Political correctness, ein gescheitertes Experiment
13.12.2020 um 15:32
Bei der Diskussion um das Gendern kommt mir die sprachliche Dimension etwas zu kurz. Und da hier zuletzt mehrfach nach überzeugenden Argumenten gegen das Gendern gefragt wurde, möchte ich da mal sammeln, was für meine Ablehnung entscheidend ist.
Unnötig (Genus vs. Sexus)
Nicht nur Frauen sind mitgemeint, sondern auch Männer. Das biologische Geschlecht spielt nämlich bei Funktionsbezeichnungen für den Inhalt in der Regel überhaupt keine Rolle. Wo dies doch der Fall ist, muss man ohnehin von Lehrerinnen oder männlichen Lehrern sprechen, da Männer keine eigene Form haben.
Wenn ein Lehrer früher sagte, er brauche mal die Hilfe von drei Schülern, war klar, was gemeint ist. Was aber sind drei Schüler*innen? Drei männliche Schüler können es ja nicht sein, drei Schülerinnen auch nicht. Dann machte das Gendern keinen Sinn. Aber wie sollen die biologischen Geschlechter verteilt sein? Oder ist es egal? Warum dann differenzieren?
Macht die Sprache kaputt
Das führt zum grundsätzlichen Problem: Gendern führt nicht nur andere Wörter ein, sondern ist vielmehr ein grundlegender Eingriff in die Funktion der Sprache. Über PC-Wortneuschöpfungen lässt sich an der Stelle noch streiten, wenn ich es wegen der Euphemismus-Tretmühle auch nicht für zielführend halte. Gendern macht die Sprache aber kaputt! Die drei Schüler sind ein Beispiel, Ärzte ein anderes. Bei Ärzt*innen wird ja nicht nur etwas angefügt, "Ärzt" ist einfach kein Wort mehr. Der Rattenschwanz an weiteren Anpassungen und Doppelschreibungen im gesamten Satz macht es noch schlimmer.
Nicht durchzuhalten
Erschwerend kommt hinzu und folgt daraus, dass das Gendern auch gar nicht durchzuhalten ist. Es ist eine schöne Eigenart der deutschen Sprache, dass durch Aneinanderhängen beliebig neue Wörter kreiert werden können, die einen sehr exakten Ausdruck ermöglichen. Aber wie gendert man den Bürgermeisterkandidat ohne die Bürgerinnen, Bürgermeisterinnen oder Kandidatinnen einfach nur mitzumeinen?
Informationsaufnahme deutlich erschwert
Das Gendern fügt bei jeder Personenbezeichnung eine zusätzliche und für den Kontext meist unnötige Information hinzu. Trotzdem müssen wir diese erfassen und gedanklich verarbeiten, ihnen einen Sinn geben. Das führt immer wieder von der eigentlichen Aussage eines Satzes weg, sofern das biologische Geschlecht dafür nicht relevant ist. Und das ist meistens der Fall.
Leichte Sprache und Deutsch als Fremdsprache
Menschen, die leichter Sprache bedürfen oder Deutsch als Fremdsprache lernen, werden ausgegrenzt. Zumindest wird ihnen das Lernen und Verwenden der Sprache immens erschwert.
Ästhetik
Zum Schluss doch noch der Punkt, den man natürlich einfach als Geschmackssache abtun kann. Die Sprache verliert an Schönheit und Ausdruck, wenn man gendert. Nicht nur die Sternchen, Striche und so weiter. Auch bildhafte Ausdrücke, die für mich eine Sprache ausmachen, gehen verloren. "Jeder ist seines Glückes Schmied" vs. "Jede*r ist seines*r [?] Glückes Schmied*in".
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