Tussinelda schrieb:also antisemitische Beleidigungen, rassistische Beleidigungen, Stereotype etc. verursachen keinen Schaden?
Also ich sehe erstmal einen Unterschied, vereinfacht dargestellt, zwischen:
- zB Die Juden würden nicht umsonst so einen Einfluss haben und häufig in Spitzenpositionen anzutreffen sein... War schon immer so.
- zB Im Rahmen von Satire und schwarzen Humor sinngemäß in einer Bühnenshow: Das drei der Vergewaltigung Bezichtigten allesamt Juden sind um schließlich diesen unerheblichen Schwachsinn selbst abzulösen mit einer weiteren dummen Stammtischfloskel: Quatsch, denen geht es doch nur um die Frauen...
Während erstere Behauptung lediglich bestehende Vorurteile aufgreift, um selbige zu verschärfen und die betroffene Gruppe noch weiter zu stigmatisieren und den Hass zu verschärfen, ist es bei LE lediglich so, dass sie den im Raum stehenden Schwachsinn nutzt um ein dummes Vorurteil aufzuladen und selbiges gegen die nächste Stammtischparole eintauscht.
Ich spar mir jetzt zum 162. Mal das mittlerweile doch etwas abfgegriffene Wort U-N-F-A-S-S-B-A-R hierfür zu verwenden. Gerade solche inflationär eingesetzten Superlative haben nicht zufällig so einiges mit der Interpretation von LE gemein, nämlich keinen Unterschied zu wahrhaftigen Antisemitismus mehr ziehen zu können. Wollte LE nach allem was bekannt ist, lediglich mit gängigen Klischees die Selbstgefälligkeit und Gefahren hinter dem einvernehmlichen moralischen Konsens aufzeigen... Sie waren als Stilmittel gedacht.
Satire muss aus sich selbst heraus verspotten und überspitzen, um gerade eine Denk -oder Fühlweise anzugehen und dahinterliegende Muster sichtbar zu machen.
Der Hamletgeschichte in all ihren Facetten, von Christoph Schlingensief inszeniert, rührte diesen moralischen Konsens beispielsweise ebenso an, indem er "ehemalige" Nazis daür benutzte, um ua die Doppelmoral von deutschen Austeigerprojekten aufzuzeigen und entsprechende Bekentnisse derart zu überspitzen, dass es kracht.
Hamlet ist mit Sicherheit Schlingensiefs bislang merkwürdigstes Projekt. Natürlich sind sie nicht wirklich glaubwürdig, all die stramm memoriert vorgetragenen Aussteigerbiografien, die den Journalisten immer und immer wieder aufgesagt werden. Doch auf die Frage, wer hier wen für seine Zwecke benutzt hat, wird die Antwort immer nur Schlingensief lauten. Der Dramaturg Carl Hegemann sagt: "Eigentlich wollten wir mit dem Projekt nur die Absurdität des Exit-Programms der Bundesregierung darstellen. Und jetzt wollen die plötzlich wirklich aussteigen. Es ist nicht zu fassen."
Quelle:
http://www.judentum.net/kultur/schlingensief.htmDer Vergleich um es
@Groucho wieder einmal vorwegzunehmen, ist ein neuerlicher "Tiefpunkt des Threads". Ich weiß.