@ahriahri schrieb:Niemand hier hat ein Verbot gefordert. Das Einzige, was gefordert wurde ist, dass sich Menschen vielleicht einfach tatsächlich mal damit auseinandersetzen und nachvollziehen können, wieso sich manche Menschen daran stören.
Erkenntnissstufen:
1: Man hat keine Ahnung, warum sich jemand daran stoeren koennte
2: Man befasst sich damit und entwickelt ein Verstaendnis
3: Man hat sich damit befasst und fuer sich entschieden, dass es Unsinn ist
Drei kann auch anders ausfallen, aber dennoch: Verwechsle 1 und 3 nicht. Viele machen es sich bei 2 bequem und unterstellen froehlich allen auf 3, sie wuerden es nicht begreifen. Doch, so einige begreifen es, das heisst aber nicht, dass man dem zustimmt.
Bei diesem Versuch (also die Posteraktion, nicht dein Post), etwas als moralisch fragwuerdig zu definieren (was imo durchaus einem Verbot nahe kommt), sehe ich einen irren Haufen an Problemen vom Himmel runterhageln.
Beginnend damit, dass die gesamte Debatte eigentlich nur anhand von Fantasieprodukten gefuehrt wird und somit von vornherein komplett wertlos ist. Wir nehmen hier nicht sauber durchgefuehrte Statistiken zur Hand, die deutlich aufzeigen, dass Minderheit X sich ganz doll beleidigt fuehlt, sondern man fantasiert sich erstmal einen Weg herbei, ueber den sich jemand womoeglich beleidigt fuehlen koennte.
Klar findet man immer auch ein kleines Beispiel fuer eine einzelne Person, die sich tatsaechlich diesem Weg folgend beleidigt fuehlt. Naja ... ich koennte auch locker einen Bayern aus dem Hut zaubern, der sich durch lederhosen-tragende, chinesische Touristen beleidigt fuehlt. Ein ehemaliger Nachbar von mir war einer von der Sorte und kein Mensch nimmt den fuer voll. Da muss eben schon mehr gebracht werden, als kleine Einzelfaelle.
Naechstes Problem ist, dass sich bei dem Thema (wie so ziemlich immer, wenn es um irgendeine angebliche Minderheit geht) hauptsaechlich ein paar weisse Wohlstandskinder herausnehmen, fuer jemand anderen zu sprechen. Das mag nett gemeint sein, aber es ist nicht nett. Man behandelt hier erwachsene Menschen wie schutzbeduerftige Kinder, die sich nicht helfen koennen. Menschen moegen das nicht.
Drittes Problem ist im Grunde der dickfluessige Rassismus, der aus dieser eigentlich nettgemeinten Geste heraustrieft, denn wenn unterstellt wird, man koenne mit Kostuem Y jemanden verletzen, unterstellt man gleichzeitig, jemand wuerde sich durch Kostuem Y verletzt fuehlen. Die Beziehung zu diesem jemanden baut man nun worauf auf? Genau: Hautfarbe, Herkunft, Muttersprache ... etc.
In meinem Weltbild laufen ganz viele Menschen aus ganz vielen Laendern herum, die unterschiedliche Hautfarben haben und sich gelegentlich in unterschiedlichen Muttersprachen verstaendigen. Sie unterscheiden sich von einander durch genau garnichts - zumindest durch nichts, worauf aus den genannten Attributen geschlossen werden koennte.
Ich habe noch nie das Gefuehl gehabt, ich koennte von der Hautfarbe auf Verletzlichkeit oder von Religion auf Humor, oder von Herkunft auf Abstraktionsfaehigkeit schliessen.
Es nehmen sich also ein paar weisse Wohlstandsgoeren das Recht heraus, von der Hautfarbe oder der Herkunft von Menschen auf tiefere Charactereigenschaften zu schliessen. Das ist feinster Rassismus wie ihn auch ein Sarazin nicht besser hinkriegen wuerde.
Viertes Problem ist, dass man mehr kuenstliche Unterschiede schafft, als dass man Menschen annaehert. Wie sollte gegenseitiger Respekt und Annaeherung auch ablaufen, wenn anstatt Gleichbehandlung nun angesagt wird, dass einigen Gruppen eine Sonderbehandlung und ein Taetscheln mit Samthandschuhen zusteht?
Das wird dann natuerlich damit verargumentiert, dass die Vorfahren dieser Gruppe von den Vorfahren von irgendjemand anders irgendwann einmal diskriminiert wurden.
Hey, hier mal eine Idee, wie man mit Leuten umgehen koennte, deren Vorfahren diskriminiert und unterdrueckt wurden: Man koennte sie zur Abwechslung mal wie ganz normale Menschen behandeln. Quasi ... genauso wie jeden anderen auch - ganz ohne ihnen durch solche Aktionen staendig das Gefuehl zu geben, sie waeren einzig aufgrund von Hautfarbe oder Herkunft irgendwie "anders". Das waer doch mal ein Fortschritt! Oh wait ... das macht bei uns auch so ziemlich jeder - bis auf ein paar dauerbeleidigte, weisse Wohlstandskinder, die meinen, ihre herbeifantasierte Ueberkorrektheit waere irgendetwas anderes als tiefverwurzelter Rassismus, gegen den sie jedoch vorgeben anzukaempfen.