Moderation strikes again:
vincent schrieb:
Im gleichen Atemzug macht man sich dann über eine PC lustig, die im Grunde meistens nur das einfordert. Den Kontext zu betrachten.
Naja, ich sag mal so: Wenn ich das Gefühl hätte, dass alle Anwender der PC eben das täten, und den auch entsprechend einzuordnen wüssten, dann wäre ja viel gewonnen
Da gibt es Leute, auf jeden Fall. Einer meiner besten Freunde ist das, was man gemeinhin einen Gutmenschen nennt - ich nenne es eher "optimistischer Idealist". Und der weiß eben auch an Luther zu würdigen, was es zu würdigen gibt, ohne ihn gleich auf den viel zitierten "Müllhaufen der Geschichte" zu verbannen.
Keine Unterstellung, dass es _dein_ Bestreben wäre, aber solcherley Fälle, die gibt es.
Und auch Kants Antisemitismus wird halt seine Bedeutung als wichtiger Philosoph der Aufklärung nicht ändern.
Im Rahmen des zeitlichen Kontextes, ist es nicht überraschend, das Kant Antisemit war, da damals gesamtgesellschaftlich Juden als Volksgruppe Eigenschaften zugeschrieben wurden. Er war also gegen das politische Judentum, war aber zeitgleich Atheist, negierte also ohnehin die Existenz jedweder Gottheiten, demzufolge war für ihn ein religiöses Judentum praktisch nicht existent.
Trotzdem war Kant in der Lage, den Kategorischen Imperativ anzuwenden, der eben auch in seiner Vorstellung des Juden, diesen miteinbezog und zu einer Besserung in seiner Anschauung verholfen hätte.
Will sagen, mit Kants
"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."
verkürzt gesagt
"Was nicht du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem ander'n zu"
schließt er sich und auch den Juden mit ein und propagiert eine Möglichkeit der Koexistenz im Frieden miteinander.
Man sieht also, dass sich Kant in seinem Schaffen über den Antisemitismus der Gesellschaftlich vorgelebt wurde, hinaus Gedanken gemacht hat, wie ein solches überwunden werden kann, indem ein gesellschaftliches Umdenken stattfindet. Insofern könnte man sagen, dass Kant durchaus politisch Korrekt im Rahmen seiner Zeit war, denn dieses Gesetz übergreift ja auch auf das damals noch existierende System der Stände und des "nach-unten-tretens".
Der Imperativ lautet ja nicht:
"Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde, außer bei Juden!"