Rassismus

Abahatschi schrieb:Nö.
Der Schaffner, hier als mutmaßlicher Rassist in der Diskussion, hätte seinen Mund halten sollen und dem Fahrgast mit dem unpassenden Ticket ein erhöhtes Beförderungsgeld aufbrummen sollen, bei Problemen die Polizei rufen.
Case closed.

doch, er wollte ja offensichtlich dem Fahrgast verständlich machen, was das Problem ist, das hätte er ja auch machen müssen, wenn er erhöhtes Beförderungsgeld aufgebrummt hätte. Er hätte ganz allgemein fragen können, damit er jemanden findet, der arabisch spricht.
Mir ging es aber mehr darum, dass es bei Dir kein Zwischending gibt. Und doch, das gibt es, sofern mehr als die kopftuchtragende Person anwesend waren. Die kopftuchtragende Person fand es offenbar unproblematisch, sie ist ja mitgegangen, von daher muss man da auch kein größeres Problem draus machen, als es offenbar für die betreffende Person selbst war.

Tussinelda schrieb:Mir ging es aber mehr darum, dass es bei Dir kein Zwischending gibt

Ja, ist so. Das ist aber eine Anpassung an das allgemeine "sofort abstempeln"- > Rassist, ich lasse mich quasi von der Überempfindlichkeit anstecken.

Tussinelda schrieb:doch, er wollte ja offensichtlich dem Fahrgast verständlich machen, was das Problem ist, das hätte er ja auch machen müssen, wenn er erhöhtes Beförderungsgeld aufgebrummt hätte.

Ja, ein Fehler, dafür reicht Deutsch, das ist Amtssprache. Kein Schaffner muss sich um die Übersetzung kümmern, vielmehr muss einer im Ausland damit rechnen dass niemand seine Sprache spricht, deswegen ist man bestens beraten sich gewissenhaft um seine Tickets zu kümmern.

Meine Ratschläge nützen doch beiden Seiten: die Frau wird nicht "profiled" und dem Schaffner kann nichts vorgeworfen werden, lediglich der Ausländer muss mehr zahlen, sowie jeder Einheimische mit falschen Ticket auch.

Abahatschi schrieb:Ja, ein Fehler, dafür reicht Deutsch, das ist Amtssprache. Kein Schaffner muss sich um die Übersetzung kümmern, vielmehr muss einer im Ausland damit rechnen dass niemand seine Sprache spricht, deswegen ist man bestens beraten sich gewissenhaft um seine Tickets zu kümmern.

meine Güte, es passiert auch Menschen, die der Sprache mächtig sind, die oft mit Zug unterwegs sind und trotzdem einen Fehler machen. Jetzt ist es die Gewissenhaftigkeit der Person mit dem falschen Ticket, ist das nicht übertrieben? Ich finde es nett, dass der Schaffner versucht jemanden zu finden, der die Sprache spricht, der Schaffner hat vermutlich, so wie im Grunde jeder, gewisse Stereotype im Kopf, weshalb er explizit die Frau mit Kopftuch ansprach. Diese hat das allerdings offenbar locker genommen.

Tussinelda schrieb:gewisse Stereotype im Kopf, weshalb er explizit die Frau mit Kopftuch ansprach

Also ein Rassist. Dann wäre das ja geklärt.

Tussinelda schrieb:Ich finde es nett, dass der Schaffner versucht jemanden zu finden, der die Sprache spricht

Ich fände es auch nett, aber nicht mehr in unserer Gesellschaft, jetzt psychoanalysieren wir sein Rassismus:

Tussinelda schrieb:so wie im Grunde jeder, gewisse Stereotype im Kopf, weshalb er explizit die Frau mit Kopftuch ansprach.

Tussinelda schrieb:Diese hat das allerdings offenbar locker genommen.

Wenn die wüsste was ihr passiert ist, nicht wahr?

Tussinelda schrieb:Jetzt ist es die Gewissenhaftigkeit der Person mit dem falschen Ticket, ist das nicht übertrieben?

Nein. Ich nehme an er hat mehr zahlen müssen auch nach der Erklärung auf arabisch.

