Österreichische Innenpolitik (Sammelthread)

Die Dodldichte in den Verbindungen ist schon ziemlich beträchtlich, aber letztlich wird in diese altnationale Romantik wesentlich mehr von außen reininterpretiert als dahinter ist. Freilich haben die Burschis in der Relation zu ihrer gesellschaftlichen Bedeutung (nahe am Nullpunkt) relativ viel zu sagen, sie haben sich das gewissermaßen in den freiheitlichen Wirren von Post-Knittelfeld ersessen. Hat man zu viele zu lange von denen auf einen Haufen, wird´s aber auch wieder Wahlniederlagen geben, der gewöhnliche Blauwähler ist zwar sicherlich nicht migrantenfreundlich eingestellt, aber auch nicht deutschnational...

Diejenigen, die den Blauen latenten Deutschnationalismus vorwerfen, sind aber auch spezielle Vögel. Bei jeder Gelegenheit wird die Verabscheungswürdigkeit von Nationalismus (und Nation) runtergebetet, aber wenn´s drum geht den Blauen eins auszuwischen, ist die österreichische Nation gut genug.

Destructivus schrieb:der gewöhnliche Blauwähler ist zwar sicherlich nicht migrantenfreundlich eingestellt, aber auch nicht deutschnational...

aber durch die wahl der blauen bekommen sie das (leider)!

Wo denn außer symbolisch?

In der Verbindungsszene gibt es einige Umwälzungen.

Bei den Burschenschaften geschieht das durch die erwähnten Dachverbände NDB und ADB.

Die NDB konnte nach ihrer Gründung 1996 mit acht Bünden zunächst einige weitere Bünde aufnehmen, verlor dann aber ab 2011 wieder viele Bünde.
Die Organisation des Dachverbandes erwies sich als nicht straff genug.

Die ADB wurde Ende 2016 mit über 20 Verbindungen gegründet und steht politisch zwischen der NDB und der DB.
Dort muss man nicht "blutsdeutsch/biodeutsch" sein, sich aber deutlich zum deutschen Vaterland bekennen. Die meisten Verbindungen fechten auch Mensuren.
Anders als die NDB ist die ADB stärker medial aktiv. Besonders in den sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram stellen sie sich gut auf. Ich habe selber getestet, dass auf Anfragen schnell reagiert wird.

Vorausgegangen waren schwere innere Auseinandersetzungen in der Deutschen Burschenschaft, bei der so viele Bünde ausgetreten sind, dass sich der Verband von deutlich über 100 auf rund 70 Mitgliedsbünde reduzierte.
Dabei war es zu Kämpfen zwischen der liberalen IBZ und der BG (Burschenschaftliche Gemeinschaft) gekommen.
Die BG steht weit recht und hat einen sehr hohen Anteil an österreichischen Bünden (die sich als deutsch sehen).
An der ADB haben österreichische B!B! bislang kein Interesse gezeigt.

Streitgründe in der DB gab es viele, kulminiert und in die Medien gelangt ist der Konflikt aber dadurch, dass sich die Mannheimer B! Hansea nicht von einem chinesischstämmigen deutschen Bundesbruder trennen wollte.
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/kai-ming-au-spricht-ueber-den-austritt-aus-der-deutschen-burschenschaft-a-874424.html

"Nicht alle Burschenschafter sind außen blau und innen braun, aber viele Landsleute, die sich lieber im deutschen Volk statt in Österreich sehen, sind nun mal Burschenschafter. Ähnliches gilt für Antisemitismus, EU-Feindlichkeit, Antiliberalismus, ein antiquiertes Frauenbild und viel anderes Reaktionäres." Das schrieb kürzlich der ÖVP-Bürgermeister von Tulln, Peter Eisenschenk.
http://mobil.derstandard.at/2000067134612/Heil-Burschenschafter-verhandeln-unsere-Zukunft

wieder mal ein schön zusammengefasster artikel über die fpö-spitze bzw s(chwarz)r(ot)g(old)-fraktion!

Es gibt noch mehr Korporiertenverbände, die Verbindungen in Deutschland und Österreich umfassen.

Das sind nicht nur Burschenschaftler. Nur sind die deutlicher politisch.

Momentan stellt sich in Österreich bei den kleinen Parteien die Frage, ob die Sex-Vorwürfe gegen Peter Pilz berechtigt sind oder ob er gerade jetzt angegriffen wird, wo klar ist, dass er die Grünen auch auf Landesebene herausfordern wird!

Pilz tritt wohl zurück, aber es scheint so, als wolle er noch massiv zurückschlagen!

Das ist ja unfassbar, was da bei den Grünen in Österreich passiert ist, wenn das stimmt, was Pilz sagt.

