlichen Weltbilder ihrer Herkunftsländer am Leben erhalten (z. B. Kopftuch). Heutzutage dürfte die Korrelation zwischen solchen Weltsichten und Diktatur, Krieg, Terror und dem damit verbundenen gesellschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Niedergang, den wir v. a. im Nahen und Mittleren Osten beobachten können, doch sehr viel offensichtlicher sein. Man bedenke dabei, dass es um 1930 weder Fernsehen noch Internet gab, Informationsmedien, über die heutzutage sogar die Bauern im hintersten Afghanistan verfügen.