Tussinelda schrieb:meine Güte, es passiert auch Menschen, die der Sprache mächtig sind, die oft mit Zug unterwegs sind und trotzdem einen Fehler machen. Jetzt ist es die Gewissenhaftigkeit der Person mit dem falschen Ticket, ist das nicht übertrieben? Ich finde es nett, dass der Schaffner versucht jemanden zu finden, der die Sprache spricht, der Schaffner hat vermutlich, so wie im Grunde jeder, gewisse Stereotype im Kopf, weshalb er explizit die Frau mit Kopftuch ansprach. Diese hat das allerdings offenbar locker genommen.

Es ging ja darum ob die Situation Rassimus ist, und ich denke ja.

Was an Gesetzmäßigkeiten dahinter steckt ist Thread-OT

Ich finde es wie du auch vernünftig vom Schaffner die Situation um das falsche Ticket zu erklären.

Was ich aber denke ist, dass nur weil die Kopftuch tragende Frau es locker genommen hat, es nicht weniger Racial-Prifiling ist.

gagitsch schrieb:Was ich aber denke ist, dass nur weil die Kopftuch tragende Frau es locker genommen hat, es nicht weniger Racial-Prifiling ist.

Wobei der Frau ja nichts Schlechtes oder Negatives unterstellt wurde, sondern "nur" die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sprachgruppe. Die Frau hätte es aber natürlich negativ auffassen können, wenn sie beispielsweise stattdessen Farsi beherrscht und sich als iranischstämmig gesehen hätte (nach dem Motto "Nicht jeder Mensch islamischen Glaubens spricht Arabisch").

martenot schrieb:Wobei der Frau ja nichts Schlechtes oder Negatives unterstellt wurde, sondern "nur" die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sprachgruppe.

Ich habe gelernt:
Das ist im Grunde Racial Profiling und der Schaffner wendet mit dieser Methode faktisch ein rassistische Methode an, zu prüfen wäre ob wir es hier mit einem Rassisten zu tun haben. Manche meinen imo auch das rassistisch handelnde Menschen Rassisten sind.

Ich habe den Tweet, Naja neuerdings sind es ja Posts, auch gelesen und mir stellte sich sofort auch die Frage.

gagitsch schrieb:Was ich aber denke ist, dass nur weil die Kopftuch tragende Frau es locker genommen hat, es nicht weniger Racial-Prifiling ist.

das ist racial profiling:

Mit „Racial Profiling“ wird die Methode bezeichnet, das physische Erscheinungsbild, etwa Hautfarbe oder Gesichtszüge, einer Person als Entscheidungsgrundlage für polizeiliche Maßnahmen wie Personenkontrollen, Ermittlungen und Überwachungen heranzuziehen.

Quelle: https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/publikationen/detail/racial-profiling-menschenrechtswidrige-personenkontrollen-nach-22-abs-1-a-bundespolizeigesetz#:~:text=Empfehlungen%20an%20den%20Gesetzgeber%2C%20Gerichte,Personenkontrollen%2C%20Ermittlungen%20und%20%C3%9Cberwachungen%20heranzuziehen.

martenot schrieb:(nach dem Motto "Nicht jeder Mensch islamischen Glaubens spricht Arabisch").

exakt. Und nicht jeder Mensch mit Kopftuch ist muslimisch.

Tussinelda schrieb:exakt. Und nicht jeder Mensch mit Kopftuch ist muslimisch.

Das stimmt natürlich, aber derzeit tragen wohl nur wenige nichtmuslimische Personen ein Kopftuch - im Gegensatz zu den Siebzigerjahren, als Kopftücher bei Frauen eine gängige Kopfbedeckung waren. Meine Mutter hatte damals eine ganze Sammlung davon.

Wobei es wohl auch an der Art des Tuches hängt, wie man es wahrnimmt. Es gibt ja auch so "Bandanas", die oft so getragen werden, dass sie nicht religionsbezogen wirken, weil ein größerer Teil der Haare unbedeckt bleibt.

martenot schrieb:Die Frau hätte es aber natürlich negativ auffassen können, wenn sie beispielsweise stattdessen Farsi beherrscht und sich als iranischstämmig gesehen hätte (nach dem Motto "Nicht jeder Mensch islamischen Glaubens spricht Arabisch").