Das ging jetzt erstaunlich schnell und ist eigentlich verdammt schade, er wäre fürs Parlament eine wichtige Ergänzung gewesen und wurde daher auch gewählt. Wenigstens ist das ein konsequenter Schritt, wenn man davon ausgeht dass die Vorwürfe stimmen.

Das gesamte linke Spektrum scheint zu implodieren, kein Wunder dass die Leute zu den Rechten laufen.

Ja, @dS.

Aber Pilz klingt in der PK trotz der Rücktrittsankündigung sehr kämpferisch.

Ich glaube, dass er jetzt alles versuchen wird, den Grünen den Daumen in den Arsch zu schieben! ;)
(Mal frei heraus gesprochen.)

@Momjul
Der Rücktritt erfolgte aufgrund der Vorwürfe aus dem Forum Alpbach, das hat mit den Grünen nichts zu tun.
Die Geschichte, die sich im grünen Parlamentsklub abgespielt hat, weist er ja zurück, wenn ich das in der Pressekonferenz richtig verstanden habe. Da hatte offenbar eine Mitarbeiterin zu hohe politische Ambitionen.

In Alpbach ist angeblich folgendes passiert:

Die dem FALTER namentlich bekannte Frau belastet Pilz schwer: „Beim Europäischen Forum Alpbach 2013 stand ich (..) in einer Runde zusammen (vielleicht noch 2 weitere Personen) – wir unterhielten uns gut. Peter Pilz stieß dazu und raunte uns irgendetwas entgegen. Er war relativ betrunken und wollte offensichtlich provozieren. Wir haben das mit einem Scherz abgetan und versucht, ihn ins Gespräch einzubinden. Plötzlich kam er immer näher, sagte noch etwas á „du bist auch eins von diesen ÖVP Mädels“ – ich kann es nicht mehr genau wiedergeben, es kamen ein paar abschätzige Phrasen hinterher. Plötzlich wurde die ganze Situation noch sehr viel unangenehmer: seine Hände waren überall! Zuerst umklammerte er meinen Arm, mit der anderen Hand war er meinem Hals und dann an meinem Busen und Rücken. Auch sein Gesicht war viel zu nahe an mir. Das ging alles ziemlich schnell. Ich konnte mich nicht bewegen, nicht atmen, geschweige denn wehren. Ich rechne ja nicht damit, dass ich in einer gemütlichen Runde am EFA plötzlich aggressiv begrapscht wird.“ 

Zwei Männer hätten Peter Pilz nun weggezogen und die Situation entspannt. „Ich stand neben mir und wusste nicht, was gerade geschehen ist. Und weshalb er gerade an mir war? Als er mit seiner eigenen Liste kandidierte, habe ich mir schon immer wieder überlegt, ob ich das öffentlich machen soll. Aber wie schaut das aus, wenn eine EVP Mitarbeiterin Anschuldigungen gegen den Saubermann Peter Pilz vorbringt, kurz vor der Wahl, fast vier Jahre nachdem es passiert ist; auch wenns von Zeugen bestätigt wird, wirkt das wohl plump konstruiert. Ich bewundere die Courage seiner ehemaligen Mitarbeiterin.“ 

Pilz zum FALTER: „Ich habe keine Erinnerung mehr an diesen Vorfall. Ich kann dazu nichts mehr sagen. Es tut mir leid. Aber wenn es zwei Zeugen dafür gibt, werde ich zurücktreten. Ich habe hohe Maßstäbe und diese gelten auch für mich.“
https://cms.falter.at/falter/2017/11/04/peter-pilz-tritt-zurueck/

Ja toll. Der Falter, eines der wenigen linken Blätter in Österreich, hat sich damit ins eigene Fleisch geschnitten. Einen Ex-Grünen durch die Recherche hinauszuschießen. Wollen sie den linken Flügel in Österreich komplett zerstören?

Andererseits finde ich es gut, dass Pilz zurücktritt. Aber eine Liste Pilz ohne Pilz? Wie soll denn das gehen?

Funkystreet schrieb:Ja toll. Der Falter, eines der wenigen linken Blätter in Österreich, hat sich damit ins eigene Fleisch geschnitten. Einen Ex-Grünen durch die Recherche hinauszuschießen. Wollen sie den linken Flügel in Österreich komplett zerstören?

Ich finde es gut, wenn Journalisten unabhängig von ihrer eigenen politischen Meinung recherchieren und aufdecken.

@dS
Ja, schon. Aber die linken Blätter in Österreich müssen wirklich schauen, wo sie bleiben. Sie verlieren momentan arg an Boden. Bei den rechten gibt es viel weniger Eigenbeschuss, bzw. gar keinen.

Die österreichische politische Szene ist so krass wie Dallas & Denver zusammen, oder moderner gesagt wie Game of Thrones & House of Cards.

