Tussinelda schrieb:Es geht doch hier um bewusste Entscheidungen. Man entscheidet sich bewusst und willentlich, diskriminierende Sprache nicht mehr zu verwenden. Wer das nicht will, der kann gerne so reden, wie er will, nur diskriminiert er dann womöglich und muss sich dann eben mit entsprechender Kritik auseinandersetzen.
Ist sicher auch zT wahr.
Nur wird seitens der Kritiker meines Erachtens zu weit gegriffen, wenn man zB das Zigeunerschnitzel als Diskriminierung von Minderheiten hinstellt, und die Benutzer solcher Begriffe unverhältnismäßig starkt angreift. Kein Durchsnittsmensch, der je so eine Gericht bestellt hatte, würde hier um 12 Ecken die Roma diskriminieren wollen, da bin ich mir ziemlich sicher. Dennoch wird ihm indirekt der Vorwurf gemacht, und gleichzeitig nicht selten dabei suggeriert, dass er salopp gesagt ein "ignorantes A*loch" ist, weil er hier die Befindlichkeiten von Minderheiten verletzt.
Da steht du erstmal da als Jemand, der Jahrzehnte lang keiner Fliege was zu Leide tat, und dir jetzt nur noch die Kinnlade runter fällt, ob dieser Beschuldigung.
Ich sehe doch immer wieder die großen Fragezeichen über den Köpfen der Menschen, die sich fragen, was bitte habe ich mit Unterdrückung von Minderheiten zu tun, wie kommt jemand auf die Idee, ich wollte jemanden verletzen, diskriminieren, beleidigen? Warum werd ich mit Sklavenhaltern etc. verglichen? Klar gibt es entsprechende Verbindungen, aber die wirken auf viele Zeitgenossen völlig Abstrakt und unzulässig weit verallgemeinert - einfach schlecht Konstruiert, so dass sie sich rein auf der emotionalen Ebene nicht damit anfreunden können.
Das ist das Dilemma hier.
Tussinelda schrieb:Man darf nie vergessen, dass Sprache ein machtvolles Instrument ist,dementsprechend sollte man es benutzen.
Sprache beeinflusst, wie wir denken, wie wir die Welt sehen, wie wir anderen vermitteln, wie die Welt ist, wie wir sie sehen. Da sollte man nicht unbewusst und unwissend mit Worten um sich werfen, die andere garantiert verletzen. Wir können das kontrollieren, in dem wir unsere Sprache und unser Handeln reflektieren....das ist eine Fähigkeit, die wir haben und nutzen können und so eben auch Sprache verändern. Weil wir das WOLLEN, nicht weil wir müssen.
Garantiert verletzen ist ermal nur eine Annahme.
Sicher gibt es welche, die sich durch bestimmte Bezeichnungen verletzt fühlen können, aber so eine Empfindung ist wie überall in der zwischenmenschlichen Kommunikation keine Einbahnstraße, die nur vom Sender zum Empfänger führ. Sprich, wenn sich einer aufgrund von eher harmlosen Bezeichnungen verletzt fühlt, wie zB Mohr, der ja überall noch drin stecken kann, dann könnte auch was mit dem Verhältnis des Beleidigten zur besagten Kultur nicht stimmen, von der er sich so angegriffen fühlt. Zumal es sicher auch viele geben wird, denen es schlicht egal ist, weil sie eben solche Dinge wie den Mohrenkopf ganz anders bewerten, als die mit einem schlechteren Verhältnis.
Auch hier könnte - oder sogar müsste so ein Mensch in einen ernsten Dialog treten, und seine Situation immer und immer wieder sachlich erklären, ohne den Benutzer solcher Worte vorzuverurteilen und ihm gleich böse Absichten zu unterstellen.
Oft gibt es diese Absichten nicht, sondern einfach nur Gewohnheiten, bzw auch nicht selten einen emotionalen Widerwillen, weil gerade solche Begriffe, die man eben höchstwahrscheinlich nicht benutzt, um jemandem zu nahe zu treten, immer nur so beleidigend sein können, wie man sie auffasst. Nicht aber so beleidigend sein müssen, wie man sie auffassen will.
Auch hier kommt es auf viele Faktoren an. Tonfall, Kontext, persönliche Beziehungsebene beider, Sender und Empfänger, und noch in einer Relation zur Gesamtkultur betrachtet. etc pp
Kommunikation ist komplexer als "er hat Mohr und Zigeunerschnitzel gesagt, er ist ein Ignorant oder schlimmeres"
Das ist wichtig zu verstehen, bevor man jemandem Diskriminierung, Rassismus oder sonst was in der Art ankreidet.