fumo schrieb:Integration:
- Der Zuwanderer hält sich an die Gesetze und Verordnungen
- Die deutsche Sprache ist mindestens eine Behelfssprache, die jedoch nur zu gewissen Anlässen eingesetzt wird (Behörden, Ärzte, Bäcker usw.)
Nein, das ist nicht Integration, das ist eine Protoform, wenn der Migrant noch nicht lange hier ist und sich noch nicht mit Sicherheit sasgen lässt, ob es zu Integration oder Assimilation tendieren wird, also ein Status in Knospenform. Als entwickelte Form ist dies weder Integration noch Assimilation, sondern "Parallelexistenz". Das mag für einen Flüchtling ausreichen, der in absehbarer Zeit wieder abhaut, aber nicht für einen, der länger hier bleiben oder gar die Staatsbürgerschaft annehmen will.
fumo schrieb:Assimilation:
- Der Zuwanderer hält sich an die Gesetze und Verordnungen
- Die deutsche Sprache ist Alltagssprache geworden; die Muttersprache wird zur Behelfssprache (Familie und Verwandte usw.)
- Der Zuwanderer steht exogenen Kontakten und Freundschaften offen gegenüber und beschränkt diese nicht mit Vorsatz auf die eigene endogene Gruppe.
- Der Zuwanderer steht exogenen Partnerschaften offen gegenüber und beschränkt diese nicht mit Vorsatz auf die eigene endogene Gruppe.
Das könnte sowohl Integration wie auch Assimilation bedeuten. Für uns: mission accomplished, Ziel erfüllt.
Es ist aber nur ein Ausschnitt: Wie lebt er sonst? Hat er mit der Sprache auch seine Kultur, seinen Glauben, seine einstigen Peer Groups abgeworfen und umgibt sich jetzt nur noch mit Deutschen, um in der öffentlichkeit - abgesehen von den unverändrerbaren optischen Kennzeichen, die auf eine außereuropäische Herkunft hinweisen - als Deutscher durchgehen zu können? Wenn man diese Fragen mit ja beantworten kann, muss man tatsächlich von Assimilatkion sprechen; alles, was seine ursprüngliche Identität ausmachte, ist Substrat; alles Deutsche ist Superstrat. Er wird versuchen seine Kinder in der deutschen Sprache zu erziehen und im Extremfall sogar darauf verzichten ihnen seine eigene Muttersprache beizubringen.
Bei Integration wird, was diese kulturellen Spezifikationen (nicht zu verwechseln mit Normen und Werten) angeht, zu einer Fusion beider "Kulturen" zu bringen, also eine "doppelte Kultur" herzustelölen, die Neues (Deutsches) überniommt und Altes (Herkömmliches) konserviert. Die Kinder lernen dann zB zwei Muttersprachen und können später wählen, für welche Religion sie sich entscheiden oder ob sie Atheisten sein wollen. Das Gleiche gilt für die Essgewohnheiten, Bekleidung (Kopftuch ja oder nein) etc. Also eine liberale Haltung, in der man sich die Nähe oder Distenz zu der einen oder anderen Kultur selbst aussuchen kann, bis oder wie es "passt".
fumo schrieb:Und diese Punkte sind für mich nicht verhandelbar, wenn ein Mensch längerfristig in Deutschland leben möchte, denn ein Abweichen von diesen Assimilationspunkten führt zu einer gesellschaftlichen Spaltung, zu Abgrenzung und zur Bildung von Parallelgesellschaften.
Nein, das ist falsch, weil du es mMn nicht gründlich und konsequent genug durchdacht hast. gerade die Freiheit zu wählen, wie nah und wie fern man kulturellen Einflüssen der einen und anderen Seite sein will, ist eine extrem westliche Haltung und ein Markenzeichen (water proof) für gelungene Integration und eben nicht Assimilation, denn bei Assimilation hat er keine echte Wahl, als alles, was seine Herkunfts-Kultur ausmacht, abzulegen, bis in den Glauben hinein, denn hier in Deutschland wird einer mit islamischem Glauben nicht richtig angenommen, wenn man weiß, dass er Muslim ist. Er muss als Asiimilierter seinen Glauben also immer verstecken, so wie das ein Christ auch tut, der davon ausgeht, das Glauben eine individuelle und rein persönliche Angelegenheit ist und die anderen nichts angeht, so dass man nicht weiß, ob er Christ ist oder Atheist. Das ist bei uns die Normalform, kann für einen Migranten mit anderem kulturellen Hintergrund aber nie die Normalform sein, sondern nur die assimilierte. Hat man es mit einem Integrierten zu tun, weiß man, oder ahnt es, dass er Muslim ist, weil er sich bisweilen zurückzieht (zum Gebet?) und in der Kantine nur halal isst (Vegetarier oder Muslim? wahrscheinlich Letzteres, weil er Hähnchen und Pute nicht verschmäht).
fumo schrieb:Wenn ein muslimischer Zuwanderer nicht mit einem Deutschen befreundet sein möchte, weil dieser entweder eine andere Nationalität hat oder einen anderen Glauben vertritt, dann ist das Rassismus, weil die eigene endogene Gruppe (Religion, Volkszugehörigkeit) als höherwertig und alles andere als ablehnenswert erachtet wird.
