Rassismus
20.10.2020 um 17:30DieGarnele schrieb am 11.10.2020:Ich finde es eher befremdlich wenn sich ein Haufen weiße das Recht rausnehmen zu bestimmen ob sich jemand bei einem bestimmten Wort beleidigt zu fühlen hat oder nicht.ich habe dieses Zitat rausgesucht und möchte damit eine Runde zum folgendem Beitrag von Cigdem Toprak im Tagesspiegel eröffnen
https://www.tagesspiegel.de/politik/rassismus-in-deutschland-ihr-linken-seid-genauso-ausgrenzend-wie-die-rechten/26284482.html
überschrieben ist der Artikel mit
Ihr Linken seid genauso ausgrenzend wie die Rechten!
sie schreibt:
Herabwürdigung, Arroganz, Ausgrenzung und Rassismus dagegen dort anzutreffen, wo man das am wenigsten erwartet – das erlebe ich in meiner deutschen Heimat, seit ich denken kann: bei den politischen Linken. Es geschieht sowohl in meinem persönlichen Beziehungen als auch in meinem beruflichen Umfeld. Und es erschwerte mir lange das Leben, es machte mich machtlos, weil man versuchte, mich davon zu überzeugen, dass mit allen alles stimme, nur mit mir nicht – politisch, sozial und auch persönlich....das ist es, was viele hier mMn schon lange diskutieren: Menschen werden auf ihre Herkunft reduziert, auf ihr Aussehen.
Wenn ich mich zwischen rechts und links entscheiden müsste, dann wäre ich links. Meine Familie definierte sich immer politisch links. Ich habe Verwandte in der Türkei, die der linken Studentenbewegung angehörten. Und ich kenne viele Menschen, die links sind und die sich in Gesprächen über die Doppelmoral vieler ihrer Genossen den Kopf zerbrechen. Ich merke aber, dass ihre Enttäuschung über ihr politisches Lager sie sich davon distanzieren lässt – weil auch sie, so empfinde ich es, sich nicht in der Lage fühlen, die Linken wachzurütteln. Dass sie mal aus ihrem Traum aufwachen, dass sie alle und stets menschlich, gut und korrekt seien. Und dabei übersehen, wie unmenschlich, wie böse und wie inkorrekt auch sie sein können.
Die politisch Linken sind nicht besser als das, wogegen sie zu kämpfen glauben. Auch sie reduzieren Menschen auf ihre Herkunft, auch sie diskriminieren, auch sie vertreten einen Klassismus, gerade weil sie die Identitätspolitik der Klassenfrage vorziehen, und auch unter ihnen herrscht ein unglaublicher kultureller Rassismus.
nicht auf das, was sie als Individuum ausmacht.
Und auch im Journalismus merke ich, dass ich von linksliberalen Medien lieber gemieden werde, weil ich anders denke, anders spreche und anders aussehe als sie. Und dabei geht es nicht um meine dunklen Haare und braunen Augen, sondern um meine stark geschminkten Augen, meine Creolen und meine Lederjacke. Ich sehe aus wie ein Mädchen von der Straße, unfähig, intellektuell zu sein.bis hierhin zu lesen ist schon lohnend. aber es geht noch weiter
Ach viele Linke sind rassistisch
Und ja, auch viele Linke sind rassistisch. Das habe ich wieder und immer wieder erleben müssen. Es ist ein kultureller Rassismus, der sich daran bemerkbar macht, wie sie mit dem „Anderen“ umgehen. Auch viele von ihnen grenzen Anderes aus, sehen es als minderwertig an, wollen über das herrschen, was nicht so ist wie sie.
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auch die Linken verstecken ihren Rassismus, aber es funktioniert bei ihnen geschickter, denn sie sagen: „Ich bin Antirassist, deshalb kann ich kein Rassist sein.“ So wird es immer schwieriger, Rassismus zu entlarven.
Die Menschen, für die sie zu sprechen vorgeben, sind nur Mittel zum Zweckauch hier wurde es schon angesprochen: Menschen, weiße Menschen, machen sich zu Fürsprechern Anderer -- in einer Art und Weise, als könnten diese nicht für sich eintreten.
