CMO schrieb:Besonders bestürzend finde ich aber dass diese Meinung oft sogar noch von gebildeten, intellektuell kultivierten Menschen vertreten und verfochten wird. Gerade in diesen Fällen sind mir die Gründe für eine solche pauschale Verurteilung noch unbegreiflicher. Für meine Begriffe sollte es doch gerade diese Bildungsbürger sein, die die öffentliche Meinung nicht einfach übernehmen - sondern auf der Basis Ihres kritischen Verstandes eine eigene, unabhängige Beurteilung vornehmen können sollten.
das sind zZt wohl vorallem gesellschaftl Schichten aus "Pseudo-intellektuellen", die Teilhabe des Volkes (im Sinne ungebildeten Pöbels) an demokratischen Prozessen (zB Wahlen!) für falsch wenn nicht gar gefährlich halten.
Es gibt gesellschaftliche Gruppen, die ihre narzisstische Selbstüberhöhung daraus beziehen, dass sie sich auf der "moralisch" richtigen Seite wähnen.
vielleicht hilft es dir , dich mit der Begrifflichkeit
Halbbildung zu beschäftigen.
ich sehe nämlich schon lange in linken und teils grünen Kreisen kein Bildungsbürgertum - dieses ist in der Regel wertkonservativ und neigt nicht zu Sozialutopien wie no borders-no nations, bedingungslosese Grundeinkommen für alle Bürger, Neuankommende usw... als ultimative Umverteilung von Kapital, an deren Vermehrung sie sich stören.
Halbbildung:Bereits im 19. Jahrhundert zeigte sich, dass das humanistische Bildungsdenken abgelöst von seinen theoretischen Bezügen zu Vereinseitigungen und Verkehrungen führte. Bildung kennzeichnete alsbald eine Ansammlung von Kenntnissen, die sich wichtigen neuen Bereichen wie Wirtschaft, Technik und Politik versperrte und den angenommenen kulturellen Tiefstand der Bildung von einer veräußerlichten humanistischen Bildungsnorm her kritisierte. Bildung in diesem Sinne ist nicht länger autarke, sondern musisch-literarische Bildung, die den Gebildeten befähigt, über alles Nichtspezielle mitzureden, mithin ist sie nicht mehr als ein unspezifisches Wissen über Geschichte, Literatur, Kunst und Philosophie. Besonders sprichwörtlich ist solche Halbbildung, wenn sie sich nur aus Listen von Zitaten (siehe dazu: Geflügeltes Wort) oder aus Kreuzworträtselwissen zusammensetzt.
das zZt. Ton-angebende urbane ""Bildungsbürgertum" besitzt mit Sicherheit ein hohes musisch-literarische Bildungniveau und ein vertieftes Wissen über Hollywood-filme.
Ein halbgebildeter Mensch hat sich dasselbe Wissen angeeignet, über das auch ein Gebildeter verfügt, aber er gebraucht sein Wissen in verdinglichter, domestizierter Weise, z. B. indem er Phänomene rein mechanisch klassifiziert und subsumiert, anstatt sie in ihrer Lebendigkeit zu begreifen und sich anzueignen. Aufgrund dieser Starrheit ist der Halbgebildete sogar dem Ungebildeten unterlegen, denn dieser verfügt zwar nicht über das fachliche Hintergrundwissen, wohl aber über den naturwüchsigen unvoreingenommenen Blick und ist frei von jeglichem Narzissmus. Unbildung, als bloße Naivetät, bloßes Nichtwissen, gestattete ein unmittelbares Verhältnis zu den Objekten und konnte zum kritischen Bewußtsein gesteigert werden kraft ihres Potentials von Skepsis, Witz und Ironie - Eigenschaften, die im nicht ganz domestizierten gedeihen. Der Halbbildung will das nicht glücken.
wenn nach solcher Definition Halbgebildete, urbane Gruppierungen den gesellschaftlichen Ton zunehmend bestimmen kann man wunderbar beobachten, dass ein Teil (ich nenne es) Herzensbildung fehlt. Kein wahrhaft gebildeter Mensch läuft einer Demonstration nach, in der "Deutschland verrecke" skandiert wird. Kein wahrhaft gebildeter Mensch wirft mit Steinen oder Molotow-cocktails auf Menschen und Häuser, kein wahrhaft gebildeter Mensch findet für ""Entglasungen" , Anzünden von Autos, Menschenjagd und andere Enthemmung eine verharmlosende, "alternative" Erklärung.
Dass zunehmend GEwalt (in der Sprache, in zwischenmenschlichen Streitigkeite, bei Demonstrationen etc) als legitimes Mittel zur Durchsetzung persönlicher Überzeugungen, politischer Ziele oder als einziges Konfliktlösungsmittel angesehen wird, hat mit einem deutlichen Werteverlust innerhalb der Gesellschaft zu tun und mit einer immer stärkeren Ausdifferenzierung der GEsellschaft. Dieser Werteverlust resultiert nicht zuletzt daraus, dass Bildung im Sinne ganzheitlicher humanistischer Weltanschauung kein Ziel darstellt.
Um den Menschen hierzu zu befähigen, bedarf es nach humanistischer Vorstellung der Sprach-Bildung, des Geschichtswissens und des Kunstverständnisses. Das wahre Element der Bildung ist die Geselligkeit, insbesondere das Gespräch als offene wechselseitige Anregung. Denn in derartigen Gesprächen erkennt sich der Mensch im Spiegel des Anderen als Wert an sich selbst, erfindet sich immer wieder aufs Neue und nimmt teil an Prozessen der Konstruktion sozialer und politischer Welten, was sich nicht zuletzt auf die Höherbildung des Menschengeschlechtes auswirken kann.
um den Bogen zum topic herzustellen:
wer sich des Wertes unterschiedlicher Meinungen bewusst ist, wird nicht versuchen sie in ein vermeintlich politisch-korrektes Sprachkorsett zu pressen (das ist Umgang mit Symptomen, ändert aber nicht die Ursachen)
An die Fraktion, die meint daraus ableiten zu können, dass ich für den Beibehalts sprachlicher Diskriminierung plädiere : Irrtum!
ich möchte lediglich, dass aus sog. politischer Korrektheit nicht neue Diskriminierung/Stigmatisierung erwächst!
das obige enthält keine Behauptung sondern stellt meine persönliche Meinung dar!
Zitate:
Wikipedia: Halbbildung