Das Gleiche gilt für Partnerschaften. Wenn ein Mensch aufgrund seiner Staatsangehörigkeit oder Religion als Partner abgelehnt wird - was bei Jesiden sehr stark ausgeprägt ist und zum Ausschluss aus der Religionsgemeinschaft führt -, dann ist das ebenfalls Rassismus.
Nein, das ist nichrt Rassismus, das nennt man Kulturchauvinismus. Rassismus ist was anderes und wird vor allem anders definiert.
Wikipedia: RassismusWikipedia: Chauvinismus#Religi.C3.B6ser Chauvinismushttp://www.taz.de/!776486/fumo schrieb:Und dieser Rassismus, der sich in Parallelgesellschaften zeigt, kann und darf in diesem Land nicht länger toleriert werden;
Wenn es um Integration geht, gilt das auch für die andere Seite: Wir dürfen andere aufgrund ihres Namens nicht als minderwertig behandeln und ihnen geringere Chancen bei der Job- und Wohnungssuche einräumen, denn solange wir das tun, sind wir selbst eine "Parallelgesellschaft" ihnen gegenüber und verwehren ihnen die volle Mitgliedschaft in "unserer Gruppe".
Integration zeichnet sich gegenüber Assimilation in erster Linie also dadurch aus, dass die die Bilateralität der Verhältnisse anerkennt wird und nicht zur Unilateralität zwingt.
sacredheart schrieb:Aber welche kulturellen Bereicherungen bringt uns denn die Zuwanderung von fundamentalislamischen Arabern und Nordafrikanern?
Schön, dass du die kulturelle bereicherung auch siehst. Daher lässt sich die diese anschließende Frage aus meiner Sicht auch leicht beantworten: ein Rückflugticket, sofern sie die geltenden Gesetze missachte und hier anfangen zu missionieren. Es ist ihnen hier inzwischen ja sogar verboten Korane zu verteilen, ist also nicht so, als täten wir nichts.
sacredheart schrieb:Was kommt denn als kulturelle Vermischung heraus, wenn man eine recht liberale Sexualmoral mit Steinigungen und Ehrenmorden und Kinderehe mischt? Gut, das Beispiel ist extrem.
Soweit ich weiß, wird Mord bei uns mit "lebenslänglich" bestraft. Da die Diskussion aber die Grundannahme voraussetzt, dass Normen und Werte (= Gesetze und Verfassungen) unverhandelbar sind, es also nur um die weiter gehende Frage der kulturellen Kompatibilität geht, ist das ein erneuter Strohmann, den du uns hier unterjubeln willst. Ich erwarte hier etwas mehr Diskursdisziplin.
fumo schrieb:Bereits zugewanderte Menschen, die unter genannte Kategorie fallen, sollten auch schnellstmöglich abgeschoben werden; ungeachtet einer eventuellen Konsequenz in ihrem Herkunftsland.
Ich schrieb es schon x Mal: Man kann schlecht in ein Herkunftsland abschieben, in dem Krieg tobt (das gilt auch für Afghanistan) oder politische und religiöse Verfolgung herrscht (das gilt zB für Somalia und Sudan).
fumo schrieb:Und die Menschen - einschließlich mir - sehen nicht die Notwendigkeit, in ihrem eigenen Land Abschottung gegenüber der Leitkultur zu tolerieren.
Da haben wir wieder unseren Leitkulturchauvinismus. Die für mich spannende und ungeklärte Frage wäre, inwieweit wir die Abschorttung gegenüber der herrschenden Kultur nicht selbst inszenieren und verursachen, um hinterher sagen zu können, ihre Kultur sei mit der herrschenden inkompatibel, und sie entsprechend leichter wieder abschieben zu können. So kann man es sich natürlich sehr einfach machen, man muss die Verhältnisse nur so zuspitzen, dass man den schwarzen Peter immer dem Migranten zuspielen kann. Das ist dann aus meiner Sicht auch unzumutbarer Machtmissbrauch.