Übrigens: Bei House of Cards wird jetzt aus sexuellen Gründen etwas frei ...

Momjul schrieb:Momentan stellt sich in Österreich bei den kleinen Parteien die Frage, ob die Sex-Vorwürfe gegen Peter Pilz berechtigt sind oder ob er gerade jetzt angegriffen wird, wo klar ist, dass er die Grünen auch auf Landesebene herausfordern wird!

Witzigerweise ist das bei uns in einer Runde kürzlich zum Spaß gefallen, dass die Grünen ihn doch bezichtigen könnten, als man hörte, dass er in Wien antreten will.

Edit: Jetzt ist er mal zurückgetreten.

also ich trau der ganzen "#metoo"-welle sowieso nicht ganz. egal ob in österreich oder den usa, ob in der politik oder derm showbusiness. es gibt sicherlich genug opfer die aus verschiedensten gründen bisher geschwiegen haben und die wirklich opfer solcher belästigungen oder gar übergriffen wurden. aber wenn man die berichte dazu liest - und die kommen derzeit im stundentakt zu anderen "tätern" - fragt man sich schon was man als mensch, aber speziell als mann, noch überhaupt tun und sagen darf...

In einigen Fällen stimmt es doch, z. B. bei Nadia Daam in Frankreich.

Aber laut Oe24 wollte Ulrike Lunacek das schmutzige Material NICHT an die Öffentlichkeit spielen.
Jetzt ist sie weg und das Mat ist da!

bei den Nachbarn im süden ist ordentlich was los.....nicht nur in London....

mal sehen, wann es in Berlin soweit ist, dass Männer wegen sexueller Vergehen /sexualisierter Gewalt in Wort und Tat von ihren Posten fliegen.

Peter Pilz: "Nehme Mandat im Nationalrat nicht an"

WIEN. Peter Pilz zieht sich nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen ihn zurück und wird sein Nationalratsmandat nicht annehmen. Das gab der langjährige Grünen-Mandatar und Listengründer am Samstagvormittag bei einer Pressekonferenz bekannt.#

Pilz bestritt die Vorwürfe einer ehemaligen Grünen Mitarbeiterin, erklärte aber, die im "Falter" erhobenen neuen Vorwürfe "äußerst ernst" zu nehmen. Eine Mitarbeiterin der Europäischen Volkspartei soll beim Forum Alpbach 2013 von Pilz begrapscht worden sein, wofür es laut "Falter" Zeugen gibt. Er habe keine persönliche Erinnerung daran, so Pilz, aber: "Die strengen Maßstäbe gelten auch für mich.".....

http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/wahl2017/Peter-Pilz-Nehme-Mandat-im-Nationalrat-nicht-an;art204165,2725125

Pilz-Rücktritt: So reagiert Eva Glawischnig

WIEN. Nach dem politischen Rückzug des ehemaligen Grünen-Abgeordneten Peter Pilz äußert sich nun auch die ehemalige Klubobfrau der Grünen, Eva Glawischnig, zur Causa.
Von nachrichten.at, 04. November 2017 - 14:41 Uhr

"Ich weise als damals politisch verantwortliche Klubobfrau den Vorwurf der politischen Intrige aufs Schärfste zurück",

http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/wahl2017/Pilz-Ruecktritt-So-reagiert-Eva-Glawischnig;art204165,2725871

Im Gegenteil: Proll schüttet sogar noch weiter Öl ins Feuer. Denn auch dem gängigen Bild des Kräfteverhältnisses von Mann und Frau könne sie nichts abgewinnen. "Ich kenne diese ganzen Schauspielerinnen, die auf den Galas und irgendwelchen Preisen und Events herumlaufen und ihre Möpse irgendwelchen Produzenten unter die Nase halten, sich auf Schöße setzen und hinterher behaupten, sie sind sexuell belästigt worden. Ich kenne doch diese ganzen Kolleginnen, die jetzt posten #metoo, ich weiß doch wie die sich 'zubehaun' zu den Produzenten."
Frauen würden sich gerne hinstellen, als seien sie die besseren Menschen, so Proll. Dabei würden auch Männer unsittliche Angebote bekommen, weiß sie aus eigener Erfahrung. "Wie oft ist mein Mann schon auf Veranstaltungen angesprochen worden, ob er nicht Lust auf einen Blowjob hat. Das ist ja in Ordnung, sie können ja ihr Glück versuchen. Aber bitte postet dann nicht #metoo, da bekomme ich einen Ausschlag." Und weiter: "Ich sehe meinen Mann auch als Opfer sexueller Gewalt, ich habe immer scherzhaft gesagt: Warum postest du nicht #metoo? Weil er hat zehnmal mehr mitgemacht als ich."
http://mobil.krone.at/596879

zum glück hat das mit nina proll eine frau gesagt und kein mann!