abberline schrieb:Die Frage ist, wie oft man im Alltag in Deutschland dieses Schwarz/Weiss/hellhäutig/dunkelhäutig etc Ding überhaupt noch sagt. Kein Mensch sagt doch, dass hundert Schwarze und 100 Weisse in Firma xy arbeiten, sondern dass 200 Leute dort arbeiten.
das kommt darauf an, denn selbstverständlich wird immer auch in Gruppen unterschieden.......also Frauenanteil, Ausländeranteil, Schwerbehindertenanteil etc. Das ist ja auch nötig, auch die Gruppierung Weisse/Schwarze Menschen ist nötig, die sogenannte Farbenblindheit bringt einen keinen Schritt weiter, wenn man über Rassismus spricht oder gegen Rassismus agieren will.
Denn nur, weil man eine Gruppierung NICHT erwähnt/benennt ändert dies ja nichts daran, dass es sie a) gibt und b) diese Gruppen diskriminiert werden c) besondere Bedürfnisse haben d) geschützt werden müssen.
Grundsätzlich ist es natürlich so, dass in ganz normalen Gesprächen diese Unterteilungen nur dann nötig sind, wenn es um Beschreibungen geht (eingeschränkt) oder wenn es darum geht, die Probleme dieser Gruppen aufzuzeigen.
Wenn man also über jemanden spricht in einem Zusammenhang, wo Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Religion etc. TATSÄCHLICH eine Rolle spielen, dann sollte die jeweilige Gruppe/Person richtig und respektvoll benannt werden.
Und dann sollte nicht angefangen werden darüber zu debattieren, wie man solche Selbstbezeichnungen denn findet, ob sinnvoll oder nicht, ob die Person "Schwarz" genug ist, um "Schwarz" genannt zu werden etc.
Selbstverständlich nennen wir Personen beim Namen, wenn wir ihn wissen. Das können wir aber nicht immer, erst recht nicht, wenn es eben um Gruppen geht.
Man sollte auch mal versuchen, nicht gleich in den Verteidigungsmodus zu fallen, wenn von Rassismuserfahrungen berichtet wird. Abwehrend zu reagieren hilft nicht, die eigenen rassistischen Handlungen/Aussagen/Denke zu überwinden.
Und nein, man sollte keinen Menschen über Hautfarbe definieren, man kann sie aber auch nicht ignorieren....man sieht sie und sie hat für den Schwarzen Menschen Konsequenzen, die wir Weissen verursachen und mit denen Schwarze Menschen alltäglich leben müssen.
Deshalb ist "Farbenblindheit" nicht hilfreich. Sie ist eher ignorant.
Es wird auch immer wieder versucht, antirassistisches Verhalten auf "Verbote" zu reduzieren. Also wenn ich dies nicht sage oder tue, dann bin ich kein Rassist/rassistisch. Aber das ist nicht ausreichend. Man muss die Strukturen und das Erleben Betroffener verstehen wollen. Wer also abwehrend reagiert, wenn er auf ein möglicherweise rassistisches Verhalten, eine rassistische Aussage aufmerksam gemacht wird, sieht das nicht als Chance, sich weiter zu entwickeln, sondern ist empört, denn man ist ja keinesfalls rassistisch, es wird erklärt, relativiert.....selten wird es als Chance gesehen, dazu zu lernen, zu reflektieren, sich weiter zu entwickeln. Das ist sehr sehr schade, denn nur das führt dazu, Rassismus wirklich ernst zu nehmen und somit auch quasi von innen heraus weniger rassistisch zu handeln, zu denken ohne, dass man sich an "Verbote" halten müsste.