Political correctness, ein gescheitertes Experiment
23.03.2021 um 06:05
Ich glaube, ich kann jetzt besser formulieren, was mein Problem an der gängigen Auslegung von PC ist: Sie ist absoluter Schwachsinn!
Und ich werde euch auch verraten, warum.
Die Grundidee, dass Sprache denken formt und man sie darauf untersuchen muss, wie sie wirkt, ist absolut richtig. Dazu eine Geschichte von mir: Als ich ich einer Psychiatrie gearbeitet, war ich mal mit Patienten auf ausgang.
Ein Patient von mir stand einer älteren Frau im Weg und ich sagte "Herr X, machen sie kurz platz?". Für mich war das ein freundlicher Ton. Für ihn nicht, der hat sich (wohl auch durch seine Krankheit) sehr echauffiert darüber. "machen sie platz, sie reden mit mir wie mit einem Hund".
Sicher könnte man sagen, er hat sich angestellt. Aber es ist nunmal wahr, dass mit Sprache sehr feine Konnotationen übertragen werden, oft unbewusst. Wenn man untersucht, wie Menschen miteinander reden, obwohl sie objektiv dasselbe sagen, kann man viel über ihre Beziehung und deren Machtverhältnisse herausfinden.
Für mich sollte es in PC um einermaßen fundierte Überlegungen darüber gehen, wie man Sprache weniger oppressiv und mehr empathisch machen kann. Das beinhaltet die vermeidung von beleidigenden Worten. Ich denke wir sind uns alle einig, dass ein Artikel wie er noch in den 60ern im Spiegel in ordnung war, wo das wort 'neger' drin vorkommt, nicht in Ordnung ist.
Weil Neger, EGAL WELCHE WORTHERKUNFT DAS HAT UND EGAL WAS MAN DAMIT MEINT UND EGAL WIE DAS MAL BENUTZT WURDE, immer eine abwertende Konnotation hat, selbst, wenn man es in neutralen Sätzen verwendet. Weil da einfach eine so lange Historie der Diskriminierung und Exotisierung hintersteckt.
ABER: Auch der Satz "Die Syrer müssen lernen, sich an unsere Gepflogenheiten zu halten" ist für mich nicht politisch korrekt. Denn auch hier findet sich Gewalt in Sprache wieder. Man hätte ja auch sagen können "In unserer Gesellschaft müssen bestimmte Grundsätze für jeden klar sein". Man hat sich aber anders entschieden.
Der Satz "Die Syrer müssen lernen, sich an unsere Gepflogenheiten zu halten" kommt ohne schlimme Worte aus, aber trotzdem beinhaltet er direkt mehrere Implikationen, die diskriminierend sind.
"sie müssen lernen" impliziert, dass sie es noch nicht können.
"Die Syrer" macht keinerlei unterschiede und greift diese Gruppe zugleich heraus.
"Unsere Gepflogenheiten", sie müssen sich uns unterordnen. UNSEREN Gepflogenheiten.
Ich würde sogar behaupten, solche Sätze sind wesentlich diskriminierender und problematischer als irgendein blöder Sportkommentar über 'das Land des Sushi', weil sie viel schwerer als diskriminierend zu erkennen sind und von den meisten goutiert werden. Und das sind auch keine fehlgeleiteten Witze, da geht es um klare ernstgemeinte Aussagen, die da versteckt drin sind.
Mein Problem mit der heute gängigen Auslegung von PC ist, dass man sich da nur auf Triggerworte konzentriert. "er hat das und das gesagt, der ist jetzt böse". Aber eigentlich müssten wir gemeinsam darauf hinwirken, dass wir unsere Sprache bezüglich der Implikationen mit bedacht wählen, nicht bezüglich der Triggerworte.
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Political correctness, ein gescheitertes Experiment
23.03.2021 um 08:13
Es wird alles zum krampf so.
Das hatte ich vorher nicht.
Alles wird ganz unnaturlich. Klar frage ich wo her sie kommen. Tat man bei mir auch wo man mein akzent hörte. Fand ich ganz normal. Würde witze gemacht, fand ich ganz normal, konnte gut zurück kontern.
Manche haben angst vor die spritze da könnte was drin sein, dabei versuchen sie uns auf andere art was einzupflanzen.
Wirkt wie ein krampf.
Schade.
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