Um das mal auf die Spitze zu treiben, nicht jeder Mensch mit Kopftuch muss eine Frau sein.

Customer schrieb:nicht jeder Mensch mit Kopftuch muss eine Frau sein.

Klar, die erwähnten Bandanas oder andere Wickeltücher für den Kopf können auch aus Sonnenschutzgründen oder beim Sport getragen werden, auch von Männern. Wobei man bei kopftuchtragenden Männern in der Regel nicht von religiösen Gründen ausgehen kann, oder?

Customer schrieb:Um das mal auf die Spitze zu treiben, nicht jeder Mensch mit Kopftuch muss eine Frau sein.

Hätte auch eine katholische Nonne sein können...dieser Schaffner hat Riesenglück gehabt, er hat eine Person angesprochen von der er dachte die könnte arabisch sprechen und die sprach tatsächlich arabisch.

Abahatschi schrieb:Hätte auch eine katholische Nonne sein können...

Nonnen haben aber in der Regel ein Habit, das sich optisch recht eindeutig von islamischen Kopfbedeckungen unterscheidet, zumal bei Nonnen auch noch andere Attribute dazu kommen (z.B. ein Kreuz), die die Sache eindeutig machen.

@martenot
Da kann man das relativierende #alle #nicht alle Spiel spielen:

martenot schrieb:Nonnen haben aber in der Regel ein Habit

Nicht alle.

martenot schrieb:bei Nonnen auch noch andere Attribute dazu kommen (z.B. ein Kreuz), die die Sache eindeutig machen.

Auch hier: nicht alle.

Derweil frage ich mich warum sich alle Menschen in Deutschland mit deutsch ansprechen, weil ja nicht alle deutsch sprechen.

martenot schrieb:Klar, die erwähnten Bandanas oder andere Wickeltücher für den Kopf können auch aus Sonnenschutzgründen oder beim Sport getragen werden, auch von Männern

Richtig, aber du hast dich genauso an äußerlichen Merkmalen orientiert, wie der Schaffner. Das wollte ich damit verdeutlichen.

Tussinelda schrieb:Man kann ganz allgemein fragen, ob jemand vielleicht arabisch spricht.

Das stell ich mir echt hart vor. Im Abteil zu stehen laut zu rufen "Kann hier wer Arabisch". KAnn mir genau vorstellen wie alle Köpfe im Abteil sich zu der Frau drehen, schon hat man ein ganzes Rassistisches Abteil nur weil man ganz nach der PC lehre die Frau nicht direkt ansprechen wollte. Muss dann richtig unangenehm für sie sein

antrax0815 schrieb:Das stell ich mir echt hart vor. Im Abteil zu stehen laut zu rufen "Kann hier wer Arabisch". KAnn mir genau vorstellen wie alle Köpfe im Abteil sich zu der Frau drehen, schon hat man ein ganzes Rassistisches Abteil nur weil man ganz nach der PC lehre die Frau nicht direkt ansprechen wollte. Muss dann richtig unangenehm für sie sein

ich finde es viel härter, dass Du davon ausgehst, dass dann alle sich zu der Frau drehen.
Für mich ist das genau so, wie wenn man fragen würde, ist hier jemand ein Arzt?

Tussinelda schrieb:ich finde es viel härter, dass Du davon ausgehst, dass dann alle sich zu der Frau drehen.

Glaubst du echt es wäre anders ? Im Endeffekt macht niemand was anderes als das was der Schaffner in dem Fall gemacht hat.

Abahatschi schrieb:Ja, ein Fehler, dafür reicht Deutsch, das ist Amtssprache. Kein Schaffner muss sich um die Übersetzung kümmern, vielmehr muss einer im Ausland damit rechnen dass niemand seine Sprache spricht, deswegen ist man bestens beraten sich gewissenhaft um seine Tickets zu kümmern.

Na zum Glück sind dann doch die meisten Menschen, gerade wenn es Ortsfremde betrifft, eher hilfsbereit und nicht so unfreundlich, bürokratisch und kalt.
Und nein, damit macht sich ein Fahrkartenkontrolleur nicht zum Rassist.