Das Gefährliche an vielen Linken ist: Die vermeintlichen Opfer, für die sie zu sprechen versuchen, Schwache und Menschen mit Migrationshintergrund, werden von ihnen dehumanisiert. Sie werden wie Objekte und nicht wie Menschen behandelt. Und auch ihre politischen Gegner sind in ihren Augen keine Individuen, sondern Feindbilder. All diese Konfliktlinien, all diese Probleme, die in unserer Gesellschaft existieren und die wir nur bei den Rechten zu sehen glauben, machen also keinen Bogen um die politisch Linken.
Es geht aber nicht nur darum, zu sagen, dass Rassismus überall zu finden ist, sondern auch darum, dass die Linken dieses Thema für sich beanspruchen und instrumentalisieren und dann noch meinen, die Helden von Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland zu sein – also von Menschen wie mir. Meine Helden sind sie nicht, das waren sie nie.
Sie glauben, für mich sprechen zu könnenich halte das schon lange für einen Irrglauben, dass Menschen meinen, für Andere oder gar in deren Namen zu sprechen. Vollends bizarr ist mMn zB , wenn weiße alte Frauen (Renten -Alt.68er) im Ethnolook rumlaufen, aber anderen bei Faschingskostümen kulturelle Aneignung vorwerfen und meinen, sie sprächen damit im Namen sämtlicher indigener Völker Nord-und Südamerikas (Indianer genannt) .
Gleichzeitig aber glauben sie, dass sie für mich sprechen könnten, sich für meine Rechte einsetzen – und sie glauben, dass man von meiner Identität, einer von vielen Identitäten, die ich habe, meine politischen Ansichten ableiten könnte.
Dabei sind die Ansichten von Menschen mit Migrationshintergrund viel differenzierter und komplexer als das, was die politisch Linken als die eine Wahrheit in die öffentliche Debatte über Ausgrenzung und Anerkennung einzuschleusen versuchen.richtig! Viele Menschen erkennen und schätzen es als aufrichtiges Interesse an ihrer Herkunft oder ihrem kulturellen background wenn weiße Deutsche sie danach fragen, woher sie kommen.
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Nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund stören sich an der Frage „Woher kommst Du?“, nicht alle in den Communities wollen auch als „Deutsche“ gesehen werden, und nicht alle von ihnen sehen dieses Land als durch und durch rassistisch an. Ihre Meinungen über ihre Erfahrungen und Probleme hierzulande sind nicht ideologisch motiviert. Sie sind gesellschaftskritisch. Kritischer als die Linken.
Noch interessanter natürlich, wenn farbige Deutsche diese Frage nach der Herkunft stellen. Wenn also ein Deutsch-Afrikaner einen Nordafrikaner fragt: Woher kommst du ?
Solche Fragestellungen aber sind in Linken Kreisen gar nicht auf dem Schirm. Es MUSS rassistisch konnotiert sein, wenn ein Bio-Deutscher einen möglicherweise Zugewanderten nach seiner Herkunft fragt. Was die Überlegenheit des Deutschseins und gleichzeitige Abwertung anderer Herkunft und Kultur impliziert -- denn ansonsten ließe sich ja auch aufrichtiges Interesse in die Frage interpretieren - und nicht Rassismus.
Zumal man die Frage : Woher kommst du? gemeinhin unter Menschen stellt, die sich gerade bekannt machen miteinander. Die Frage als rassistisch einzuordnen, wenn sie einem Menschen mit anderer als der in Mitteleuropa überwiegend anzutreffenden Hautfarbe gestellt wird ud als nichtrassistische Frage, wenn sie Menschen gleichen Hautyps gestellt wird, zeigt ja schon: Es wird entlang der Hautfarbe entschieden.
Warum dieser Text hier sich an die Linken und nicht an die Rechten richtet?Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/rassismus-in-deutschland-ihr-linken-seid-genauso-ausgrenzend-wie-die-rechten/26284482.html
Weil Menschlichkeit, Toleranz, Respekt und Anerkennung keine Maxime eines politischen Lagers sind. Sie sind universell und zeigen sich, offenbaren sich immer dann, wenn man auf einen vermeintlich „Anderen“ trifft. Und gegenüber „Anderen“ sind viele Linke alles andere als tolerant und respektvoll. Sie können autoritär, ausgrenzend, arrogant und gewalttätig sein.
ich finde den Text jedenfalls reizvoll und nachdenkenswert.
Vielleicht diskutiert ihr ihn ?