Rassismus
06.01.2022 um 09:31shionoro schrieb:Das ist bei der Frage nach der Herkunft insofern gegeben, als dass Poc Menschen dadurch regelmäßig daran erinnert werden, dass man sie nicht als gebürtige Deutsche ansieht, sondern als von 'woanders her'.Nur ist die Sache die, dass sie gar nicht wissen können, ob es tatsächlich so ist, sondern sie setzten es einfach voraus, was ebenso wie gesagt falsch sein kann. Mann kann durchaus jemanden aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung nach seiner Herkunft oder seinen Wurzeln fragen, und dennoch vollkommen davon überzeugt sein, dass er 100% deutsch ist, bzw zumindest sein kann. Das schließt sich doch gar nicht aus.
Hier sehe ich eine Übersensibilität der Leute, die einem gleich irgendwelche Absichten unterstellen, die es nicht geben muss, und da heißt es auch von Seiten jener, die sich gleich ausgeschlossen fühlen, Ruhe walten zu lassen. Ihrerseits zu erfragen, worum es hier eigentlich geht. Nicht gleich zu blocken, und die Rassismus Keule auszupacken.
Der Punkt ist, dass sich das Ganze in diesen Extremfällen, wo sich einer sofort ausgeschlossen fühlt, weil ihn jemand nach den Wurzeln fragt, ohne zu wissen, was der Fragende da eigentlich genau wissen will, etwas paranoid und überhastet anfühlt.
Mag ja sein, dass viele alltagsrassistische Erfahrungen machen, und zwar täglich,
Mag auch sein, dass das einen etwas dünnhäutig machen kann. Trotzdem sollte man einen Fragenden in dieser Situation seinerseits nicht so pauschal verurteilen, sonst ist man selbst keinen Schritt weiter, als jeder andere, der sich irgendwelche Vorurteile pflegt.
shionoro schrieb:Nein. Struktureller Rassismus kann auch dann vorliegen, wenn niemand es böse gemeint hat. Beispielsweise dadurch, dass eine wohlmeinende Tat oder ein neutraler Prozess im Ergebnis trotzdem zu einer Diskriminierungserfahrung führt.Hab ich da was anderes gesagt? Ist mir grad nicht bewusst.
Struktureller Rassismus muss eben auch dieses Momentum der Herabwürdigung, Ungleichbehandlung aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit, und der daraus resultierenden Diskriminierung beinhalten. Egal ob es einer böse meint oder nicht, klar.
Das ist ja der Maßstab, den ich auf die Frage nach Herkunft lege, und ich sehe eben nicht, wo denn Leute mit der bloßen Frage (also ganz neutral betrachtet und ohne Hintergedanken, was der Fragende jetzt damit meinen könnte) diskriminiert werden. Wo ihnen genau damit das Deutschsein abgesprochen wird. Es stimmt einfach nicht, dass es da schon passiert.
Fakt ist doch, dass man durchaus auch woanders geboren sein kann, dass seine Eltern Einwanderer sein können, dass man ein Mischling ist, usw.. und trotzdem die deutsche Staatsbürgerschaft haben kann, und ein vollständiges Mitglied dieser Gesellschaft sein kann. Die Frage nach der Herkunft hebelt diese Tatsache niemals aus.
Selbst wenn es Zeitgenossen gibt, die an Blut und Boden glauben, und die das anders sehen .. aber das weiß man da noch gar nicht, ob es wirklich so ist.
Man weiß einfach nicht, was der Fragende mit dieser Frage bezweckt. Das ist der Punkt, den man hier im Hinterkopf haben muss, wenn man seinerseits nicht jemanden falsch beschuldigen will.